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Optik & Präsentation: Stilvoll, aber statisch

Optisch macht das Spiel durchaus eine gute Figur. Der Zeichenstil erinnert an die Netflix-Serie und bietet schöne, bunte Hintergründe, die ein Hauch von Abenteuer versprühen. Doch leider bleibt es oft nur beim Versprechen. Denn wo man in einem echten Diebesabenteuer erwartet, sich frei durch raffinierte Locations zu bewegen, bleibt man hier meist an lineare Abläufe gekettet, die wenig Freiraum lassen.

Ein weiterer Dämpfer: Die Vertonung ist leider unvollständig und kommt ohne deutsche Synchronisation daher. Statt immersiver Dialoge gibt es nur eine Handvoll vertonter Sprüche, die sich ständig wiederholen – und das oft in unpassenden Momenten. Es weckt nostalgische Erinnerungen an alte Rollenspiele der 90er, aber leider nicht auf eine gute Art. Wenn man immer wieder dasselbe „Gut gemacht, Player!“ hört, während man eigentlich gerade eine Bruchlandung hinlegt, wirkt das eher unfreiwillig komisch als atmosphärisch.

Das Gameplay besteht aus mehr Suchen als Finden

Das Gameplay von Carmen Sandiego konzentriert sich auf das Sammeln von Hinweisen, das Ermitteln von Zusammenhängen und das Reisen zwischen verschiedenen realen Orten, um gestohlene Artefakte oder entkommene Schurken aufzuspüren. Dabei stehen einem einige Mechaniken zur Verfügung, die an klassische Point-and-Click-Adventures erinnern: Man kann mit wenigen Objekten interagieren, begrenzte Dialogoptionen wählen und kleinere Rätsel lösen, um sich weiter durch die Geschichte zu bewegen.

Doch hier offenbaren sich die Schwächen des Spiels: Die Missionen sind meist sehr kurz und laufen nach einem simplen Muster ab. Oft reicht es, sich durch vorgegebene Menüs zu klicken, um Hinweise zu sammeln oder eine Entscheidung zu treffen. Eine echte Herausforderung gibt es selten, und das Spiel nimmt einen oft stark an die Hand, sodass die Detektivarbeit auf ein Minimum reduziert wird. Zudem ist die Steuerung, besonders auf der Xbox, nicht optimal umgesetzt – die Menünavigation wirkt träge, und einige Aktionen, die mit einem Touchscreen vermutlich intuitiver wären, fühlen sich mit dem Controller ungeschickt an.

Besonders ungewöhnlich ist der Fortschrittsmechanismus: Um im Spiellevel aufzusteigen, muss man zwischen der modernen Storyline und den sogenannten „ACME-Files“ aus der Retro-Ära wechseln. Diese „alten Fälle“ präsentieren sich in einem textlastigen Stil mit minimaler Animation und erinnern an klassische Lernspiele der 90er-Jahre. Der ständige Wechsel zwischen diesen zwei Spielstilen wirkt auf Dauer eher störend, da es den Spielfluss unterbricht und sich manchmal eher wie eine Zwangsaufgabe anfühlt.

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Fazit

Was hätte ein packendes Comeback der Meisterdiebin werden können, entpuppt sich als laue Schnitzeljagd ohne echten Nervenkitzel. Das Spiel wirkt zu sehr wie ein lieblos umgesetztes Mobile Game, das weder in Sachen Gameplay noch Story wirklich überzeugen kann. Repetitive Missionen, eine eingeschränkte Spielwelt und eine eher maue Erzählung sorgen dafür, dass die Langfingerin schneller vergessen ist, als sie „auf Nimmerwiedersehen“ sagen kann.

Für Fans mag es noch einen gewissen nostalgischen Charme haben, und wer sich für die realen Schauplätze interessiert, kann zumindest einige interessante Fakten aufschnappen. Doch wer ein tiefgängiges, interaktives Abenteuer erwartet, wird hier gnadenlos ausgeraubt – von Zeit, Geld, Geduld und übrig bleibt nur seltsames Gefühl von Leere.


Bewertung

Pro

  • Hübsche Comic-Optik
  • Kurzweilige Rätsel
  • Interesse Fakten über Städte

Contra

  • Gameplay reptitiv und simpel
  • Keine komplette Vertonung
  • WIrkt wie ein Mobile Game
  • Story wirkt zusammenhanglos

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 5 von 10
5/10
5

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