
Von der Führerscheinprüfung zu den Rennlizenzen...
Bevor wir bei den ersten Rennen waghalsig in die Kurven preschen dürfen, müssen wir zuerst die passende Rennlizenz in einer Fahrschule erwerben. Wie auch im wahren Leben erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Die Rennschulen gibt es in den Klassen Classic, Off-Road & Asphalt, welches auch gleichzeitig die Unterteilung der verschiedenen Rennevents darstellt. Die Prüfungen für die verschiedenen Lizenzen bestehen zumeist aus einfachen Kurvenfahrten, engen Slalomrennen auf Zeit, Simulationen bei denen das Überholen geübt wird und dem ein oder anderem Bergrennen. Das erwerben dieser Lizenzen soll den Einstieg in die kommende Rennklasse erleichtern und ermöglicht dem Spieler ebenfalls einmal einen Teil der Fahrzeuge für diese Klasse zu testen. Eigentlich eine ganz tolle Sache, wenn die Umsetzung ein wenig intelligenter gewesen wäre.
Angenehmer wäre es gewesen, wenn wir vor Antritt bei den verschiedenen Prüfungen selbstständig den Wagen wählen könnten, um jeden Wagen in den verschiedenen Situationen individuell testen zu können. Derzeit ist es nämlich so, dass dem Spieler einfach ein Wagen vor die Nase gesetzt wird - und dies wird zuweilen nicht grade sinnvoll erledigt. Für einen kurzen Sprint mit ein paar Überholvorgängen, empfiehlt uns Atari ein Allrad-Fahrzeug - für ein Bergrennen mit engen Serpentinen, Kuppen und Steilkurven einen überzüchteten Hecktriebler! Dies ist mehr als Sinnfrei und sorgt dafür, dass der Spieler die Prüfung gefühlte 100 mal wiederholen muss, weil aufgrund eines Drifts die letzte wertvolle Sekunde fehlt. Gerade Anfänger werden hier scheitern, denn Rennlizenzen werden generell im Sportmodus gefahren - und wie bereits erwähnt regelt das ESP gerne mal zu früh oder gar nicht. Eine relativ gute Idee mit einer mehr als fragwürdigen Umsetzung.
MMORPG war gestern, jetzt kommt MMOR...
Atari selber bezeichnet den Titel als ,,MMO" Spiel. - Hinter diesem Kürzel versteckt sich nichts anderes als das Versprechen, den Einzelspieler und den Multiplayer nahtlos miteinander zu verbinden. Dies soll dafür sorgen, dass sich das Spiel neben diversen DLC`s auch durch die Community weiterentwickeln soll und ermöglicht den Sprung in ein spannendes Online-Rennen mit nur einem Knopfdruck. Denn wie auch beim ersten Teil der Unlimted Serie könnt ihr via Lichthupe einen anderen Spieler herausfordern. Denn ihr seid immer online - vorausgesetzt natürlich ihr habt eine Xbox Live Gold Mitgliedschaft. Doch nicht nur ,,Schnelle Herausforderungen" warten auf euch. Des Weiteren habt ihr die Möglichkeit, kooperative Missionen zu fahren, vertreibt euch die Zeit im Klubhaus. Aber dieses permanente Online sein bringt nicht nur Vorteile - gerade zu Beginn nervt es, wenn man permanent von anderen Spielern herausgefordert wird. Hier hätte man den Online Modus vielleicht für die ersten 2-3 Level sperren sollen, denn zu Beginn will man sich erst mal umsehen, mit der Steuerung klar kommen und vor allem Geld verdienen und bessere Autos kaufen.
Aber nicht nur auf den Straßen könnt ihr euch austoben im MMORPG Stil. Test Drive Unlimited 2 bietet euch die Möglichkeit, euren Charakter im Verlauf des Spiels beim Schönheitschirurgen sehr detailliert anzupassen. Hier ist nichts unmöglich - ihr könnt von der Nase, bis hin zu den Kinnkonturen wirklich alles anpassen und euch entweder ,,nachbauen" oder eure Traumfigur erstellen. Bei so vielen Anpassungsmöglichkeiten darf das Auto und die Wohnung natürlich auch nicht vernachlässigt werden. So könnt ihr beim Lackierer die Farbe und den Lack des Wagens nach Belieben auswählen und euren Boliden zum Beispiel Matt Pink lackieren oder doch lieber im Flip-Flop Stil Blau/Grün. Natürlich könnt ihr euer Auto auch mit diversen Decals zukleben im Stil von Forza - aber bei Test Drive Unlimited ist der Editor bei weitem nicht so ausführlich. Dennoch findet man im Internet bereits tolle Anleitungen, wie man aus den Grundformen tolle Bilder auf sein Auto kleben kann. Als Innenausstatter dürft ihr euch in euren Häusern auch erstmals austoben und von der Tapete bis hin zum Couchtisch alles euren Bedürfnissen anpassen und dann später euren Freunden vorführen, indem ihr sie zu einer Party in euer Haus einladet.
Hier hat die Werbung definitiv mehr versprochen, als sie hält - der Editor, um euer Haus anzupassen, ist mehr als dürftig und bietet viel zu wenige Möglichkeiten. So könnt ihr zwar Möbel austauschen, aber nicht umstellen. Pflanzen können weder bewegt, noch ausgetauscht werden und generell fühlt man sich in seinen Möglichkeiten sehr beschnitten, denn man kann nur ausgewählte Möbelstücke austauschen. Hier hat zumindest die Werbung bei uns etwas anderes suggeriert und so sind wir leider ein wenig enttäuscht über die Limitierung.
ASR, ESP, SRS, Sport Mode & F.R.I.M. ...
Damit ihr auf der Rennstrecke alles im Griff habt und nicht ins Schleudern kommt, bietet man beim Kauf eures ersten Autos an, die Fahrhilfen auf eure Bedürfnisse anzupassen. Hier stehen zur Auswahl Anfänger, Sport und Experte. Bei Anfänger stehen alle Fahrhilfen auf ,,scharf" und das Fahrzeug liegt wie ein Brett auf der Straße, dank sehr schnell regelndem ESP, welches ein Ausscheren des Hecks verhindert. Dieser Modus ist zwar sicher, klaut euch in den Kurven aber wertvolle Sekunden. Bei Sport regelt nicht alles ganz so scharf und man kann den Wagen auch schon mal recht gut quer durch die Kurve treiben, hat aber immer noch ein sehr griffiges Handling. Als sehr erfahrener Spieler bietet sich Experte an, welches sämtliche Fahrhilfen deaktiviert und das ,,puristischste" Fahrvergnügen bietet. Der typische Casual-Gamer, welcher zwar gerne mal ein Rennspiel spielt, aber dies nicht exzessiv macht, wird mit Sport am besten beraten sein. Abgesehen von Rennevents könnt ihr euer Taschengeld noch ein wenig mit dem F.R.I.M. aufbessern, welches euren Fahrstil analysiert. So bekommt ihr für Drifts, Sprünge und knappe Überholmanöver Punkte, welche ihr in gewissen Abständen in Geld ,,umwandeln" könnt.
F.R.I.M. ist ein nettes kleines Features, welches beim Cruisen noch ein wenig mehr Spaß in die Sache bringt. Auch die typischen Fahrten von A zum Renn-Start sind nicht mehr so eintönig, wie noch im ersten Teil der Unlimited Serie, denn man hat ja noch etwas zu tun dank F.R.I.M.! Aber auf Dauer kann das neue System auch keine Abwechslung bringen - aber das ist kein generelles Problem von Unlimited 2 sondern eher von generellen ,,open World" spielen.
Die Steuerung von Test Drive Unlimited ist gewohnt Arcadelastig, auch wenn man hier versucht hat, einen Mittelweg zu gehen, welcher ansatzweise mit Need for Speed Shift vergleichbar ist. Stark störend und auf Dauer sehr frustrierend sind die Helfer, wie ESP die im Sportmodus entweder zu früh oder gar nicht regeln. Auch fehlt einem als Spieler irgendwie das Feedback auf die Straße. Bei NFS-Shift kann man förmlich spüren, wenn langsam das Heck rumkommt, oder der Wagen über die Vorderachse rutscht. Dieses Feedback fehlt bei Test Drive Unlimited 2 leider vollkommen. Natürlich ist Test Drive Unlimited 2 keine Simulation, sondern ein Arcade-Racer, aber ein bisschen mehr Feedback an den Spieler wäre wünschenswert gewesen.
Fazit
Kann die schwache Präsentation, der mäßige Sound und die unzähligen Bugs, welche bei uns und im offiziellem Forum gemeldet werden, durch den gigantischen Umfang ausgeglichen werden? Diese Frage muss wohl jeder für sich selber entscheiden und zumindest bei den Bugs wurde von Atari Besserung versprochen und ein Patch in Kürze angekündigt. Ob und wie viele Bugs dieser Patch tatsächlich fixen wird, steht aber noch in den Sternen.
Für Fans ist der zweite Teil der Test Drive Unlimited Reihe sicherlich ein ,,Must Have" Titel, aufgrund der offenen Welt, die große Anzahl an Fahrzeugen und die vielen Möglichkeiten. Für den typischen Casual Gamer ist Test Drive Unlimited 2 allerdings zum derzeitig verbugten Stand eher nur eingeschränkt zu empfehlen.
Aber trotz der vielen Bugs, ,,Pop-Ups" und Frameeinbrüchen hat Atari ein Spiel auf die Beine gestellt, welches Spaß macht. Ein wenig mehr Zeit für Bug Fixes und ein wenig mehr Sorgfalt hätte dieses Spiel durchaus zum Racing Kracher gemacht.
Bewertung
Pro
- Abwechslungsreiche Events
- Großer Fuhrpark
Contra
- Pop-Ups
- Ruckeln bei Rennen
- Eine Vielzahl an Bugs
3 Kommentare
Three Sixty Mo, 14.03.2011, 22:59 Uhr
Also Teil 1 war genial...hatte damals massig spaß...
Aber warscheinlich waren unsere Ansprüche damals nicht so hoch ;)
GFF TYLER 46 Mo, 07.03.2011, 20:11 Uhr
Wenn ich mir die ganzen Reviews von TDU 2 anschaue, wird das bestätigt, was ich schon geahnt habe. Ein Durschnittsspiel. Viele meiner Freunde haben sich es vorbestellt und waren dann relativ ernüchtert.
Meine Erinnerungen an TDU 1 waren keine schlechten, aber auch nicht solche, die mich dazu bringen, den zweiten Teil zu spielen bzw. blind zu kaufen...
Aber naja, der Trend, der "unfertigen" Spiele, zieht sich weiter fort.
TaubeColt Mo, 07.03.2011, 19:02 Uhr
Hat von mir 9/10 Punkten bekommen, mir macht das Spiel mittlerweilerichtig Spaß..Bis auf den Multiplayer Modus, aber der wird ja noch gefixt! :smt023