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Die Rollenspielserie für unsere Microsoft-Konsole, die mittlerweile einiges an Bekanntheit erlangte, nahm vor 10 Jahren (September 2004) ihren Anfang. Mit Fable wurde ein Adventure-Rollenspiel-Mix erfunden, der immer auf eines hinauszielt: Gut oder Böse. Euren Helden könnt ihr in beide Richtungen steuern. Microsoft Studios hat nun den Staub weggeblasen und bringt mit einer aufpolierten Version ihr wahrscheinlich letztes Spiel für die Xbox 360 heraus. Wir haben die ,,Anniversary"-Version gespielt und verraten euch in unserem Review, wie sich das Spiel heutzutage so schlägt.

Nostalgiegefühle, ob man das Spiel kennt oder nicht

Egal ob ihr Fable im Original mal gespielt habt, oder nicht. Bereits die erste Viertelstunde Gameplay zeigt einem sofort, dass es sich hier um ein älteres Spiel handelt. Das muss jetzt nicht unbedingt negativ sein, ist uns beim Spielen aber sofort aufgefallen. Zum einen wären da Videospielclichés aus dem Jahrzehnt: Der stumme Protagonist, der Einzelkämpfer, die Dorfbewohner die Hilfe brauchen, das Essen von Nahrung zur Heilung usw... Aber nicht nur diese Elemente, sondern auch das Gameplay an sich wirkt irgendwie altbacken. Das merkt man ganz besonders daran, dass es viel weniger Hinweise und Hilfestellungen gibt, als man das heutzutage gewohnt ist. D.h. es gibt die Aufgabe: Finde und erledige alle Spatzen auf dem Gildengelände. Es gibt aber keinen Indikator, wo diese sich aufhalten. Also ob draußen im Garten, auf den Dächern, in den Häusern? Sie leuchten nicht auf, sie machen keinen Ton wenn man nahe ist, sie werden nicht auf der Map gezeigt und nur wenn man zum Auftraggeber geht, erfährt man ,,Ah, es muss noch ein paar geben, ich habe noch nicht alle!". Ähnlich andere Aufgaben, in denen man einen Schatz oder Pilze finden muss, es aber abgesehen von dem kurzen Gespräch mit dem Auftraggeber keine Hinweise gibt.

Dies macht das Spiel aber - zumindest in unseren Augen - sympathisch. Und auch die Spielzeit länger. Man muss nicht immer sofort wissen, wo alles ist! Ist doch toll, wenn man mal richtig suchen darf! (ähnlich sieht es mit den Rätseln der Dämonentüren aus, welche oft nicht leicht zu knacken sind)

Leider ist das Spiel aber auch technisch nicht ganz auf der Höhe. Auch wenn es ein Remake ist, wie ein neues oder zumindest aktuelles Spiel sieht es immer noch nicht aus. Es wurde sich zwar viel Mühe gegeben, Häuser, Charaktere und Umgebung grafisch aufzupolieren (teilweise ganz neue Charaktermodelle!), aber der ,,Flair" eines alten Spiels bleibt: Ihr müsst mit Pop-Ups rechnen, Charaktere sprechen IMMER unsynchron (egal ob deutsche oder englische Sprachausgabe), Animationen wirken etwas steif und mehr als 15 Personen gleichzeitig auf dem Bildschirm sieht man auch selten. Die Abschlussfeier in der Gilde wirkt somit mit 10 Leuten die einmal ,,Yuche!" rufen etwas lächerlich. Dann wären dann noch die Ladezeiten von Areal zu Areal (also kein wirkliches ,,Open World") und die alten, wenn auch gewollt nostalgischen Zwischensequenzen mit heftigen MPEG-Blocks (durch starke Komprimierung).

Es blüht der Kämpfer, es lebe die Herausforderung

Wofür Fable bereits vor 10 Jahren gelobt wurde und ein Element, das über die folgenden Spiele immer uninteressanter wurde, ist das großartige Kampfsystem. Jeder Kampf wird zu einer Art herausforderndem Minispiel, aus dem man das Beste versucht herauszuholen. Hoher Multiplikator, viel Erfahrung sammeln und möglichst wenig Items verbrauchen. Und im Gegensatz zu den Fortsetzungen von Fable ist das Spiel teilweise echt schwer. Ihr könnt keinen Schwierigkeitsgrad einstellen und besonders am Anfang, da ihr wenige Zauber beherrscht und euer Gesundheitszustand sich bei Treffern rasch verschlechtert, könnt ihr schon mal Problemen begegnen. Wenn ihr da nicht wisst, welche Fähigkeiten ihr besser verfolgen sollten und welche ihr links liegen lassen könnt (die Erfahrung, die ihr für Fähigkeiten ,,ausgeben" könnt, ist stark begrenzt), kann es zu harten Kämpfen kommen.

Besonders schwierig wird es dann, wenn ihr andere Personen beschützen müsst. Denn die Gegner-KI rennt unentwegt zu euren hilflosen Begleitern hin und das Verteidigen kann sich als kompliziert erweisen. Nichts desto trotz: Genau diese prickelnde Erfahrung, ständig unter Spannung zu sein und nicht, wie z.B. in Fable III, mit einem kleinen Zauber einfach mal das ganze Schlachtfeld plattzumachen, fördert den Spielspaß und die Langlebigkeit eines solchen Titels.

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Fazit

Nach 10 Jahren spielt sich Fable immer noch gleich. Das bedeutet, sowohl gut, als auch teilweise ernüchternd: Die technische Seite des Spiels (verschiedene Areale mittels Ladezeiten, wenige Charaktere auf einmal, etwas schwache Animationen, Pop-Ups...) sowie das Gameplay sind leicht veraltet, doch kommt positiverweise dabei sowohl Nostalgie, als auch Spaß zustande. Das Spiel bleibt weiterhin gut, kann mit aktueller Konkurrenz mithalten, leidet aber trotzdem unter den chronischen Fablesyndromen, wie z.B. geringer Umfang, wenig komplexes Gameplay, simple Story, Gut und Böse sehr schwarz/weiß.

Wer das erste Fable noch nie gespielt hat, sollte es dennoch auf alle Fälle nachholen und ist mit der motivierenden Xbox 360 Version gut beraten. Die schöne Geschichte, die liebevolle Darstellung, das unterhaltsame Kampfsystem und der Flair bleiben auch 10 Jahre danach im Remake enthalten. Mein Favorit in der Serie ist und bleibt aber weiterhin Fable 2, welches die guten Sachen aus dem ersten Teil weitergetrieben hat und die schlechten Seiten (wie umständliche Menüführung oder nerviges Magie-Gameplay) weggelassen hat. Fable Anniversary lässt hoffen, dass zumindest in Zukunft ein Fable 2 Anniversary nicht ausgeschlossen ist! Bis dahin genießen wir Albion so und überlegen, wie wir die letzte Dämonentür denn jetzt aufkriegen sollen.


Bewertung

Pro

  • Jede Handlung beinflusst die Gut/Böse-Skala
  • Interaktionsmöglichkeiten mit Figuren
  • Fesselndes Kampfsystem
  • Schöne Atmosphäre, gut aufbearbeitete Optik

Contra

  • Etwas geringer Umfang, gegen Ende hin zu leicht
  • Altbackenes Gameplay und Grafik nicht auf neustem Stand
  • Nervige Ladezeiten zwischen den verschiedenen Arealen

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8

3 Kommentare

Liutasil So, 09.02.2014, 01:18 Uhr

Hab zumindest mal das erste Teilstück gezockt, und bin bisher ebenfalls positiv überrascht. Wie schon über mir angesprochen, dieses Kamera Ruckeln bei zu hastigen Schwenks nervt allerdings. Ansonsten mal sehen.....war nur ein kurzes abzocken. Hänge gerade zu oft in Los Santos rum....

VampireGold Sa, 08.02.2014, 21:52 Uhr

Also ich habs schon angespielt und ist bis jetzt gar nicht mal so schlecht. Muss dazu sagen, dass ich das alte vor ein paar Jahren auch schonmal durchgespielt habe.
Grafik jetzt ist auf jeden Fall schöner geworden nur die Kamera stoppt etwas abrupt, wenn man sie dreht, und bei den Dämonentüren reicht die Animation nicht aus für das Gesprochene. Das stört ein bisschen sonst ist es aber, denke ich, ein würdiges Remake.

XBU Buttercup Fr, 07.02.2014, 16:17 Uhr

Ah ich bin so gespannt! Meins liegt schon auf dem Büroschreibtisch neben mir :)