
Der Multiplayer
Gemeinsam macht Divinity noch mehr Spaß? Nicht unbedingt aber es ist zumindest gleichwertig. Der Couch-Koop ist in dem Falle übrigens sogar überragend. Warum? Weil die Jungs das Problem des sich unabhängig voneinander Bewegens vorbildlich gelöst haben. Diablo-Couch-Zocker kennen das Problem zu Genüge: Man nutzt einen gemeinsamen Bildschirm im offline Koop und sobald sich ein Spieler entfernt, wird der andere unfreiwillig mitgezogen und mit etwas Pech mitten in eine Horde wilder Gegner hinein. Prost Mahlzeit! Oder auch unschön: Einer von beiden öffnet das Inventar. Fortan darf der andere Spieler Päuschen machen und das Inventar des Kumpels unfreiwillig mitbetrachten. Gegebenenfalls ist hier die Kaffeepause vorprogrammiert. Damit ist bei Divinity Enhanced Edition nun Schluss!
Sobald sich ein Spieler aus dem Sichtbereich des anderen entfernt, splittet das Spiel den Bildschirm dynamisch und jeder steuert völlig unabhängig voneinander den einzelnen Charakter. Kommt man wieder in Sichtnähe, fügt sich das geteilte Bild automatisch zu einem großen Screen zusammen. Hammer! Sowas haben wir so noch nicht gesehen. Zumal ein Splitscreen im Iso-RPG auch eher selten ist. Gleiches gilt übrigens ebenfalls sobald einer von beiden ins Menü geht. Es juckt den anderen nicht, da auch hier das Spiel elegant dynamisch den Bildschirm teilt.
Der Online-Mulitplayer funktioniert ebenfalls reibungslos. Hierbei tritt natürlich die oben genannte Situation logischerweise nicht auf. Es laggt nicht, das gemeinsame Erkunden läuft super und macht einfach einen Heidenspaß.
Das Haar in der Suppe
Einzig die Präsentation lässt etwas zu wünschen übrig. Hier merkt man dann doch, dass es eine Budgetfrage war. Ungleich epischen Triple-A-Titeln wird hier die Story nicht in InGame-gerenderten Cut-Scenes dargestellt. Vielmehr sind die zu Anfangs genannten gezeichneten Bilder bei großen Abschnittswechseln vorhanden. Die hauptsächliche Erzählweise beschränkt sich allerdings auf die aufpoppenden Textabschnitte, die es zu lesen gilt. Zwar werden jene parallel gesprochen, allerdings reichte hier das Budget für eine deutsche Audio-Lokalisierung nicht mehr aus. Daher hat man ähnlich wie bei GTA englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Das kann dann unter Umständen dazu führen, dass man zu schnell klickt oder einfach keine Lust hat, sich alles anzuhören bzw. zu lesen. Dadurch entgeht einem aber die Geschichte. Also wäre das ein tatsächlicher Kritikpunkt, den es im Nachfolger zu verbessern gilt.
Ansonsten muss ich jetzt schon nachdenken, um überhaupt noch etwas Negatives zu finden. Da fallen mir nur noch kleine Dinge auf. Da wäre zum Beispiel die Menüführung. Beim PC kann man einfach zwei Fenster nebeneinander platzieren, um Gegenstände von Charakter A nach Charakter B zu bewegen. Oder auch um sich eine schnelle Übersicht zu verschaffen. Das geht hier nicht. Man muss jedes Inventarfenster einzeln öffnen. Auch die Trennung zwischen dem Inventar und der Ausrüstung in zwei getrennte Bildschirme ist unpraktisch. Da muss man hin und her hangeln, um vergeudet etwas unnötige Zeit.
Ein weiterer Punkt wäre die auf Konsolen fehlende Formationsoption. Auf dem PC gibt es die Möglichkeit zu entscheiden, ob man die Gruppe in einer Reihe, oder einem Quadrat oder anders anordnen möchte. Das ist beispielsweise hilfreich um Fallen zu umgehen. Diese Option fehlt (noch?) auf der Konsole. Laut den Divinity-Foren wird diese aber unter Umständen nachgereicht.
Fazit
Bei Divinity handelt es sich um ein waschechtes Rollenspiel, welches die Herzen aller Pen-And-Paper-Freunde höher schlagen lässt. Doch auch Strategen werden hier fündig werden. Das rundenbasierte Konzept ist eine willkommene Abwechslung zum derzeitigen Echtzeit-Standard. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden gilt es, geschickt zu planen und wohlüberlegt zu handeln.
Genre-Anfänger sollten hier allerdings dringend Probespielen. Divinity ist alles andere als mal eben durchgezockt. Es erwartet die Bereitschaft, sich wirklich einzuarbeiten und vor allem sich Zeit zu nehmen. Echten Rollenspielern wird es leicht fallen, sich in dem System zurecht zu finden, aber Neulinge haben eine relativ hohe Anfangshürde.
Hinzu kommt ein sehr umfangreiches Crafting-System, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Es lädt zum Ausprobieren ein und belohnt die Spieler mit neuen Gegenständen und Rezepten. Der kernige Humor wird zudem dafür sorgen, dass man stets gut unterhalten wird. Stichwort: Die heilige Handgranate!
Die schier endlosen Möglichkeiten, was die Charakterentwicklung und die Kombination von Elementen angeht, als auch die faszinierende Handlungsfreiheit machen diesen Titel zu einem Pflichtkauf für Fans anspruchsvoller Rollenspiele.
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Trotz der kleinen Mängel, die Divinity Original Sin: Enhanced Edition ist nicht nur gut, sondern überragend! Klar, richtet es sich knallhart an die Fans klassischer Rollenspielsysteme. Dies macht es allerdings sehr geschickt und präsentiert uns ein unglaublich detailliertes Spiel, dessen Spielphysik sogar die Kombination unterschiedlicher Elemente zulässt und einem eine Spielewelt präsentiert, die einen garantiert hohen Wiederspielwert besitzt. Hinzu kommt eine echte Herausforderung für die Taktiker unter den Rollenspielern.
Bewertung
Pro
- Hohe Wiederspielbarkeit
- Elemente wie Wasser und Elektrizität lassen sich kombinieren
- Amüsante Nebenaufgaben
- Die Welt lädt zum Erkunden ein
- Schöner Sound
- Riesiger Umfang
- Fast endlose Möglichkeiten, um Situationen zu lösen
- Komplexes Crafting-System
- Sehr taktische Kämpfe
Contra
- Keine Formationen
- Präsentation der Story könnte besser sein
- Inventar ist nicht optimal auf der Konsole
- Hohe Einstiegshürde


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