
Bereits seit Launch der Xbox One hat man mit diesem Exklusivtitel Werbung gemacht, doch erst bis vor kurzem wurde klar, um was für eine Art Spiel es sich hier überhaupt handelt. Ein irrwitziger Mutanten-Shooter mit Tony-Hawk-Gameplay und knallbunter Optik. Ob das gut geht? Wir durften das Spiel vorab testen und schwangen uns über Dächer, sind von Auto zu Auto gehüpft und haben gleichzeitig ,,ODs" im Vorbeihuschen zur Strecke gebracht - erfahrt mehr in unserem Review!
Der Sonnenuntergang bringt die Überdosis
Achja, was wäre eine geile Punkwelt mit hippen Leuten ohne Energy Drinks? Das dachte sich auch die Firma Fizzco, als sie in Sunset City ihr neustes ungesundes Koffeingetränk namens ,,Overcharge Delerium XT" rausbrauchten. Unglücklicherweise verwandelte das Konsumieren dieses lecker orange glühenden Schleims die Menschen in Zombie-ähnliche Mutanten. Die Apokalypse steht mal wieder bevor und es gibt erneut nur eine Person, welche die Welt retten kann: Euch! ... Klingt nach einer typischen Videospielstory, oder? Genau das ist es, was Sunset Overdrive auch weiß und witzig macht. Nicht nur, dass die eigentlich ,,banale" Story durch lustige Zwischensequenzen sympathisch rübergebracht wird, das Spiel ist voller Referenzen auf sich selbst und durchbricht öfter mal die vierte Wand. D.h. wenn plötzliche eine dunkle Stimme euch Tutorial-mäßig das Menü erklärt, wird euer Spielcharakter rufen: ,,Hey?! Woher kommt plötzlich diese Stimme?" Und wenn ihr bei euren ersten Missionen aufgefordert werdet, auf die roten Fässer.... ,,Jaja, ich habe schon mal Videospiele gespielt. Ich weiß, was rote Fässer bedeuten!" Das ist lustig und zeigt, dass sich das Spiel aber auch zu keinem Zeitpunkt irgendwie ernst nimmt.
Das zeigt ebenfalls der recht umfangreiche Charaktereditor. Bereits ganz am Anfang müsst ihr euch für einen Charaktertyp entscheiden. Es ist gibt zwar nicht unendliche viele Variationen, was Basisdinge angeht (wählt bei männlich und weiblich zwischen zwei verschiedenen Körpertypen - genaue Körperattribute können nicht festgelegt werden), aber was verrückte Klamotten oder Frisuren angeht bietet Sunset Overdrive, gerade im späteren Spielverlauf, eine ganze Menge mögliche Variationen, die es euch erlauben, euren ganz eigenen verrückten Helden zu kreieren. Und keine Angst: Ihr könnt zu jederzeit im Spiel alles wieder verändern, ob Geschlecht, Körpertyp, Haare oder sonstiges.
Wer nicht die Überdosis hat, stirbt an Augenkrebs
Obwohl im Videospiel-Bereich ,,Augenkrebs" tatsächlich oft als Reaktion für schlechte oder veraltete Grafik steht, meinen wir hier etwas anderes. Sunset Overdrive ist dermaßen quietschbunt und die Spielwelt ist dermaßen vollgestopft mit interaktiven Objekten, Gegnern, Sammelobjekten und blinkenden Minimissionen, dass ihr mehrere Stunden braucht, um euch an die Optik zu gewöhnen. Gerade am Anfang ist es schwierig, ein Auge nach den wichtigen Sammelobjekten offen zu halten (die tatsächlich nicht wirklich versteckt sind, sondern einfach irgendwie rumhängen), da man einfach gerne die Übersicht verliert. Wer nicht auf einem HD-Fernseher spielt, wird seine alten Augen verfluchen und mit der Nase am Bildschirm kleben, um noch etwas zu erkennen.
Die Optik ist somit tatsächlich gelungen, aber teilweise anstrengend. Ich persönlich konnte beim anfänglichen Testen nie wirklich länger als 1-2 Stunden am Stück spielen, da es mir rein von der Optik her zu anstrengend war, immer alles im Blick zu haben. Da kann man springen, hier kann man grinden, gleichzeitig die Gegner im Blick haben, oh, jetzt schießt einer Bomben, auf die roten Kreise achten, da war doch ein Sammelobjekt, was war nochmal das Spielziel?!
Abgesehen von der bunten und vollgestopften Welt ist die Grafik aber nicht wirklich beeindruckend. Gerade die Zwischensequenzen zeugen von schlechter Qualität, Charaktere sind zwar comichaft, vom Ausdruck her aber eher robotisch. Es fehlen Details in den Animationen (Dialoge sehen furchtbar aus, keine Gesichtsausdrücke), insgesamt sehen gerade Nahaufnahmen eher nach eine 360-Spiel, als nach einem Next-Gen-Spiel aus; macht aber im realen Gameplay nicht wirklich etwas aus.
Die Vertonung hingegen ist sehr gut. Die Musik fetzt ordentlich, das Spiel hat einen guten, passenden Soundtrack. Die deutsche Synchronisation ist okay, die Hauptsprecher (männlich/weiblich) eures Helden sind super, die Nebencharaktere wirken manchmal etwas flach und die Übersetzung von hippen Sprüche ins Neudeutsche hinken manchmal etwas. ,,Was geht aaaab?" ,,Voll overpowert, Alter!" ,,Das nenn ich eine echte Amerikanerin!" .... Eh... ja.
Fazit
Mit Sunset Overdrive hat die Xbox One ein geniales Exklusivspiel, welches man sich auf alle Fälle genauer anschauen sollte!
Das abgefahren bunte, quirlige, chaotische und vollgestopfte Gameplay aus grinden, springen, an Wände laufen, an Stangen drehen gepaart mit gleichzeitigem Schießen, schlagen oder explodieren ist ein Feuerwerk an Unterhaltung und macht gerade nach 3-4 Stunden Spielzeit richtig Spaß. Da kann man auch mal über Schönheitsmakel in Grafik und deutscher Synchro hinwegsehen und es einfach genießen, durch die Stadt zu fliegen und zu töten!
Die Story ist witzig, vollgepackt mit Videospielreferenzen und dem Durchbrechen der vierten Wand, der Umfang im Singleplayer aufgrund einer langen Story reichlich, und auch wenn sich Herausforderungen und Nebenmissionen etwas wiederholen, definitiv zufriedenstellend. Der Multiplayer über Xbox Live macht Spaß, ist aber aufgrund mangelndem Wettbewerb (eigentlich nur kooperativ) und Abwechslung kein Dauerspaßgarant. Das hätte auch ein lokaler Multiplayer wettgemacht, den es ebenfalls nicht gibt.
Alles in allem ist Sunset Overdrive aber durchaus gelungen. Es ist ein Spiel, das es so noch nie gab und doch wirken alle Elemente auf komische Art und Weise vertraut. Kurz gesagt wirkt es, wie eine Mischung aus Left4Dead und Saints Row gepaart mit ein paar Tony-Hawk-Elementen. Man kann Sunset Overdrive eigentlich allen Xbox-One-Besitzern empfehlen, denn es lohnt sich!
Bewertung
Pro
- Chaos im Multiplayer mit konstanter Framerate
- Macht nach mehreren Stunden immer mehr Spaß
- Lange Story, viele Nebenmissionen
- Witziges, schnelles, quirliges Gameplay
- Durchgeknallte Story, Grafik und Präsentation
Contra
- Grafikanimationen wirken alt, deutsche Synchro etwas hölzern
- Herausforderungen wirken auf Dauer redundant
- Gegen Ende hin zu leicht und eintönig
- Multiplayer kein Dauerspaßgarant - kein lokaler Mehrspieler

3 Kommentare
Heisenberg1896 Di, 28.10.2014, 22:25 Uhr
Ich habe mir das Spiel vorbestellt und ich freue mich schon, wenn ich es endlich in meinen Händen halten und zocken kann.
Wenn ich es am Wochenende zeitlich schaffe, dann werde ich ein kurzes Fazit abgeben.
Iveau Mo, 27.10.2014, 12:45 Uhr
Erstmal danke für den super Test. Ich bin überrascht über die vielen sehr positiven Testberichte, hätte nach den ersten Trailern gar nicht gedacht, dass es so ein guter Titel wird.
Kommendes Wochenende werde ich es Probespielen können, aber gekauft wird es wenn dann erst nach der Halo MCC, und das wird eine weile dauern ;)
XBU TNT2808 Mo, 27.10.2014, 11:35 Uhr
Schöner Test, danke dafür. Noch ist ja ein wenig Zeit sich den Kauf zu überlegen :-k
Aber ich glaube ich passe und beobachte das Spiel erst einmal. Evtl. kommen ja noch Add-Ons, die den Spielspaß auch nach Abschluss noch gewährleisten.
Ich glaube schon, dass der Titel Potenzial hat, aber ich weiß nicht, ob er mich lange fesseln könnte. Von daher greife ich irgendwann zu, wenn der Titel im Angebot ist.