Nach einer eher durchwachsenen Phase mit Battlefield 2042 will Battlefield 6 nun zeigen, dass der Name wieder für das steht, womit alles begann: groß angelegte Schlachten, zerstörbare Umgebungen und das Gefühl, mitten in einem modernen Krieg zu stehen. Dabei erfindet man das Rad nicht neu, sondern setzt auf altbekannte Formeln, die funktionieren und verändert hier und da ein paar Setups. Wir haben das Spiel nun länger gespielt und verraten euch in unserem Testbericht, was wir bisher davon halten.
Es gibt wieder eine Singleplayer-Kampagne!
Beginnen wir mit dem Einzelspielermodus, denn ja! – den gibt es wieder! Battlefield 6 setzt in der Kampagne erzählerisch auf ein klassisches, fast schon altmodisches Setup: ein Szenario, das nur ein paar Jahre in der Zukunft spielt. Eine neue, mysteriöse private Militärorganisation namens Pax Armata taucht plötzlich auf, destabilisiert gezielt ganze Regionen und versucht, sich als neuer Machtfaktor zwischen den zerfallenden Bündnissen der Welt zu positionieren. NATO-Staaten wenden sich ab, alte Allianzen brechen auseinander – und irgendwo dazwischen steht eine kleine Einheit von US-Marines, Dagger 13, die durch eine Reihe von Rückblenden die Ereignisse des globalen Konflikts erlebt. Ihre Mission: einen Überläufer aufspüren, der mehr weiß, als er sollte.

Das Ergebnis ist eine sehr kompakte Kampagne, die man in etwa fünf Stunden durchspielen kann. Neun Missionen, jede davon für sich ein kleiner Ausschnitt aus dem großen militärischen Chaos: mal infiltriert man taktisch ein Gebäude, mal eskortiert man einen schwer gepanzerten Konvoi, mal übernimmt man die Rolle eines Scharfschützen und legt aus sicherer Entfernung feindliche Stützpunkte lahm. Jede Mission steht für sich, und wie gut sie funktioniert, hängt stark vom Szenario ab.
Das Sniper-Level gehört dabei zu den stärkeren Momenten: weite Landschaften, viele Möglichkeiten, das Ziel auf unterschiedliche Weise zu erreichen, und einige filmreife Sequenzen am Ende. Andere Missionen hingegen wirken weniger inspiriert; etwa, wenn man mit einem Panzer durch die Wüste rollt und das Spiel schon ermüdend wird, bevor die Hälfte vorbei ist. Immerhin: optisch bleibt Battlefield 6 beeindruckend. Landschaften, Explosionen und Wettereffekte sind durchweg auf höchstem Niveau, und jede Kulisse wirkt so, als sei sie direkt für einen Trailer entworfen worden.
Doch wenn man das große Ganze betrachtet, fällt schnell auf, dass Battlefield 6 erzählerisch nichts Neues wagt. Die Kampagne ist ein Sammelsurium bekannter Klischees – eine Art „Best of“ aller militärischen Shooter-Momente der letzten 20 Jahre. Luftschläge markieren? Check. Bösewicht erschießt Geisel vor den Augen des Helden? Check. Helikopter stürzt ab, Brücke bricht ein, endloser Wellenkampf am Ende der Mission… alles schon gesehen und nicht überraschend.

Das bedeutet jetzt nicht, dass die Geschichte schlecht ist. Diese Klischees funktionieren nach wie vor, sie geben Struktur und Tempo. Aber sie hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Die Figuren bleiben austauschbar, der Plot springt von einem Schauplatz zum nächsten, ohne, dass man wirklich erklärt bekommt, warum. Übergänge fehlen, Motivationen bleiben vage, manche Abschnitte wirken, als hätte man sie aus einem anderen Spiel hineinkopiert. Das sorgt für viele starke Momente im Kleinen (so ist z.B. die Szene auf der in sich zusammengefallenen Brücke genial), aber im Großen und Ganzen gibt es keine kohärente Geschichte. Etwas grundsätzlich Positives hat die Kampagne: Sie führt einen fast tutorial-mäßig durch alle wichtigen Funktionen und Waffenarten im Spiel, sodass man für den Multiplayer gewappnet ist.
Fazit
Battlefield 6 ist ein Spiel, das genau weiß, was es sein will – und was nicht. Es ist kein Neuanfang, kein mutiger Schritt nach vorn, sondern eine Rückkehr zu dem, was die Serie einst stark gemacht hat. Große Schlachten, eindrucksvolle Präsentation, Chaos, Teamplay und dieses unnachahmliche Gefühl, Teil eines gewaltigen Kriegsereignisses zu sein. Wenn alles funktioniert, ist das Spiel ein absolutes Spektakel, ein audiovisuelles Feuerwerk, das zeigt, dass die Entwickler es nach wie vor verstehen, bombastische Erlebnisse zu inszenieren.
Gleichzeitig bleibt Battlefield 6 aber in vielen Punkten hinter seinen Möglichkeiten. Die Kampagne ist kurz und klischeehaft. Im Multiplayer frisst das Fortschrittssystem ein wenig die Motivation, das Balancing ist noch wacklig und technische Probleme trüben den Spielfluss. Dennoch: In den besten Momenten liefert das Spiel genau das, was Fans erwarten mit intensiven Gefechten, starker Teamdynamik und purem Adrenalin.
Battlefield 6 ist kein perfektes Comeback, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Wer mit kleinen Macken leben kann (die vielleicht über die nächsten Monate und Jahre hinweg durch Anpassungen seitens der Entwickler ausgebügelt werden…), bekommt eines der intensivsten und audiovisuell beeindruckendsten Kriegsspiele der letzten Jahre. Es ist ein Spiel, das im Chaos seine Ordnung findet – und wir lieben dieses Chaos! Man sieht sich auf dem Schlachtfeld…
Bewertung
Pro
- Spektakuläre Grafik und Soundkulisse
- Groß angelegte, atmosphärische Schlachten
- Dynamische Teamplay-Momente mit echtem Battlefield-Gefühl
- Großartiges Multiplayererlebnis
- Rückbesinnung auf eine funktionierende Gameplay-Formel
- Es gibt eine Singleplayer-Kampagne!
Contra
- Fortschrittssystem mit übertriebenem Grind
- Noch etwas unausgewogenes Balancing und technische Probleme
- Kampagne sehr kurz und etwas uninspiriert
- Fehlendes Skill-Based Matchmaking benachteiligt Neulinge
- Klassensystem unausgegoren und teils unlogisch
- Kein reines Konsolen-Crossplay möglich
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