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Nach dem Erfolg von Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch Teil 3 und 4 in der gleichen Weise neu aufgelegt werden. Mit THPS 3+4 versucht man nun, an die nostalgische Euphorie anzuknüpfen – und das gelingt zumindest in weiten Teilen. Technisch ein weiteres starkes Remaster, spielerisch gewohnt gut und optisch beeindruckend. Aber nicht alles ist so rund, wie es auf den ersten Blick scheint.

Klassisches Gameplay trifft auf moderne Optik

Am grundsätzlichen Aufbau hat sich nichts geändert – und das ist erst mal positiv. Das Gameplay ist genauso präzise, flüssig und dynamisch wie bei THPS 1+2. Manuals, Reverts, Wallplants und Transfers lassen sich nahtlos aneinanderreihen, was zu langen, spektakulären Kombos führt, die sich einfach gut anfühlen. Wer die Serie kennt, wird sich sofort wieder zuhause fühlen. Auch Neulinge haben dank des sehr direkten Gameplays eine faire Chance, sich einzuarbeiten – wobei es natürlich hilft, die Eigenheiten der Level auswendig zu kennen.

Was direkt auffällt, ist die optische Darstellung der alten Levels. Hier wurde erneut ganze Arbeit geleistet. Klassiker wie Kanada, Suburbia oder der Airport wurden mit enormem Aufwand grafisch überarbeitet. Die Level sehen nicht nur schärfer und moderner aus, sondern wurden auch atmosphärisch stark verbessert. Besonders abends oder bei Wettereffekten wirken die Umgebungen lebendiger denn je. Auch die Animationen der Skater, das Bewegungsverhalten, die Lichteffekte – alles wirkt wie aus einem Guss. Nur ein paar THPS4-Level wirken etwas enttäuschend. Kona wirkt unglaublich leer, da es auf ein Wettbewerbslevel reduziert wurde. Gleiches gilt für den Zoo-Level: Hier fehlen alle Tiere (!) und auch der Aquarium-Teil ist nicht zugänglich – somit auch hier gefühlt leer. Und was der Zoo und London gemeinsam haben: Beide wurden in die Nacht gehüllt, was aber nicht sonderlich atmosphärisch wirkt. Beide hätten davon profitiert, bunter, heller und verrückter auszusehen – so wirken sie fast banal. Ebenfalls schade: Die beliebten Levels „Carnival“ und „Chicago“ wurden nicht übernommen. Gerade Fans der Serie hätten sich über diese ikonischen Karten gefreut – besonders da bereits viele andere Klassiker enthalten sind. Warum man ausgerechnet diese gestrichen hat, bleibt unverständlich.

Neue Inhalte und clevere Erweiterungen

Doch THPS 3+4 bietet nicht nur Altbekanntes. Drei brandneue Levels haben ihren Weg ins Spiel gefunden – und sie gehören tatsächlich zu den Highlights. Das „Movie Studio“ ist clever designt, bietet verschiedene Sets mit eigenen Rampen und Requisiten und überzeugt mit einem durchdachten Layout. Der „Waterpark“ ist ein echter Hingucker: riesige Pools, Rutschen und verwinkelte Anlagen laden zum Experimentieren ein und bieten eine Vielzahl an Gaps. Und „Pinball“ – optisch vielleicht etwas überdreht – hat mit seinem Arcade-Charme und dem ungewöhnlichen Design trotzdem seinen ganz eigenen Reiz. Diese neuen Maps fügen sich hervorragend in das bestehende Level-Angebot ein und bringen die dringend benötigte Abwechslung ins Spiel.

Auch der Parkeditor wurde sinnvoll erweitert. Neben neuen Objekten kann man nun sogar eigene Ziele und Challenges einbauen, was vor allem für Community-Projekte ein echter Fortschritt ist. Zwar ist das Bauen nach wie vor etwas fummelig und verlangt Geduld, aber die neue Funktionalität verleiht dem Modus endlich wieder Gewicht. Besonders schön: Die Integration in den Onlinebereich funktioniert problemlos – eigene Parks können schnell geteilt und heruntergeladen werden.

Ebenfalls gut gelungen ist der Multiplayer-Modus. Wer schnelle Runden mit Freunden spielen möchte, bekommt sowohl online als auch offline (mit lokalem Splitscreen) eine solide Auswahl. Im Online-Modus können mehrere Spieler gegeneinander antreten, der Wechsel zwischen den Spielmodi erfolgt allerdings fest durchrotiert – eine eigene Auswahl ist leider erneut nicht möglich. Trotzdem: Für ein paar schnelle Trick-Duelle oder Highscore-Jagden zwischendurch funktioniert das wunderbar.

Und wie schon beim Vorgänger sind alle freischaltbaren Inhalte ohne Mikrotransaktionen erreichbar. Wer alles freispielen will, muss Aufgaben erledigen, Skater verbessern und Ziele erreichen. Das motiviert und fühlt sich ehrlich verdient an – gerade in Zeiten, in denen kosmetische Items oft hinter Paywalls versteckt sind, ein echtes Plus.

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Fazit

TSPH 3+4 liefert das, was man von einem Remaster erwarten darf: Die Technik stimmt, das Gameplay ist so gut wie eh und je, die neuen Level bringen frischen Wind und der Multiplayer macht Laune. Wer einfach nur Lust auf klassisches Tony Hawk, Highscores und kreative Lines hat, bekommt hier genau das – und zwar in einer spielerisch sehr gelungenen Form. Die Präsentation ist stimmig, das Tricksystem bleibt das Maß der Dinge im Arcade-Skate-Genre.

Trotzdem spürt man, dass das Konzept langsam ausgereizt ist. Das 2-Minuten-Run-Prinzip ist ein Kind seiner Zeit – es funktioniert noch, aber es fesselt nicht mehr. Gerade bei der Neuauflage von THPS 4 hätte man den Mut haben müssen, sich stärker am Original zu orientieren und vielleicht sogar einen Schritt weiterzugehen. Storyelemente, dynamische Missionen oder andere Gameplay-Ideen hätten der Serie gut getan. So bleibt ein starkes, aber eben auch konservatives Remaster, das sich vor allem an Nostalgiker richtet. Der Spaß ist definitiv da – aber das Gefühl, dass da mehr möglich gewesen wäre, bleibt leider ebenso.


Bewertung

Pro

  • Flüssiges, präzises Gameplay
  • Wunderschön überarbeitete alte Levels
  • Drei starke neue Maps
  • Erweiterter Parkeditor mit Zielen
  • Spaßíger lokaler und Online-Multiplayer

Contra

  • Nur 10 von 55 Original-Songs
  • Kaum Optionen im Charaktereditor
  • THPS4 ohne Open-World-Ansatz
  • Repetitives Singleplayer-Gameplay
  • Keine großen "Neuerungen" im Vergleich zu THPS 1+2

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Spielprinzip 7 von 10
7/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Umfang 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

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