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Wie kommt denn ein HUD in die Steinzeit?!

Und damit sind wir auch schon beim ersten ernsten Kritikpunkt am Spiel. Wie in der Steinzeit ein Heads-Up-Display (also ein Display auf dem Kopf) funktionieren soll, ist uns etwas schleierhaft. Auch die Mini-Map wird mangels taktilem Smartphone etwas schwierig zu begründen sein. Aber gut. Im Wesentlichen ist das Problem bei Far Cry Primal nicht die Spielmechanik an sich, die wie gewohnt dank der Cry Engine butterweich läuft. Eher das man im Grunde einfach ein weiteres Far Cry spielt, ohne den Aspekt des Survivals wirklich zu nutzen. Sicher, es gibt einen besonders harten Modus, bei dem es deutlich schwieriger wird, seine Haut zu verteidigen und anderen Schaden zuzufügen, aber es bleibt ein und dasselbe Spiel im anderen Gewand.

Man hätte zum Beispiel alleine beim Feuer machen ein kleines Minispiel integrieren können, um ein Feuer zu entfachen. Oder beim Häuten des Tieres ein wenig mehr Realismus integrieren können oder tatsächlich selber Pfeile schnitzen können usw. Diese Art von Spiel fehlt etwas. Das ist schade, denn mit einem solchen Mechanismus hätte man sich tatsächlich mehr von den bisherigen Spielen distanzieren können. Tatsächlich aber wurden bereits bestehen Funktionen bewusst „verdummt“. Im vorigen Teil war es beispielsweise gar nicht so einfach Pfeile abzuschießen, da diese im Bogen flogen und man anhand der Zielvorrichtung die korrekte Distanz und den richtigen Abschusswinkel finden musste. Das gibt es nicht mehr. In der Steinzeit kann man nun Punktgenau mit Pfeil und Bogen schießen, wobei die Distanz für die Flugbahn keine Rolle spielt.

Und warum habe ich ein HUD zur Verfügung? Warum nicht tatsächlich mal den Spieler die Anzahl der Munition im Kopf halten lassen und wieso kann ich Gegner markieren? All diese Dinge bringen einen aus dem Steinzeit-Feeling heraus und im Grunde läuft man ebenso effektiv mit Pfeil und Bogen wie vorher mit dem MG herum. Warum beim Bauen kein Mini-Game integrieren? Man hätte doch zum Beispiel beim Bogenbauen sehr viel mehr den Spieler einbeziehen können. Holz spannen, Knoten, die Sehne ziehen usw. Da hätte man auch noch in Abhängigkeit von dem Geschick einen besseren oder auch schlechteren Bogen als Ergebnis haben können. In Far Cry Primal besteht das tatsächliche Bauen nur noch durch die Auswahl.

Also diesen Punkt sollte man vor dem Kauf des Spiels beachten, denn ansonsten werden eventuelle Erwartungen enttäuscht.

Schaffe, schaffe Häusle baue

Natürlich kann man auch hier wieder verschiedene Basen einnehmen und damit sein Gebiet weiter ausbauen. Dies ist ja schon seit den Assassin’s Creed-Teilen fester Bestandteil jedes Open World-Spiels bei Ubsisoft. Da macht dieses keine Ausnahme. Indem wir das tun, erhalten wir sogenannte Belohnungskisten, in denen wie von Zauberhand allerhand nützliches Zeug wie Blätter und diverse Hölzer zu finden sind. Immerhin nimmt hier das Craften einen größeren Teil als in den letzten Ablegern der Serie ein. Die Art wie man sich seine Sachen baut, ist nur leider etwas verwirrend am Anfang. Man muss in ein separates Menü mittels Menü-Taste und kann dort einen Bogen bauen, eine Keule, einen Speer usw., aber anstatt direkt Pfeile- bzw. Munitionsbauen in das gleiche Menü zu integrieren, gibt es noch ein weiteres, das einem Zugriff auf diese Funktionen erlaubt. Mittels LB wird ein radiales Menü angezeigt, das einem ermöglicht, diese auf Klick zu bauen.

Das Einnehmen von Festungen funktioniert ebenfalls gleich wie im Vorgänger. Man erledigt darin herrschenden Gefahren und hat den Ort erobert. Zum Schluss muss man noch ein Feuer anzünden, fortan kann man zu dem Ort oder anderen eroberten Lagern die Schnellreise nutzen.

Noch nie sah Steinzeit besser aus!

Was wir bei dem Spiel ARK so hart kritisierten, fällt hier so au,s wie man es von der Current Gen-Konsole erwartet. Es ist ein optisches Fest. Das visuelle Erlebnis ist mit eins der Schönsten, die man derzeit auf der Xbox One erleben kann. Von prächtigen Farben, detaillierten Texturen, tollen Animationen im Wind und flüssigen Kämpfen gibt Far Cry alles, was die Konsole so hergeben kann. Doch auch die Physik ist um einen Tacken reicher geworden.

Wir bewegen uns durch die kniehohen Gräser und diese weichen durch unsere Beine zur Seite. Die Sonne fällt durch die Baumblätter und wirft schöne Muster. Wir schauen uns hier und da mal einen Pflanze im Detail an und auch dort sieht es gemessen an der dürftigen Leistungsfähigkeit der derzeitigen Konsolen fantastisch aus. Trotz dem stellenweise Fehlen des Survival-Aspekts, schafft das Spiel es, uns in Far Cry-typischer Manier zu fangen und in seinen Bann zu schlagen. Man will einfach wissen, wie es weiter geht und welche Geschichten man im weiteren Verlauf erleben wird. Diesbezüglich verstehen die Entwickler wirklich ihr Können. Die Kämpfe sind auch wie gewohnt spannend und dadurch, dass einem unter Umständen die Pfeile bzw. Ressourcen ausgehen, auch noch einen Deut spannender als zuvor.

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Fazit

Lohnt sich der Kauf? Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten, denn es hängt von den Erwartungen ab, die jeder Gamer individuell an das Spiel stellt.

Far Cry Primal sieht sehr gut aus und die Spielmechaniken sind ebenso flüssig und spannend, wie man sie auch schon den Vorgängern kennt. Man hat wieder viel zu Erforschen und es gibt jetzt noch mehr Dinge, die man herstellen kann. Im Grunde also ein Far Cry im neuen Look.

Für einige Spieler wird das aber auch schon Kern der Problematik sein. Wo man sich vielleicht eine andere Art von Gameplay, mehr Survival in Form von mehr Interkation mit der Umwelt und weniger Hilfe (wie beim Markieren von Feinden, dem Interaktion beim Erzeugen von Feuern sowie beim Craften) erhofft hat, begegnet einem das Spiel mit einer sehr starken Vereinfachung.

Far Cry Primal weiß also durch ein wie gewohnt gelungenes Gameplay zu überzeugen, lässt aber die erhoffte Innovation vermissen. Wer sich daran nicht stört, erhält ein sehr hochwertig produziertes Spiel, das einen über viele Stunden beschäftigen wird.


Bewertung

Pro

  • optisch ein Leckerbissen
  • große Open World-Fläche
  • viel zu erkunden
  • mehr Crafting
  • packende Musik

Contra

  • kaum Survival-Aspekte
  • teilweise wurden vorherige Features stark vereinfacht

Grafik 9 von 10
9/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

4 Kommentare

XC ShadowClaw Do, 16.06.2016, 14:21 Uhr

Ich habe FarCry Primal im April gekauft und in wenigen (langen) Tagen durchgespielt. Fakt ist: ja vieles ist einfacher geworden aber es macht immernoch saumäßig Spaß besonders klasse finde ich die Idee... Ein Spiel in der Steinzeit! und gut gelungen.

K3M0H Mi, 09.03.2016, 06:35 Uhr

Hört sich ja echt gut an. Aber dass es mehr Aktion ist wie überleben..hätte ich jetzt nicht gedacht.
Leider muss ich selber etwas warten bis es etwas Billiger wird... die Zeiten sind vorbei mit vorbestellen etc xD

Aber dank den Testbericht hier, werde ich es mir zulegen

XBU Buttercup Mi, 02.03.2016, 16:16 Uhr

Es ist halt mehr Action, als überleben. Fand ich auch etwas schade. Aber gut, war ja auch noch nie anders in Far Cry. Aber dass es kleine Aufgaben fürs Feuermachen geben sollte, da stimme ich zu. Das wäre reizvoller gewesen. Etwas mehr Liebe zum Detail hat noch nie geschadet.

Alles in allem aber ein sehr cooles Spiel. Nicht gut, aber cool. :D

XBU Philippe Mi, 02.03.2016, 16:06 Uhr

Ich finde, dass das Spiel überraschend gut aussieht und eine tolle Abwechslung von dem ganzen modernen Settings ist. Mal wieder was anderes! Allerdings gebe ich dir recht: Es ist doch im Endeffekt alles ein wenig zu einfach (besonders was das Setting angeht - wirkt paradox). Im Vergleich: ARK ist da deutlich komplexer und erinnert tatsächlich eher an eine Umgebung, in der es ums nackte Überleben geht.