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Erster Blick auf den Multiplayer: Chaos, Teamplay und Frustfaktoren

Wie zu erwarten, liegt der Fokus von Battlefield 6 auf dem Multiplayer. Hier spielt sich das wahre Spektakel ab: riesige Karten (aber wieder kompakter als die von 2042), zerstörbare Umgebungen und der typische Mix aus Infanterie, Fahrzeugen und Luftschlachten. Es gibt neun Spielmodi, die von engen Stadtkämpfen bis zu weitläufigen Großgefechten reichen. Flugzeuge stürzen brennend vom Himmel, Panzer walzen durch Trümmerfelder, Soldaten sprinten durch einstürzende Gebäude. Visuell ist das beeindruckend, und auch das Gefühl, Teil eines massiven Kriegsereignisses zu sein, funktioniert besser als in jedem anderen Shooter.

Spielerisch bleibt Battlefield 6 der bekannten Formel treu. Chaos und Teamarbeit gehen Hand in Hand, wenn auch nicht immer reibungslos. Das überarbeitete Klassensystem ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Theoretisch kann jede Klasse jede Waffe führen, was mehr Freiheit bringt. In der Praxis verwässert das aber die ehemals klaren Rollen. Besonders auffällig ist die Support-Klasse, die jetzt sowohl heilt als auch Munition verteilt. Dadurch wird sie zur Allzwecklösung, während andere Rollen weniger Bedeutung haben. Heilgegenstände wie Medic Pouches müssen erst freigeschaltet werden, und selbst der Defibrillator ist kein Standard mehr, sondern nur ein optionales Gadget. Gleichzeitig wurde die Späher-Klasse stärker auf reine Distanz beschränkt. Der Spawn-Beacon liegt jetzt beim Assault, und alle Perks des Recons zielen nur noch auf Snipen und Spotten.

Was auch nach vielem Spielen auffällt, ist die Tatsache, dass Battlefield 6 nun deutlich kompakter und kleiner ist als noch BF2042, aber auch kleiner als BFV oder BF1 davor. Kämpfe sind deutlich dichter und das Spieltempo ist teilweise enorm hoch. Viele Maps haben Häuserkämpfe oder konzentrieren sich auf enge Gebiete, in denen automatische Waffen deutlich besser abschneiden als Distanzgewehre. Es fühlt sich dadurch manchmal etwas gehetzter an, als andere Battlefields – das ist ab und zu etwas anstrengend.

Viel Grind, wenig Belohnung: Neulinge werden mit Frust rechnen müssen

Das Freischalten neuer Ausrüstung sorgt für Frust… Viele spielentscheidende Waffen und Gadgets sind hinter absurd hohen Anforderungen versteckt. Hier jetzt nur ein Beispiel unter vielen: Wer die dritte Scharfschützenwaffe möchte, muss zuerst 150 Headshots mit DMRs erzielen, die keine One-Hit-Kills sind, und anschließend Headshots über 200 Meter mit Snipern landen. Für kosmetische Inhalte wäre das vertretbar, aber für essentielle Ausrüstung, die im Gefecht wirklich einen Unterschied macht, ist das übertrieben. Der Fortschritt fühlt sich dadurch mühsam an und wirkt, als wolle das Spiel künstlich Zeit strecken.

Auch das Balancing ist noch nicht da, wo es sein sollte. Auf manchen Karten sind einige Punkte zum Einnehmen katastrophal chaotisch, auf anderen ist man als Angreifer generell fast chancenlos. Das merkt man vor allem in den größeren Modi, in denen Spawnpunkte, Fahrzeugverteilung und Geländestruktur noch nicht optimal abgestimmt sind. Das kann sich allerdings in Zukunft bessern, da die Entwickler dafür bekannt sind, auf Spielerfeedback einzugehen.

Es gesellen sich aber aktuell noch einige technische Probleme im Ablauf hinzu. Nach jeder Runde wird man auf einen neuen Server geworfen, was eine durchgehende Rotation der Maps und Seiten verhindert. Es gibt kein Map-Voting und eben kein festes Wechseln zwischen Angreifern und Verteidigern. Dadurch kann es vorkommen, dass man über Stunden hinweg dieselbe Karte auf derselben Seite spielt. Ein weiteres technisches Problem, das aktuell besteht, ist, dass beim Serverwechsel häufig Mitglieder aus der Party, mit denen man zusammenspielt, die Verbindung verlieren, rausfliegen und dann manuell nachjoinen müssen.

Und dann war da noch das achso bekannte Crossplay… Wer es deaktiviert, kann auf Konsolen nur mit Spielern der eigenen Plattform spielen. Xbox mit Xbox, Playstation mit Playstation. Eine gemeinsame Konsolenlobby gibt es nicht. Schade, denn gerade die Konsolenversionen spielen sich angenehmer, etwas ruhiger und mit deutlich weniger Cheatern als die Runden mit PClern zusammen.

Ein weiteres Problem ist das fehlende Skill-Based Matchmaking („SBMM“ – gibt es z.B. bei Call of Duty aktuell). Schon jetzt zeigt sich, dass erfahrene Spieler mit freigeschalteten Aufsätzen (nach langem Grinden…) und perfektem Loadout Neulinge regelrecht dominieren. Das Ungleichgewicht wird mit der Zeit noch größer werden. Neue Spieler stehen mit schlechterer Ausrüstung da und haben kaum Chancen, mitzuhalten.

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Fazit

Battlefield 6 ist ein Spiel, das genau weiß, was es sein will – und was nicht. Es ist kein Neuanfang, kein mutiger Schritt nach vorn, sondern eine Rückkehr zu dem, was die Serie einst stark gemacht hat. Große Schlachten, eindrucksvolle Präsentation, Chaos, Teamplay und dieses unnachahmliche Gefühl, Teil eines gewaltigen Kriegsereignisses zu sein. Wenn alles funktioniert, ist das Spiel ein absolutes Spektakel, ein audiovisuelles Feuerwerk, das zeigt, dass die Entwickler es nach wie vor verstehen, bombastische Erlebnisse zu inszenieren.

Gleichzeitig bleibt Battlefield 6 aber in vielen Punkten hinter seinen Möglichkeiten. Die Kampagne ist kurz und klischeehaft. Im Multiplayer frisst das Fortschrittssystem ein wenig die Motivation, das Balancing ist noch wacklig und technische Probleme trüben den Spielfluss. Dennoch: In den besten Momenten liefert das Spiel genau das, was Fans erwarten mit intensiven Gefechten, starker Teamdynamik und purem Adrenalin.

Battlefield 6 ist kein perfektes Comeback, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Wer mit kleinen Macken leben kann (die vielleicht über die nächsten Monate und Jahre hinweg durch Anpassungen seitens der Entwickler ausgebügelt werden…), bekommt eines der intensivsten und audiovisuell beeindruckendsten Kriegsspiele der letzten Jahre. Es ist ein Spiel, das im Chaos seine Ordnung findet – und wir lieben dieses Chaos! Man sieht sich auf dem Schlachtfeld…


Bewertung

Pro

  • Spektakuläre Grafik und Soundkulisse
  • Groß angelegte, atmosphärische Schlachten
  • Dynamische Teamplay-Momente mit echtem Battlefield-Gefühl
  • Großartiges Multiplayererlebnis
  • Rückbesinnung auf eine funktionierende Gameplay-Formel
  • Es gibt eine Singleplayer-Kampagne!

Contra

  • Fortschrittssystem mit übertriebenem Grind
  • Noch etwas unausgewogenes Balancing und technische Probleme
  • Kampagne sehr kurz und etwas uninspiriert
  • Fehlendes Skill-Based Matchmaking benachteiligt Neulinge
  • Klassensystem unausgegoren und teils unlogisch
  • Kein reines Konsolen-Crossplay möglich

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 10 von 10
10/10
Story 6 von 10
6/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Umfang 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8

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