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Dann doch nicht ganz perfekt…

Trotz vieler positiver Aspekte bleiben jedoch auch einige Wermutstropfen. Der vielleicht größte: der Soundtrack. Während bei THPS 1+2 noch 22 von 25 Originalsongs verwendet werden konnten, sind es diesmal nur 10 von 55. Das ist ein deutlicher Rückschritt und sorgt für einen herben Verlust an Atmosphäre. Die Musik war immer ein zentrales Element der Tony-Hawk-Spiele – sie hat das Spiel und eine ganze Skatergeneration geprägt und war stets eines der wichtigsten Elemente. Wenn Songs wie „TNT“ (AC/DC), „Fight Like a Brave“ (Red Hot Chili Peppers) oder „Blitzkrieg Bop“ (Ramones) fehlen, geht ein Stück Identität verloren. Zwar gibt es ein paar neue Tracks, aber das Gefühl der frühen 2000er will sich dadurch nicht so richtig einstellen.

Auch beim Charaktereditor hat sich leider gar nichts getan. Noch immer gibt es nur eine kleine Auswahl generischer Gesichter, die Kleidung ist wenig abwechslungsreich und Accessoires wie Brillen sucht man vergebens. Besonders enttäuschend ist das deshalb, weil moderne Sportspiele längst zeigen, wie man umfangreiche Personalisierung in ein Spiel integriert. Hier wirkt THPS 3+4 wie aus der Zeit gefallen – und das nicht im positiven Sinne.

Wirklich ärgerlich wird es dann bei der Umsetzung von THPS 4. Wer das Original kennt, weiß, dass dort erstmals auf die klassischen 2-Minuten-Runs verzichtet wurde und man sich in offenen Levels frei bewegen konnte, um Aufgaben und Herausforderungen individuell zu starten. Genau dieses Feature fehlt im Remake. Stattdessen wurde das Open-World-Prinzip plump zurückgebaut, sodass auch hier wieder mit Zeitdruck gearbeitet wird. Das fühlt sich falsch an – nicht nur im Kontext der damaligen Serie, sondern auch bezogen auf das Remaster-Konzept. Man nimmt dem vierten Teil damit viel von dem, was ihn damals besonders machte.

Zuletzt krankt der Einzelspielermodus an zu wenig Abwechslung. Zwar gibt es einige neue Challenges und Inhalte, aber das Grundprinzip bleibt gleich: Ziele abhaken, Punkte machen, versteckte Gegenstände finden – immer in denselben Zeitfenstern. Besonders frustrierend: Eines der Achievements verlangt, dass man alle Aufgaben in allen Levels mit jedem einzelnen der 29 Skater absolvieren muss. Das ist weniger motivierend als ermüdend und wirkt wie künstlich in die Länge gezogenes Gameplay. Wer sich durch alle Runs quält, wird eher belohnt für Durchhaltevermögen als für Spielspaß.

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Fazit

TSPH 3+4 liefert das, was man von einem Remaster erwarten darf: Die Technik stimmt, das Gameplay ist so gut wie eh und je, die neuen Level bringen frischen Wind und der Multiplayer macht Laune. Wer einfach nur Lust auf klassisches Tony Hawk, Highscores und kreative Lines hat, bekommt hier genau das – und zwar in einer spielerisch sehr gelungenen Form. Die Präsentation ist stimmig, das Tricksystem bleibt das Maß der Dinge im Arcade-Skate-Genre.

Trotzdem spürt man, dass das Konzept langsam ausgereizt ist. Das 2-Minuten-Run-Prinzip ist ein Kind seiner Zeit – es funktioniert noch, aber es fesselt nicht mehr. Gerade bei der Neuauflage von THPS 4 hätte man den Mut haben müssen, sich stärker am Original zu orientieren und vielleicht sogar einen Schritt weiterzugehen. Storyelemente, dynamische Missionen oder andere Gameplay-Ideen hätten der Serie gut getan. So bleibt ein starkes, aber eben auch konservatives Remaster, das sich vor allem an Nostalgiker richtet. Der Spaß ist definitiv da – aber das Gefühl, dass da mehr möglich gewesen wäre, bleibt leider ebenso.


Bewertung

Pro

  • Flüssiges, präzises Gameplay
  • Wunderschön überarbeitete alte Levels
  • Drei starke neue Maps
  • Erweiterter Parkeditor mit Zielen
  • Spaßíger lokaler und Online-Multiplayer

Contra

  • Nur 10 von 55 Original-Songs
  • Kaum Optionen im Charaktereditor
  • THPS4 ohne Open-World-Ansatz
  • Repetitives Singleplayer-Gameplay
  • Keine großen "Neuerungen" im Vergleich zu THPS 1+2

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 6 von 10
6/10
Spielprinzip 7 von 10
7/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Umfang 7 von 10
7/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
XBU-Silver-Award
8

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