
Heile heile Segen...
...und kein bisschen Regen. Um dem virtuellen Rennsportabenteuer in puncto Realismus auf den Thron des Genres zu heben, wären wechselnde Witterungsbedingungen während eines Rennens perfekt gewesen. Stattdessen werden wir zwar mit unterschiedlichen Wetterverhältnissen konfrontiert, die auch allesamt Einfluss auf das Fahrverhalten und die Optik haben. Hat sich die KI aber vor dem Start einmal für ein Wetter entschieden, lässt sich diese in ihrer Entscheidung auch nicht mehr beeinflussen.
Kein Platzregen, Nebelbänke oder gar Blitzeis etc. Dafür dürft ihr für das Rennen auf Schnee bei der Schweden Rallye schon einmal einen Termin zum Radwechsel beim örtlichen Reifenhändler machen. Fahrten gegen die Sonne mit Lensflare-Effekten pimpen die Optik zwar ein wenig auf, das alles haben wir aber mittlerweile schon besser gesehen.
Der Weg zum Erfolg...
...führt euch unweigerlich erst einmal in das Trainingslager der WRC-Akademie. Zwar bekommt ihr eure Fahrerlizenz auch ohne vorheriges Training, für den Erfolg auf der Strecke ist die WRC-Akademie aber durchaus hilfreich. Einerseits wartet WRC mit einem, selbst für rennsporterfahrene Gamer knackigen Schwierigkeitsgrad auf, andererseits werden euch so die Besonderheiten der Steuerung ein wenig näher gebracht. Ihr lernt die Kontrolle über euer Fahrzeug zu behalten, gekonnt zu Bremsen oder durch Spitzkehren zu driften. Zur Orientierung schickt die WRC-Akademie bei den unterschiedlichen Herausforderungen einen "Geisterfahrer" auf die Strecke, den es auf kurz gehaltenen Streckenabschnitten in den unterschiedlichen Disziplinen zu schlagen gilt.
Da euch garantiert nicht von Anfang an jedes fahrtechnische Manöver sofort gelingen wird, macht ihr hier schon die ersten unfreiwilligen Begegnungen mit der Physikengine des Spiels. Diese, sofern ihr es wollt, ist gnadenlos. Ramponiert ihr euer Fahrzeug an Streckenbegrenzungen oder streift beispielsweise bei höheren Geschwindigkeiten die Bordsteine von Gehwegen, wird sich dies sofort auf das Wohlbefinden eures Rennsemmels auswirken. Und eins ist sicher, die Schäden sind dann nicht nur in optischer Hinsicht spektakulär.
Automobil oder Autopilot?
Wer sich anfänglich noch ein wenig schwer mit dem Handling seines Arbeitswerkzeuges tut, bekommt einige Hilfsmittel in Form von Fahrhilfen an die Hand. Ideallinie oder Bremshilfe sind zwar praktisch aber wer noch niemals hinter dem Steuer eines Rallye-Fahrzeuges gesessen hat, kann selbst das Anbremsen etc. von der KI übernehmen lassen. Sind alle Fahrhilfen aktiviert braucht ihr eigentlich nur noch Dauergas zu geben und ein wenig zu lenken. Ihr erhaltet so einen Quasi-Autopilot für euer Gefährt...nur fahrtechnisches Können lernt ihr so nicht.
Dauerhaft also nichts für Simulationsfans, an die sich dieser Titel richtet. Ihr könnt die Fahrhilfen aber selbstverständlich auf Wunsch ausschalten. FIA World Rally Championship versucht das Rallye Genre nämlich wieder weiter weg von einer arcadelastigeren Steuerung zu bringen, und dem Titel zu mehr Realismus zu verhelfen. Das Konzept passt jedenfalls zur vorhandenen Lizenz und gelingt auch weitestgehend.
Lediglich zur Steuerung der Fahrzeuge bedarf es einiger Eingewöhnungszeit bis zur vollständigen Streckenbeherrschung. Zwar soll die Steuerung in keiner Weise arcadelastig wirken, jedoch ist es auch wenig real, wenn sich auf unwegsamen Streckenabschnitten die Boliden nur widerwillig unter Einsatz der Handbremse in eine Rotationsbewegung versetzen lassen. Kompromisslos verhält sich WRC auch bei Versuchen, über extremes Abkürzen und Schneiden von Kurven sich die letzten Zehntel zur Bestzeit zu "erschummeln".
In einem solchen Fall setzt euch das Spiel unweigerlich und aus voller Fahrt wieder zurück auf die Strecke, wo ihr dem Quellcode zu Folge hingehört. Einerseits ein guter Ansatz, jedoch scheint mir die Waage zwischen erlaubter Abkürzung und Regelverstoß im Sinne der Entwickler, ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Wo abgekürzt werden kann, sollte auch abgekürzt werden können, wenn auch mit der Folge eines deutlichen Geschwindigkeitsverlustes. Nicht aber mit einem Verlust des Spielflusses.
Fazit
FIA World Rally Championship versucht, den bisherigen Genre Primus Dirt vom Thron zu stoßen und bewaffnet sich zu diesem Zweck mit einer offiziellen FIA Lizenz. Kombiniert mit einem simulationslastigen Gameplay und einer entsprechenden Steuerung geht es auf das Startfeld. Der Blick geht übers Fahrzeug, ins Fahrzeug und man kommt zu dem Ergebnis...gar nicht so schlecht!
Bei den ersten Fahrversuchen und einem Blick über den Fahrbahnrand hinaus, kommt aber schnell die Frage auf, welchen geheimen Laborversuchen die Landschaft zum Opfer gefallen ist. Bäume erwecken erst beim Vorbeifahren wie auf Kommando zum Leben, und auch die sonstige Umgebung hat irgendwie ein wenig Farbe verloren und wirkt, wie die Strecke teilweise selbst, etwas matschig. Hier sollte dem Umweltamt umgehend mal ein Besuch abgestattet werden.
Wer in diesem etwas merkwürdig anmutenden Terrain nicht sofort Grip fasst, der darf in der WRC-Akademie erst einmal ein paar Trainingrunden drehen. Selbst Leute ohne Fahrschein finden hier ausreichend technische Hilfen, um erfolgreich ein Rennen abschließen zu können.
Um den knackigen Schwierigkeitsgrad und die teilweise zickig zu steuernden Boliden in den Griff zu bekommen, bedarf es schon ein wenig Übung. Danach dürft ihr euch aber an dem Weg in die WRC, der Meisterschaft des Jahres 2010, versuchen. Wer sich ohnehin schon als Herr über die KI ansieht, kann im Hot Seat Modus mit bis zu vier Kumpels nacheinander um Bestzeiten kämpfen. Alternativ könnt ihr online mit bis zu 16 Spielern im normalen oder Ranglisten-Spiel Gummi lassen.
Bewertung
Pro
- Alle 13 Rallyes der Saison 2010 und 58 Fahrzeuge
- Realistisches Schadensmodell
- Gute Soundkulisse
- Hochglanzpolierte Boliden
- Original FIA Lizenz
Contra
- Teils matschige Texturen
- Hoher Schwierigkeitsgrad
- Pop-Ups in der Landschaft
- Mäßiger online Modus
- Kein Splitscreen

0 Kommentare