
Gloomy Eyes war usprünglich ein für VR entwickelter Animationsfilm – nun es will ein märchenhaftes Puzzle-Abenteuer sein – irgendwo zwischen Tim Burton und einem interaktiven Diorama. Was dabei herauskommt, ist ein wunderschönes, atmosphärisches Spiel, das aber insgesamt nicht sehr komplex ist und nur kurz an den Bildschirm fesselt…
Ein Fest fürs Auge – und fürs Herz
Optisch ist Gloomy Eyes ein Volltreffer. Der Art-Style könnte direkt aus einem Stop-Motion-Film stammen: schräge Charaktere mit viel Charme, verspielte Umgebungen, die trotz ihrer Dunkelheit nie deprimieren, sondern eher einen melancholischen Zauber versprühen. Wer auf düster-verspielte Optik steht, bekommt hier eine wahre Augenweide – passend zum Titel also ein echtes Fest für „glühende Augen“.
Auch die Geschichte passt sich diesem Ton an: Die sich langsam entwickelnde Romanze zwischen dem Zombie-Jungen Gloomy und dem Menschenmädchen Nena ist süß, herzerwärmend und hat genau das richtige Maß an Schrägheit. Natürlich erfindet das Spiel das Rad nicht neu – Geschichten über eher verstoßene oder „böse“ Charaktere, die dann doch ein gutes Herz haben, hat man schon zuhauf gesehen. Aber es ist so charmant erzählt, dass man sich trotzdem gern hineinfallen lässt. Der sympathische Erzähler tut dabei sein Übriges, um die Geschichte mit Leben zu füllen (es gibt übrigens keine deutsche Vertonung).
Gameplay: Kleine Rätsel, kleine Schritte
Spielerisch bleibt Gloomy Eyes überschaubar. Abwechselnd steuert man Gloomy und Nena, löst kleinere Schalter- und Lichtpuzzles und huscht durch Stealth-Passagen. Das funktioniert, macht Spaß und ist nie unfair, aber Komplexität sucht man vergebens. Es gibt keine spektakulären Fähigkeiten, keine großen Überraschungen. Das Ganze gleicht eher einem kleinen Spaziergang durch ein kunstvolles Diorama als einem vollwertigen Videospiel. Etwas Knobelspaß gibt es, aber so richtig an den Bildschirm fesseln will uns das Spiel sicherlich nicht.
Schattenseiten: Kurz & verbuggt
So stimmungsvoll die Präsentation ist, so kurz fällt das Erlebnis aus. Nach wenigen Stunden ist Schluss – bevor man sich richtig eingelebt hat, kommt schon der Abspann. Viel Zeit, um in die Welt abzutauchen, bleibt nicht.
Und dann sind da die Glitches. Leider stolpert man nicht nur über Rätsel, sondern auch über Bugs. Das häufigste Problem: Eure Protagonisten verheddern sich in der Umgebung. Ja, Zombies sind ohnehin nicht für ihre Bewegungskoordination bekannt; aber diese Bugs sind doch sehr nervig. Und das Ganze kommt öfter vor, denn die Kamera bleibt immer statisch und man kann öfter nicht sehen, wohin man idealerweise laufen soll. Im schlimmsten Fall blockiert ein solcher Fehler den Fortschritt komplett, man kann sich nicht mehr bewegen und muss das Kapitel neustarten.
Abgesehen davon sind die Rätsel nett gemacht und können manchmal etwas knifflig zu lösen sein. Aber sie bleiben auch selten in Erinnerung. Man löst sie, freut sich kurz und vergisst sie wieder. Wie ein Bonbon, das süß schmeckt, aber zu schnell weg ist.
Fazit
Gloomy Eyes ist ein Spiel für Herz und Auge – ein liebevoll gemachtes, märchenhaftes Erlebnis, das visuell glänzt und atmosphärisch viel hergibt. Wer ein paar Stunden in eine düster-süße Welt abtauchen möchte, macht hier nichts falsch.
Aber: Die kurze Spielzeit, die zahlreichen Glitches und die fehlende spielerische Tiefe lassen das Ganze auch etwas hohl wirken. Am Ende bleibt ein Spiel, das man gern gesehen hat, aber nicht unbedingt erneut anrührt. Ein Erlebnis wie ein schöner Traum – leider nur ein sehr kurzer. Vielleicht war das Spiel als kurzer VR-Film wohl doch besser.
Bewertung
Pro
- Wunderschöner Art-Style
- Sympathische, süße Story
- Stimmungsvolle Präsentation
- Zugängliche, einfache Rätsel
Contra
- Sehr kurze Spielzeit
- Viele Glitches, teils spielblockierend
- Rätsel wenig abwechslungsreich
- Kaum spielerische Tiefe oder besondere Features
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