
Ein kleiner Blick auf die Technik
Auf der Xbox Series X ist Ray Tracing in der empfohlenen Grafikeinstellung deaktiviert und erscheint stattdessen als separater, dynamischer, aber niedriger aufgelöster 60fps-Modus oder als 4K-Fidelity-Modus, der mit 30fps läuft. Wenn man es lange genug spielt, gewöhnt man sich an 30fps, aber es ist enttäuschend, dass die Series X keine 4K60fps mit Ray Tracing bietet.
Grafisch gesehen ist Forza Motorsport zwar eine wunderschöne Angelegenheit und die Liebe zum Detail ist klar zu sehen. Allerdings ist es in unseren Augen weit davon entfernt, fotorealistisch zu sein, auch wenn einige Tester und Spieler das gerne so darstellen würden. Es sieht meist einfach zu sauber und computergerendert aus, wobei die Autokarosserien bei Nacht oft wie aus Plastik gemacht aussehen. Da macht selbst Forza Horizon teils einen besseren Eindruck.
Die Tag/Nacht-Übergänge aktualisieren die Licht- und Schattenpositionen alle 18-25 Sekunden (und man bemerkt den Sprung), und der dynamische Himmel scheint eine Reihe statischer Skyboxen zu sein – schade, wenn das mit den hübschen, sich bewegenden Wolken von Forza Motorsport 7 vergleicht. Der Gesamteffekt ist zwar immer noch wunderschön, wenn sich der Morgennebel auflöst oder die untergehende Sonne im Laufe des Rennens immer mehr in die Sicht eindringt, aber es fühlt sich nicht so frei und natürlich an wie das immer noch großartige Wettersystem des „Original“ Project CARS.
Endlich wieder Multiplayer-Spaß
Auch im Mehrspielermodus musste Turn 10 viel Boden gutmachen. Nachdem die Motorsport-Reihe dank Microsofts Netzwerk-Know-how schon früh die Führung in diesem Bereich übernommen hatte, geriet sie um 2017 ins Hintertreffen, als Gran Turismo Sport und andere Spiele die Sicherheits- und Geschicklichkeitsbewertungen von Hardcore-Simulationen wie iRacing einführten, um eine fairere und sportlichere Umgebung für Online-Rennen zu schaffen. In diesem Zusammenhang wirkten die chaotischen und aggressiven Lobbys von Forza Motorsport 7 im Vergleich dazu altmodisch.
Turn 10 hat nun getan, was unbedingt getan werden musste, und hat Fahrerbewertungen, ein Bestrafungssystem und eine obligatorische Trainingsphase mit drei Rennen eingeführt, bevor man an einem der Mehrspieler-Rennen von Forza Motorsport teilnehmen kann (im Gegensatz zu den privaten Rennen). Die Teilnahme an einer Multiplayer-Sitzung ist nun eine Verpflichtung; die Rennen haben festgelegte Startzeiten, plus Trainings- und Qualifikationsphasen, die sich über „Rennwochenenden“ erstrecken, die mindestens eine halbe Stunde dauern. Aber man wird mit Rennen belohnt, die hart umkämpft, fair und spannend sind. Unterstützt von einem soliden Netzwerk und einer schnellen, unkomplizierten Benutzeroberfläche gehört der Online-Multiplayer von Forza Motorsport endlich wieder zur ersten Liga.
Fazit
Forza Motorsport ist eine ernste Angelegenheit. Turn 10 vermittelt, dass man Zeit investieren muss: Runden drehen, Sekunden absparen, eine kleine Änderung vornehmen, den Sieg herauskitzeln. Diese Fokussierung auf das Kerngeschäft des Motosports und die Weigerung, sich den spaßbesessenen Horizon-Spielern anzubiedern und ihnen stattdessen eine klar formulierte Einladung zukommen zu lassen, dann doch wieder ein wenig Ernst an den Tag zu legen, kann man durchaus respektieren. In diesem Spiel geht es darum, sich im Kreis zu drehen, und zwar jedes Mal ein bisschen schneller, und das ganz unverblümt. Das hat sich als überzeugend genug erwiesen, um eine ganze Sportart darauf aufzubauen, also ist das vielleicht ganz gut so. Aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte es schon sein dürfen.
Denn mehr als die durchaus beeindruckenden fetten Motorengeräusche, einer Cockpitview vom Feinsten und vielen minutiösem, virtuellem Rumgeschraube in der virtuellen Upgrade-Garage mit anschließendem Rundenfahren bietet Forza Motorsport nicht. Für die Puristen mag es genügen, doch der größere Markt und die anziehendere Wirkung wird wohl immer noch Forza Horizon bieten, welches dank vieler Anpassungsmöglichkeiten auf ein ähnliches Simulations-Niveau wie der große Bruder Forza Motosport kommt. Vor allem, da Forza Motorsport als Rennsimulation noch komplett zahm daherkommt. Bleibt abzuwarten, wie Fans auf das Reboot reagieren, das durchaus seine Daseinsberechtigung hat, aber nicht die erhoffte Durchschlagskraft aufweisen kann.
Bewertung
Pro
- Komplett realistische Nachbauten der Rennstrecken
- Verbesserte Fahrengine
- Spannender, anpassbarer Schwierigkeitsgrad
- Multiplayer-Rennen voller Nervenkitzel
- Fokus auf pures Motosport-Feeling
Contra
- Wenig Abwechslung im Gesamtgameplay
- Optisch und technisch verbesserungsfähig
- Simulationsgrad noch recht niedrig
- Upgrade-System mit "Rubberbanding"-Gefühl
- Nicht jedermanns Sache

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