
Erst kürzlich durften rennsportbegeisterte Gamer mit F1 2010 das erste offiziell lizenzierte Formel 1 Spektakel für die Xbox 360 in ihr Spieleregal einreihen. Nun reservieren sich die Entwickler des Team Milestone mit FIA World Rally Championship ebenfalls einen Platz auf dem Starting-Grid, und präsentieren einen Rallye-Game unter der offizielle Flagge der FIA. Reicht diese Auszeichnung um auf dem Grid zur Pole-Position vorzurücken, oder dient uns der Titel lediglich als Lückenfüller bis zum Release von Codemasters drittem Teil der erfolgreichen Dirt Serie? Wir wollten wissen, was sich hinter dem Steuer der PS-starken Boliden so alles abspielt, und haben es uns nicht nehmen lassen, einen Platz in der WRC zu reservieren.
Die Saison ist gelaufen
Macht euch bereit für eines der härtesten Motorsport Events die es gibt. Die FIA World Rally Championship 2010 (WRC) ist derzeit noch in vollem Gange, und doch schon so gut wie entschieden. 12. Februar bis 14. November 2010 lautet das offizielle Zeitfenster der diesjährigen WRC, und dennoch ist der Siegertitel quasi schon vergeben. Sébastien Loeb und Daniel Elena konnten mit ihrem Sieg bei der Frankreich Rallye am 03. Oktober 2010 im Citroën C4 WRC, einen für die Verfolger nicht mehr aufholbaren Punktestand auf ihrem Konto verbuchen, und konnten somit die Meisterschaft nach Punkten vorzeitig für sich entscheiden.
Wahrsagerische Fähigkeiten, Können oder gar ein Wettskandal im Motorsport? Als hätten die Entwickler es geahnt, veröffentlichen diese kurz nach Beendigung dieses Rennens, den aktuellen WRC Titel für die Xbox 360. Somit bekommt ihr zumindest virtuell die Möglichkeit, das Ruder der Meisterschaft vor deren offiziellem Ende noch einmal herumzureißen, und die Meisterschaft für euch zu entscheiden. Stellt euch der Herausforderung der diesjährigen WRC und klemmt euch hinter das Steuer der insgesamt 58 offiziellen Rennboliden. Schafft ihr es die 13 Rallyes der Saison 2010 erfolgreich eurem Punktekonto gutzuschreiben, steht schlussendlich doch noch jemand anderes auf dem Siegertreppchen.
Hochglanzkarossen und zweckgebundene Werkstoffe
Nach dem Hochmut kommt dem Sprichwort nach der Fall. Getreu diesem Motto scheint auch die Entwicklungsarbeit gelaufen zu sein, als das Team um Milestone die Präsentation des Spiels in Angriff genommen hat. 58 Rennboliden, und allesamt aus der aktuellen Saison. Das ist schon einmal eine Hausnummer für den virtuellen Rennstall. Quantität oder Qualität? In dem Fall von WRC ein guter Kompromiss aus beidem. Die fahrbaren Untersätze sind alle hervorragend detailliert umgesetzt worden, und geben euch die Möglichkeit aus den unterschiedlichsten Perspektiven hinter dem Steuer Platz zu nehmen.
Ob ihr vogelfrei in unterschiedlichen Abständen hinter eurem Boliden herfliegt, euch zwischen zwei Cockpitperspektiven entscheiden müsst oder gar den Ritt auf der Motorhaube wagt, hier sollte für jede Vorliebe etwas dabei sein. Äußerlich macht die Hochglanzkarosse zumindest vor dem Start noch einen vorbildlichen Eindruck. Innen sieht´s gut aus, wobei für das Interieur dann eher zweckgebundene Werkstoffe zum Einsatz gekommen sind.
Matsche, nicht auf der Straße
Wozu aber das Streckendesign derart detailliert gestalten und riskieren, dass die Framerate im Hinblick auf den Spielspaß spürbar einbricht? O.K., der Blick gehört bekanntlichermaßen auf die Straße, oder bei einer Rallye, auf das was davon teilweise noch übrig ist. Risiko gibt es aber zumindest in optischer Hinsicht keines, wenn man mal den technischen Verlauf der Strecken außer Acht lässt. Dies haben zumindest die Kollegen von Codemasters bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Detaillierte, liebevoll und alles andere als langweilig gestaltete Strecken, bei denen auch mit kleinen Details versucht wurde, selbst natürlich tristen Strecken noch ein wenig optischen Anreiz zu verleihen.
WRC brüstest sich zwar mit der Tatsache, dass es sich zumindest um offizielle Strecken handelt. Lässt man auch hier die Tatsache außer acht, dass die gebotenen Strecken auf Grund der deutlichen Einkürzung, allenfalls Ausschnitte der realen Vorbilder sind, ist dies noch lange kein Grund, das Streckendesign derart zu vernachlässigen. Die Strecken wirken nicht selten trist, haben eine Vorliebe für matschige Texturen und einen unscharfen Horizont. Ihren geringen Detailgrad zeigen sie nicht selten erst kurz vor dem Vorbeifahren. So bekommen Bäume ihr saftiges Grün teilweise erst auf Fahrzeughöhe und andere Umgebungsobjekte vergessen teilweise ganz ihre Texturen zu laden. Im hektischen Renngeschehen fällt dies nicht immer störend auf, wer aber gerne mal einen Blick in die Landschaft riskiert, der wird schon die eine oder andere Überraschung erleben.
Belohnt oder entschädigt werdet ihr jedoch mit einer genialen Weitsicht, die euch bei gekonnter Blickführung nahezu perfekt den Streckenverlauf erkennen lässt, und ihr euch somit rechtzeitig auf das nächste Manöver vorbereiten könnt. Auch die wenigen Zuschauer an der Strecke zappeln was das Zeug hält und scheinen sich förmlich 'nen Loch in die Polygone zu freuen.
Fazit
FIA World Rally Championship versucht, den bisherigen Genre Primus Dirt vom Thron zu stoßen und bewaffnet sich zu diesem Zweck mit einer offiziellen FIA Lizenz. Kombiniert mit einem simulationslastigen Gameplay und einer entsprechenden Steuerung geht es auf das Startfeld. Der Blick geht übers Fahrzeug, ins Fahrzeug und man kommt zu dem Ergebnis...gar nicht so schlecht!
Bei den ersten Fahrversuchen und einem Blick über den Fahrbahnrand hinaus, kommt aber schnell die Frage auf, welchen geheimen Laborversuchen die Landschaft zum Opfer gefallen ist. Bäume erwecken erst beim Vorbeifahren wie auf Kommando zum Leben, und auch die sonstige Umgebung hat irgendwie ein wenig Farbe verloren und wirkt, wie die Strecke teilweise selbst, etwas matschig. Hier sollte dem Umweltamt umgehend mal ein Besuch abgestattet werden.
Wer in diesem etwas merkwürdig anmutenden Terrain nicht sofort Grip fasst, der darf in der WRC-Akademie erst einmal ein paar Trainingrunden drehen. Selbst Leute ohne Fahrschein finden hier ausreichend technische Hilfen, um erfolgreich ein Rennen abschließen zu können.
Um den knackigen Schwierigkeitsgrad und die teilweise zickig zu steuernden Boliden in den Griff zu bekommen, bedarf es schon ein wenig Übung. Danach dürft ihr euch aber an dem Weg in die WRC, der Meisterschaft des Jahres 2010, versuchen. Wer sich ohnehin schon als Herr über die KI ansieht, kann im Hot Seat Modus mit bis zu vier Kumpels nacheinander um Bestzeiten kämpfen. Alternativ könnt ihr online mit bis zu 16 Spielern im normalen oder Ranglisten-Spiel Gummi lassen.
Bewertung
Pro
- Alle 13 Rallyes der Saison 2010 und 58 Fahrzeuge
- Realistisches Schadensmodell
- Gute Soundkulisse
- Hochglanzpolierte Boliden
- Original FIA Lizenz
Contra
- Teils matschige Texturen
- Hoher Schwierigkeitsgrad
- Pop-Ups in der Landschaft
- Mäßiger online Modus
- Kein Splitscreen

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