
Wo verstecken sich die Innovationen?
Vielleicht haben wir diese Innovationen ja auch nur an der falschen Stelle gesucht. Schließlich lässt sich in Gears nicht nur die Story mit mehreren menschlichen Begleitern spielen. Also fix zurück ins Menü und erstmal betrachtet, was alles zur Auswahl steht. Was sofort auffällt, der Horde 2.0 Modus ist weg, oder versteckt er sich nur hinter einem neuen Namen? Beschreibung des Überlebensmodus gelesen, leicht gewundert und trotzdem mal angeschmissen. Klingt erstmal wie Horde, allerdings stand dort was von 10 Runden, gab es nicht mal 50? Nachdem der Ladebildschirm verschwindet, folgt weitere Verwirrung. Schuld daran ist das Fenster, in dem ich zwischen einem von vier Symbolen wählen soll. Diese entsprechen einer von vier Klassen. Klassen, was für Klassen? Na ja, Charakterklassen.
Wie wir in unserem Hands-On zum Overrun Modus schon etwas ausführlicher ausgeführt haben, hat auch die KOR-Seite nun vier verschiedene Klassen. Keine davon lässt allerdings wirkliches Gears of War Horde Feeling aufkommen. Ein weiterer Negativpunkt: Ihr könnt keine Befestigungen mehr bauen. Ihr seid als Ingenieur maximal noch in der Lage, bestehende zu reparieren. Verteidigt werden dabei zwei E-Holes (die im deutschen auf grauenhafte Weise mit dem Ausdruck ,,Aus-Loch" übersetzt wurden) und ein Generator. Es handelt sich dabei um mehrere Verteidigungsstufen. So müsst ihr nicht alles gleichzeitig verteidigen, sondern wie im Overrun Modus auf Seiten der KOR, immer nur einen Punkt. Das Ganze kann bis zu 10 Runden dauern und ist aus meiner Sicht kein Ersatz für den Horde-Modus, weder vom Spielgefühl her noch vom Umfang.
Willkommen in der Zwei-Klassen-Gesellschaft des Gamings
Ein wenig enttäuscht wird in den Versus Modus gewechselt, hier stößt sofort das neue 2-Klassensystem negativ auf. So gibt es vier Playlists für Spieler ohne Season Pass und die selben vier Playlists für die VIPs mit Season Pass. Weil Leute, die mehr Geld ausgeben, heutzutage offensichtlich gerne als VIPs bezeichnet werden, bekommen diese für alle Versus-Partien doppelte Erfahrungspunkte auf ihr Konto gutgeschrieben. Das beeinflusst zwar nicht das Gameplay des Versus Multiplayers bzw. dessen Qualität, hinterlässt aber dennoch einen faden Beigeschmack.
Nachdem ich in jedem der vier Versus-Modi ein paar Spiele verbracht habe, muss ich meine anfänglich Entrüstung über das VIP-Prinzip aber auch schon wieder etwas relativieren. Ich werde dieses Zwei-Klassen-Menü nämlich so schnell nicht wiedersehen. Der Grund dafür: Keiner der gebotenen Modi lässt Gears Feeling aufkommen. Dem Overrun Modus mag man das nicht einmal vorwerfen. Schließlich hat Epic hier etwas neues probiert, was kurzweilig auch Spass machen kann, insbesondere beim Spielen mit Freunden und Bekannten. Im öffentlichen Mehrspieler artet der Modus meist einfach nur in chaotischem Anrennen der Locust aus. Der Teamgedanke wird mit dem Punktesystem einfach nicht ausreichend gefördert. So komme ich als Unterstützerklasse, wie der Kantus nicht im Ansatz so schnell an Punkte, wie mit anderen Klassen. Auf der KOR-Seite funktioniert dieses Zusammenspiel schon ein wenig besser, aber auch nicht perfekt. Der Todesstoß für den Langzeitspielspass sind die mickrigen vier Karten, die das Vollpreisspiel an Board hat. Traurig aber wahr, diese vier Karten sind noch nicht mal gut gestaltet, auch unterscheiden sie sich außer durch das Setting fast nicht voneinander.
Wenn du denkst schlimmer geht´s nicht mehr kommt irgendwo der FreeForAll-Modus her
Den Overrun Modus kann man somit als kurzweiliges und halbgares Experiment abhaken. Doch in den drei übrigen Modi wird es nicht bessern. Das liegt nicht einmal an der fragwürdigen Designentscheidung blaue gegen rote KORs kämpfen zu lassen, anstatt die Locust einzubinden. Es liegt an den Gameplay-Änderungen. Zu einen dürft ihr nur noch eine Waffe (nahezu frei) auswählen, dazu bekommt ihr eine Snub-Pistole und eine Granate eurer Wahl. Dann gibt es kein Active Reload und auch kein Down-But-Not-Out (DBNO) mehr. Das heißt, seid ihr tödlich getroffen, seid ihr auch tot. Gerade DBNO lässt sich wohl auf die Modiauswahl zurückführen. So gibt es nun nämlich eine Jeder-Gegen-Jeden Modus, wer sollte euch auch schon wiederbeleben.
Dazu kommen noch der obligatorische Team-Death-Match Modus und Domination Modus. Dieser entspricht nicht dem König-des-Hügel Modus aus Teil drei, sondern dem Herrschaftsmodus aus bekannten Masse-Waren-Shootern. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wird auch ohne das ihr anvisiert permanent das Fadenkreuze eurer Waffen eingeblendet, was die früheren Gnasher Duelle zu einer anspruchslosen Farce sondergleichen verkommen lässt. Das Gute ist, wenn ihr jeden Modus nach einer Runde enttäuscht verlasst, dann habt ihr wahrscheinlich schon fast alle Karten gesehen. Denn nicht nur der Overrun Modus kommt mit lediglich vier Karten daher (die er sich auch noch mit dem Überlebensmodus teilt), auch die restlichen drei Modi können nur aus einem Fundus von vier Karten wählen. Diese sind teilweise auch noch ziemlich einfallslos designed.
Trotz aller Enttäuschung muss man dem Multiplayer zu Gute halten, dass er technisch sauber läuft. Allerdings rettet diese Tatsache das Gesamtbild auch nicht mehr auf ein akzeptables Niveau.
Fazit
Der Storymodus biete keine Story, aber solide bis gute Gears of War Kost mit den üblichen (KI-)Macken. Schade ist, das man es nicht geschafft hat, eine richtige Story für das Spiel zu schreiben. Dennoch ist hier für Koop-Freunde gerade bei der Jagd nach Sternen für jeden Menge Spaß gesorgt.
Das ist auch der einzige Grund, warum der Multiplayer noch an der 50 Punkte-Marke kratzen darf, denn sowohl der Überlebens Modus als auch die vier Versus Modis enttäuschen auf ganzer Linie. Als Krönung des Ganzen ist der Umfang an Modi und Karten auch noch so minimal, als hätte die Serie zum ersten Mal einen Multiplayer an Bord.
Wer Koop-Action sucht, kann sich den neuesten Gears Teil mal anschauen, wer Gears wegen dem Versus Multiplayer gespielt hat, sollte um diesen Teil einen großen Bogen machen.
Bewertung
Pro
- Smart Spawn System & deklassifizierte Missionen sorgen für Abwechslung
- gewohnt coole Charaktere
- gewohnte Gears Action in der Kampagne
Contra
- keine richtige Story
- Kampagne in sehr kurze Sektionen zerschnitten
- sehr begrenzte Modi-Vielfallt
- Ideen- und liebloser Versus-Multiplayer
38 Kommentare
TheGreenChris Fr, 17.05.2013, 10:44 Uhr
Mein Primärer Kritikpunkt am MP ist und bleibt die Vielfalt. Von daher gibt er für mich und auch allgemein im Vergleich zum Vorgänger halt weniger her.
Wobei auch ich zugestehen muss, das er sich mittlerweile deutlich runter anfühlt als noch zum Release, als man noch mit Snub-Pistole und einer weiteren Waffe rumlief ...
XBU Dirty Fr, 17.05.2013, 08:51 Uhr
Ist immer auch Geschmackssache. Ich spiele fast jeden Abend 1-2 Stunden GearsJ MP und mir gefällt er nach Gears 1 so gut wie kein anderer. Würde ich ihn bewerten läge der MP bei mir bei locker über 90. Wüsste auch nichts was man verbessern könnte. Jedes Match läuft anders...unendliche Möglichkeiten und sehr geeignet um als Team zu wirken. Denke, mit rund 3000 Spielstunden Gears MP kann ich dies in etwa beurteilen.
TheGreenChris Fr, 17.05.2013, 08:23 Uhr
Na ja wie auch immer einem die Änderungen des neuen MPs zu den Vorgängern gefällen ... insgesamt hat er dennoch stark an Qualität und Vielfalt abgenommen. Was nicht heißen soll, das man damit nicht hin und wieder etwas Spass haben kann. Das ist für mich noch ein riesen Unterschied zu einem guten Spiel bzw. einem guten MP.
XBU Böhser Onkel Do, 16.05.2013, 17:13 Uhr
Ich war ja anfangs auch mehr als skeptisch wurde dann aber nach 5 Stunden Spielzeit im MP angenehm überrascht.
Aber ich bin ja auch anspruchslos *hust*.
GOWJ nur anhand des Singleplayers zu bewerten oder überall schlecht zu machen ohne den MP ausführlich gespielt zu haben....ist halt auch nicht gerade dass was man von Leuten die sich GOW Fan nennen erwartet.
Wobei man auch immer schauen muss dass es Leute gibt die GOW erst seit Teil 2 oder sogar Teil 3 richtig spielen und kennen.
Dass es jetzt neue Loadouts gibt fand ich anfangs garnicht so gut da es sehr angenehm war nur mit der Gnasher zu spielen....aber nach ein paar Stunden wurde auch diese Entscheidung für gut befunden.
XBU Buttercup Do, 16.05.2013, 10:41 Uhr
Na gut, dann werde ich das demnächst wohl auch mal testen müssen. ^^ wenn sogar Olaf begeistert ist, kann ja nix schief gehen. :D