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Disciples Liberation ist ein neuer Rollenspieltitel im Dark Fantasy-Setting. Als Spieler übernimmt man die Rolle von Avyanna. Eine Kriegerin, die sich die schwere Aufgabe auf die Fahnen geschrieben hat, die Länder Nevendaar von dem grausamen Krieg der Fraktionen zu befreien. Mit dem flammenden Schwert in den Händen, stellen wir uns den Horden, um für euch herauszufinden, was das Spiel taugt.

Aller Anfang ist komplex

Wer jetzt denkt, dass der Titel sich mal eben schnell durchzocken lässt, wird sich wundern. Trotz der absolut erfrischenden Downloadgröße von nur 8 GB, ist das Spiel ein absolutes Schwergewicht im Rollenspiel-Genre. Sich wirklich damit auseinanderzusetzen lohnt sich aber.

Wir beginnen unsere Quest mit einem Auftrag. Wir sollen gemeinsam mit unserem Kumpanen einen Priester ermorden. Da diese bekannterweise selten Gutes im Schilde führen, klingt das nach einer vernünftigen Aufgabe. Also, gesagt getan. Doch, Moment. Wie wollen wir da eigentlich vorgehen? Sobald der Kampf beginnt, wechselt die Iso-Perspektive in eine Art Halb-Vogel-Perspektive. Es baut sich ein Schlachtfeld auf, das mit Waben die Spielfelder der eigenen Leute, als auch die der gegnerischen Truppen darstellt.

Zum Glück haben wir am Anfang noch nicht so viel Auswahl über die Truppen. Das ermöglicht einem besser in das Spiel reinzukommen. Sofort wird klar, dass es zum einen nicht mal eben ein 08/15 Rollenspielkampf ist und zum anderen, dass die Positionierung extrem wichtig zu sein scheint.

Die Entwickler von Frima Studio haben einen spannenden Ansatz, den es so in der RPG-Welt nur selten gibt. Meines Wissens nach, gibt es diese Kombination auf der Xbox noch gar nicht. Und zwar werden hier Strategie und Rollenspiel verheiratet. Damit muss man sowohl die diversen Skills jeder einzelnen Einheit beachten, als auch die strategische Positionierung, Reichweite der Skills und sogar die einzelnen Bewegungszüge. Stellt euch einfach vor, Command and Conquer trifft auf Dragon Age. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Hier ist das Kampfgeschehen komplett rundenbasiert.

Übrigens absolut löblich: Die Steuerung des Kampfes gestaltet sich auf der Konsolenversion erstaunlich gut. Durch das Wabensystem lässt sich jede Einheit einfach positionieren. Dabei wird auf den hexagonalen Felder genau angezeigt, wie die Spielfigur laufen wird, um an die Zielposition zu kommen. Das ist extrem wichtig, da fast jede Map auch Fallen so wie Aufwertungen auf manchen Spielfeldern enthält. Das Aufnehmen dieser bzw. das korrekte Ausweichen wird somit sehr wichtig. Im übrigen kann man die Gegner auch buchstäblich in die Falle locken. 

Einziger Nachteil hierbei: Es gibt kein Fast Forward, um die Spielzüge zu beschleunigen. Dadurch dauern die einzelnen Scharmützel durchaus eine Weile. 15-30 Minuten für einen Kampf sind keine Seltenheit. Das kann dann schon mal etwas nerven, da man nicht jeden Trashmob-Fight ewig hinausziehen will. An sich sind die Scharmützel aber echt packend.

Entscheidungen mit Impact

Doch nicht nur die Kämpfe sind äußerst spannend. Die Story ist durchaus düster und bietet einige Optionen, um sich auf die dunkle Seite des Weges zu schlagen. Ob man sich also zum strahlenden Helden oder zur Finsternis von Nevendaar entwickelt, bleibt einem selbst überlassen. Das Spiel straft einen hierbei nicht, sondern akzeptiert alle Vorgehensweisen. Je nach Entscheidungsweg hat man halt mit anderen Fraktionen zu tun und die Kumpanen reagieren auf die Vorgehensweise, die man wählt.

Es kann also durchaus sein, dass die Begleiter sich der Entscheidung des Spielers widersetzen oder auch diese begrüßen. Das macht es natürlich spannend, vor allem aber erhöht das den Wiederspielwert. Man wird ja neugierig zu sehen, was passiert, wenn man sich anders entscheiden würde.

Es gibt allerdings auch hier einen Wermutstropfen, denn: Nicht alle Dialoge sind vertont. Plötzlich werden die Charaktere stumm und sprechen nicht weiter. Anstelle dessen darf man dann nur noch Text lesen. Das ist echt schade und ich kann es persönlich auch nicht so richtig nachvollziehen. Warum nur 60% vertonen, wenn man auch 100% schaffen kann? Das wird mit Sicherheit nicht das Gros des Budgets ausmachen und hat aber eine starke Auswirkung auf die Atmosphäre im Spiel. Wenn ich lesen will, dann schnappe ich mir halt ein Buch.

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Fazit

Das Spiel Disciples Liberation ist etwas Besonderes. Zum einen trauen sich nicht viele, ein Dark Fantasy-Szenario anzugehen, und zum anderen gibt es hier eine ungewöhnliche Mischung aus Taktik und tiefreichendem Rollenspiel.

Die Taktikkämpfe sind fordernd, aber nie unfair, dennoch sollte man dafür ausreichend Zeit einplanen. Diese ist auch zur Einarbeitung erforderlich. Man wird nicht wie anderen Titeln viel an die Hand genommen, sondern muss sich viele Funktionen selbst erschließen.

Dafür aber wartet eine fantastische Welt mit vielen spannenden Story-Quests auf den geneigten Spieler. Entscheidungen fallen nicht für den Verlauf der Story ins Gewicht, sondern wirken sich auf die Mitstreiter aus. Dadurch ergibt sich auch ein hoher Wiederspielwert.

Wer Lust auf eine aufregende Mischung von Rollenspiel und Taktik hat, findet hier ein seltenes Juwel vor, das darauf wartet, entdeckt zu werden.


Bewertung

Pro

  • Satter Umfang
  • Spannende Taktik-Fights
  • Coole Mitstreiter
  • Tiefgreifende Rollenspiel-Elemente
  • Entscheidungen wirken sich auf die Story aus
  • Erwachsenes Dark Fantasy-Setting

Contra

  • Schriften sind etwas klein
  • Zu wenig Tutorials
  • Keine Cut-Scenes
  • Nicht alle Dialogue sind vertont

Grafik 7 von 10
7/10
Sound / Synchronisation 7 von 10
7/10
Story / Kampagne 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Spielumfang 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
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