Was sich lange wehrt, kämpft richtig gut
Je mehr man Sunset Overdrive spielt, desto besser wird es tatsächlich. Die anfänglich beschriebene Überforderung und das vorherrschende Chaos wird mit mehr Moves, Waffen und Können immer beherrschbarer und man fühlt sich Stück für Stück immer wohler in Sunset City. Plötzlich ist es kein Problem mehr, von der einen Seite der Stadt an die andere zu kommen und die schwierigsten Sammelobjekte hoch oben auf den Dächern einzusammeln. Nebenbei tötet man noch ein paar Räuber, Roboter oder Mutanten und schon ist man wieder auf dem Weg zurück. Das Spiel macht mehr und mehr Spaß, je mehr man es spielt und je mehr man es durchschaut - und wird so auch einfacher als man anfangs denkt.
Allerdings hat das auch so seinen Nachteil. Das Spiel kann gegen Ende hin etwas leicht werden. Ein Phänomen, das man von ähnlich durchgeknallten Spielen (wie z.B. Saints Row) kennt. Je größer, explosiver und verrückter die Waffen werden, desto einfacher wird es plötzlich. Man wird ja selbst auch immer besser, aber die Gegner bleiben irgendwie gleich. Es fehlen Sunset Overdrive noch ein paar mehr spezielle, große, schwere Gegner. Das, was anfangs eine schwere Boss-Herausforderung war, ist nachher ein kleiner Gegner zwischendurch. Einerseits macht es Spaß, sich so übermächtig zu sehen, andererseits fehlt die Herausforderung. Man kann zwar den Schwierigkeitsgrad erhöhen, aber mehr Einfallsreichtum - gerade was die Gegnerschar angeht - wäre ganz nett gewesen. Mehr schwere Bosskämpfe, abwechslungsreichere Settings und taffe Gegner hätten das Ganze aufgelockert.
Aussichten nach einem harten Tag Mutantenzerstörung
Neben den Storymissionen gibt es einige Nebenmissionen und Herausforderungen in Sunset Overdrive, die man abschließen kann. Dadurch kann man sich mehr Geld, andere Waffen und alternative Fallen erspielen. Allerdings ist die Zahl an reinen Nebenquests ein wenig begrenzt und meist sehr ähnlich aufgebaut: Hole einen wertvollen Gegenstand und töte nebenbei Gegner! Zwar gibt es ein paar Variationen in diesem Bereich, aber von wirklich besonderen, speziellen und anderen Nebenmissionen gibt es nur ein paar seltene. Hier bleibt das Spiel hinter seinem Potential.
Die zahlreichen Herausforderungen sind leider auch nicht das Wahre. Wild durch die Stadt verstreut und alle gleichzeitig angezeigt wirkt es eher erschlagend als motivierend. Es gibt hier Parkour-artige Überquerungsaufgaben, Bombenlieferungen, Waffenherausforderungen und mehr. Dies sind immer kleine Minichallenges, die ein Punktelimit haben, ein Zeitlimit usw. und man kann Bronze, Silber oder Gold (plus Xbox-Live-Bestenliste) bekommen. Das Ding ist nur, dass die Challenges recht redundant sind und durch die Tatsache, dass alle von Anfang an verfügbar sind (und trotzdem wild durch die Stadt verteilt), ein gewisses Langeweile-Gefühl sich einstellt. Motivierender wäre es, könnte man z.B. eine Überquerungsherausforderung nach der anderen machen (direkt, ohne groß hin und herzulaufen und sie zu suchen) und sie aufeinander aufbauen würden (zumindest ein wenig). Es wirkt halt so dahingeklatscht.
Dennoch: Wer Sammelobjekte sucht und nebenbei ein paar Herausforderungen und Nebenmissionen abschließt, der wird schnell einige Stunden beschäftigt sein. Das Spiel bietet im Singleplayer mindestens 15 Stunden Story und mindestens noch einmal so viel an Nebenmissionen und Herausforderungen. Wer dann noch ein wenig Multiplayer spielt, ist ebenfalls schnell auf 40 Stunden Spielzeit, die man sammeln kann. Der Wiederspielwert ist aber aufgrund mangelnden lokalen Mehrspielermodus und dem immer leichter werdenden Singleplayer nicht wirklich gegeben. Es kann also sein, dass man nach dem Abschluss des Singleplayers nicht mehr so oft in das Spiel reinschaut.
Fazit
Mit Sunset Overdrive hat die Xbox One ein geniales Exklusivspiel, welches man sich auf alle Fälle genauer anschauen sollte!
Das abgefahren bunte, quirlige, chaotische und vollgestopfte Gameplay aus grinden, springen, an Wände laufen, an Stangen drehen gepaart mit gleichzeitigem Schießen, schlagen oder explodieren ist ein Feuerwerk an Unterhaltung und macht gerade nach 3-4 Stunden Spielzeit richtig Spaß. Da kann man auch mal über Schönheitsmakel in Grafik und deutscher Synchro hinwegsehen und es einfach genießen, durch die Stadt zu fliegen und zu töten!
Die Story ist witzig, vollgepackt mit Videospielreferenzen und dem Durchbrechen der vierten Wand, der Umfang im Singleplayer aufgrund einer langen Story reichlich, und auch wenn sich Herausforderungen und Nebenmissionen etwas wiederholen, definitiv zufriedenstellend. Der Multiplayer über Xbox Live macht Spaß, ist aber aufgrund mangelndem Wettbewerb (eigentlich nur kooperativ) und Abwechslung kein Dauerspaßgarant. Das hätte auch ein lokaler Multiplayer wettgemacht, den es ebenfalls nicht gibt.
Alles in allem ist Sunset Overdrive aber durchaus gelungen. Es ist ein Spiel, das es so noch nie gab und doch wirken alle Elemente auf komische Art und Weise vertraut. Kurz gesagt wirkt es, wie eine Mischung aus Left4Dead und Saints Row gepaart mit ein paar Tony-Hawk-Elementen. Man kann Sunset Overdrive eigentlich allen Xbox-One-Besitzern empfehlen, denn es lohnt sich!
Bewertung
Pro
- Chaos im Multiplayer mit konstanter Framerate
- Macht nach mehreren Stunden immer mehr Spaß
- Lange Story, viele Nebenmissionen
- Witziges, schnelles, quirliges Gameplay
- Durchgeknallte Story, Grafik und Präsentation
Contra
- Grafikanimationen wirken alt, deutsche Synchro etwas hölzern
- Herausforderungen wirken auf Dauer redundant
- Gegen Ende hin zu leicht und eintönig
- Multiplayer kein Dauerspaßgarant - kein lokaler Mehrspieler
3 Kommentare
Heisenberg1896 Di, 28.10.2014, 22:25 Uhr
Ich habe mir das Spiel vorbestellt und ich freue mich schon, wenn ich es endlich in meinen Händen halten und zocken kann.
Wenn ich es am Wochenende zeitlich schaffe, dann werde ich ein kurzes Fazit abgeben.
Iveau Mo, 27.10.2014, 12:45 Uhr
Erstmal danke für den super Test. Ich bin überrascht über die vielen sehr positiven Testberichte, hätte nach den ersten Trailern gar nicht gedacht, dass es so ein guter Titel wird.
Kommendes Wochenende werde ich es Probespielen können, aber gekauft wird es wenn dann erst nach der Halo MCC, und das wird eine weile dauern ;)
XBU TNT2808 Mo, 27.10.2014, 11:35 Uhr
Schöner Test, danke dafür. Noch ist ja ein wenig Zeit sich den Kauf zu überlegen :-k
Aber ich glaube ich passe und beobachte das Spiel erst einmal. Evtl. kommen ja noch Add-Ons, die den Spielspaß auch nach Abschluss noch gewährleisten.
Ich glaube schon, dass der Titel Potenzial hat, aber ich weiß nicht, ob er mich lange fesseln könnte. Von daher greife ich irgendwann zu, wenn der Titel im Angebot ist.