
In der Ruhe liegt die K...atastrophe
Wer steht, verliert, das ist die Grundregel bei Sunset Overdrive. Das Gameplay ist schwierig zu beschreiben, lässt sich aber kurz resümiert als Tony-Hawk-ähnlich, gepaart mit Third-Person-Shooter vergleichen. Ihr könnt ohne Skateboard durch die ganze Welt ,,grinden" - sei es auf Dachrändern, Hochspannungsseilen, Absperrungen, Bänken usw., aber auch auf Autos springen/,,bouncen", Wandläufe ausführen, an Seilen hängend gleiten, Wände hochlaufen, und mehr. Ihr füllt dabei eure Style-Anzeige, die euch, je mehr gefüllt sie ist, immer mehr Boni für die zweite Beschäftigung, neben coolen Moves, freischaltet: Das Töten von Gegnern. Keine Sorge: Das gleichzeitige Bewegen und Schießen ist nicht so schwer wie es klingt - das Zielen ist halbautomatisch, sodass ihr Gegner in einem gewissen Zielbereich automatisch trefft und keine präzisen Kopfschüsse verteilen müsst.
Aber das Umherbewegen und Schießen kann am Anfang dennoch etwas Übung fordern. Die Entwickler selbst sprechen von einer gewissen Lernkurve - das stimmt, aber das Spiel schafft es sehr gut, einen Stück für Stück näher an das Ganze ran zu bringen. Zwar lässt man euch sehr früh sehr viel Freiheit (schnell könnt ihr auf eigenen Wunsch die ganze Map erkunden und euch an diversen Herausforderungen messen), aber die Storymissionen sind am Anfang die, die euch helfen, sich so richtig in der Welt von Sunset Overdrive zu bewegen und zurecht zu kommen.
Und aufgrund des Gameplays, das so auf Style konzentriert ist, werdet ihr tatsächlich nur selten sterben. Und das auch nur, wenn ihr auf dem Boden stehen bleibt, denn so werdet ihr schnell umzingelt und könnt nicht mehr fliehen. Wer ständig hin und her grindet, von Objekt zu Objekt springt und nebenbei einen Bombenteppich verteilt, gewinnt. Das macht Spaß, kann aber auch teilweise etwas überfordern. Gerade am Anfang hat man vielleicht den Trick noch nicht ganz raus, wie viele Möglichkeiten einem eigentlich offenstehen. Die richtige Kombination der vielen Fähigkeiten macht es aus. Und es gibt tatsächlich eine Menge an Möglichkeiten!
Chaos verursachende Squad
Sunset Overdrive beinhaltet ebenfalls einen Multiplayer-Part. Der ist - mal wieder - nur online zu bestreiten, lokal schaut man blöd aus der Wäsche, auch wenn das Spiel sich für kooperative Verteidigung zu zweit auf der Couch echt angeboten hätte! Der Multiplayer ist aber auch online eine reine kooperative Sache, auch wenn man mal persönlich mehr und weniger Punkte bekommt. Ihr könnt im Singleplayer in kleine Fotomaschinen rein und von dort eine Multiplayersitzung suchen (ihr könnt auch weiter spielen, während das Spiel eine Sitzung sucht) und dann geht es auch schon in den einzigen Modus ,,Chaoskommando". Hier gibt es in den verschiedenen Stadtgebieten ein paar kleinere Missionen zu erfüllen (z.B. Gegenstände irgendwo hinbringen) die dann zu der ultimativen Nacht der Verteidigung werden. Diese Missionen kennt man aus dem Singleplayer: Hier muss man ein oder mehrere Fässer beschützen und die sogenannten ,,OD"-Mutanten stürmen in mehreren Wellen drauf los. Ihr könnt Fallen aufstellen und ihnen mit allen euren Waffen den Garaus machen. Das Chaos ist hier wortwörtlich gemeint, denn wenn acht Spieler gleichzeitig grinden, springen, Dinge zum Explodieren bringen, Feuerwaffen benutzen, es Konfetti regnet und um Spieler anfängt zu blitzen - dann verliert man, wie immer, gerne die Übersicht. Aber das macht den Charme des Spiels aus und sorgt im Multiplayer für den Wow-Effekt. Ein Wunder, dass die Framerate das hinbekommt! Wenn man mit acht Spielern rumfetzt, kracht es ordentlich und alles läuft super flüssig.
Aber der Multiplayer bleibt trotzdem recht einseitig. Es gibt keinen wirklichen Wettkampf, die Verteidigung und die kleinen Missionen zwischendrin sind lustig, aber auf alle Fälle kein Dauerspaßgarant. Zwischendurch mit ein paar Freunden eine Runde Chaos-Squad spielen ist cool, besonders wenn man neue Gegenstände freischaltet, aber es ist definitiv nicht der Fokus des Spiels.
Fazit
Mit Sunset Overdrive hat die Xbox One ein geniales Exklusivspiel, welches man sich auf alle Fälle genauer anschauen sollte!
Das abgefahren bunte, quirlige, chaotische und vollgestopfte Gameplay aus grinden, springen, an Wände laufen, an Stangen drehen gepaart mit gleichzeitigem Schießen, schlagen oder explodieren ist ein Feuerwerk an Unterhaltung und macht gerade nach 3-4 Stunden Spielzeit richtig Spaß. Da kann man auch mal über Schönheitsmakel in Grafik und deutscher Synchro hinwegsehen und es einfach genießen, durch die Stadt zu fliegen und zu töten!
Die Story ist witzig, vollgepackt mit Videospielreferenzen und dem Durchbrechen der vierten Wand, der Umfang im Singleplayer aufgrund einer langen Story reichlich, und auch wenn sich Herausforderungen und Nebenmissionen etwas wiederholen, definitiv zufriedenstellend. Der Multiplayer über Xbox Live macht Spaß, ist aber aufgrund mangelndem Wettbewerb (eigentlich nur kooperativ) und Abwechslung kein Dauerspaßgarant. Das hätte auch ein lokaler Multiplayer wettgemacht, den es ebenfalls nicht gibt.
Alles in allem ist Sunset Overdrive aber durchaus gelungen. Es ist ein Spiel, das es so noch nie gab und doch wirken alle Elemente auf komische Art und Weise vertraut. Kurz gesagt wirkt es, wie eine Mischung aus Left4Dead und Saints Row gepaart mit ein paar Tony-Hawk-Elementen. Man kann Sunset Overdrive eigentlich allen Xbox-One-Besitzern empfehlen, denn es lohnt sich!
Bewertung
Pro
- Chaos im Multiplayer mit konstanter Framerate
- Macht nach mehreren Stunden immer mehr Spaß
- Lange Story, viele Nebenmissionen
- Witziges, schnelles, quirliges Gameplay
- Durchgeknallte Story, Grafik und Präsentation
Contra
- Grafikanimationen wirken alt, deutsche Synchro etwas hölzern
- Herausforderungen wirken auf Dauer redundant
- Gegen Ende hin zu leicht und eintönig
- Multiplayer kein Dauerspaßgarant - kein lokaler Mehrspieler

3 Kommentare
Heisenberg1896 Di, 28.10.2014, 22:25 Uhr
Ich habe mir das Spiel vorbestellt und ich freue mich schon, wenn ich es endlich in meinen Händen halten und zocken kann.
Wenn ich es am Wochenende zeitlich schaffe, dann werde ich ein kurzes Fazit abgeben.
Iveau Mo, 27.10.2014, 12:45 Uhr
Erstmal danke für den super Test. Ich bin überrascht über die vielen sehr positiven Testberichte, hätte nach den ersten Trailern gar nicht gedacht, dass es so ein guter Titel wird.
Kommendes Wochenende werde ich es Probespielen können, aber gekauft wird es wenn dann erst nach der Halo MCC, und das wird eine weile dauern ;)
XBU TNT2808 Mo, 27.10.2014, 11:35 Uhr
Schöner Test, danke dafür. Noch ist ja ein wenig Zeit sich den Kauf zu überlegen :-k
Aber ich glaube ich passe und beobachte das Spiel erst einmal. Evtl. kommen ja noch Add-Ons, die den Spielspaß auch nach Abschluss noch gewährleisten.
Ich glaube schon, dass der Titel Potenzial hat, aber ich weiß nicht, ob er mich lange fesseln könnte. Von daher greife ich irgendwann zu, wenn der Titel im Angebot ist.