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Eine Reise durch Skandinavien

Zunächst schaue ich mir erst einmal meinen eigenen Hof an. Also umrunde ich zunächst mein trautes Heim, das ganz im Stile der nordischen Architektur gebaut ist. Alles andere hätte mich auch schwer enttäuscht. Zu meinem Anwesen gehört noch ein Hühnerstall, verschiedene Scheunen und Silos für die Lagerung meiner Ernte. Die Häuser lassen sich allgemein im Spiel leider nicht betreten, was ich etwas schade finde. Auch, dass ich von Anfang an so gut ausgestattet bin, ärgert mich. Was wäre das für ein fantastisches Szenario, wenn ich zu Spielbeginn vor einer halb eingefallenen Scheune stehe, worin sich ein verrosteter Traktor und uralte Gerätschaften befinden und ich mir sukzessive meinen eigenen Landbetrieb aufbauen muss. Dem Spiel hätte das eine fantastische Tiefe gegeben und so hätte ich mir auch den Hof nach meinen ganz eigenen Vorstellungen gestalten können. So stehe ich leider schon vor vollendeten Tatsachen, mit denen ich mich nun abfinden muss. Aber nun zurück zu meiner Entdeckungsreise...

Nach meiner Erkundungstour auf dem eigenen Hof will ich mir die weite Welt ansehen. Dazu such ich mir einen meiner Traktoren aus, denn nach getaner Arbeit darf ich ja auch ein bisschen faul sein. Und schon geht es auf dem Feldweg in eine zufällige Richtung. Was da wohl vor mir liegt? Ein Blick auf die Karte verrät es mir; ich bin auf dem Weg zum Getreidespeicher. An dieser Stelle muss ich allerdings zugeben, dass die Aufruffunktion der Karte etwas fummelig ist. Wenn ich die Tasten nicht ganz gleichzeitig treffe, befinde ich mich auf einmal in einem ganz anderen Menü anstatt auf der Karte. Das finde ich wirklich nicht optimal gelöst.

Am Getreidespeicher befindet sich auch schon die erste befestigte Straße und davon unweit eine Tankstelle, wo ich meinen Fuhrpark wieder auftanken kann. Ein schönes Feature wie ich finde, dass die Fahrzeuge auch tatsächlich Kraftstoff verbrauchen und hin und wieder betankt werden müssen. Danach fahre ich immer der Straße entlang und komme an einer Transportfirma, einer Reederei, einer Mühle und schlussendlich auch an einem Güterbahnhof vorbei. Das sind alles Anlaufpunkte, die mir später meine Produkte zu teilweise ganz unterschiedlichen Preisen abkaufen.

Nun habe ich einen guten Eindruck über Bjornholm und seine Umgebung gewonnen und muss sagen, dass die Größe der Karte durchaus beachtlich ist. Es gibt insgesamt 41 Felder, die ich später bewirtschaften kann. Logistisch wird das bestimmt eine große Herausforderung werden. Zudem habe ich auch ein paar Menschen auf der Straße gesehen, die der idyllischen Landschaft Leben einhauchen. Ab und zu kamen mir auch ein paar Fahrzeuge entgegen und haben so wenigstens etwas für Verkehr gesorgt. Nur den Fahrstil fand ich etwas merkwürdig, denn sehr viel schneller als mein Traktor ist kaum jemand gefahren. Zwar bin ich mir der hohen Strafgelder Skandinaviens bei Geschwindigkeitsübertretung bewusst, aber einen Ticken schneller als 40 Stundenkilometer fahren selbst die sonst so ruhigen Nordländer.

Ebenfalls grotesk fand ich die wenig belebten Felder. Es gibt zwar einige Landbetriebe in der Umgebung, aber keines der anliegenden Felder wird bewirtschaftet. Dass die Städte wenig belebt sind, damit kann ich leben und das ist tatsächlich so im Norden, aber die anderen Felder hätte ich schon gern betrieben gesehen, zudem das auch eine gute Möglichkeit für Konkurrenz gewesen wäre, mit der ich mich messen muss und eventuell sogar deren Felder abkaufe. Hier wurde in meinen Augen eine Menge Potential liegengelassen. 

Der Alltag eines Landwirtes

Ich habe mir nun das Land genauer angeschaut und bin mit den Grundelementen und der Steuerung vertraut. Jetzt kann der Alltag beginnen! Als erstes schnappe ich mir einen Traktor und hänge einen Gruber dran, um das vorhin geerntete Feld für eine neue Saat vorzubereiten. Wichtig ist das Gegengewicht für die Vorderachse, denn sonst hängen die Vorderreifen mehr in der Luft als auf dem Boden. Und so ziehe ich auf dem Feld meine Bahnen und pflüge die Erde um. Als nächsten Schritt kopple ich den Gruber ab und schnappe mir eine Sämaschine, welche den Samen fein säuberlich im Boden verteilen soll und anschließend die Furchen mit Erde bedeckt. Doch bevor das überhaupt möglich ist, muss ich mir den Samen erst einmal von dem Lagerplatz direkt auf meinem Hof besorgen. So ist es mit vielen Gerätschaften. Habe ich z.B. im Düngerbehälter nichts drin, kann ich das Feld auch nicht düngen. Dazu muss erst Dünger gekauft und anschließend in den Tank gefüllt werden, damit ich das kostbare Gut später auf dem Feld verteilen kann.

Nun ist das Feld gepflügt und der Samen befindet sich ebenfalls schon in der Erde. Der Raps kann jetzt in aller Ruhe gedeihen. Ich könnte mich jetzt zwar noch um die anderen Felder kümmern, aber das kann ich auch noch später erledigen. Die Reifezeit möchte ich damit verbringen, anderweitig Geld zu verdienen und zwar durch kleine Nebenjobs. Die besagten Jobs befinden sich an diversen "schwarzen" Brettern, die sich verteilt auf der gesamten Karte befinden. Eines davon ist nicht weit weg und schon befinde ich mich auf dem Weg dorthin.

Die Nebenjobs sind wie kleine Missionen aufgebaut. In der ersten Mission muss ich den Kurier spielen und eine Europalette von einem Ort zum nächsten fahren. Mein Problem ist nur, dass mir dafür die notwendigen Gerätschaften fehlen. Zudem verrät mir ein Blick auf mein Finanzkonto, dass ich mir die erforderlichen Anschaffungen auch nicht leisten kann. Um an Geld zu kommen, muss ich meine Ernte verkaufen, die sich in Silos befindet. Also fahr ich mit meinem Hänger davor und lade ein paar Tonnen Gerste auf. So viel, wie mein kleiner Hänger fassen kann. Na hoppla, nicht nur der Anhänger fällt winzig aus, sondern auch die Leistung meines Traktors. Am Berg quält er sich ganz schön mit dem vollbeladenem Hänger. Spätestens jetzt beginnt der Wille nach immer größeren Maschinen und Traktoren mit mehr Leistung, mehr Spannweite und mehr Fassungsvermögen. Das ist auch einer der Gründe, warum man enorm viel Zeit in den Simulator investieren kann und es macht zudem auch noch Spaß. Nach jeder besseren Anschaffung macht sich ein Hochgefühl breit, dass zum Beispiel der Ernter jetzt eine viel größere Spannweite hat oder der Traktor nun auch mit zwei Anhängern keinerlei Problem mehr hat. Auf einmal pflügt sich ein Feld auch wesentlich schneller, sodass ich mich rasch nach immer größeren Feldern umschauen kann. Es ist wie ein Teufelskreis und am Ende steht immer das Streben nach noch mehr Geld und noch größeren Maschinen. Aber nun wieder zurück zum eigentlichen Thema, dem Verkauf meiner Gerste.

Nach dem Verladen stellt sich mir natürlich die Frage, bei welchem Händler ich die Gerste am gewinnbringendsten verkaufen kann. Fündig werde ich dabei im Menü, denn hier werden alle Abnehmer aufgelistet und auch zu welchem Preis sie die Waren einkaufen. Außerdem ist in der Übersicht eine Tendenz der Preise erfasst, ob die Ware zukünftig im Preis steigt oder fällt. Dieser Aspekt ist auch für die Planung ganz wichtig, denn es bringt nichts beispielsweise Raps zu verkaufen, wenn der Kurs gerade ungünstig ist. Da sollten pfiffige Landwirte lieber ein paar Stunden oder einen Tag warten und beobachten, ob der Preis wieder steigt und welcher Händler am meisten bietet.

Meine Gerste konnte ich dieses Mal in der Mühle zu einem guten Kurs verkaufen. Nun habe ich auch genügend Geld, um einen neuen Traktor samt neuer Ausrüstung zu kaufen, die ich für die Nebenmission benötige. Den Kauf wickle ich am besten direkt beim Händler ab, denn dort bekomme ich für meinen alten Traktor noch einmal 20% mehr, als wenn ich ihn einfach so verkauft hätte. Ein Blick in den Katalog verrät mir sogleich auch die Größe des gesamten Fuhrparks. Zur Auswahl stehen über 140 Fahrzeuge und Geräte, die so gut wie keinen Wunsch offen lassen. Darüber hinaus befinden sich darunter lizenzierte Marken wie New Holland, Case IH, Deutz-Fahr, Liebknecht und natürlich auch Lamborghini. Der Umfang ist wirklich bemerkenswert.

Da ich mir beim Gerätehändler alles kaufen konnte, was ich für meinen Nebenjob brauche, fahre ich nun die Europalette zu meinem Ziel. Als Lohn für die getane Arbeit gibt es einen dicken Batzen Geld und als kleines Dankeschön hat mir mein Auftraggeber noch ein paar Euros draufgelegt, weil der Job so schnell erledigt war. Der Nebenjob hat sich finanziell also definitiv gelohnt. Neben den Kurieraufträgen gibt es auch noch Mäh- und Nachfrage-Missionen. Es sind zwar nicht die einfallsreichsten Aufgaben, aber immerhin sorgen die Nebenquests für etwas Abwechslung vom alltäglichen Landleben.

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Fazit

Nachdem der Landwirtschafts-Simulator 15 letztes Jahr für den PC erschienen ist, hat er es nun endlich auch für die Konsolen in den Handel geschafft. Dabei war meine größte Sorge die Umsetzung der Steuerung für den Controller. Diese Sorge war allerdings völlig unbegründet, denn das Handling stellt sich mit dem Controller als überraschend gut heraus. Das Handling geht wirklich butterweich von der Hand.

Doch nicht nur die Bedienung hat mich positiv überrascht, sondern auch der Detailgrad der Fahrzeuge. Niemand erwartet bei einer Simulation ein grafisches Wunder und hier und da huscht auch ein Kantenflimmern durchs Bild, aber im Großen und Ganzen ist die Darstellung liebevoll umgesetzt. Gleiches gilt auch für den Sound der Maschinen, der sich von Motor zu Motor knackig anhört. Nur ist der dauerhafte Beschuss von Motorengeräuschen mit der Zeit echt nervig. Ein Radio hatte ich mir deshalb oft in meinem Traktor gewünscht.

In Sachen Motivation und Spielspaß kann der Landwirtschafts-Simulator 15 in meinen Augen kräftig punkten. Schnell hat mich die Sucht gepackt und am Ende stellte sich das Spiel sogar als richtiger Zeitfresser heraus. "Nur noch das eine Feld abernten, dann kann ich mir endlich einen Traktor mit richtig Power leisten!" Die Gier nach noch größeren Maschinen und einem noch dickerem Bankkonto war mein ständiger Begleiter und Motivator. Dafür gibt es in Sachen Spielspaß einen fetten Pluspunkt!

Was dem Spiel allerdings fehlt ist an vielen Stellen die gewisse Spieltiefe. Ich hatte mir oft einen detaillierteren Finanzbericht gewünscht und die ein oder andere Kostenfalle wäre auch nicht verkehrt gewesen. Aber das ist nur ein kleiner Wehrmutstropfen am Rande einer sonst durchaus guten Simulation.

Mehr habe ich mir dann schon ein packendes Szenario gewünscht, bei dem ich mir mein eigenes Landgut aus einer verfallenen Scheune mit viel Mühe und Arbeit aufbauen kann. Schade, denn auch hier wurde verdammt viel Potential verschleudert.

Nichtsdestotrotz verdient der Landwirtschafts-Simulator 15 das Wort Simulation allemal in seinem Namen. Mir hat das Spiel viele Stunden Spaß gemacht und für einen Preis von knapp 40 Euro bekommen neugierige Bauern ein vernünftiges Spiel mit einem wirklich großem Umfang und einem tollen und vielseitigen Fuhrpark. Fans des Genres kann ich das Spiel deshalb wärmstens ans Herz legen.


Bewertung

Pro

  • Tolle Steuerung auch mit Controller
  • Die Forstwirtschaft als neuer Geschäftszweig
  • Liebevolle skandinavische Landschaft
  • Der Wille nach noch größeren Maschinen
  • Langfristiger Spielspaß durch eine Art Suchtschleife
  • Sehr detailgetreue Maschinen und Geräte
  • Tag- und Nachtzyklus
  • In Bjornholm warten 41 Felder auf einen Besitzer
  • Umfangreicher Fuhrpark und dickes Lizenzpaket

Contra

  • Nur zwei Maps
  • Detailarmer Finanzbericht
  • Gelegentliches Kantenflimmern
  • Teilweise unbelebte Welt
  • Keinerlei musikalische Untermalung
  • Cockpit-Perspektive mangelhaft umgesetzt
  • Lahme Tutorials für Neueinsteiger

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Story 6 von 10
6/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
7

13 Kommentare

Finanzminister Fr, 22.05.2015, 20:37 Uhr

Ich kenne ja das aller erste Landwirtschaftssimulations Ding und bin positiv überrascht wie sich die Serie entwickelt hat, hätte ich nicht erwartet.

XBU MrHyde Fr, 22.05.2015, 18:59 Uhr

Muhaha.. der "Arme-DLC" für 2,99 Euro. Mit Dreck unter den Fingernägeln für 3,49 Euro... :smt005

XBU FloNÄ Fr, 22.05.2015, 14:30 Uhr

XBU TNT2808 schrieb:
Vielleicht werden die Arme im Cockpit ja als DLC nachgeliefert :P

Made my Day :smt023 :smt003 :smt043

XBU TNT2808 Fr, 22.05.2015, 13:24 Uhr

Vielleicht werden die Arme im Cockpit ja als DLC nachgeliefert :P

Amani HT Fr, 22.05.2015, 13:20 Uhr

wenn es nicht ein Landwirtschaftssimulator wäre, würde ich allein vom Test her zuschlagen
hast du sehr schön anschaulich und kurzweilig geschrieben

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