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Nette Ausblicke auf eine triste Landschaft

Im Singleplayer arbeitet Medal of Honor mit einer überarbeiteten Unreal 3 Engine, welche ihr Bestes macht, um die riesigen Landschaften Afghanistans optimal darzustellen. Das gelingt ihr sehr gut. Die Aussichten, Licht- und Schattenspiele und Effekte in den Missionen, während die Sonne scheint, sehen toll aus. Der Schnee glitzert auf den Bergspitzen, Blätter und Sand wehen über den Bildschirm, alles zusammen sorgt für eine tolle Atmosphäre während der Story. Dazu kommen gut animierte Charaktere und nette Effekte der Soldaten. Nach einer großen Explosion, durch die viel Schutt und Staub in der Luft liegt, husten die Jungs, was das Zeug hält oder wischen sich das Gesicht ab und manchmal spucken sie sogar Blut in den Schnee. Das wirkt authentisch und sorgt für das passende Feeling.

Das Kriegsgebiet in Afghanistan strotzt nicht gerade vor Varietäten, so ist es durchaus verkraftbar, dass die einzelnen Level immer wieder das gleiche bieten, egal ob Lehmhütte oder Baum. Aber ein bisschen mehr Schärfe und stärkere Texturen in den Level spezifischen Gegenständen wie Hütten, Fahrzeugen oder Waffen hätten wir uns doch gewünscht. Medal of Honor läuft mit 30 FPS auf dem Bildschirm, dabei geht es aber nicht immer ganz flüssig zu, in großen Gefechten mit richtig viel Bums gab es seltene Slowdowns. Auch nachladende Grafiken und Clippingfehler sind, besonders bei Nacht, immer wieder aufgefallen.

Von Destruction 2.0 kann man in Medal of Honor noch nicht reden, aber die Entwicklungen gingen gut voran und können sich sehen lassen. Im Gefecht pfeifen die Kugeln dem Spieler ordentlich um die Ohren und Holzbretter, dünne Steinmauern oder Türen sind keine feste Deckung. So machen die oft sehr groß und breit ausgelegten Kämpfe noch mehr Spaß.

Vorgefertigte Opfer?

Wenn wir mit dem AFO Wolfpack oder AFO Neptune Unterwegs sind, den zwei Tier-1 Squads, haben wir jeweils 3 KI Kameraden an unserer Seite, die für Feuerunterstützung sorgen, sich aber nicht kommandieren lassen. Das klappt solange sehr gut, solange wir uns strikt an den normalen und vorgeplanten Levelverlauf halten. Warten wir etwas länger, oder sind schneller als gedacht, bringt das Spiel so einige Tücken mit sich. Verdammt viele Ereignisse werden durch Scripts ausgeführt, die starten sobald der Spieler an bestimme Punkte kommt oder weiter in der Mission fortschreitet. Das hat zur Folge, dass die Technik nicht immer ganz mitkommt und wenn wir zu schnell waren, auf einmal 3 Taliban genau vor uns auftauchen. Oder aber das unsere Kameraden gar nicht erst registrieren, dass wir bereits neben ihnen stehen und auf einen neuen Befehl warten. Eine nervige und hässliche Sache, die beim heutigen Stand der Möglichkeiten auch schicker gelöst werden kann.

Die Gegner in Medal of Honor sind entweder Taliban, Al-Kaida Terroristen oder hochausgerüstete Tschetschenen. Aber eigentlich macht das überhaupt kein Unterschied, denn die KI zeigt sich in jeder Hinsicht ziemlich einfallslos. Durch die gescripteten Spawn-Punkte tauchen sie eigentlich immer aus dem Nichts auf und laufen dann auf festen Wegen direkt ins Verderben. Es braucht nicht sonderlich viel Taktik, um die Stellungen der KI-Gegner auszuhebeln. Einmal über die Flanke und schon ist man mitten im Geschehen, ohne das jemand etwas gemerkt hat. Ein typisches Beispiel sind auch die immer wiederkehrenden Verteidigungssituationen. Wir müssen einen bestimmten Bereich absichern, bis die Landezone geklärt ist. Also verschanzen wir uns hinter einer Deckung und feuern einfach ununterbrochen. Die Gegner laufen ein paar Sekunden früher oder später auf ihrem Weg durch die Mitte sowieso in den Kugelhagel.

Zusammenhalt, Ehre und Sound


Ein Squad hält immer zusammen und geht durch dick und dünn, das wissen wir bereits. In Medal of Honor kommt dieses Zugehörigkeitsgefühl nicht ganz so stark zur Geltung wie zum Beispiel in Bad Company 2. Die Truppe kämpft super zusammen, hilft sich beim Überwinden von Hindernissen und rettet auch mal zwei zurückgebliebene Mitglieder auf eigene Faust. Trotzdem wird bis kurz vor Ende der Story keine starke Bindung zu den Charakteren aufgebaut. Es ist Krieg und das wird auch ganz deutlich gezeigt, kein Geplapper von Zuhause, keine Geschichten und auch keine Merkmale eines bestimmten Charakters, die uns im Kopf geblieben sind. Stattdessen gibt es die trockene, aber mitreisende, Ladung Ehrgefühl vom Vaterland.

Die Atmosphäre in den Missionen wird stets durch einen sehr schön gespielten und immer passenden Soundtrack ergänzt. Egal ob schnelles Feuergefecht oder patriotische Trauerstimmung, Linkin Park und der Komponist Ramin Djawadi haben volle Arbeit geleistet. Die Soundeffekte sind ebenfalls grandios. Mit richtig viel Bums schlagen Explosionen und Kugeln ein und dabei ist es auch nicht immer der gleiche Sound. Leere Magazine klingen anders als volle und die Sprachausgabe nicht nur auf dem virtuellen Headset, sondern auch über das echte Ohr zu hören, ist eine schöne Angelegenheit. Das Spiel ist vollständig Deutsch synchronisiert und die Sprache hat auch in dieser Version noch viel Ausdruck und Kraft.
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Fazit

Schlussendlich lässt sich eines sicher sagen: Die eindeutige Kampfansage in Richtung Call of Duty war nicht die richtige Methode, Medal of Honor ins Gefecht zu setzen. Die Querverweise sind so unumgänglich und fallen leider meistens negativ auf. Medal of Honor setzt geschichtlich an einer echten Operation an und bringt viel Patriotismus ohne eine richtige Geschichte mit sich. Sicherlich, hat man sich da alle Wege offen gelassen, um auch den Nachfolger gut anschließen zu können, aber mehr Hintergründe, mehr AHA Momente und eine bessere Darstellung des Settings wären nötig gewesen, um komplett überzeugen zu können.

Die tolle Grafik in den Weitsichten, über Afghanistans Berge und Details der Umgebung sorgt für ein gutes Feeling und lässt sich durchaus sehen. Clippingfehler, schwache Texturen und Slowdowns gehören auch zum Spiel, überwiegen aber nicht und sind vertretbar. Der Sound ist im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch und zeigt weder in den Effekten noch in der musikalischen Unterlegung Schwächen.

Die an sich Abwechslungsreichen Missionen sind sehr Scriptgeprägt, machen aber Spaß und sind für Shooter-Fans, abgesehen von der dümmlichen KI, ein netter Zeitvertreib.

Der Multiplayer ist DICE typisch und beinhaltet alles, was ein aktueller Shooter haben muss. Ranglisten, Rangsystem, verschiedene Klassen und abwechslungsreiche Karten. Das Spieltempo ist im Gegensatz zu Modern Warfare 2 etwas langsamer und die Karten sind größer. Trotzdem geht es schneller und spezifischer zu als in Bad Company 2. Schade, dass die Beteiligung hier schon bald sehr schwach werden wird. Für ein langhaltiges Spielerlebnis bietet Medal of Honor zu wenig, was begeistert und neu ist.


Bewertung

Pro

  • Abwechslungsreiches Setting
  • Neues Spieltempo im Multiplayer
  • Tolle Aussicht & Atmosphäre
  • Klasse Sound

Contra

  • Dumme KI
  • Keine WOW Momente
  • Wenig neue Ideen
  • Kein Splitscreen

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

18 Kommentare

XBU Dirty Do, 14.04.2011, 09:46 Uhr

Habe nun mal den SP von MoH angefangen. Selten habe ich einen solch emotions- und leblosen Singleplayer gespielt. Langeweile pur...alles schon gefühlte 50x gespielt. Viele, viele technische Grafikfehler, die den letzten Rest Spielspaß vernichten. Story passt auf nen Mini Post-it Zettel.

Einzig der Sound ist wirklich gut, aber der Rest ist in meinen Augen weit unter Durchschnitt. Ohne den Multiplayer mit zu bewerten, kommt das Game bei mir nicht über einen 60-70er Bereich hinaus.

Ajkster Do, 21.10.2010, 11:30 Uhr

Ich glaube ich bin so mit der einzige, der den MP ganz gut findet. Am ehesten würde ich den mit CoD4 vergleichen als es noch nicht so viele Perks und Killstreaks gab. Mir gefällt das ganz gut, das alle Beteiligten chancengleich sind und alles etwas abgespeckt ist. Das es keine Killcam gibt finde ich z.B. super, so passt man umso mehr auf und denkt eher nach bevor man losrennt, da man ansonsten mausetot ist. Hat bei vielen anfangs sicher für viel Frustration gesorgt.

Beim Balancing der Waffen kann ich mich bisher auch nicht beschweren. Aber innovativ ist es nicht, da kann ich nur zustimmen. Hatte ich zumindest aber auch nicht erwartet. Da liegt meine Hoffnung nach wie vor auf Brink, das aber erst nächstes Jahr erscheint.

Das einzige Positive das ich bisher zum SP sagen kann ist, dass ich mir das Schlittern in die Deckung auch beim MP gewünscht hätte. Die Story ist meines Erachtens nach nur eine weitere Kriegsgeschichte, die die Welt nicht braucht, aber ok so ist das bei Militärshootern halt leider.

dayX Mi, 20.10.2010, 18:46 Uhr

Die Singleplayer-Kampagne ist wirklich nicht schlecht, hat mir durchaus Spaß gemacht. Allerdings war ich auch auf schwer nach 5 Stunden durch, was definitiv viel zu wenig ist. Der Schwierigkeitsgrad ist dank der grottenschlechten KI zu niedrig ausgefallen. Und zum Multiplayer ist denke ich schon alles gesagt worden. Für mich die Enttäuschung des Jahres.

MarcelB04 Mi, 20.10.2010, 16:59 Uhr

Habe jetzt seit heute Medal Of Honor, habe mir von dem Spiel viel erwartet. Für mich persöhnlich ist am meisten der MP eine Enttäuschung, wenn man sieht was in COD Black Ops alles für Modis kommen ist der Medal Of Honor Multiplayer schon etwas eintönig und schnell langweilig. Die Kampagne gefällt mir persöhnlich bisher sehr gut, nur anscheinend ist sie lächerlich kurz.

Insgesamt gesehen scheint MoH ein gutes Spiel zu sein, aber lange keine 70€ die ich ausgegeben habe wert :(

Gruß Marcel

XBU Power Hansen Mi, 20.10.2010, 16:44 Uhr

Erayzor2k7 schrieb:
Das war auch eher auf den Schlusstext bezogen... Von wegen was einen "Warrior" ausmacht etc, etc..."Mit Verantwortung und Patriotismus den Feind bekämpfen" und sowas.....

Das hab ich wohl überlesen, sorry! Aber was erwartet man von einem Spiel in dem Szenario aus Amerika auch sonst? Da hab ich schon weitaus schlimmeres gesehen/gehört. Nehmen wir mal CoD5 als Beispiel.

Erayzor2k7 schrieb:

Also ich finde den Tod eines Elitesoldaten genauso schlimm wie der eines Rifleman im XYZ Platoon.

Na klar macht das für dich und mich und allgemein keinen Unterschied und für die Jungs wahrscheinlich auch nicht, aber das die untereinander einen besonderen Zusammenhalt entwickeln, sollte einem schon klar sein wenn man mal überlegt was die so den lieben langen Tag machen. Ich glaube das war es auch, was uns das Spiel irgendwie vermitteln sollte. Wie bereits gesagt, entweder man versteht das oder eben nicht und wenn man nicht selbst dabei gewesen ist, wird man wohl eher zu den letzteren gehören.

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