
Dogmeat und die Powerrüstung
In Fallout geht es nicht darum, möglichst schnell die Hauptquest zu vollenden. Zumindest geht einem da 90% dessen flöten, was das Spiel zu bieten hat. Die wahre Stärke des Spiels ist die grenzenlose Freiheit, Dinge zu erkunden und mit der Welt zu interagieren. Im Trailer haben wir alle gesehen, dass es doch so eine schicke Powerrüstung gibt. Warum also nicht gleich zu Anfang ein wenig danach suchen? Gesagt, getan. Wir erkunden also die Gegend und finden in der Nähe der nächsten Stadt eine Art Diner, wo uns auch schon der Hund Dogmeat begrüßt. Wir empfehlen unbedingt ihn mitzunehmen, da er ein hervorragender Nahkämpfer ist und die Gegner zu beschäftigen weiß, während wir sie mit Kugeln traktieren. Er gibt sich auch schon mit nem Stimpak zufrieden und kann schon allerlei Tricks. Ebenso macht er uns auf umliegende Ressourcen aufmerksam oder warnt frühzeitig vor Feinden.
Dort gibt es auch eine kleine Höhle. Die beinhaltet auch schon neben anderen Dingen einen Power-Core. Diesen brauchen wir für unsere Rüstung. Sehr schick. Ein gutes Stück weiter, Richtung Satellitenschüssel finden wir eine völlig intakte und gut funktionierende Rüstung. Also den Core reingeknallt und auf geht es!
Das Interface verändert sich zugleich und wir stapfen in der massiven Energierüstung in die City. Damit macht das gleich mehr Laune, die netten Raider zu begrüßen. In dieser Rüstung halten wir nämlich bedeutend mehr Schaden aus und haben zudem noch Spezialattacken zur Verfügung. Dies langt, um sämtlichen Schurken sehr zügig den Garaus zu machen. Dogmeat kriegt somit auch sein Pfund Fleisch ab. Unverschämter Weise haben die Gegner Dogmeat darin hindern wollen, dass er ihnen die Kehle rausreißt. Er wollte doch nur spielen... Also auf zum Hundi, Stimpak drauf und schon wedelt er wieder fleißig. Wunderbar. Wenn echte Hunde doch auch so einfach wären.
Übrigens lassen sich unserem treuen Begleiter auch Befehle erteilen. Das ist besonders nützlich, wenn man mal eher im Stealth-Modus anrücken will. Der Hund düst nämlich fleißig auf die Feinde los und alarmiert diese im Handumdrehen. Nix mit Verstecken also. Gibt man ihm aber das dementsprechende Kommando, gehorcht er und bleibt an Ort und Stelle sitzen. Guter Hund.
Erster Kontakt
Der erste Kontakt mit Menschen gestaltet sich recht entspannt. Die Gruppe braucht Hilfe und wir brauchen XP. Nein, natürlich machen wir alles aus reiner Nächstenliebe... Wir kommen wieder in das Dialogsystem, das wir an dieser Stelle etwas genauer erörtern wollen. Spiele wie Dragon Age oder Mass Effect gingen nicht spurlos an den Bethesda-Entwicklern vorbei. Und genauso wie Dragon Age: Inquisition deutlich offener wurde und sich seinerseits von Skyrim und Konsorten inspirieren ließ, so erging es den Fallout-Entwicklern scheinbar umgekehrt bezüglich der Erzählform.
Neu ist hier eine wirklich wesentlich bessere Darstellung der Dialoge. In einer Art Cut-Scene Darstellung erzählen die Charaktere, was ihnen auf dem Herzen liegt. Das ist eine riesige Verbesserung im Gegensatz zu vorher. Vorher stand man meist frontal roboterartigen Figuren entgegen, die absolut emotionslos in Textform mit einem gesprochen haben. Man selbst hatte ebenfalls keine Stimme. Jetzt, mit über 20.000 Zeilen VoiceOver-Dialog ändert sich das. Das führt dazu, dass man wesentlich mehr Anteil nimmt und die Schicksale der einzelnen Figuren wesentlich emotionaler wahrnimmt. Dadurch bekommt die Story auch noch mal eine ganz andere Wirkung. Das ist ein toller Schritt nach vorne!
Hinzu kommt ein weiteres Feature, das von BioWare sagen wir mal ,,inspiriert" wirkt. Man kann sinngemäße Antworten auswählen (wie ,,sarkastisch") und unser Charakter gibt diese dann wieder. Das hätte man durchaus besser kopieren können. Im Original gibt es eine Beschreibung des Gesagten und damit kann man schon eher erahnen, was man dann verzapft. Bei ,,sarkastisch" kann das nun wirklich alles und gar nichts heißen. Das wird so manch einem nicht gefallen, der gerne alle Karten in der Hand hält. Grundsätzlich aber eine interessante Entwicklung, die sicherlich noch ausgebaut werden kann. Ab da beginnt eine ziemlich coole Actionsequenz, die wir euch Spielern noch nicht verraten wollen.
Im Laufe des Spiels schalten wir übrigens auch diverse Begleiter frei, die allesamt unterschiedliche Perks haben. Wer eine Romanze eingehen will, kann dies übrigens tun. Bethesda war übrigens auch so liberal und hat gleichgeschlechtliche Liebe ermöglicht. Jeder Companion hat seine eigene Story und auch Questreihe, die es kennenzulernen gilt. Im Übrigen haben die Sidequests ebenfalls einen Impact auf die weitere Story-Entwicklung. Helfe ich beispielsweise einer Gruppe von Menschen, kann ich diese dazu überreden, meiner Siedlung bei zu treten. Nicht nur das, sondern durch die gesamte Aktion des Helfens schalten sich weitere Quests und damit Story-Anteile frei. Das macht die Welt der Geschichten im Ödland natürlich umso spannender.
Fazit
Kann Fallout 4 halten, was es verspricht? Absolut und darüber hinaus komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Klar hat es ein paar kleinere Defizite, doch was Bethesda da erschaffen hat, macht so schnell keiner nach. Es ist eine konsequente und wirklich fühlbare Weiterentwicklung der Vorläufer.
Es gibt nicht nur ähnlich den Vorgängern eine große Vielfalt an Objekten in der Welt, jetzt machen diese dank dem komplett überarbeiteten Ressourcen- und Craftingsystem Sinn. Vorbei der Müll im Rucksack, alles kann verwertet werden. Dazu kommt die Möglichkeit, Tausende von Waffen und ganze Siedlungen zu bauen. Die ganze Welt wirkt zudem wesentlich lebendiger als vorher und zudem sieht das neue Fallout erheblich schicker aus.
Das Storytelling wurde massiv verbessert. Vorbei die langweiligen frontalen Textkonversationen. Jetzt wird jeder Dialog in einer schicken Cut-Scene animiert und der Protagonist hat endlich sprechen gelernt. Der Charakter selbst kann durch satte 275 Perks verändert werden und das wiederum hat wesentliche Auswirkung auf das Gameplay. Ein hoher Wiederspieltwert ist hier garantiert.
Die Welt ist wirklich riesig und es gibt verdammt viel zu entdecken. Es sind allerdings keine leeren Hüllen, sondern es wurde mit enorm viel Liebe zum Detail gearbeitet. So sind laut dem Hersteller über 400 Stunden Spielzeit durchaus möglich und wir stimmen dem zu. Wer Spaß an Endzeit-Rollenspielen hat, kommt einfach an diesem genialen Titel nicht vorbei. Mein Urteil: Überragend!
Wir vergeben den XBoxUser Special Award, weil Fallout 4 trotz kleiner Mäkel das umfassendste Rollenspiel ist, welches sich für Xbox One auf dem Markt befindet. Kein Vorgänger und auch kein anderes auf dem Markt existierende Rollenspiel, kommt an diese Vielfalt der Möglichkeiten auch nur annähernd heran. Hinzu kommt eine riesige Menge an Inhalt und eine fantastische exotische Vielfalt an Orten und Wesen, die es zu entdecken gilt.
Bewertung
Pro
- Coole Sidequests
- Mächtiger Siedlungseditor
- Die Power Armor rockt das Haus
- Echt cooles Radio
- Cut-Scenes in Dialogen
- Ein Umfang, der seinesgleichen sucht
Contra
- Läuft meist um die 20fps
- Shooter-Part könnte flüssiger sein
- Wenig Hilfestellung für Neulinge


11 Kommentare
InselKind2904 Mi, 17.02.2016, 16:07 Uhr
Moin,
seitdem ich ich die Xbox habe, habe ich bereits mehrere Hunderter aus dem Fenster geworfen. Bisher haben mich nur 5 Spiele begeistert, darunter auch Fallout 4. womit ich zwar nicht warm werde ist der Siedlungsbau (was aber nur an mir liegt, da ich meine Vorstellungen nicht umsetzen kann), alles andere wie Story, Quests,, Atmosphäre - einfach nur toll. Eintönig sind zwar auf Dauer die immerwiederkehrenden selben Gegnertypen, doch insgesamt tut dies dem Spiel keinen Abbruch. Für Motivation sorgte bei mir die Charentwicklung und das Farmen von legendären Gegnern, für Itemupgrades.
Die Vorgänger kannte ich nur vom Namen her, also wer Fallout bisher nicht gespielt hat, der wird in kein Storyloch fallen.
Vg Frank
K3M0H Mo, 04.01.2016, 14:45 Uhr
An sich ganz gut das Spiel.... einige haben recht mit der Story wo einfach irgendwo anfängt... dazu hätte ich mir mehr Gegner gewünscht wie die üblichen...echt Schade!
Naja ich denke auch eher das Fallout 4 zum Test eines MMORPG gemacht wurde.. alleine wegen den Ganzen Mods und anderen sachen.. Ich bin gespannt was da von Bethesda noch kommen wird!
TheGreenChris Fr, 20.11.2015, 10:51 Uhr
Jupp hast du recht, mit einer Werkbank geht das besser. Das Problem mit den verschwindenden Sachen bleibt aber bestehen. Schließlich ist in Fallout 4 alles "nützlich" und das Inventar begrenzt bzw. die Schnellreisefähigkeit.
Schmeiß ich mir nun also ein paar Sachen auf den Boden um sie später abzuholen, sind die mir auch schon mehrfach dadurch gefallen. Insbesondere in Sanctuary scheint der Boden besonders "durchlässig" zu sein :/
Na ja unterm Strich wie gesagt, kein schlechtes Spiel. Ich persönlich würde es aber im unteren 80er Bereich ansiedeln, weil die Gameplayneuerungen (insbesondere Shooterlastigeres Gameplay und das Dialogsystem) mir absolut missfallen und für mich nicht von der Atmosphäre aufgefangen werden können. Auch die Story haut mich bisher nicht so aus den Latschen und die vielen Kleinigkeiten, welche ich als störend empfinde tuen ihr Übriges.
XBU H3tf1eld Fr, 20.11.2015, 10:02 Uhr
Also einige Punkte die du nennst kann ich Nachvollziehen, aber der von mir oben zitierte Punkt stimmt so nicht ;). Du kannst dir das Ganze nämlich sparen. Lege die Junk-Items einfach so in die Werkbank wie sie sind. Und wenn du was bauen willst, was zum Beispiel drei mal Klebstoff benötigt, zerlegt das Spiel automatisch die entspr. Items die Klebstoff enthalten um die benötigte Menge zu liefern.
XBU Dirty Fr, 20.11.2015, 09:31 Uhr
Klasse Game, sehr gutes Review und die Wertung geht für mich völlig in Ordnung. Kein Game wird jemals jeden Gamer zufrieden stellen bzw. es werden immer Kritikpunkte zu finden sein.
Für meinen Geschmack ist Fallout 4 ein echtes Meisterwerk!