
Wie ging das noch gleich?
Macht euch allerdings auf eine etwas fummelige Steuerung gefasst. Vieles ist zwar, im Vergleich zur PC-Version, automatisiert, etwa wenn ihr einen Zündstoff in euern Feuerbohrer einsetzen wollt, dennoch braucht das Herumlaufen, Craften und Management ein wenig Eingewöhnung.
Gerade der Rucksack, ein tolles Feature in der PC-Variante, entpuppt sich in der Konsolenfassung als echte Herausforderung. Mal eben schnell genau das essen, was wir gerade für richtig halten, ist eben einfach nicht möglich, weil wir mit einem kleinen Mauscursor das richtige Objekt anklicken müssen. Und das geht mit einem Controller eben nicht so gut oder schnell wie mit einer Maus.
Wir hätten uns da etwas mehr Feinschliff gewünscht – oder optional die Möglichkeit, per Maus und Tastatur zu spielen, was zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht möglich ist. Nicht falsch verstehen, unmöglich ist die Steuerung nicht, sie ist nur eben nicht perfekt auf den Controller abgestimmt – was gerade in hektischen Situationen problematisch werden kann.
Das ist nur ein Kratzer…
Auch bei Verletzungen geht es ins Detail. Wir nehmen nicht einfach nur Schaden, wenn uns eine Schlange beißt – wir sind dann auch vergiftet, klar. Finden wir aber kein Gegengift, war es das ziemlich schnell mit uns. Kleinste Kratzer und Wunden, etwa durch Stürze oder unvorsichtiges Latschen durch Feuer, können uns umbringen, wenn wir sie nicht rechtzeitig und sachgemäß behandeln.
Aber auch Egel befallen uns regelmäßig – die müssen wir dann per Hand von unseren Gliedmaßen, die wir einzeln betrachten können, abtrennen. Würmer, die sich unter unserer Haut einnisten, sind ebenfalls keine Seltenheit. Nur mit einer Nadel, etwa gewonnen durch Fischgräten, können wir den Einsiedler entfernen.
Warum das wichtig ist? Die Würmer kosten uns wichtige geistige Gesundheit, die neben unserer eigentlichen, körperlichen Gesundheit, eine große Rolle spielt. Je verrückter wir werden, desto farbärmer wird die Umgebung – und desto häufiger und lauter hören wir eine Stimme in unserem Kopf…
Die Kulisse ist der eigentliche Star
Klingt nicht gut? Doch eigentlich klingt das sogar hervorragend – wie das ganze Spiel im Übrigen. Klar, wir sollten dennoch auf geistige Gesundheit achten, aber die Geräuschkulisse in Green Hell ist einfach großartig. Mit entsprechenden Kopfhörern oder einer fetten Heimkinoanlage fühlen wir uns jederzeit mitten im Dschungel.
Ton ist hier aber nicht nur Beiwerk. Achten wir genauestens auf die Laute, können wir schon vorab Klapperschlangen hören und umgehen. Auch andere Gefahren, etwa Raubkatzen oder sogar die Eingeborenen, die uns im Laufe der Geschichte begegnen und verfolgen, können wir schon frühzeitig hören. Übrigens: Die Vertonung der Protagonisten ist zwar leider nur auf Englisch, dafür durchaus gelungen - schaltet bei Bedarf einfach Untertitel hinzu.
Optisch ist Green Hell leider ein zweischneidiges Schwert. Der dichte Bewuchs mit all den farbenprächtigen Pflanzen und dazu die vielen Tiere zeichnen eine wunderbare Welt, in der wir uns gerne verlieren. Leider handelt es sich jedoch um die Xbox One-Fassung, die auch auf der Xbox Series X nicht glänzen kann. Und so kämpft der Titel mit teils extremen Pop-In oder sich bei Annähreung verändernden, teils verwaschenen Texturen. Und auch die Framerate fluktuiert, erreicht nicht immer die angepeilten 60 Bilder pro Sekunde.
Das ist sehr schade, aber wenig überraschend, war das Spiel schon auf dem PC recht anspruchsvoll. Hoffnung macht eine eigene Xbox Series X/S-Fassung, die sich in Entwicklung befindet und zu einem späteren Zeitpunkt erscheinen soll.
Macht euch das Abenteuer so schwer, wie ihr wollt
Klasse finden wir hingegen die Möglichkeit, die Schwierigkeit an die eigenen Gewohnheiten anzupassen. Wollt ihr nur die Story verfolgen, könnt ihr einfach feindliche Tiere ausschalten und den Hunger drastisch reduzieren.
Ist euch das noch immer nicht genug, könnt ihr sogar mit Freundinnen und Freunden gemeinsam im Koop die Kampagne spielen. Jagen, craften und sammeln wird so zur Gemeinschaftsaufgabe. Natürlich könnt ihr aber auch einfach gemeinsam versuchen, so lange wie möglich zu überleben.
Lediglich im Singleplayer erwarten euch noch die Herausforderungen, falls euch der Rest noch nicht genug war. Darin müsst ihr bestimmte Aufgaben unter Zeitdruck erfüllen, etwa ein Leuchtfeuer finden und entzünden, bevor ein Flugzeug über euch hinweggeflogen ist. Insgesamt ein netter Bonus, die meisten dürften aber mit Story- und Überlebens-Modus genügend zu tun haben – zumal in Zukunft ja auch noch eine kostenlose Erweiterung der Geschichte bevorsteht.
Fazit
Ist Green Hell die perfekte Survival-Simulation? Nicht ganz. Die Steuerung auf der Konsole ist nicht perfekt, die Grafik ein wenig verwaschen, die Framerate etwas zu instabil und die kleineren Fehler oder Designentscheidungen können nerven – wobei einige der Punkte mit Patches oder einer Version für die Xbox Series-Konsolen behoben werden könnten.
Trotzdem macht uns Green Hell eine Menge Spaß, denn es ist intelligent, logisch und knallhart. Den Ansatz, dass man als Forscher in den Dschungel geht und viele Dinge auch wissenschaftlich betrachtet werden, finden wir klasse – auch wenn die Story nicht über ein "nett" hinauskommt.
Gemeinsam mit Freunden dreht Green Hell dann richtig auf. Es wird hektisch, spaßig und vor allem wesentlich einfacher, all die Aspekte des Spiels zu berücksichtigen, wenn man sich nicht allein um alles kümmern muss. Fortschritt erzielt man so natürlich auch viel schneller.
Wir empfehlen Green Hell all denjenigen, die meinen, sie hätten schon jede Art von Survival-Spiel gesehen. Es ist unerbittlich, die Lernkurve ist steil – aber am Ende so belohnend. Habt ihr bisher noch keine Erfahrungen in dem Genre gemacht, solltet ihr trotzdem einen Blick riskieren, vor allem, wenn ihr ein paar Freunde in der Hinterhand habt.
Bewertung
Pro
- Hammermäßige Atmosphäre
- Tolle Soundkulisse
- Forderndes Gameplay
- Offene Spielwelt
- Logische Ansätze
- Koop im Online-Multiplayer
Contra
- Teils ruckelige, von Pop-In geplagte Präsentation
- Etwas schwache Geschichte
- Umständliche, nicht perfekt angepasste Steuerung
- Kleinere Bugs
- Kollisionsabfrage nicht immer perfekt

1 Kommentar
Klimbim Di, 22.06.2021, 11:59 Uhr
Na das klingt doch mal nach nem Spiel für mich und werde ich demnächst mal antesten. Liest sich wirklich sehr gut der Test!