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Mit MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel wollen die italienischen Rennspiel-Entwickler von Milestone ein realistisches Motocross-Spiel auf den Markt bringen. Schon der Titel lässt wahre Motorsport-Fans aufhorchen und projiziert im Kopf Bilder von dreckigen Maschinen, staubigen Pisten und schlammbespritzten Fahrern. Zeitgleich schüttet der Körper jede Menge Adrenalin aus und der Wille den Gashebel bis zum Anschlag durchzudrehen, steigt ins Unermessliche. Doch bietet uns MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel ein realistisches Rennspiel-Gefühl? Und ist es nur etwas für hartgesottene Fans oder können sich auch Neulinge daran wagen? Dies und noch viel mehr, verraten wir euch mit dem Test auf der Xbox 360.

Aller Anfang ist schwer, oder?

Das Spiel ist noch gar nicht richtig gestartet, schon bringt ein peppiges Video die Gefühle in Wallung. In rasanten Szenen jagen sich die Fahrer über die Strecke und versuchen sich mit waghalsigen Sprüngen zu übertrumpfen. Der erste Eindruck wird im Menü nochmals mit rockigen Musikstücken unterstrichen und regt direkt zum Spektakel an. An sich ist das Startmenü strukturiert aufgebaut. Die Spielmodi werden geordnet angezeigt und auch die Optionen, samt allen Einstellungen, sind schnell gefunden.

Um ein Feeling für das Spiel zu bekommen, bietet sich direkt das "Schnelle Spiel" an, bei dem Fahrer, Motorrad und die Strecke frei gewählt werden können. Doch bevor es dann endlich auf die Strecke gehen kann, werden in einem Video-Tutorial alle Funktionen, Techniken und Kniffe gezeigt. Direkt der erste Clip gibt uns einen Einblick in die Steuerung. Mit dem linken Stick können wir den Neigungswinkel der Maschine ändern, damit wir ideal durch die Kurven steuern können. Durch den rechten Stick können wir die Sitzposition des Fahrers ändern und haben somit die Kontrolle über die Gewichtverteilung des Bikes. In dem folgenden Video wird uns die eigentliche Fahrtechnik näher gebracht. Die Vorderradbremse garantiert den kürzesten Bremsweg, wohingegen die Hinterradbremse zwar weniger effektiv ist, dafür aber in engeren Kurven eine bessere Linie ermöglicht. Außerdem wird näher auf die richtige Sprungtechnik, die Möglichkeit der Lenkung in der Luft und auf Scrubs eingegangen. Sinn und Zweck eines Scrub-Manöver ist, dass sich Fahrer und Maschine in der Luft zur Seite legen und somit ein kurzer Sprung ermöglicht wird, damit wieder schneller beschleunigt werden kann.

An sich ist das Tutorial wirklich gut umgesetzt, hat aber einen bitteren Nachgeschmack. Bei dem Lerntraining handelt es sich ausschließlich um Videos, die jede Menge grundlegende Informationen über die Steuerung des Spiels beinhalten. Durch das anschauen der Clips wird zwar das Prinzip gut veranschaulicht, aber dennoch bleibt ein unsicheres Gefühl im Rennen und es blenden sich Fragen ein, wie zum Beispiel: "Wie war das gleich nochmal mit den Scrubs?". Es wäre von Vorteil gewesen, wenn man die Videos mit einer kurzen Trainingseinheit kombiniert hätte. Dies würde den Lerneffekt steigern und der Spieler muss nach dem Rennen nicht erst umständlich ins Menü, um wiederholt den Videoclip anschauen zu müssen.

Ladies & Gentlemen, startet die Motoren

Nachdem wir in dem Tutorial die Grundtechniken des Spiels erlernt haben, kann es endlich auf die Piste gehen. Hierzu können wir aus verschiedenen Spielmodi auswählen. Wer sofort auf die Strecke möchte, der ist bei einem schnellen Rennen genau richtig. Dabei wird per Zufallsprinzip der Fahrer samt Motorrad und die Strecke ausgewählt. Der Spieler kann lediglich die Rundenanzahl anpassen. Eine individuelle Auswahlmöglichkeit bietet der GrandPrix-Modus. In diesem könnt ihr entweder einen offiziellen Fahrer mit dem dazugehörigen Bike oder einen selbsterstellten Charakter auswählen, bei dem die Wahl des Motorrades bei euch liegt. Außerdem gibt es Zeitrennen, wo eure schnellsten Runden gewertet werden, um sich mit den besten Fahrern der Welt messen zu können. Zum Schluss besteht die Möglichkeit eine eigene Meisterschaft zu kreieren, eine Karriere zu starten und im Online-Modus gegen andere Spieler anzutreten.

Im Ladebildschirm wird nochmal die Strecke virtuell abgebildet, welche manuell durchgeschaltet werden kann. Danach werden Informationen rundum den Motocross-Sport angezeigt, die ebenfalls weitergeklickt werden können, falls man sie schon gelesen hat oder nicht interessant findet. Mit diesem kleinen Kniff wird die Dauer der Ladezeit angenehm verkürzt.

Nun, Ladies & Gentlemen, startet die Motoren, es kann losgehen. Der knackige Sound der Bikes schallt aus den Lautsprechern, wenn die Fahrer vor dem Start mit dem Gas spielen. Dann kommt das Startsignal und es geht endlich los. Gleich am Anfang versuchen wir den Gegnern davonzubrausen, um die erste Kurve vor den Mitstreitern zu erreichen. Dies wird im Fachjargon Holeshot genannt und bietet uns einen großen Vorteil gegenüber den anderen Fahrern. Wer zu spät kommt, muss sich wohl oder übel hinten einreihen. Gleich die erste Kurve verleitet zu riskanten Überholmanövern und eine aggressive Herangehensweise, die im Getümmel schnell zu Stürzen führen kann. Danach geht es schnurstracks auf den ersten Hügel zu, wo gleich der Scrub zum ersten Mal ausprobiert wird. Der Fahrer und die Maschine neigen sich zur Seite, die Flugphase wird verkürzt und mit Vollgas geht es an dem Gegner vorbei, der die Technik nicht angewandt hat. Begeistert von der effektiven Wirkung der Technik wird diese beim nächsten Sprung gleich wiederholt. Der Hügel kommt näher, das Motorrad hebt ab, legt sich auf die Seite und erdet nach ein paar Metern im Dreck. Der vorher überholte Fahrer und noch weitere brausen wieder vorbei. Schnell ist die Maschine auf die Strecke zurückgesetzt und die Aufholjagd kann beginnen. Fazit ist, dass verschiedene Sprungtechniken kombiniert werden müssen und der Scrub nicht immer den gewünschten Erfolg bringt. Insgesamt hängt viel von der richtigen Brems- und Fahrweise ab, was dem Spiel die nötige Note Realismus einhaucht.

Grafisch gesehen ist MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Die Texturen wirken verwaschen und die Kantenglättung ist unsauber wie die Maschine nach den ersten Metern im Dreck. Störend ist dies aber nur in der Vorschau, denn die Rennen sind so rasant und machen unglaublich Spaß, dass die Grafik in den Hintergrund rückt. Die Umgebung wirkt abseits der Piste starr und leblos. Auf vielen Strecken sind für ein Meisterschaftsrennen einfach zu wenige Zuschauer abgebildet. Ja, Motocross ist eine Outdoor-Veranstaltung und bei schlechten Wetter ist sicherlich der Zuschauerstrom äußerst gering, was aber leider nie der Fall ist, denn das Wetter ist immer heiter und schön. Mit dem fehlenden Wettersystem wird auch gleichzeitig ein großer Knackpunkt angesprochen. Motocross lebt von den Witterungsbedingungen, die starken Einfluss auf die Beschaffenheit der Strecke hat. Ist es trocken und heiß, wie es in dem Spiel oft der Fall ist, so müsste aufgrund der fehlenden Feuchtigkeit wesentlich mehr Staub vom Boden aufgewirbelt werden und massiv die Sicht einschränken. Leider haben die Entwickler dieses wesentliche Detail nicht mit eingearbeitet. Bei Regen, was in dem Spiel nie der Fall ist, wird die Piste schlammigen und sehr rutschig, was die Rennen sehr abwechslungsreich und spannend gemacht hätte.

Sind wir auf der Strecke die erste Runde gefahren, so bilden sich Spurrillen auf der Fahrbahn. Im Motocross sind diese tückisch, denn einmal im falschen Winkel angefahren oder gar ganz übersehen, schon ist der Sturz kaum noch abzuwenden. In der Motocross-Simulation sind diese zwar vorhanden, wirken sich aber nachhaltig nicht auf das Fahrverhalten aus. Wird eine Kurve doch mal unterschätzt und mit zu hoher Geschwindigkeit genommen, findet man sich neben der Strecke wieder. Mit viel Glück ist kein Gegenstand im Weg und die Maschine wird einfach auf die Strecke zurückversetzt. Mit Pech prallt der Fahrer gegen ein Pappschild, was dabei so hart und unnachgiebig wie eine Betonmauer ist. Auf ein Schadenmodell an der Umgebung und an den Bikes haben die Entwickler komplett verzichtet. Schade, aber dafür macht das die wirklich gelungene Fahrphysik wieder wett.

Auf der Strecke spielt die richtige Sprungtechnik, die Neigung der Maschine, das Verhalten des Fahrers und das genaue Timing von Beschleunigung und Bremsen eine wichtige Rolle. Um optimale Zeiten fahren zu können, muss jeder Sprung richtig abgeschätzt und vor der Kurve mit der richtigen Bremstechnik gearbeitet werden. Um das Ganze zu vereinfachen oder eben auch sehr realistisch zu erschweren, gibt es verschieden Schwierigkeitsstufen und Einstellungsmöglichkeiten. Zum einen gibt es natürlich die KI-Schwierigkeit, welche von einfach bis hin zu schwer und sogar realistisch einstellbar ist. Auf den höheren Schwierigkeitsgraden, erweist sich die KI als wirklich schwerer Brocken. Zum anderen ist die Fahrphysik individuell veränderbar. Je nach Talent kann so die Neigung des Fahrers entweder selber übernommen oder dem Computer überlassen werden. Mit den verschieden Schwierigkeitsstufen hat Milestone erreicht, dass MXGP - offizielle Motocross Videospiel nicht nur was für hartgesottene Motorrad-Freaks ist, sondern auch etwas für Neueinsteiger und für diejenigen, die sich bisher eher auf vier Räder wohlgefühlt haben.

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Fazit

Wer bei MXGP über die mittlerweile veraltete Grafik hinwegsehen und die Erwartungen hinsichtlich des Karrieremodus auf ein Minimum herunterschrauben kann, der wird mit der offiziellen Motocross-Simulation jede Menge Spaß haben. Schön ist, dass durch die individuelle Einstellung des Schwierigkeitsgrades das Spiel nicht nur Motorrad-Profis anspricht, sondern auch für Neulinge auf dem Gebiet zu empfehlen ist.

Abstriche müssen im Umfang gemacht werden. Trotz des vollgepackten Lizenzpaketes und der Auswahl von 14 Rennstrecken, wirkt die offizielle Motocross-Simulation auf Dauer trist und leer. Schuld daran ist vor allem der Karrieremodus, der schlichtweg zu wenig zu bieten hat. Wenn der Spieler als einzige Entscheidungsmöglichkeit die Auswahl eines Teams hat und die Karriere im Endeffekt nur aus einer Aneinanderreihung von Rennwochenenden besteht, dann kann von einer Langzeitmotivation keine Rede sein. Schade, dass Milestone keine Sponsorenwettbewerbe oder Showevents eingeflochten hat, denn das hätte für eine nötige Abwechslung gesorgt.

Auch der Online-Modus kann sich am Ende nicht mit Ruhm bekleckern. Dies liegt aber keinesfalls am Spiel selbst, sondern daran, dass im Moment zu wenig Spieler auf den Servern vertreten sind. Ein Rennen mit maximal zwei bis vier Personen, gekoppelt mit einer Wartezeit von einer Viertelstunde in der Lobby, kann keine gute Werbung für das Spiel sein. Aber vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Was aber wirklich versäumt wurde, ist der nicht unterstützte Splitscreen-Modus, der einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Schlussendlich ist MXGP - Das offizielle Motocross Videospiel ein gelungenes und über weite Strecken realistisches Rennspiel. Der Entwickler Milestone hat es tatsächlich geschafft, die Motocross-Atmosphäre in unser aller Wohnzimmer zu transportieren. Es macht Spaß, über die hügelige Piste zu brettern und um den Sieg zu kämpfen. Wer also ein Herz für den Motocross-Sport hat, der kann getrost zugreifen. Für alle anderen gilt abzuwägen, ob die reine Rennsimulation oder doch der Wunsch nach einer spannenden Motocross-Karriere im Vordergrund steht.


Bewertung

Pro

  • Echtes Motocross-Feeling
  • Lizenzen in Hülle und Fülle
  • Verschiedene Schwierigkeitsgrade
  • Stimmiges Gameplay

Contra

  • Kein Witterungssystem
  • Stupide Karriere
  • Kein Splitscreen
  • Veraltete Grafik-Engine

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer 7 von 10
7/10
7