
Perfekte Technik
Grafisch setzt das Spiel schlichtweg neue Maßstäbe im Bereich der Rennspiele. Es gibt unter den aktuellen Racing Games keines, welches so gut aussieht. Die Lichteffekte zu den verschiedenen Tageszeiten wirken stets äußerst real. In Verbindung mit den Spiegelungen, die der Asphalt während und nach dem Regen darstellt, wirkt es stellenweise so, als würde man sich auf der echten Rennstrecke befinden. Zudem läuft das Spiel während der Rennen jederzeit flüssig. Es kommt zu keinen Framerateeinbrüchen oder gar Tearing. Kantenflimmern wird der Forza Motorsport 7 Spieler auch nicht feststellen können. Hinzu kommt ein äußerst hoher Detailreichtum an und in den Fahrzeugen. Beim Fahren in der Cockpit Perspektive kommt es, den richtigen Blickwinkel auf den TV vorausgesetzt, durchaus mal zu Verwechselungen mit der Realität. Das Ganze kommt nicht von ungefähr. Vorab bewarb Microsoft das Spiel mit nativem 4K, HDR sowie Xbox One X Support direkt nach Release der Konsole. Nun stellt sich die Frage, was an diesem Spiel noch besser aussehen kann. Getestet wurde Forza Motorsport 7 jedenfalls auf einer „normalen“ Xbox One mit einem Full HD TV und hier ist die gebotene Grafik einfach nur klasse.
Beim Sound setzt sich der gute Eindruck unvermindert fort. Je nach Fahrzeug wird der Spieler regelrecht angebrüllt vom Fahrzeug. Im Cockpit erklingt der Motor dann, etwas dumpfer, ganz wie in der Realität. Darüber hinaus verschafft das Quietschen der Reifen während des Untersteuerns oder beim Blockieren während des Bremsvorgangs ein Gefühl von Realität. In Sachen Vertonung gibt es also auch nichts zu bemängeln.
Die Steuerung im aktuellen Forza Motorsport ist ebenfalls eine der Besten, die es bei aktuellen Rennspielen gibt. Mit dem Release der Xbox One führte Microsoft seinerzeit das Force Feedback im linken und rechten Trigger des hauseigenen Gamepads ein. Was anfangs von einigen als eher weniger nützliches Feature belächelt wurde, mauserte sich in Forza Motorsport seit dem fünften Teil zu einer unglaublichen Bereicherung. Dieses Force Feedback sorgt nämlich dafür, dass der Spieler spürt, was mit seinem Auto passiert, noch bevor er es hört. Vor der Einfahrt in eine Kurve werden im Rennsport die Bremsen bis aufs Äußerste beansprucht. Fahrzeuge die kein ABS besitzen blockieren bei zu festem Betätigen des Bremspedals beziehungsweise Triggers. Sofern dies geschieht, spürt der Spieler eine Vibration im linken Trigger. Gleiches gilt für den rechten Trigger, wenn das Auto den Grip verliert und weg zu rutschen droht beziehungsweise die Räder durchdrehen. Nun bietet der Konkurrent aus dem Hause der Slightly Mad Studios dieses Feature in der Xbox One Fassung zwar auch an, dennoch erscheint es in Forza Motorsport 7 echter. Dem Fahrer wird somit ein deutlich echteres Gefühl und somit eine direktere Verbindung zum Fahrzeug ermöglicht. Getoppt wird dieses tolle Feature durch eine nahezu perfekte Steuerung bei der Nutzung des Xbox One Controllers. Es gibt wenig Racing Games im Bereich der Spielekonsolen, wo die Steuerung mittels Gamepad und Lenkrad so nah bei einander liegen. Forza Motorsport ermöglicht dem bequemen „Couch-Gamer“ ein tolles Rennspiel mittels einer äußerst gelungenen Gamepad Steuerung.
Ähnlich sieht es auch bei Verwendung von Lenkrad und Gaspedal aus. Auch hier ist die „Out of the Box Experience“ sehr gut. Je nach persönlicher Vorliebe muss vielleicht die Force Feedback Intensität erhöht werden, aber ansonsten bedarf es auch bei der Steuerung mittels Lenkrad und Gaspedal keiner weiteren Anpassungen. Im Test kam das Mad Catz Pro Racing Force Feedback Wheel zum Einsatz, mit welchem ein wirklich gutes Gefühl zum Auto entsteht. Die verschiedenen Boliden lassen sich auch hiermit äußerst präzise um die kurven manövrieren.
Vom eigentlichen Kern der Serie entfernt
Die Forza Motorsport Serie war seit jeher immer sehr „nüchtern“. Ziel war die möglichst realistische Rennsporterfahrung auf der Xbox zu schaffen. Am Anfang der Spielereihe, als es auch noch kaum Konkurrenz gab, war Forza Motorsport der Platzhirsch, was auch bis heute so geblieben ist. Nun, da es andere Mitstreiter auf dem Markt für Rennsimulationsspiele gibt, zeigt sich deutlich dass Forza Motorsport keine Rennsimulation im eigentlichen Sinne ist. Racing Game mit äußerst realistischem Fahrverhalten trifft es eher. Denn für eine waschechte Rennsimulation fehlt dem Spiel schlichtweg der Umfang an Einstellungsmöglichkeiten. Dass im Vorfeld eines Spielerelease ordentlich die Werbetrommel gerührt wird, ist nichts Ungewöhnliches. Dass stellenweise auch mit Features geworben wird, die im endgültigen Spiel gar nicht vorhanden sind, kommt selten mal vor.
So wurde bei Forza Motorsport von tollen Animationen beim Boxenstopp berichtet, die in Videos vor dem Release gezeigt worden sind. Die Realität ist dabei ernüchternd. Ab der Einfahrt in die menschenleere Boxengasse, welches vollautomatisch läuft und nicht verändert werden kann, stoppt das Fahrzeug irgendwann an der Team eigenen Haltebucht wo das Auto für wenige Sekunden ausharrt, sonst nichts! Dabei wird dem Auto ein frischer Satz Reifen aufgezogen und der Tank aufgefüllt. Auch hier besteht keine Möglichkeit, zwischen verschiedenen Reifentypen zu wechseln oder gar die Spritmenge anzupassen. Auch eine Einführungs- oder Auslaufrunde gibt es nicht. Scheibenwischer und Licht gehen automatisch an und können nicht selber gesteuert werden. Auch das HUD kann in Forza Motorsport 7 kaum angepasst werden. Es können lediglich Anzeigen zu- oder weggeschaltet werden. Und das ist keinesfalls kleinlich, sondern wird vom direkten Konkurrenten Project Cars bereits angeboten. All das führt zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass Forza Motorsport keine Rennsimulation nach heutigen Standards ist.
Fazit
Fora Motorsport 7 setzt neue Maßstäbe in Sachen Grafik und Sound. Die Optik ist dermaßen gut umgesetzt, dass Zweifel aufkommen, ob das Spiel auf der Xbox One X überhaupt noch besser aussehen kann. Der Umfang des Spiels sucht bei Fahrzeugen und Strecken ebenfalls seines Gleichen.
Wenn die Forza Motorsport Spielreihe bisher als beste Rennsimulation auf der Xbox bezeichnet wurde, dann nur in Ermangelung wahrhafter Konkurrenz. Nun, da es Spiele wie Project Cars 2 gibt, die weniger Wert auf Äußerlichkeiten legen und mehr darauf bedacht sind, pure Authentizität zu vermitteln, wird eines klar: Forza Motorsport 7 ist keine Rennsimulation im eigentlichen Sinne. Es fehlt das letzte Stück an Einstellungs- und Individualisierbarkeit, um es eine Simulation nennen zu können. Forza Motorsport 7 ist ein Rennspiel mit der Absicht, eine möglichst realistische Fahrerfahrung zu vermitteln. Dabei soll dies keine Deklassierung sondern eine präzisere Einordnung des Spiels sein.
Dennoch ist Forza Motorsport einfach ein klasse Rennspiel! Fans der Spielreihe kommen um den siebten Teil nicht drum herum, das steht fest. Für den geneigten Rennspielliebhaber, der auch mal gerne das Gamepad nutzt, ist Forza Motorsport definitiv zu empfehlen. Wer allerdings auf der Suche nach der möglichst realistischsten Rennspielerfahrung ist, wird wahrscheinlich zu anderen – um nicht zu sagen echteren – Rennsimulationstiteln greifen.
Bewertung
Pro
- Aufgefrischter Karriere Modus
- Gigantische Fahrzeugauswahl
- Ausgezeichnete Steuerung
- Grafik auf Top Niveau
Contra
- Verhältnismäßig schlechtes Schadensmodell
- Geringere Authenizität durch wenig Einstellungs- und Individualisierungsmöglichkeiten
- Upgrades müssen sofort bezahlt und können nicht als gesamtes Setup ausprobiert werden

1 Kommentar
RagnaroekGER So, 15.10.2017, 14:24 Uhr
Besten Dank für das sehr ausführliche Review. Zum Umfang en masse sollte aber (neben Forzathon) noch erwähnt sein, dass die vier Features noch gar nicht Verfügbar sind. Von Links nach rechts gesehen fehlen:
Dann noch Bugs, wobei ich nicht weiß ob die allgemein sind, oder nur bei einigen Spielern:
War die Konsole im Standby hängt das Spiel. Aufnahmen liefern lediglich einen Blackscreen, wenn man sie abspielt.
Dann sinnfreie Restriktionen um den Kartenquatsch zu fördern, sprich, einige Autos gibt es nur über die "Losbude". Immernoch keine Strafen für Vollhonk-Rambos im Multiplayer. Weitere Einschränken / Vorschriften welches Auto in der Karriere genutzt werden kann, seit Forza 5 schon ätzend. Schließlich kann ich allem unter der Zwischenüberschrift "Vom Kern der Serie entfernt" leider nur zustimmen.
Es ist gar nicht schlimm, dass es kein echter Rennsimulator ist, aber man muss sich auch nicht sinnlos in Richtung Arcarde-Racer bewegen. Man will es ja schon wegen der Grafik spielen, die meiner Meinung einschließlich der Gran Turismo Demo bisher bei weitem das Beste ist, was ich bei Rennspielen gesehen habe.