
Was zum Anschauen
Rein optisch ist das Spiel schon ein Hingucker. Die Kulissen sehen wirklich gut aus und man hat Spaß daran, die Frostbite Engine bei der Arbeit zu sehen. Hier und da fliegen Funken und Rauchpartikel durch die Gegend und die Cutscenes beindrucken durch hochauflösendes Detail. Auch hier jedoch ein kleiner Wehrmutstropfen: Die hoch aufgelösten Texturen fordern in den Cutscenes ihren Tribut und bringen die Konsole zum Ruckeln. Unschön. Battlefield 3 hat bewiesen, dass das bei der gleichen Engine nicht sein muss. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Der Ton ist wie erwartet hervorragend und macht dem Geschehen gut Druck. Kräftige Bässe und knackige Waffensamples runden das Bild ab. Somit ist an der visuellen und akustischen Front alles in Ordnung und man hat hier nur wenig zu beklagen.
Das harte Leben des Soldaten
Wir bekommen während den Missionen durchaus Abwechslung geboten, aber Medal of Honor fehlt es schlichtweg an der Innovation, um die oben angesprochene schlechte Mechanik auszugleichen. Da wurde heftigst bei der Konkurrenz geklaut, nur um es schlechter zu machen. Ein Beispiel: Der aus Call of Duty bekannte Vorstoß bei verschlossenen Türen findet auch in Medal of Honor: Warfighter seine Anwendung. Das muss per se nichts schlechtes heißen, leider ist dies aber so mickrig umgesetzt, das wir im Test das ein oder andere Mal darüber geflucht haben. Der Grund hierfür ist einfach. Mittels Axt oder einem kräftigen Tritt wird die Tür aus dem Rahmen gesprengt und man springt in den dahinter liegenden Raum hinein. Nun setzt eine getimte Slow-Motion-Sequenz ein. Jetzt hat man Zeit, die fiesen Gegner aus dem Weg zu räumen. Wenn da die Steuerung nicht wäre...
Mit der Geschwindigkeit eines Faultiers auf Baldriparan extrastark bewegt sich die gerade getragene Waffe auf die gewünschte Position. Das ist so hakelig, dass man in Versuchung gerät, den nicht anvisierten Terroristen darum zu bitten, doch einen neuen Tee aufzusetzen, bis man sich seiner annehmen kann. Danger Close macht hiermit seinem Namen alle Ehre. Leider auf die falsche Art. Naja, nachdem man das ein oder andere Mal ins Gras beißt, oder zwischendurch Teetrinken geht, kommt man durch die gruseligen Sequenzen hindurch.
Ganz üble Erfahrungen haben wir aber in der Sniper-Mission gemacht. Ein Soldat steht euch zur Seite und leitet euch an, wo welche Ziele zu erledigen sind. Wir luken durch das Zielfernrohr und entdecken diverse Ziele, welche klar mit einem roten Marker über dem Kopf gekennzeichnet sind. Wir schnappen uns das erste Ziel und drücken ab. Wir verpassen dem Typ mit dem RPG-Launcher einen Kopfschuss und gehen weiter. Dabei fällt uns auf, dass sich seine Kollegen, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, überhaupt nicht daran stören, dass ein Sniper gerade auf sie schießt und einer der Kameraden soeben gefallen ist. Sie stehen weiterhin im Freien auf dem Dach herum und blicken entspannt der Sonne entgegen. Soviel zu dem Thema Realismus. Naja, Kirmesbudenschießen macht ja schließlich auch Spaß, also ab zum nächsten Ziel.
Beim folgenden Gegner wiederholen wir die gleiche Prozedur und wir hören von unserem Partner "Er ist tot". Gut dann weiter - aber Moment was ist das? Der gleiche Kerl steht noch da, wo er vorher stand, und der rote Marker ist weiterhin aktiv. Huch? Wir schießen an die gleiche Stelle und es passiert... nichts! Eingefroren verharrt die Figur. Ein weiterer Bug? Wir starten die Mission erneut. Das Ganze lässt sich reproduzieren und scheint aber zufällig vom Gegner zu sein. Etwas später scheitern wir an der Mission wegen diesem Phänomen, da ein scheinbar toter Terrorist Raketen auf unseren Heli feuert. Also entweder der Gegner ist tot oder nicht, aber wir bekommen positives Feedback und er kippt nicht um! Das versaut jedem noch so hartgesottenem Shooterfreund den Spaß. Dann doch lieber Kirmesbudenschießen, die sich bewegenden Blechfiguren verhalten sich immerhin intelligenter als die KI im Spiel und sie fallen um, wenn man sie trifft.
Wir fragen uns an dieser Stelle ernsthaft, wie so etwas durch die Qualitätssicherung kommt. Bei einer Alpha-Version hätten wir sämtliche Augen zudrücken können, aber nicht bei einem vollwertigem Release. Wir können für die Käufer des Spiels nur hoffen, das Danger Close hier ordentlich nachbessert.
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Der Multiplayer lässt sich im Gegensatz zu dem Singleplayer besser spielen. Wir finden hier verschiedene Klassen vom Supporter bis zum Assaulter. Jede Klasse hat ihre eigene Spezialisierung und es lässt sich auf diese Weise ein gut abgestimmtes Team zusammenstellen. Die Modi sind bekannt und bieten von CTF bis zum Deathmatch die normale Kost. Hier konnten wir keine harten Fehler ausmachen und das Trefferfeedback ist akkurat. Immerhin kann man sich so etwas mehr auf den Mehrspielerkampf konzentrieren.
Ebenfalls hervorzuheben sind die Maps und deren Gestaltung. Die alten Medal of Honor Maps waren riesig bis gewaltig. Hier wurde Abhilfe geschaffen. Der Entwickler hat dem Multiplayer auch kleinere Maps spendiert, wodurch der Häuserkampf deutlich intensiver wird. Dennoch kommt der Multiplayerpart nicht über die Standardkost hinaus. Der Mehrspielerpart funktoniert, aber er ist auch schnell wieder vergessen. Dafür gibt es auf einfach zu gute Alternativen.
Fazit
Medal of Honor: Warfighter hat großes Potenzial verschenkt. Das Produkt wirkt wie zu früh und unfertig auf den Markt geworfen.
Die Franchise hätte sich einen guten Platz zwischen den beiden Riesen COD und Battlefield ergattern können. Leider scheitert dieses Vorhaben gänzlich an sehr harten Fehlern, die wirklich den Spielspaß im Singleplayer vermiesen.
Technisch als auch spielerisch können wir die Kampagne nur Spielern mit einer sehr hohen Frustrationstoleranz empfehlen.
Der Multiplayer hingegen ist durchaus unterhaltsam. Hier fehlt ebenfalls die Innovation, aber immerhin ist dieser Part frei von den Fehlern der Kampagne. Wer also hauptsächlich wegen dem Multiplayer an dem Spiel interessiert ist, kann einen Blick wagen. Aber auch hier sollten die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt sein.
Bewertung
Pro
- Zur Seite lehnen ist möglich
- Schön gestaltete Umgebungen
- Grafisch sehr schick
Contra
- Story ist sehr wirr erzählt
- Clippingfehler stören das Gameplay massiv
- Schlecht geskriptete Missionen
- Gegner-KI fern von jedem Realismus
- Massive Bugs im Singleplayer stören das Vorankommen
8 Kommentare
XBU ringdrossel Mo, 08.04.2013, 10:32 Uhr
Es kann gut sein, dass die es mittlerweile zu einem brauchbaren Spiel gepatcht haben. Vorher war es halt einfach zu verbuggt und wenn man sich dann vorstellt einen Vollpreis dafür zu zahlen...
Aber wenn die das nun gefixt haben (kann ich nicht beurteilen da ich es nicht mehr besitze), dann sind 15 Euro definitiv ein Schnapper dafür.
Ajkster Mo, 08.04.2013, 09:28 Uhr
Ja wie gesagt, dass ist sicher kein 95% Topspiel. Und wer weiss was vor den ganzen Patches war. Aber ich finde es deutlich besser als die meisten Tests es beschreiben. Und für 15 Euro defintiv besser als ein Arcadegame.
Der MP braucht ein bißchen. Wenn man erst mal die ersten Attachments für die Waffen freigeschaltet hat und nen guten Buddy hat, ists echt nen Spaß.
Exciter So, 07.04.2013, 13:52 Uhr
Schade ja stimmt und ich wollte es mir auch Kaufen Letztes Jahr !
XBU Böhser Onkel Sa, 06.04.2013, 09:20 Uhr
Ich habs auch gespielt vor ein paar Monaten und fand es im Sp garnicht soooooo übel.
Der Mp hat mir aber nicht gefallen da war der MP vom letzten MOH schon deutlich spassiger.
Habs aber auch ertauscht und nicht zum vollen Preis im Laden gerkauft....da ist man evtl nicht ganz so kritisch.
Ajkster Fr, 05.04.2013, 15:00 Uhr
Kann die Wertung des Reviews nicht wirklich nachvollziehen. Vorab muss ich aber auch sagen, ich habe nur 15 Euro für dieses Spiel gezahlt. Kann gut sein, dass wenn ich es mir zum Release geholt hätte, ich auch enttäuscht gewesen wäre. Und keine Ahnung wieviele Patches das Spiel schon durchlaufen hat, aber ich finde sowohl den SP als auch den MP recht gelungen. Es ist nach wie vor nicht perfekt, hat aber einige interessante MP-Komponenten. Der Singleplayer ist wie gewohnt bei allen Militärshootern nichts Überragendes, aber durchaus unterhaltsam mit ein paar netten Verfolgungsjagden im Auto.
Vorallem aber das Fireteam-Buddy Sytstem des MP gefällt mir. Bissl wie bei BF nur das es sich wie ein Coop-Multiplayer anfühlt. Ich glaube bei Halo gabs auch mal so nen ähnlichen Modus. Wie gemacht fürs zu-zweit-zocken. Man kann sich z.B. gegenseitig heilen und Munition geben. Wiederbeleben geht nicht, aber wenn man den Killer seines Buddys erledigt, spawnt er wieder direkt bei dir. Das verleiht dem Spiel irgendwie eine besondere Dynamik – vorausgesetzt man kommuniziert mit seinem Buddy.
Die Maps sind recht kompakt, haben aber nicht ganz so viele Laufwege wie bei Black Ops 2. Das finde ich gut. Die Grafik ist nicht ganz auf der Höhe von BF, aber dennoch ok – auch wenn hier und da die Texturen etwas schärfer sein könnten. Man spielt auf Servern, was vor allem mir zugute kommt, da ich z.B. bei Black Ops 2 ständig Verbindungsprobleme habe – ähnliches gilt für Crysis 3. Die Waffenmodifizierungen finde ich super. Man kann fast jede Waffe auf seinen Spielstil einstellen. Bissl wie beim letzten Teil der Ghost Recon Serie.
Das einzige was wirklich nicht schön, ja gerade schon hässlich ist, ist das Menü des Spiels. Selten etwas weniger Inuitives gesehen. Man gewöhnt sich aber dran – und viel Zeit verbringt man dort ohnehin nicht ausser bei der Spielsuche, die übrigens über den Serverbrowser am besten funktioniert.
Schade nur, dass nicht mehr so viele Leute das Spiel spielen. Meiner Meinung nach ist es besser als die meisten Reviews es behaupten. Mir persönlich gefällt es sogar besser als Black Ops 2. Das Spiel hat irgendwie ein anderes Feeling – anders kann ich es irgendwie nicht beschreiben.