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Schaffe, schaffe, Häusle baue

Wo lebt es sich besser als im trauten Heim? Dumm nur, wenn dieses vor 200 Jahren durch einen Atomkrieg verwüstet wurde. Also was macht der fleißige Mensch? Richtig, er richtet sich ein neues Eigenheim ein. Und warum sich nur mit einem Haus zufrieden geben, wenn man gleich eine ganze Siedlung erschaffen kann? Zum Glück nimmt hier das Spiel einen etwas an die Hand. Ich sage bewusst etwas, denn das Crafting System an sich, ist wirklich komplex.

Über einen Tastendruck lässt sich der Siedlungs-Editor aufrufen. Über diesen lassen sich übrigens nicht nur Dinge bauen, sondern man kann damit mehr oder wenig alles in seine Bestandteile zerlegen. Sobald das Menü aufgerufen wurde, erhält man Zugriff auf die Baumöglichkeiten. Unterteilt wird dabei in Strukturen, Strom, Utensilien etc. Öffnet man die Top-Kategorie, folgen weitere darunter. Beispielsweise kann man bei den Strukturen zwischen Holz und Metall wählen.

Darunter hat man dann die Möglichkeit, die vorgefertigten Bausteine zu wählen oder komplett neue zu erschaffen. Wir plätten dafür zunächst einmal ein Haus und setzen auf dessen Grundfläche einen neuen Holzboden. Danach kommen Holzwände dran. Die Platzierung ist etwas tricky, denn die Objekte snappen zwar ineinander und zueinander, leider aber nicht zur Grundfläche. Somit ist es problemlos möglich, schiefe Wände zu bauen. Das ist natürlich nicht so schick. Also nochmal neu. Doch was ist das? Wir haben keine Ressourcen mehr. Verflixt! Wir brauchen mehr Holz! Aber da schau her, wir haben einen Baum im Ort. Genaugenommen hatten wir ihn, denn als Abbau-Erzeugnis erhalten wir 20 Stück Holz, mit denen wir unser Dach einziehen können. Wunderbar!

Jetzt fehlt nur noch eine Tür und voilà, fertig ist die Bude. Nun sie ist noch ein wenig leer. Also machen wir von einem weiteren Feature gebrauch und nehmen Sessel und Couch, die wir aus einem anderen Haus genommen haben wieder aus dem Store und packen die Teile in das Haus. Schon besser. Doch noch ein wenig dunkel da drin. Wir brauchen Strom! Wir hatten doch vorhin was im Menü gesehen? Ah, hier. Ein Generator. Klick und schon... denkste. Wir können ihn nicht bauen weil uns Kupfer fehlt. Hm, wo kriegen wir das denn her?

Kommen wir zu einem weiteren fantastischen Feature im Spiel: Im Gegensatz zu früher, wo man allerhand Müll und Plunder mit sich herumgeschleppt hat, ohne zu wissen, ob man es jemals gebrauchen wird, macht Fallout 4 nun endgültig Schluss mit dem Müll im Inventar. Nahezu jedes Objekt in der Welt von Fallout 4 lässt sich in seine Bestandteile zerlegen. Dies resultiert wiederum in weitere Ressourcen. Wir brauchen Kupfer, also demontieren wir zum Beispiel gefundene Herdplatten, Telefone etc. Selbst Klebstoff wird benötigt. Jedes Objekt hat also mit einem Schlag eine gewisse Funktion in dem Spiel und kann verarbeitet werden. Macht ja auch durchaus Sinn, dass man in so einer postnuklearen Welt verwertet, was nur verwertet werden kann, um zu überleben. Ja, und muss man den Kram überall herumschleppen? Nein, muss man nicht. Man kann alles lokal ablegen und muss eben nicht mehr alles tragen wie ein Packesel im Hochsommer.

Nun mit dem Kupfer und den anderen Materialien ausgestattet, bauen wir unseren Generator. Fertig? Nö. Wir müssen noch einen Strommast an das Haus bauen und den Generator damit verbinden. So. Ah, und wir brauchen natürlich noch Lampen. Auch erstellt und aufgehangen. Im Übrigen wollen wir natürlich unsere eigene Jukebox und eine Discokugel über dem Bett. Geht nicht? Doch, es geht. Für alle die es lieben zu bauen, denen wird dabei das Herz aufgehen. Dazu kann man noch mehrere Siedlungen bauen und Handel betreiben.

Ach ja, schützen sollte man die Siedlungen ebenfalls vor Raidern. Dafür brauchen wir Verteidungstürme und dafür brauchen wir wieder Resourcen... Achso und Essen brauchen wir auch. Womit wiederum sämtliche Beflanzungen im Ödland ihren Sinn ergeben. Montiert man beispielsweise Tomaten irgendwo ab, lassen sich die Samen davon verwenden, um in der eigenen Siedlung neue Dinge zu pflanzen und Nahrung zu gewinnen. Man sieht also, das was die Jungs von Bethesda hier geschaffen haben, sucht seinesgleichen. Das gab es noch in keinem Rollenspiel!

Gib mir Waffen, viele Waffen!


Das alte Zitat aus Matrix trifft den Nagel hierbei ziemlich genau auf den Kopf. Es gibt nicht nur ein paar Waffen in Fallout 4. Auch hier lässt sich craften und damit haben wir tausende von unterschiedlichen Waffen zu unserer Verfügung. Wie funktioniert das? Das Crafting von Waffen basiert auf den gleichen Ressourcen wie das Bauen von Häusern. Natürlich braucht man bei einer Knarre zwar keinen Zement, aber dafür unter Umständen Kupfer. Das heißt, verbrate ich das in den Häusern, steht es mir eventuell nicht für die Waffen zur Verfügung und umgekehrt.

Es gilt also abzuwägen, was nötiger ist. Am Anfang sind das allerdings definitiv die Waffen. Das Aufrüsten funktioniert über Module, die übrigens auch wieder demontiert werden können. Klickt man auf die jeweilige Waffe, ganz egal ob Nahkampf oder Fernkampf, erhält man das Optionsmenü, indem sich ganz nach Herzenslust auswählen lässt, was man verändern möchte. Montiert man einen stärkeren Unterbau, hat man eventuell mehr Rückschlag. Das wiederum wirkt sich auf die Genauigkeit aus.

Oder wie wäre es mit einer Pistole mit aufmontiertem Zielfernrohr? In Fallout 4, kein Problem. Der Fantasie sind somit nur wenig Grenzen gesetzt. Natürlich ist hierbei nicht alles sinnvoll. Das steht auf der anderen Seite auch wieder die Frage, wie man spielen möchte. Auch hier hat wieder der Spieler die Wahl. Übrigens sehr cool: Wenn man ein Modul erstellt hat, lässt sich dieses auch wieder abmontieren. Damit muss man nicht immer alles von vorne bauen.

Doch wo Licht scheint, gibt es auch ein wenig Schatten

Ist also Fallout 4 perfekt? Nein. Der Vollständigkeit halber wollen wir auch die Schwachpunkte erwähnen. Da wäre zum Beispiel die Framerate. Sie dreht sich um die 20 fps. Damit ist es immer noch spielbar, aber wirklich butterweich ist anders. Wer also Call of Duty 60fps sucht, wird hier nicht fündig werden. Auch der Shooter-Part könnte noch flüssiger sein. Bethesda hat sich mit Id-Software zwar kompentente Mitarbeiter rangeholt und angeblich werkelt auch jemand von Bungie mit an dem Spiel, aber so wirklich wie ein Shooter fühlt sich das noch nicht an.

Puristen werden bemäkeln, dass es keinen Verfall gibt. Früher hatten Waffen und Rüstungen eine Abnutzung. Diese fehlen hier. Ist es dramatisch? Nein, nicht wirklich. Aber es sei hier erwähnt. Ein weiteres Problem könnte durchaus für neue Spieler entstehen. Bethesda wirft einen mitten in die Welt und gibt wenig Hilfestellung. Für manch einen kann das eine Überforderung darstellen. Ist die Grafik so gut wie in The Witcher 3? Nein, ist sie nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass einfach so viele interagierbare Objekte in der Welt einen großen Ressourcenhunger haben. Dennoch ist alles aus einem Guss und die Optik ist in sich stimmig.
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Fazit

Kann Fallout 4 halten, was es verspricht? Absolut und darüber hinaus komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Klar hat es ein paar kleinere Defizite, doch was Bethesda da erschaffen hat, macht so schnell keiner nach. Es ist eine konsequente und wirklich fühlbare Weiterentwicklung der Vorläufer.

Es gibt nicht nur ähnlich den Vorgängern eine große Vielfalt an Objekten in der Welt, jetzt machen diese dank dem komplett überarbeiteten Ressourcen- und Craftingsystem Sinn. Vorbei der Müll im Rucksack, alles kann verwertet werden. Dazu kommt die Möglichkeit, Tausende von Waffen und ganze Siedlungen zu bauen. Die ganze Welt wirkt zudem wesentlich lebendiger als vorher und zudem sieht das neue Fallout erheblich schicker aus.

Das Storytelling wurde massiv verbessert. Vorbei die langweiligen frontalen Textkonversationen. Jetzt wird jeder Dialog in einer schicken Cut-Scene animiert und der Protagonist hat endlich sprechen gelernt. Der Charakter selbst kann durch satte 275 Perks verändert werden und das wiederum hat wesentliche Auswirkung auf das Gameplay. Ein hoher Wiederspieltwert ist hier garantiert.

Die Welt ist wirklich riesig und es gibt verdammt viel zu entdecken. Es sind allerdings keine leeren Hüllen, sondern es wurde mit enorm viel Liebe zum Detail gearbeitet. So sind laut dem Hersteller über 400 Stunden Spielzeit durchaus möglich und wir stimmen dem zu. Wer Spaß an Endzeit-Rollenspielen hat, kommt einfach an diesem genialen Titel nicht vorbei. Mein Urteil: Überragend!

Wir vergeben den XBoxUser Special Award, weil Fallout 4 trotz kleiner Mäkel das umfassendste Rollenspiel ist, welches sich für Xbox One auf dem Markt befindet. Kein Vorgänger und auch kein anderes auf dem Markt existierende Rollenspiel, kommt an diese Vielfalt der Möglichkeiten auch nur annähernd heran. Hinzu kommt eine riesige Menge an Inhalt und eine fantastische exotische Vielfalt an Orten und Wesen, die es zu entdecken gilt.


Bewertung

Pro

  • Coole Sidequests
  • Mächtiger Siedlungseditor
  • Die Power Armor rockt das Haus
  • Echt cooles Radio
  • Cut-Scenes in Dialogen
  • Ein Umfang, der seinesgleichen sucht

Contra

  • Läuft meist um die 20fps
  • Shooter-Part könnte flüssiger sein
  • Wenig Hilfestellung für Neulinge

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 10 von 10
10/10
Story 10 von 10
10/10
Umfang 10 von 10
10/10
Spielspaß 10 von 10
10/10
Gameplay 10 von 10
10/10
XBU-Gold-Award
10
XBU-Special-Award

11 Kommentare

InselKind2904 Mi, 17.02.2016, 16:07 Uhr

Moin,

seitdem ich ich die Xbox habe, habe ich bereits mehrere Hunderter aus dem Fenster geworfen. Bisher haben mich nur 5 Spiele begeistert, darunter auch Fallout 4. womit ich zwar nicht warm werde ist der Siedlungsbau (was aber nur an mir liegt, da ich meine Vorstellungen nicht umsetzen kann), alles andere wie Story, Quests,, Atmosphäre - einfach nur toll. Eintönig sind zwar auf Dauer die immerwiederkehrenden selben Gegnertypen, doch insgesamt tut dies dem Spiel keinen Abbruch. Für Motivation sorgte bei mir die Charentwicklung und das Farmen von legendären Gegnern, für Itemupgrades.

Die Vorgänger kannte ich nur vom Namen her, also wer Fallout bisher nicht gespielt hat, der wird in kein Storyloch fallen.

Vg Frank

K3M0H Mo, 04.01.2016, 14:45 Uhr

An sich ganz gut das Spiel.... einige haben recht mit der Story wo einfach irgendwo anfängt... dazu hätte ich mir mehr Gegner gewünscht wie die üblichen...echt Schade!

Naja ich denke auch eher das Fallout 4 zum Test eines MMORPG gemacht wurde.. alleine wegen den Ganzen Mods und anderen sachen.. Ich bin gespannt was da von Bethesda noch kommen wird!

TheGreenChris Fr, 20.11.2015, 10:51 Uhr

Jupp hast du recht, mit einer Werkbank geht das besser. Das Problem mit den verschwindenden Sachen bleibt aber bestehen. Schließlich ist in Fallout 4 alles "nützlich" und das Inventar begrenzt bzw. die Schnellreisefähigkeit.
Schmeiß ich mir nun also ein paar Sachen auf den Boden um sie später abzuholen, sind die mir auch schon mehrfach dadurch gefallen. Insbesondere in Sanctuary scheint der Boden besonders "durchlässig" zu sein :/

Na ja unterm Strich wie gesagt, kein schlechtes Spiel. Ich persönlich würde es aber im unteren 80er Bereich ansiedeln, weil die Gameplayneuerungen (insbesondere Shooterlastigeres Gameplay und das Dialogsystem) mir absolut missfallen und für mich nicht von der Atmosphäre aufgefangen werden können. Auch die Story haut mich bisher nicht so aus den Latschen und die vielen Kleinigkeiten, welche ich als störend empfinde tuen ihr Übriges.

XBU H3tf1eld Fr, 20.11.2015, 10:02 Uhr

TheGreenChris schrieb:
[...]

    [*]Für das Zerlegen muss man Items aus dem inventar werfen. Hin und wieder bleiben sie in der Luft hängen, oder fallen gar durch den Boden und werden so unnutzbar.

[...]

Also einige Punkte die du nennst kann ich Nachvollziehen, aber der von mir oben zitierte Punkt stimmt so nicht ;). Du kannst dir das Ganze nämlich sparen. Lege die Junk-Items einfach so in die Werkbank wie sie sind. Und wenn du was bauen willst, was zum Beispiel drei mal Klebstoff benötigt, zerlegt das Spiel automatisch die entspr. Items die Klebstoff enthalten um die benötigte Menge zu liefern.

XBU Dirty Fr, 20.11.2015, 09:31 Uhr

Klasse Game, sehr gutes Review und die Wertung geht für mich völlig in Ordnung. Kein Game wird jemals jeden Gamer zufrieden stellen bzw. es werden immer Kritikpunkte zu finden sein.

Für meinen Geschmack ist Fallout 4 ein echtes Meisterwerk!

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