
Der Titel zum aktuellen James Bond Film "Ein Quantum Trost" bzw. im Original "Quantum of Solace" wurde in den vergangenen Wochen mindestens genauso häufig diskutiert, wie im allgemeinen die Qualität von Filmversoftungen. Videospiele, welche den Spieler in die Rolle des Geheimagenten 007 schlüpfen lassen, haben bereits eine lange Tradition. Seit nunmehr 11 Jahren gehören James Bond Videospiele zum festen Bestandteil der Spielesammlung vieler Gamer. Nicht alle Spiele konnten überzeugen, einige aber durchaus Maßstäbe in Sachen Gameplay setzen. Jetzt wagt sich auch der neue James Bond, Daniel Craig, auf die Mattscheibe der Gamer und will nach seinem Kinoerfolg mit Casino Royal auch die virtuellen Ganoven dingfest machen. Ob der neue Bond nicht nur ein Besuch im Kino wert ist, sondern auch eine Daseinsberechtigung auf der Konsole hat, wollten wir für euch herausfinden, und sind für euch in geheimer Mission unterwegs gewesen.
James Bond in seiner Rolle als Zeitreisender
Der Produzent Michael G. Wilsen legte den Titel zum kommenden James Bond Abenteuer "Ein Quantum Trost" offiziell erst zu Beginn des Jahres fest. Er bezieht sich auf eine Kurzgeschichte aus Ian Flemings Kurzgeschichtensammlung "007 James Bond greift ein". Statt jedoch den Titel vollständig zu übernehmen, wurde aus dem Originaltitel "Ein Minimum an Trost" kurzerhand "Ein Quantum Trost", um wohl den Bezug zur Organisation "Quantum" im Film nicht zu verlieren. Genauso kurzentschlossen wie der Regisseur schienen auch die Entwickler von Treyarch gewesen zu sein, als sie versuchten, der aktuellen James Bond Filmversoftung eine begleitende Story zu verpassen. So werdet ihr zu Beginn des Spiels an das Ende der Story zu Casino Royal zurückversetzt und dürft euch anschließend in 3 Levels mit Missionen zum aktuellen Bond-Titel auseinandersetzen. Habt ihr euch einmal daran gewöhnt, den Bond der Gegenwart zu spielen, werdet ihr zu einer Reise zurück in die Vergangenheit genötigt und befindet euch wieder in Mitten der Story zu Casino Royal. Als eine Art Flashback soll euch diese Zeitreise präsentiert werden, welche letztendlich dann wieder in der Gegenwart endet und euch als Agent 007 in die finalen Missionen aus "Ein Quantum Trost" schickt.
"Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich lediglich aus dem Erfolg." (Der Morgen stirbt nie)
Grundsätzlich ist der Start des Spiels mit dem Ende der Story zu Casino Royal ein guter Ansatz, denn auch der kommende, gleichnamige Kinofilm beginnt in seiner Handlung kurze Zeit nach dem Ende von Casino Royal. Bei den Zeitsprüngen innerhalb des Spiels stellt man sich jedoch unweigerlich die Frage nach dem Sinn. Offensichtlich wollte man nicht zu viel von der aktuellen Story verraten und gleichzeitig ein bisschen von Daniel Craigs erstem Bond einfließen lassen. Zu diesem gab es ja immerhin kein seperates Spiel. Wie auch immer dies begründet ist, was den Handlungsverlauf angeht, hätte man das Videospiel zum Film auch in "Ein Quantum an Story" umbenennen können. Es entsteht einfach kein richtiger Spannungsbogen und die somit recht flache Handlung lässt auch keinen roten Faden erkennen, welcher den Spieler im Verlauf der verschiedenen Missionen begleitet.
James macht eine gute Figur
Mit einem kleinen Gameplay Intro werdet ihr an die Steuerung herangeführt. Nachdem ihr dieses mit Leichtigkeit hinter euch gebracht habt, könnt ihr euch getrost zurücklehnen und ein genial geschnittenes Intro-Video genießen. James Bond war in Sachen Optik nicht selten ein Trendsetter, zumindest was einige modische Aspekte angeht. Die optische Präsentation von "Ein Quantum Trost" kann sich aber durchaus auch sehen lassen und gibt keinen Anlass, um das Spiel auf Tauchstation gehen zu lassen. Auf den ersten Blick wirkt das Leveldesign jedoch etwas klobig, irgendwie so, als hätte man versucht die Landschaft mit größeren Objekten zu mehr bzw. schneller zu einem Inhalt verhelfen wollen. Von einer detaillverliebten Umgebung kann hier nicht gerade die Rede sein. Die Umgebung wirkt auf Grund der Levelarchitektur einen Tick zu starr, ja teilweise leblos. Belohnt wird dieses jedoch mit einer überwiegend sehr flüssigen Framerate. Einbrüche der Framerate, welche den Spielfluss spürbar beeinflussen, gibt es allenfalls gelegentlich in hektischen Feuergefechten. Lässt Bond dann aber mal die Waffen sprechen und legt seine Umgebung in Schutt und Asche oder macht dem ein oder anderen Widersacher durch größere Explosionen den Gar aus, schlägt auch das Herz des pixelverliebten Gamer direkt ein wenig höher.
"Hoffentlich kocht er besser, als er kämpft." - "An meinem Essen ist noch keiner gestorben." (James Bond 007 jagt Dr. No)
Explosionen, Rauch oder umherfliegende Splitter verleihen dem Spiel den nötigen, grafischen Feinschliff und sehen in der Tat Next-Gen aus. Unsanft einschlagende Geschosse ins Mauerwerk geben dieser schnell die Optik eines Schweizer Käse. Auch wenn massives Mauerwerk sich nicht vollständig in Wohlgefallen auflösen lässt, sieht es bei weniger robusten Gegenständen schon ganz anders aus. Ein Holzkiste oder ein Weinfass werden einem Dauerbeschuss nicht unbegrenzt standhalten. Hier merkt man dann auch, wo der Programmcode von James Bond: Ein Quantum Trost seine Wurzeln hat. Die leicht modifizierte Call of Duty 4 Engine verhilft unserem James zu der optisch und technisch wohl bislang besten Videospieladaption des Geheimagenten. Auch wenn die Engine von dem Genreprimus Call of Duty 4 stammt, vermag es der aktuelle James Bond nicht, diesem das Wasser zu reichen. Hier hängt bei unserem Trendsetter die Krawatte noch ein wenig schief.
Fazit
Mit James Bond: Ein Quantum Trost feiert Daniel Craig sein Debut im Next-Gen Videospielzeitalter. Hierbei hilft ihm die COD4 Grafik-Engine einen optisch ganz passables Gesamtbild auf die Mattscheibe zu generieren, ohne dabei das COD4 Niveau zu erreichen. Ein Mix diverser Spieltechniken á la GoW, Sam Fisher oder Jason Bourne offenbaren dem Spieler verschiedene Möglichkeiten zur Vorgehensweise. Ob Rüpel oder Taktiker, Mr. Bond lässt dem Spieler die Wahl der Vorgehensweise.
Insgesamt 12 sehr lineare Kapitel erzählen eine nicht sonderlich tiefgreifende Story und entführen euch dabei auch zurück in die Zeit von Casino Royal. Ordentlich was auf die Ohren gibt es bei dem gut abgemischten Sound, der die teilweise emotionslosen Synchronsprecher offenbar unbeeindruckt gelassen hat. Mag sein, dass deren Emotionslosigkeit am mangelnden Bond-typischen Humor liegt.
In jedem Fall kann "Ein Quantum Trost" allen Bond Fans ein paar unterhaltsame Stunden Spielspaß bieten. Wer hierbei nicht alleine in geheimer Mission unterwegs sein möchte, darf mit bis zu 12 Agenten in neun verschiedenen Spielmodi gerne online die ein oder andere Runde zocken. Das Spiel setzt keine Maßstäbe, kann sich aber durch eine solide Technik durchaus aus dem Schatten einiger anderer Filmversoftungen absetzen.
Bewertung
Pro
- Nette Explosionen und Effekte
- KI Gegner sind nicht auf den Kopf gefallen
- Abwechslungsreicher Multiplayer
- Tolle Soundkulisse, original Synchronsprecher
- Guter Mix verschiedener Gameplay-Techniken
Contra
- Extreme Lautstärkenunterschiede zwischen InGame und Mission Briefings
- Teils emotionslose Sprachausgabe
- Schwach erzählte Story

12 Kommentare
Phil1994 Sa, 17.01.2009, 14:13 Uhr
bin jetzt bei der letzten mission :smt023 die ist auch mal ein bisschen herausfordernt
Keeper_2 Sa, 17.01.2009, 13:48 Uhr
ich finde das Spiel auch ganz nett für mal ein WE Unterhaltung, also am besten aus der Videothek ausleihen oder günstigst kaufen (habs für 17,- Pfund in UK gekauft).
Immer Action, immer was los und das es kurz ist stört mich nicht, ich sehe lieber das Ende eines Spiels nach 6-7 Stunden als dass ich es nie sehe.
Schade ist, dass es im Prinzip ein reiner Shooter ist, man benutzt keine Gadgets, die Lizenz ist als leider nicht wirklich gut umgesetzt.
Phil1994 Fr, 19.12.2008, 12:47 Uhr
Dar hast du schon recht dar der Singelplayer so kurz ist kann man es schon an einen oder 2tagen durch zocken.
Klimbim Fr, 19.12.2008, 12:13 Uhr
Finds auch recht gelungen das Spiel.Der Single Player ist natürlich echt kurz aber sieht super aus und macht auch echt Laune.Der Multiplayer ist meiner Meinung nach auch sehr gelungen.Man kann sich mit seinen erspielten Punkten neue Waffen,Aufsätze und Extras kaufen.Aber kaufen würde ich mir das Spiel auch nicht.Es reicht völlig sich das Spiel ein paar Tage von der Videothek auszuleihen.
mfg
Phil1994 So, 14.12.2008, 18:17 Uhr
Ich halte nichts von Daniel Craig aber das Spiel ist ziemlich gut ich habe es auch. Leider ist die Spielzeit ein bisschen wenig nach ungefähr 5 Stunden ist man damit durch. Die Missionen sind aber gut gemacht und abwechslungsreich. Besonders die Casino Royal Mission ist ziemlich Originalgetreu.
3/5 Punkten fürs Spiel