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Die Ansagen seitens Electronic Arts in den vergangenen Monaten waren deutlich - Medal of Honor wird den Shooter-Thron stürmen und erobern! Ob das der richtige Weg war, einen neuen Shooter anzukündigen, der gleichzeitig ein Neuanfang für eine weltbekannte Spielereihe ist, ist fragwürdig. Electronic Arts wusste also entweder schon während der Entwicklung, dass sich Medal of Honor durchsetzen wird, oder setzte, was inzwischen immer wahrscheinlicher wird, auf die falsche Taktik. Wir haben uns in den letzten Tagen intensiv mit dem neuen Shooter von DICE beschäftigt und sagen euch jetzt, wo Medal of Honor nun wirklich steht.

Der Neuanfang war bitter nötig, der letzte Medal of Honor Teil liegt 3 Jahre zurück und konnte auch damals das Genre nicht wirklich auffrischen. Electronic Arts ist nun voll auf den Zug der Gegenwart aufgesprungen und hat sich einem brisanten Konflikt als Hintergrund für Medal of Honor ausgesucht. Dabei hat man nicht nur die Umgebung eines echten Kriegsgebietes übernommen, sondern auch mit Profis und Spezialeinsatzkräften gearbeitet, um ein wirklich authentisches Spektakel auf die Leinwand zu bringen. Zu authentisch für Politik und Militär! Schon vor dem Release gab es starke Proteste gegen die Veröffentlichung, nachdem bekannt wurde, dass man online auch als Taliban auf das Schlachtfeld ziehen kann. EA ruderte zurück, änderte den Namen der ,,Einheit" und tat so alles, um einem Boykott und weiteren Skandalen aus dem Weg zu gehen.

Afghanistan, ein echter Kriegsschauplatz!

Nun geht es also nach Afghanistan in das Shahi-Kot-Tal, wo wir in drei verschiedenen Einheiten, entweder als Ranger der Army oder Tier-1 Spezialist, unterwegs sind. Während wir als Spezalist Dante Adam bei den Rangers immer mit ordentlich Unterstützung durch die sandigen und trockenen Gebiete Afghanistans ziehen und dabei mit geballter Feuerkraft alles zunichte machen, was sich bewegt, geht es mit den Jungs von Tier-1 auch mal ruhiger zu. Im AFO Wolfpack sind wir an der Seite vom bärtigen Vorzeige-Soldat mit Sonnenbrille und Cap, Dusty, und agieren meist aus der Ferne mit schweren Geschossen.

Unser Aufenthalt dauert insgesamt drei Tage an und ist zeitlich kurz nach dem Fall der Twin-Towers in New York einzuordnen. Somit, bewegt sich Medal of Honor auf einem schmalen Grad zwischen fiktiver Videospielwelt und der echten Operation Anachonda, die im Jahr 2002 unter anderem im Shahi-Kot-Tal ausgeführt wurde. In wie weit das moralisch vertretbar ist, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber das an Patriotismus und Klischees nicht gespart wurde, müssen wir wohl gar nicht erst erwähnen. Während Modern Warfare 2 mit einer wirren Handlung mit vielen Wendungen und Überraschungen auf den Bildschirm kam, sind die Verhältnisse in Medal of Honor schon von Anfang an komplett klar gesetzt. Die US-Army ist auf der Seite der guten und sämtliche Personen, die uns im fiktiven Afghanistan während unseres Aufenthalts begegnen, auf der anderen Seite, auf der Seite der Gegner. Wobei, eine Ausnahme müssen wir machen! Unser Informant, der die ganze Sache einleitet, hat eine Stimme bekommen und darf sich anfangs kurz zu Wort melden, bevor alle Anderen zu einem gesichtslosen Volk aus Taliban, Al-Kaidas und Tschetschenen mutieren.

WOW, nichts Neues?!

Leider hat Electronic Arts das breite Spektrum an Möglichkeiten, dass es für viele verschiedene Missionen gegeben hat, nicht komplett ausgenutzt. Sicherlich bieten die verschiedenen Missionen viel Abwechslung in der Umgebung, in den verschiedenen Einheiten und auch in den Missionszielen, aber trotzdem fehlt der letzte Tick oder der AHA Moment, der den Spieler wirklich auf die nächste Mission heiß macht. Der in vielen Videos bestaunte Quad-Trip entwickelt sich während der Mission zu einer lahmen Kaffefahrt von A nach B und zurück zu A und auch der Flug im Appache Helikopter ist in der Tat viel unspektakulärer, als wir dachten. Wie auf Schienen fliegen wir über die Kuppen und müssen nur den Trigger gedrückt halten, um ein komplettes Dorf einzuebnen. Dass das besser und vor allem spannender und interessanter geht, zeigt die Konkurrenz und da ist es egal ob Bad Company oder Modern Warfare!

Was Medal of Honor Missionstechnisch bietet, ist, kurz gesagt, nichts, was wir noch nicht hatten. Wir müssen MG-Nester ausschalten, Geiseln befreien, Informationen besorgen, Flak Stellungen außer Kraft setzen und auf riesige Distanz mit hochkalibrigen Waffen einzelne Al-Kaidas auslöschen und dabei auf unsere gelegten Sprengfallen achten, die uns anrückende Gegner prophezeien. Aber egal was wir während der Mission machen, am Ende bleibt nur noch der verzweifelte Ruf zur Luftunterstützung. Egal ob wir auf den eisigen Gipfeln stehen, oder im trockenen Tal, die Mission endet in einer Verteidigungsstellung, auf die unendliche viele AK47-Träger zu rennen, bis wir endlich den Support von oben bekommen bzw. ausgeflogen werden. Luftunterstützung ist sicherlich ein großer Teil, der eben zu so einem Spiel dazu gehört, aber wir hätten uns dann doch auch mal ein nicht gescripteten Angriff gewünscht, der frischen Wind in die Taktiken bringt.

Medal of Honor hat viele Ideen vorhergegangener Shooter aufgenommen, was definitiv kein Fehler ist, aber leider sind die Parallelen oft zu offensichtlich und erinnern an packendere Umsetzungen aus einem anderen Spiel.

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Fazit

Schlussendlich lässt sich eines sicher sagen: Die eindeutige Kampfansage in Richtung Call of Duty war nicht die richtige Methode, Medal of Honor ins Gefecht zu setzen. Die Querverweise sind so unumgänglich und fallen leider meistens negativ auf. Medal of Honor setzt geschichtlich an einer echten Operation an und bringt viel Patriotismus ohne eine richtige Geschichte mit sich. Sicherlich, hat man sich da alle Wege offen gelassen, um auch den Nachfolger gut anschließen zu können, aber mehr Hintergründe, mehr AHA Momente und eine bessere Darstellung des Settings wären nötig gewesen, um komplett überzeugen zu können.

Die tolle Grafik in den Weitsichten, über Afghanistans Berge und Details der Umgebung sorgt für ein gutes Feeling und lässt sich durchaus sehen. Clippingfehler, schwache Texturen und Slowdowns gehören auch zum Spiel, überwiegen aber nicht und sind vertretbar. Der Sound ist im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch und zeigt weder in den Effekten noch in der musikalischen Unterlegung Schwächen.

Die an sich Abwechslungsreichen Missionen sind sehr Scriptgeprägt, machen aber Spaß und sind für Shooter-Fans, abgesehen von der dümmlichen KI, ein netter Zeitvertreib.

Der Multiplayer ist DICE typisch und beinhaltet alles, was ein aktueller Shooter haben muss. Ranglisten, Rangsystem, verschiedene Klassen und abwechslungsreiche Karten. Das Spieltempo ist im Gegensatz zu Modern Warfare 2 etwas langsamer und die Karten sind größer. Trotzdem geht es schneller und spezifischer zu als in Bad Company 2. Schade, dass die Beteiligung hier schon bald sehr schwach werden wird. Für ein langhaltiges Spielerlebnis bietet Medal of Honor zu wenig, was begeistert und neu ist.


Bewertung

Pro

  • Abwechslungsreiches Setting
  • Neues Spieltempo im Multiplayer
  • Tolle Aussicht & Atmosphäre
  • Klasse Sound

Contra

  • Dumme KI
  • Keine WOW Momente
  • Wenig neue Ideen
  • Kein Splitscreen

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

18 Kommentare

XBU Dirty Do, 14.04.2011, 09:46 Uhr

Habe nun mal den SP von MoH angefangen. Selten habe ich einen solch emotions- und leblosen Singleplayer gespielt. Langeweile pur...alles schon gefühlte 50x gespielt. Viele, viele technische Grafikfehler, die den letzten Rest Spielspaß vernichten. Story passt auf nen Mini Post-it Zettel.

Einzig der Sound ist wirklich gut, aber der Rest ist in meinen Augen weit unter Durchschnitt. Ohne den Multiplayer mit zu bewerten, kommt das Game bei mir nicht über einen 60-70er Bereich hinaus.

Ajkster Do, 21.10.2010, 11:30 Uhr

Ich glaube ich bin so mit der einzige, der den MP ganz gut findet. Am ehesten würde ich den mit CoD4 vergleichen als es noch nicht so viele Perks und Killstreaks gab. Mir gefällt das ganz gut, das alle Beteiligten chancengleich sind und alles etwas abgespeckt ist. Das es keine Killcam gibt finde ich z.B. super, so passt man umso mehr auf und denkt eher nach bevor man losrennt, da man ansonsten mausetot ist. Hat bei vielen anfangs sicher für viel Frustration gesorgt.

Beim Balancing der Waffen kann ich mich bisher auch nicht beschweren. Aber innovativ ist es nicht, da kann ich nur zustimmen. Hatte ich zumindest aber auch nicht erwartet. Da liegt meine Hoffnung nach wie vor auf Brink, das aber erst nächstes Jahr erscheint.

Das einzige Positive das ich bisher zum SP sagen kann ist, dass ich mir das Schlittern in die Deckung auch beim MP gewünscht hätte. Die Story ist meines Erachtens nach nur eine weitere Kriegsgeschichte, die die Welt nicht braucht, aber ok so ist das bei Militärshootern halt leider.

dayX Mi, 20.10.2010, 18:46 Uhr

Die Singleplayer-Kampagne ist wirklich nicht schlecht, hat mir durchaus Spaß gemacht. Allerdings war ich auch auf schwer nach 5 Stunden durch, was definitiv viel zu wenig ist. Der Schwierigkeitsgrad ist dank der grottenschlechten KI zu niedrig ausgefallen. Und zum Multiplayer ist denke ich schon alles gesagt worden. Für mich die Enttäuschung des Jahres.

MarcelB04 Mi, 20.10.2010, 16:59 Uhr

Habe jetzt seit heute Medal Of Honor, habe mir von dem Spiel viel erwartet. Für mich persöhnlich ist am meisten der MP eine Enttäuschung, wenn man sieht was in COD Black Ops alles für Modis kommen ist der Medal Of Honor Multiplayer schon etwas eintönig und schnell langweilig. Die Kampagne gefällt mir persöhnlich bisher sehr gut, nur anscheinend ist sie lächerlich kurz.

Insgesamt gesehen scheint MoH ein gutes Spiel zu sein, aber lange keine 70€ die ich ausgegeben habe wert :(

Gruß Marcel

XBU Power Hansen Mi, 20.10.2010, 16:44 Uhr

Erayzor2k7 schrieb:
Das war auch eher auf den Schlusstext bezogen... Von wegen was einen "Warrior" ausmacht etc, etc..."Mit Verantwortung und Patriotismus den Feind bekämpfen" und sowas.....

Das hab ich wohl überlesen, sorry! Aber was erwartet man von einem Spiel in dem Szenario aus Amerika auch sonst? Da hab ich schon weitaus schlimmeres gesehen/gehört. Nehmen wir mal CoD5 als Beispiel.

Erayzor2k7 schrieb:

Also ich finde den Tod eines Elitesoldaten genauso schlimm wie der eines Rifleman im XYZ Platoon.

Na klar macht das für dich und mich und allgemein keinen Unterschied und für die Jungs wahrscheinlich auch nicht, aber das die untereinander einen besonderen Zusammenhalt entwickeln, sollte einem schon klar sein wenn man mal überlegt was die so den lieben langen Tag machen. Ich glaube das war es auch, was uns das Spiel irgendwie vermitteln sollte. Wie bereits gesagt, entweder man versteht das oder eben nicht und wenn man nicht selbst dabei gewesen ist, wird man wohl eher zu den letzteren gehören.

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