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John Spartan 117, der Master Chief, ist auch nach zwanzig Jahren Seriengeschichte nicht tot zu kriegen – was er im neusten Ableger, Halo Infinite, beeindruckend unter Beweis stellt. Doch handelt sich beim mittlerweile sechsten Teil der Hauptreihe um eine Rückkehr zu alter Form, oder wandeln wir auf Zeta Halo auf Irrwegen?

Hinweis: Bei diesem Testbericht behandeln wir ausschließlich den Singleplayer-Part von Halo Infinite. Ein separates Review zum Multiplayer findet ihr ebenfalls in Kürze auf unserer Seite.

Der Zustand der Galaxie

Storytechnisch wollen wir so wenig verraten, wie möglich. Trotzdem benötigen wir eine Grundlage, um einige Aspekte des Spieles näher beleuchten zu können. Falls ihr euch also in keiner Weise etwas vorwegnehmen lassen wollt: Ihr seid gewarnt.

Zur Ausgangslage: Halo Infinite schmeißt uns direkt in die Action. Die Banished, eine Splitterfraktion der ehemaligen Allianz, hat die Menschheit an den Rand der Existenz gedrängt. Auch John kann nicht viel ausrichten, als er gegen Atriox antritt – der ihn prompt ins All wirft.

Die Ringwelt ist wieder Dreh- und Angelpunkt

Dort werden wir glücklicherweise von einem anfangs noch unbenannten Piloten in einem Pelican aufgegabelt. Ein paar Wortwechsel später machen wir aber wieder das, was wir am besten können – Gegner vernichten. Es kommt wie es kommen muss und wir landen auf Zeta Halo, dem seltsamsten aller Halo-Ringe. Dort erhalten wir auch eine neue KI-Begleiterin, genannt die Waffe.

Fortan gilt es, herauszufinden, was die Banished auf der Ringwelt suchen, die restlichen Überlebenden der Menschheit zu vereinen, die Kontrolle zurückzugewinnen – ach, und da war ja auch noch was mit Cortana…

Die Fehler der Vergangenheit

Als Soft-Reboot der Reihe kann Halo Infinite durchaus auf eigenen Beinen stehen. Mit den Banished wird eine nahezu neue Fraktion mit eigenen Beweggründen eingeführt, es gibt neue Entdeckungen auf der Ringwelt und viel Ballast der Reihe wird in den Hintergrund gedrängt…

…bis auf Cortana. Die hat vor allem in Teil 4 und 5 der Halo-Reihe eine tragende Rolle gespielt und wurde vom Fanliebling zur universalen Bedrohung. Schön ist, dass dieser Handlungsstrang, der bei vielen Fans sehr schlecht ankam, nicht unter den Teppich gekehrt wurde. Stattdessen wird er behutsam weitergeführt und mit genügend Exposition versehen, um auch Neueinsteiger nicht komplett zu überfordern.

Die Skyboxen in Halo Infinite sind teilweise atemberaubend

Alles andere, etwa das Schicksal der Infinite, der vergangenen Weggefährten und Co. bleibt zu großen Teilen ein Mysterium. Audiologs, die auf dem Weg gefunden werden können, erlauben es aber zumindest zu erahnen, was in der Zwischenzeit passiert sein könnte.

Am Ende schafft das Ringweltspektakel so einen ganz guten Spagat: Neueinsteiger werden nicht komplett überfordert und können mit genügend Auffassungsgabe herein finden, auch wenn zumindest eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschichte vorab einiges klarer erscheinen lässt. Serienfans, die zudem sämtliches Zusatzmaterial wie Bücher und Comics verschlungen haben, werden die ganzen Feinheiten und Details zu schätzen wissen. Wer allerdings keine Mysterien mag und lieber alles auf dem Teller präsentiert haben möchte, könnte etwas enttäuscht werden.

Enttäuscht werden könnte man auch bei der Präsentation – wobei wir genau das Gegenteil empfinden. Inszenatorisch geht Halo Infinite neue Wege und ist wesentlich näher am Geschehen. Die Perspektiven wirken wie von einem Kameramann aufgenommen, der dem Master Chief folgt. Außerdem gibt es nur wenige Schnitte oder Perspektivwechsel. So verliert man zwar vielleicht das große Ganze aus dem Auge und kann auch nicht bombastische Szenen wie in den Vorgängern auf den Bildschirm zaubern, ist aber auch nah am Geschehen dran – es fühlt sich alles ein wenig geerdeter an.

Besonders gut hat uns der Fokus auf die Interaktion zwischen Master Chief und der Waffe, in großen Teilen auch mit dem Piloten, gefallen. Der Ton ist durchaus emotional und erinnert an die Stärken der Story aus Halo 4. Schade ist nur, dass das Spiel schon vorbei ist, als es wirklich richtig spannend wird…

Jeden Stein den wir sehen, können wir auch erklimmen

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Fazit

Langerwartet, um ein Jahr verschoben und endlich da: Halo Infinite ist genau das, was die Reihe gebraucht hat. Ein Soft Reboot mit neuen (alten) Feinden, Mysterien und einer neuen Herangehensweise an die Spielstruktur.

Gunplaytechnisch ist es das dato bisher ausgereifteste Halo. Sämtliche Mechaniken greifen perfekt ineinander und sorgen für ein flüssiges und vor allem verflucht spaßiges Spielgefühl. Das überwiegt sogar so sehr, dass die deutlichen und fast schon formelartigen Defizite der recht leeren Open World ignoriert werden können.

Audiovisuell strotz der neueste Ableger der Reihe einfach nur vor Charme. Klar, am Ende wäre vielleicht noch etwas mehr in Bezug der Grafik drin gewesen, aber alles wirkt wie aus einem Guss und gerade die Akustik zählt zu dem Besten, was wir im Spielejahr 2021 serviert bekommen haben – gute Kopfhörer oder ein Surroundsystem sind fast schon Pflicht.

Wir sind letztlich gespannt, was für eine Zukunft das Spiel noch vor sich hat. Ausgelegt auf 10 Jahre, wirkt vieles wie ein sehr langer Prolog und eine Vorbereitung auf viele Erweiterungen, die sich die offene Ringwelt zu Nutze machen und die Geschichte rund um das UNSC, die Infinity und letztlich auch den Master Chief vorantreiben und weiterentwickeln.

Für das wirklich immersive Audioerlebnis, den überragenden Soundtrack, die tollen Sprecher, wuchtigen Waffensounds und das räumliche Gefühl bekommt das Sounddesign von uns den XBoxUser Special Award.


Bewertung

Pro

  • Rückkehr zu alten Designs
  • Nahbar erzählte Geschichte
  • Stimmiger Grafikstil
  • Umwerfende Soundkulisse
  • Hervorragendes Gameplay
  • Offene Herangehensweise an viele Missionen dank Open World

Contra

  • Etwas leere Spielwelt
  • Recht standardmäßige Nebenmissionen
  • Story fühlt sich wie ein Intro an
  • Aufploppende Texturen
  • Nicht ganz so charismatische deutsche Sprachausgabe

Gameplay 9 von 10
9/10
Spielspaß 10 von 10
10/10
Spielewelt 7 von 10
7/10
Grafik / Atmosphäre 8 von 10
8/10
Soundqualität 10 von 10
10/10
Inszenierung 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

2 Kommentare

XBU ringdrossel Di, 01.02.2022, 10:25 Uhr

Schöner Bericht, Thorben :).

Ich habe selber Halo immer nebenbei gespielt. War für mich also nie wirklich so wichtig. Daher fallen mir als Nicht-Fan wahrscheinlich mehr Dinge ins Auge.

Ich habe den etwas ernsteren Ton am Anfang begrüßt, da mir die Reihe schon immer zu bunt war. Und auch der erste Bossfight hat Laune gemacht. Endlich gab es mal etwas mehr zu taktieren.

Allerdings hatte mich das Spiel verloren, sobald ich die Open World betrat. Es gibt einfach zu wenig Interessantes zu tun. Und mit "interessant" meine ich nicht nur die x-te Base mit x-fach recycelten Gegnern einzunehmen, sondern mir fehlt da massiv der Content. Warum werden nicht mehr Stories in der offenen Welt erzählt? Inhaltlich schlägt jedes oft schon bemängelte Far Cry/ Assassin's Creed diese leere Welt bei weitem. Dort gibt es wenigstens Variation in Form von mehr Geschichten und mehr Inhalt zu finden. Nicht nur ein paar maue Audiologs.

Hinzu kommt, dass ich den halben Comiclook von Halo Infinite optisch echt schwach finde. Dafür das es das Flaggschiff von MS sein soll, bin ich stark enttäuscht. Es gibt nur eine Art von Bäumchen und diese über und über. Die Berge sehen auch so generisch aus wie sie nur sein können. Hmmm, kann ich nochmal zurück in den ersten Part des Spiels?

Die Ursprungsvision von HI, die mal auf der Messe vor Jahren vorgestellt wurde, hatte sich spannend angehört. Dort gab es viel mehr zu entdecken. Ja, sogar Unterwasserwelten wurden angedeutet. Davon ist jetzt im fertigen Spiel nichts mehr zu sehen. Schade.

Also mal eben für "lau" im GP, ok. Allerdings fehlt mir selbst dafür der Koop. So ist mir das ganze Spiel einfach zu leer. Eine Open World macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn man diese auch mit Inhalten füllt.

XBU Philippe Di, 01.02.2022, 08:50 Uhr

Bin kein großer Halo-Spieler, aber die Serie bietet konstant gute Games. Das muss man Bungie echt lassen.

Allerdings ist der aktuell noch fehlende Co-Op Multiplayer der Kampagne für mich ein Grund, warum ich es nicht spiele. Halo zu zweit zu spielen ist für mich Teil der Kampagne und macht unglaublich Laune. Wenn das Update denn kommt, dann werde ich es bestimmt mal spielen :)