
Weitere Einzelspieler-Modis
Neben der Karriere habt hier noch vier weitere Modis zur Verfügung. Im Gran Prix könnt ihr euch einzelne Strecken raussuchen, hier kann sogar das Wetter angepasst werden. Im Zeitrennen gilt es eure eigene Bestzeit zu schlagen. Zudem könnt ihr auch eine Meisterschaft eurer Wahl fahren und so zum Beispiel direkt in die MotoGP Klasse einsteigen. Ansonsten hat ihr noch Tutorials zur Auswahl, die sich wie bereits erwähnt leider auf die Steuerung beziehen, nicht auf Tipps zur Fahrweise, was Einsteigern wirklich mal helfen würde.
Der Multiplayer- Me against the World
Die Rennen kommen recht schnell zustande und das Multiplayer-System läuft stabil. Wie bei vielen Spielen ist es nur problematisch, wenn der Host das Spiel beendet. Da wünschen sich viele dann doch wieder dedizierte Server. Als Host gibt es verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, die meisten lassen die jedoch auf Standard. Dann haben die Spieler die Möglichkeit zur Abstimmung zwischen den vier Klassen, und anschließend die Wahl zwischen vier vorgegebenen Strecken. Im Test erwiesen sich alle Mitspieler als fair und bemühten sich auch anderen Fahrern auszuweichen- so macht das Spaß.
Werden die Standardeinstellungen belassen, füllt das Spiel fehlende Mitfahrer automatisch mit AI auf. Hier also ein klarer Vorteil gegenüber Forza Motorsport. Eines jedoch sollte dringend gepatcht werden: Es kann nicht sein, dass bei massiven Abweichungen von der Strecke- im Gegensatz zum Einzelspielermodus- keine Strafzeit verhängt wird. Schlimmer ist dabei, dass die Spieler dort genauso schnell über die Landschaft rasen, wie auf Asphalt. Es kommt zwar selten vor, dass man online auf Spieler trifft, die das permanent und mit Absicht machen, aber es kommt eben vor. Ansonsten macht MotoGP 18 auch online richtig Laune, wenn einen die AI nicht gerade vom Bock reißt. Grafisch muss man dabei keine Abstriche machen.
Die Grafik- X oder nicht X, das ist hier die Frage
Da das Referenzsystem eine Xbox One X an einem 65“ 4K TV ist, beginnen wir damit als Ausgangslage, später wenden wir uns aber auch noch der Grafik auf der Standard Xbox One zu. Bei MotoGP handelt es sich um einen One X Enhanced Titel der HDR und 4K unterstützt, auch wenn zu 4K auf der offiziellen Microsoft Seite dazu N/A (keine Angabe) steht. Um so gespannter waren wir auf unsere Test-Disk. Die Motorräder und Fahrer, auch die Strecken sehen richtig, richtig gut aus. Hinzu kamen bengalische Fackeln, die sehen zwar auch sehr gut aus, wirken dafür aber fast schon inflationär eingesetzt. Der Rest ist weiterhin eher mittelmäßig, was man beim Fahren allerdings ohnehin nicht wirklich wahr nimmt. Reingekniet hat sich Milestone wohl insbesondere bei den Spiegelungen und dem Regen. Bemängelten wir in unserem Test zum Vorgänger noch triste Grafik, sind in MotoGP 18 nun umwerfende Effekte zu bestaunen. Insbesondere bei nassen Strecken ist das richtig was für’s Auge.
Apropos nasse Strecken- auch am Regen hat der Entwickler gefeilt. Der kommt jetzt richtig authentisch rüber, dazu die Spiegelungen auf der nassen Fahrbahn- ein Gedicht! Schluss mit den nervenden weißen Strichen im Bild, die uns so oft als Regen verkauft werden. Und eben das kommt dann mit den Spiegelungen auf den nassen Strecken richtig schön zur Geltung- sehr schön gemacht. Um so bedauerlicher, dass die Helmansichten für ein noch besseres Mittendrin-Gefühl kaum zu gebrauchen sind- keine der beiden. Die Sicht ist einfach zu eingeschränkt, es fehlt das räumliche Sehen. Es ist kein „Gefühl für die Maschine“ da. Dass das besser geht, hat Milestone mit Ride 2 eigentlich selber gezeigt. Noch besser sogar Kylotonn mit TT Isle Of Man: Ride on the Edge, dort wollte man schon gar nicht mehr die Heckkamera nutzen.
Da die Meinungen zur Grafik im Allgemeinen auf den diversen Bewertungsportalen so arg auseinandergehen, drängte sich uns schnell der Verdacht auf, dass dies an den Konsolengenerationen liegen könnte. Also installierten wir das Spiel für den Test auch auf eine Standard One und tatsächlich- die Generationen trennen Welten. Ähnliche Erfahrung machten wir ja auch beim Test von MX vs. ATV ALL OUT von THQ Nordic, wobei THQ hier schlimmer abschnitt. Bei diesem Spiel wechselte THQ übrigens ebenfalls auf die Unreal Engine. Aber zurück zu MotoGP 18 auf der Standard One: Das Bild im Rennen ist so unscharf, dass einem beim Spielen nach kurzer Zeit die Augen drücken und man eine Zwangspause einlegen muss. Das Merkwürdige ist, dass die Animationen in den Zwischensequenzen etc. völlig scharf rüberkommen. Bei einigen Spielen gehen Enhanced Features definitiv auf die Kosten der One und One S Besitzer. Hier würden wir das Spiel nur sehr bedingt empfehlen, nehmt lieber die Vorgänger.
Die Physik- Versprechen gehalten?
Milestone versprach uns also eine bessere Grafik durch die Unreal Engine und eine bessere Physik. Bleibt festzustellen: Versprechen gehalten! Die Fahrer kippen nicht mehr, sie neigen sich. Und genau das Verändert die gesamte Fahrphysik, die Kurven müssen komplett anders eingefahren werden als bei den Vorgängern. Sehr gut gemacht, das ist nicht nur schön für’s Auge, das Fahren macht viel mehr Spaß. Schön anzusehen ist beispielsweise auch die Dynamik der Hinterradschwinge, die geht richtig schön weich. Was alles so abgehackt war und künstlich wirkte, wurde richtig schön rund programmiert, manch einer wird vielleicht alleine deshalb schon eine Extrarunde drehen.
Und der Regen wurde nicht nur authentischer, er hat auch weit mehr Einfluss auf das Fahrverhalten bekommen. Bei Regen wird auch manch ein Anfänger mit allen Fahrhilfen hier und da abschmieren, denn Dauervollgas- und Bremsung ist nicht mehr, da könnt ihr Dirty Dancing spielen und ihr geht mit der Karre tanzen. Sehr gut umgesetzt, da hat Milestone uns nicht zu viel versprochen. Insbesondere hier kann MotoGP18 richtig punkten und sich von anderen Motorrad-Rennspielen abheben.
Abheben, das könnt ihr auch eher mal, die lasergescannten Originalstrecken kommen richtig gut, und wenn man jetzt dazu auch mal mit 250 km/h über die Randbegrenzung knallt, könnt ihr mal zusehen, wie ihr die Kiste gehalten bekommt. Ein sehr guter Fortschritt, MotoGP wird erwachsen und die Arbeiten an der Physik tragen einen sehr großen Teil dazu bei.
Der Sound oder eben auch nicht
Auweia! Wurde da der Praktikant mit Knäckebrot und Feinsäge im Tonstudio alleine gelassen? Die Maschinen klingen eher nach einer Vespa, der der Endschalldämpfer abgefallen ist. Es ist schon grotesk, dass trotz aller Kritik bei den Vorgängern rein gar nichts daran geändert wurde. Weder auf der Heimkino-Anlage noch auf einem hochwertigen Headset klingt da irgendetwas nach MotoGP. Dabei hat der Publisher mit Ride 2 bewiesen, dass im Studio zumindest einige wissen, wie ein Motorrad klingt.
Der Sound ist bei Rennspielen wichtiger, als bei den meisten anderen Genres. Das ging mal voll daneben und nimmt einem jede Lust das Spiel über Zimmerlautstärke zu regulieren, und das bei durchweg allen Maschinen. Daran muss Milestone einfach arbeiten, das geht so nicht! Bleibt zu hoffen, dass da nachgepatcht wird. Fans und Ansagen dagegen gehen gut in Ordnung.
Fazit
Mit MotoGP 18 hat Milestone die Serie solide aufgewertet. Die verbesserte Fahrphysik, die gelungenen Spiegelungen, dazu die lasergescannten Strecken und der authentische Regen- da ist richtig viel Gutes passiert. So hebt sich der Titel von einer Wertung von 6/10 in unserem Test vom letzten Jahr direkt auf eine solide 8/10 Wertung und heimst den XBoxUser Silver Award ein.
Einzig der magere Motorrad-Sound und die kaum spielbare Helmansicht trüben den Spielspaß ein wenig. Besitzern einer Standard Xbox One oder einer S kann nur bedingt zum Erwerb geraten werden, da sie zwar ebenso wie die Besitzer einer X in den Genuss einer weit besseren Fahrphysik kommen, grafisch aber herbe Abstriche machen müssen. Es ist kein Spiel für Arcade Racer, aber um so mehr Wert für Freunde von Rennsimulationen. Einsteiger sollten allerdings Geduld mitbringen.
Bewertung
Pro
- Lasergescannte Original GP Strecken
- Alle GP Fahrer und Lizenzen
- Ganz edle Fahrphysik
- Detaillierte Erklärungen zu Motorrad-Settings
- Hammer-Feeling bei Regen
- Prozentuale Schwierigkeitsanpassung der KI
Contra
- Motorradsounds wie Zwiebacksägen
- Auf der Standard One und S nur bedingt zu empfehlen
- Fehlende Fahrtipps für Einsteiger
- Fehlende Manager-Karriere
- Helmansicht sehr schwer spielbar

3 Kommentare
RagnaroekGER Di, 10.07.2018, 02:17 Uhr
Vielen dank an euch beide, und natürlich an alle geduldigen Leser. Ich hoffe es ist nicht zu ausführlich, aber für Fans von Rennsimulationen und Angehende, passt das hoffentlich. Ich freue mich schon auf das nächste Review, wobei das Thema dann sogar noch etwas dichter an meinem Puls ist. ich gebe mir Mühe nicht allzu weit auszuschweifen. :smt023
XBU Philippe Mo, 09.07.2018, 09:05 Uhr
Unglaublich umfangreiches Review! Respekt. Da kennt sich jemand in der Materie aus. Umso mehr gönne ich MotoGP 18 die 8er-Wertung. :)
XBU MrHyde So, 08.07.2018, 11:33 Uhr
Respekt [MENTION=17587]RagnaroekGER[/MENTION] :respekt:
Ein tolles und sehr umfrangreiches Review, welches alle Aspekte des Spiels abdeckt. Man merkt deine Rennspiel-Affiniät von Anfang bis Ende (y)