
Der Aufbau ist simpel, effizient, aber nichts Besonderes
Während Forza Horizon die Spieler dazu einlädt, eine Karte zu erkunden, bietet Forza Motorsport lediglich ein funktionales Event-Raster, ein Menü das simpler nicht hätte sein können und keinen coolen Ansager, ja nicht mal Musik im Menü. Es gibt fünf Touren, von denen jede aus vier Serien mit jeweils vier bis sechs Rennen besteht, plus einem Showcase-Event als krönenden Abschluss. Jede Serie befasst sich mit einer anderen Klasse, von modernen Superlimousinen bis hin zu exotischen Retrofahrzeugen. Wenn man schon einmal ein Forza-Spiel gespielt hat, werden diese Serien nicht überraschen, und sie wurden sicherlich schon einmal einfallsreicher gestaltet und verlockender angelegt.
Jede dieser Serien ist gleich aufgebaut. Sobald man sich einen Wagen für eine Serie ausgesucht hat, ist dieser festgelegt, und jeder Wagen muss einzeln aufgewertet werden, wobei nach und nach Upgrades (sowie die spezielle Währung, die man für deren Kauf benötigt) freigeschaltet werden. Vor jedem Rennen muss man drei Trainingsrunden absolvieren. Hier gibt es die besten Car-XP-Belohnungen, wenn man seine Kurventechniken verfeinert und seine Rundenzeiten verbessert. Mit anderen Worten: Je mehr und besser man fährt, desto schneller wird das Auto.
Dieses System, das auch im Mehrspielermodus angewandt wird, macht es praktisch unmöglich, sich mit einem beliebigen Auto durch Credits auf Geschwindigkeit zu bringen. Stattdessen muss man Zeit damit verbringen, das Auto zu fahren, und es nach und nach aufbauen. In einem der wenigen Bereiche, in denen Turn 10 auf die Horizon-Reihe zu reagieren scheint, wirkt es aktiv dem Überangebot an Belohnungsautos und den albernen, spielverderbenden Umbauten entgegen, die es ermöglichen, einen 1.000-PS-Motor in ein Kleinstauto aus den 1950er Jahren einzubauen. (Motor- und Antriebsstrangtausch sind die letzten Freischaltungen, die auf Stufe 40 bzw. 50 freigeschaltet werden). Es ist mühsam, aber die realistischere Philosophie, die dahintersteckt, kann man durchaus zu schätzen wissen, ebenso wie das Bestreben, eine Beziehung zwischen den Spielern und ihren Autos aufzubauen. Nicht zuletzt geht aus auch einigen irritierenden Aspekten und Trends bei Forza entgegen, welche die individuellen Eigenschaften der Autos ausblenden (wie z.B. der überwältigende Dominanz von Allradantrieb).
Innerhalb der Einzelspielerkarriere bleibt es aber zu bezweifeln, ob es so tatsächlich gut funktioniert, wie angedacht. Ähnlich wie bei anderen Spielen mit Upgrades oder Skilltrees werden in Forza Motorsport die Upgrades so allmählich verteilt, dass man den Unterschied kaum spürt, vor allem, wenn man gegen eine KI antritt, deren Autos ebenfalls an die Leistung des eigenen Autos angepasst sind. Es gibt einen Glättungseffekt, der das Gefühl des Fortschritts dämpft, und einige ungewöhnlichere Ansätze – wie die Anschaffung eines schnelleren Wagens und das Fahren ohne Upgrades – sind von vorneherein nicht möglich.
Unterhaltsame Formel, wenn auch repetitiv
Neben einem wenig motivierend wirkenden Upgrade-System kommt ein extrem repetitives Event-Design hinzu. Obwohl Forza Motorsport über eine große Auswahl an Strecken verfügt - darunter eine ganze Reihe völlig neuer Originale sowie weniger bekannte reale Rennstrecken wie das südafrikanische Kyalami -, besteht alles, was man auf ihnen tut, aus Üben, Üben, Üben und dann Rennen, Rennen, Rennen.
Fairerweise muss man sagen, dass diese Schleife wunderbar umgesetzt ist. Die Trainingssitzungen funktionieren wirklich gut, schaffen Atmosphäre und Vertrautheit und helfen einem, seine Linie in den wichtigen Abschnitten zu verfeinern. Die freie Wahl des Startplatzes (nicht höher als der dritte Platz) ist zunächst kontraintuitiv, ermutigt aber dazu, sich selbst herauszufordern, entweder indem man weiter hinten startet und sich mit anderen Autos misst oder indem man den Schwierigkeitsgrad erhöht. Das Ergebnis sind Spannung und Aufregung auf der Strecke und weniger Rennen, bei denen ein Sieg eine Selbstverständlichkeit ist. Für sich genommen ist ein Karriererennen in Forza Motorsport ein perfekt gestaltetes 20-minütiges Spiel. Aber, abgesehen vom Rivals-Zeitfahrmodus, ist diese Schleife so ziemlich das Einzige, was das Spiel bietet. Und da die Rennen in der Regel mindestens fünf Runden lang sind, plus Training, ist das eine ziemlich lange Runde. Bei Wiederholungen kann das schnell ermüdend werden.
Fazit
Forza Motorsport ist eine ernste Angelegenheit. Turn 10 vermittelt, dass man Zeit investieren muss: Runden drehen, Sekunden absparen, eine kleine Änderung vornehmen, den Sieg herauskitzeln. Diese Fokussierung auf das Kerngeschäft des Motosports und die Weigerung, sich den spaßbesessenen Horizon-Spielern anzubiedern und ihnen stattdessen eine klar formulierte Einladung zukommen zu lassen, dann doch wieder ein wenig Ernst an den Tag zu legen, kann man durchaus respektieren. In diesem Spiel geht es darum, sich im Kreis zu drehen, und zwar jedes Mal ein bisschen schneller, und das ganz unverblümt. Das hat sich als überzeugend genug erwiesen, um eine ganze Sportart darauf aufzubauen, also ist das vielleicht ganz gut so. Aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte es schon sein dürfen.
Denn mehr als die durchaus beeindruckenden fetten Motorengeräusche, einer Cockpitview vom Feinsten und vielen minutiösem, virtuellem Rumgeschraube in der virtuellen Upgrade-Garage mit anschließendem Rundenfahren bietet Forza Motorsport nicht. Für die Puristen mag es genügen, doch der größere Markt und die anziehendere Wirkung wird wohl immer noch Forza Horizon bieten, welches dank vieler Anpassungsmöglichkeiten auf ein ähnliches Simulations-Niveau wie der große Bruder Forza Motosport kommt. Vor allem, da Forza Motorsport als Rennsimulation noch komplett zahm daherkommt. Bleibt abzuwarten, wie Fans auf das Reboot reagieren, das durchaus seine Daseinsberechtigung hat, aber nicht die erhoffte Durchschlagskraft aufweisen kann.
Bewertung
Pro
- Komplett realistische Nachbauten der Rennstrecken
- Verbesserte Fahrengine
- Spannender, anpassbarer Schwierigkeitsgrad
- Multiplayer-Rennen voller Nervenkitzel
- Fokus auf pures Motosport-Feeling
Contra
- Wenig Abwechslung im Gesamtgameplay
- Optisch und technisch verbesserungsfähig
- Simulationsgrad noch recht niedrig
- Upgrade-System mit "Rubberbanding"-Gefühl
- Nicht jedermanns Sache

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