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Unnötiges Kämpfen und gefühlt leere Stadt

Leider hat Sherlock Holmes: Chapter One nicht sehr viele verschiedene Missionen zu bieten und zeigt einem immer wieder, dass es doch ein sehr simples Gameplay in einer sehr monotonen und gleichzeitig vollen und doch leeren Open World ist. So kann man alle möglichen Passanten auf Hinweise „ansprechen“, doch sind diese Mini-Gespräche hölzern und immer die gleichen. Interaktionen verschiedenster Arten mit der Umgebung gibt es ebenfalls nicht. Es gibt neben Polizeiaufträgen und fest definierten Kampf-Missionen keine wirklichen optionalen Fälle, die einem in der Open-World begegnen und wirklich durchdachte Geschichten hätten. Mal ist man einer verlorenen Statue auf der Spur, aber spannend ist es nicht, mal soll man auf Schatzsuche in der Open-World anhand von Bildausschnitten gehen. Naja, mitreißend ist etwas anderes. Selbst die Polizeiaufträge, die mit einigen spannenden Fällen warten, sind recht langweilig, da die „Action“ ja schon vorbei ist. Nachträglich eine verwüstete Bar zu analysieren ist nicht so spannend, als wenn man einen Teil des Streits miterlebt hätte. Hier machen es sich die Entwickler etwas zu einfach und servieren einem leblose Schauplätze, bei denen man die Action in einem einfachen schwarz/weiß nachstellen muss.

Und ja, ihr habt richtig gelesen: Kämpfe. Etwas sehr Unnötiges, das man in Chapter One noch eingebaut hat, sind die Pistolen/Arena-Kämpfe. Ihr könnt eure Pistole nicht einfach so zücken, sondern nur zu bestimmten, gescripteten Momenten in der Story oder in optionalen Kampfarenen. Und es sind wirklich „Arenen“ da ihr immer in einem rechteckigen, abgeschlossenen Raum mit Hindernissen seid, bei denen ihr mit eurer Pistole eure Gegner ablenkt und beschießt. Das Spiel erlaubt es euch, eure Gegner zu töten, vergibt aber Bonuspunkte fürs Am-Leben-Lassen und Verhaften, was aber absurd abläuft: Panzerung am Gegner abschießen, ihn anschließend betäuben (durch Umgebung oder ein spezielles Pulver), und dann brutal K.O. schlagen. Resultat: Er liegt auf dem Boden mit einem Handschellen-Symbol (inmitten es Gefechts). Strange, cringe und unnötig – hier hätte man besser auf diese „Action“-Passagen verzichtet. Sie passen überhaupt nicht ins Gesamtkonzept und fügen sich auch überhaupt nicht gut in die Story selbst ein.

Das Leid mit der Grafik

Ja, Sherlock Holmes: Chapter One hat so seine Probleme… Das Spiel ist grafisch echt nicht prickelnd. Zwar sind die Charaktere ganz nett entworfen worden, aber die Animationen sind gruselig, es gibt bei emotionalen Dialogen überhaupt GAR KEINE Gesichtsausdrücke und die NPCs wiederholen sich dermaßen oft, dass man öfter mit einem Schlag mehrere Klone auf dem Bildschirm beobachten kann.

Daneben ist Chapter One – zumindest bei unserem Test auf der Xbox Series X – geplagt von etlichen Grafik-Bugs. Beim Laufen durch die Open World ruckelt es ohne Ende, Anzeigefehler von Bäumen oder Gebäuden sorgen dafür, dass sich plötzlich eine Struktur über den Bildschirm liegt und das Ganze echt seltsam aussieht. Nicht zuletzt wirkt das Gesamtpaket wie ein Spiel, das mindestens 10 Jahre auf dem Buckel hat. Eine Frechheit ist das Zertifikat seitens Microsoft „Optimisiert für Xbox Series X“ – äh… Nein… Jedenfalls merken wir abseits von schnellen Ladezeiten überhaupt nichts davon. Eher das Gegenteil. Die Grafikbugs wirken, als ob man es nicht geschafft hätte, auf der Series X das Ding ordentlich zum Laufen zu bringen.

Eines ist aber gelungen: Die englische Synchronisation ist sehr gut. Die Schauspieler passen perfekt auf die Charaktere und bringen das gesprochene Wort authentisch rüber – auch wenn die Animationen leider hinterherhinken.

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Fazit

Mit einem jüngeren Charakter und in einer Open-World lässt man Sherlock Holmes wieder umherrätseln. Chapter One nimmt einen nicht an der Hand und lässt einem viele Wege offen beim Lösen der verschiedenen Fälle. Das ist frischer Wind und tut gut – das Rätseln wirkt somit nicht mehr so banal, wie es einst mal der Fall war. Doch kann Chapter One auch nicht vollends überzeugen. Vor allem der Technik-Aspekt legt dem Spiel mittlerweile einige Steine in den Weg. Charakteranimationen ohne Gesichtsausdrücke sind bei emotionalen Kriminalfällen und Zwischensequenzen ein Unding, krasse Grafikbugs stören die Atmosphäre und die Open-World ist dermaßen primitiv, dass selbst ein Assassin’s Creed aus dem Jahr 2007 diesbezüglich interaktiver war.

Letztendlich macht Sherlock Holmes: Chapter One aber Spaß. Das Erkunden der sehr schön entworfenen Inselstadt Cordona ist nett, das Lösen der Kriminalfälle ohne Stress eine entspannte Sache – da kann man die unnötigen Kampfpassagen auch mal ignorieren. Fans des Detektivs müssen sich an eine mutige, dafür aber neue und frische Story mit einem etwas anderen Hauptcharakter gewöhnen, werden aber aufgrund der insgesamt netten Darstellung und spannenden Fällen nicht enttäuscht sein. Wir können das Spiel Rätselfans auf alle Fälle empfehlen.


Bewertung

Pro

  • Neuer Holmes, neue Story
  • Viele verschiedene Gameplay-Mechaniken
  • Open-World hält einen nicht an der Hand
  • Gute Synchronisation
  • Spannende Kriminalfälle

Contra

  • Neues Setting ist etwas speziell
  • Unglaublich altbackene Animationen
  • Sehr viele Grafik-Bugs
  • Unnötige Kampf-Passagen
  • Teils etwas langweiliges Aufdecken von Fällen
  • Open-World, mit der man fast gar nicht interagieren kann

Grafik 4 von 10
4/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 8 von 10
8/10
Gameplay 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
7

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