Tiger Woods ist zurück! Irgendwie… Die neue Golf-Simulation von 2K23 ist im eigentlichen Sinne der Nachfolger von „The Golf Club“ und wir haben das Spiel in unserem Testbericht mal ein wenig unter die Lupe genommen. Wir stellen fest, dass es nicht so spektakulär ist, wie es eventuell sein könnte…
Komplexe Simulation an erster Stelle
Die PGA Tour wartet mit einigen Schwierigkeiten auf euch. Das Gameplay ist bei weitem kein Zuckerschlecken. Gleich die schwerste Frage wird ganz zu Beginn gestellt: Welcher Schwierigkeitsgrad darf’s denn sein, der Herr? Achja, man muss drei verschiedene Regler einstellen: Können der Gegner, Wetterbedingungen und wie viele Runden man spielt. Woher soll ich wissen, was ich kann, was ich benötige? Für Anfänger wäre ein adaptiver Schwierigkeitsgrad oder ein Test-Run, nach welchem die Bedingungen angepasst werden, besser gewesen.
Aber sowieso: Wer als absoluter Neuling in die PGA Tour einsteigt, der hat schnell verloren. Zum einen muss man sich schon mal mit Golf auskennen. Denn was ein 9er-Eisen, ein Putt oder ein Birdie ist, wird einem nicht erklärt, das geht von selbst. Zum anderen ist es aber auch für Anfänger des Sports schwer, weil man nicht weiß, welche Bedingungen das Spiel wie beeinflussen. Wie stark wird der Wind meinen Ball abdriften? Wie groß ist der Effekt eines angeschnittenen Balls? Wie sehr kann mein Ball vom Green abspringen? Und wie stark muss ich bei Gefälle meinen Putt anpassen? All das kann niemand wissen – man muss es langsam und langsam im Spiel lernen. Was uns negativ aufgefallen ist: Um den Karriere-Modus zu spielen, muss man online sein und eine Verbindung mit den Servern haben! Das führt ebenfalls dazu, dass man keinen verpatzten Schlag rückgängig machen kann; der Schwierigkeitsgrad erhöht sich damit drastisch.
Und das Gameplay verlangt so einiges ab. Von der Auswahl des richtigen Schlägers, der Einschätzung der Distanz, des Ballanschneidens, über die Technik des Puttens und des Korrigierens der Wettereinflüsse bis hin zum Abschlag selbst. Hier hat man bei 2K23 eine kleine Neuerung eingebracht: Es gibt nun neben der Möglichkeit, mit den Sticks abzuschlagen (dabei hält man den Stick nach hinten und schlägt ihn mit genauem Timing exakt nach vorne) auch die 3-Klick-Eingabe. Diese erfordert etwas Übung, ist aber unter Umständen etwas zugänglicher. Hier hält man A gedrückt, drückt danach noch zweimal A im richtigen Abstand, um einen perfekten Schlag auszuführen. Leicht ist es nicht, aber es bringt eine kleine Abwechslung im Spiel.
Wenig Atmosphäre, viel Simulation, bedingt Anpassungsmöglichkeiten
Das Golfspielen macht Spaß – das ist klar. Obwohl es echt schwer ist, ist ein Erfolg aber umso kostbarer. Wenn man den schweren langen Putt dann doch schafft – da reißt’s einen wahrlich von der Couch. Doch das Ingame-Publikum ist nicht so schnell zu begeistern… Ja, insgesamt ist die Atmosphäre der PGA Tour recht überschaubar. Es kommt kein richtiges Golf-Feeling auf. Die Musik ist dezent bis gar nicht präsent, das Publikum klatscht nur statisch rum, die Kommentatoren liefern sich einen Battle darum, wer den unpassenderen Kommentar zum gerade gesehenen Abschlag liefern kann und mein selbst erstellter Golfer lächelt müde und ist dermaßen simpel animiert, dass er nicht einmal eine richtige Faust machen kann, wenn er sich aufregt.
Das ist ein wenig schade und auch enttäuschend – denn das Spiel gibt es auch als extra Version für die Series X. Dabei ist die Grafik simpel, die Charaktermodelle wirken wie aus den frühen 2000ern. Wenn man bedenkt, dass Fifa bereits vor über 10 Jahren einen komplexeren Charaktereditor hatte, der auch mehr als die paar Dutzend Frisuren anbot, die man in PGA Tour 2K23 hat. Ganz zu schweigen davon, dass die eigenen Charakter nur größer, nicht dünner, dicker oder sonst wie bearbeitet werden können. Aber auch in den Klamotten ist man arg begrenzt, nicht mal im Shop gibt es wirkliche Abwechslung, geschweige denn eine Fülle an Auswahl.
Das ist alles sehr schade, denn die meiste Zeit verbringt man immer „MyCareer“-Modus, bei dem man nur mit eigenes erstellten Golfer spielen kann. Lediglich im Multiplayer oder zum reinen Zeitvertreib kann man mit berühmten Golfern wie Tiger Woods oder Rickie Fowler spielen. Als Bonus Pack gibt es noch Michael Jordan (wer Space Jam gesehen hat, weiß, warum das witzig ist).
Zu guter Letzt wartet auf euch, neben kompetitivem und lockerem Multiplayer, auch noch die Möglichkeit selbst Golfplätze zu erstellen. Zwar seid ihr hier in den Möglichkeiten der umstehenden Gebäude auch wieder arg begrenzt, aber zumindest die Schwierigkeit und das Terrain könnt ihr ganz nach Belieben erstellen und mit der Community teilen. Gleichzeitig könnt ihr von anderen erstellte Plätze herunterladen und authentische, nachgebaute, „legendäre“ Plätze herunterladen zum Spielen. Das ist ein cooles Feature.
Fazit
Die PGA Tour 2K23 ist eine gute Golf-Simulation, dessen Gameplay euch stets fordert, dafür aber auch sehr belohnend sein kann. Anfänger sollten das komplexe Spiel besser vermeiden, denn abgesehen von komplexem Golf-Gameplay gibt es nicht sonderlich viel zu entdecken. Die Atmosphäre im Spiel ist eher mäßig und die Animationen und Charaktermodelle wirken altbacken – das Publikum reißt einen auch überhaupt nicht mit. Auch die Kommentatoren brillieren nicht mit passenden Kommentaren und überladene Menüs und Einstellungsmöglichkeiten können ebenfalls für Frust sorgen.
Wer bereits „The Golf Club” besitzt, benötigt die PGA Tour 2K23 nicht wirklich – abgesehen vom 3-Klick-Abschlag-System gibt es keine wirklichen Neuerungen. Wer aber bisher noch kein Golfspiel sein Eigen nennt und eine spielerische Herausforderung sucht, der kann dennoch bei der PGA Tour 2K23 fündig werden. Denn im Kern bietet das Spiel gutes und präzises Gameplay, das für alle, die mit einer steilen Lernkurve umgehen können, sehr lohnend sein kann. Wer dann noch einen draufsetzen will, erstellt sich selbst noch schwerere Herausforderungen mit dem Golfplatz-Designer…
Bewertung
Pro
- Präzises und komplexes Gameplay
- Fordernd, aber lohnend
- Gute Auswahl an Golfern und Plätzen
- Sehr ruhiges Gameplay
- 3-Klick-Abschlag ist ein nettes Gimmick
Contra
- Grafisch eher altbacken
- Keine wirklich packende Atmosphäre
- "MyCareer" benötigt Internetverbndung
- Umständliche Menüs
- Keine großen Neuerungen
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