
Ein neues Rollenspiel alter Schule präsentiert sich uns mit dem Namen Divinity Original Sin: Enhanced Edition. Das Projekt wurde über Kickstarter finanziert und hat auf dem PC schon viele Fans des gepflegten Rollenspiels im Sturm erobern können. Nun gibt es auf der Konsole eine speziell angepasste Version, die auch die Xbox One bereichern soll. Also haben wir uns den Schild angezogen und das Schwert gezückt, um in der fantastischen Welt von Divinity bestehen zu können.
Was lange währt
Divinity Original Sin stammt aus der Feder der Larian Studios, die sich auch schon für Devine Divinity (2002 PC) verantwortlich zeichneten. Zeitlich setzt nun die Konsolenversion mit dem Titel Divinity Enhanced Edition vor den Ereignissen des Vorgängers an. Man beginnt sein Abenteuer in der Welt von Rivelon in einem Heilort namen Aleroth. Dort angekommen, muss man herausfinden, was es mit dem mysteriösen Mord an dem Dorfbewohner Jake auf sich hat. Alles deutet zunächst darauf hin, dass es seine Ehefrau war, die ihn heimlich ermorden wollte. Doch viele Hinweise verdichten sich zu einer etwas anderen Sachlage...
Ist das Spiel etwa ein Krimi? Nein, nicht ganz, aber am Anfang gilt es Stück für Stück den Hinweisen nachzugehen, warum dieser seltsame Mord geschehen ist. Während unseren Ermittlungen stoßen wir auch schon auf die ersten Kampfgruppen. Doch gehen wir nochmal zurück auf Anfang. Bevor wir mit dem Spiel loslegen können und uns ins Spielgeschehen werfen, müssen wir unsere Charaktere erschaffen.
Spieglein Spieglein
Da wäre der Hauptcharakter, welcher direkt die Führung der Gruppe übernimmt und ein Nebencharakter. Der Charaktereditor geizt schon nicht mit Möglichkeiten. Zugegeben, an den Umfang eines Dragon Age-Editiors kommt dieser nicht heran, aber das ist hier auch nicht nötig und wäre für die hauptsächliche Iso-Ansicht auch etwas overkill. Man kann im Editor zunächst einmal eine Klasse wählen. Wir entscheiden uns für einen Nahkämpfer als Ritter und einen Fernkämpfer als Hexerin. Der Klasse kann man direkt auch eine KI spendieren. Diese hat Einfluss auf das Verhalten und auf das, was der Charakter während dem Spiel so sagt. Ähnlich wie bei BioWare-Titeln gibt es innerhalb der Gruppe auch immer wieder amüsante und interessante Unterhaltungen. Diese finden nebenbei beim Erkunden der Welt statt.
Neben der KI kann ebenfalls das Aussehen bestimmt werden. Bis hin zur Frisur und Unterwäsche lassen sich allerhand Einstellungen machen. Diese sind allerdings nur kosmetisch und beeinflussen das Spiel nicht. Wohl aber die Charakter-Werte und die Klasse. Das Spiel lässt dem Spieler allerdings die Wahl über die Ausprägung der Figur im weiteren Spielverlauf. Soll heißen, ein Krieger kann auch unter Umständen Zauber lernen und umgekehrt. Natürlich ist die Veranlagung eines Kriegers eher Richtung Nahkampf, von daher sollte gut abgewogen werden, welche irren Kreuzungen man erschaffen will. Hinzu kommt, dass man stets darauf achten sollte, einen Nahkämpfer mit einem Fernkämpfer zu kombinieren und nicht etwa zwei Fernkämpfer auf die Welt gleichzeitig loszulassen.
Wir empfehlen daher nur ausgegorenen Experten die Anfangswerte der Klasse zu verändern. Dies ist ganz klassisch über die Verteilung von Attributen problemlos möglich. Da wären die Stärke, Intelligenz, Charisma usw., die einen direkten Einfluss auf die Handlungsmöglichkeiten der Protagonisten haben. Wer beispielsweise über ein hohes Charisma verfügt, wird in Diskussionen schneller die Oberhand gewinnen, als jemand, der nur über rohe Stärke verfügt. Die richtige Balance ist also wie immer der Schlüssel.
Vorsicht Hardcore im Kampf!
Gesagt, getan. Wir stechen in See, wo uns auch schon die ersten Cut-Scenes präsentiert werden. Diese sind von Hand gemalt und eher statisch mit minimalen Animationen. Sie sehen aber deswegen nicht schlecht aus, erinnern jedoch eher an Wimmelbild-Erzählungen. Während der Fahrt können wir nicht allzu viel tun und werden bei unserer Ankunft mit attackierenden Orks konfrontiert. Dreckspack! Mal im Ernst, die armen Orks müssen immer als die Bösen herhalten. Dabei hat doch schon Shrek erfolgreich gezeigt, dass die mehrere Schichten ähnlich einer Zwiebel haben.
Wir begeben uns also auf in eine gepflegte Ork-Konversation und zücken das Schwert. Bäm! Da sind wir auch schon im Kampf! Der hat es in dem Spiel in sich. Warum? Weil es endlich mal wieder ein Spiel ist, welches mal nicht in Echtzeit, sondern schön rundenbasiert abläuft. Damit ergeben sich dann auch völlig neue taktische Möglichkeiten, die Divinity erfolgreich auszureizen weiß. Da wäre zum Beispiel die Actionpoints. Außer dem ebenfalls gerade erschienenem Spiel Wasteland 2 gibt es kein weiteres Spiel für die Xbox One, welches damit arbeitet. Was bedeuten diese Points? Die Actionpoints zeigen an, wie viele Handlungspunkte für einen Zug zur Verfügung stehen. Konkret bedeutet das Gehen, Attackieren, Ausrüsten, Heilen, Zaubern etc kostet alles Actionpoints. Je weiter man den jeweiligen Charakter zieht, desto mehr Punkte verbraucht dieser. Gleiches gilt für die Handlungen. Oder anders gesagt, je umfangreicher eine Handlung ist, desto mehr Punkte werden verbraucht. Eigentlich recht logisch.
Tja und dann gibt es noch etwas, was die Pen-And-Paper-Rollenspieler unter "Initiative" verstehen. Initiative bedeutet, dass derjenige schneller am Zug ist, der eine höhere Initiative besitzt. Auch dieser Wert lässt sich über Attribute im Charakter beeinflussen. Da es sich um ein rundenbasiertes Spiel handelt, ist entscheidend, wer wann dran ist. Warum? Weil ein Ork, der meinen Charakter vorher zu Brei schlägt, von diesem nicht mehr angegriffen werden kann. Es gilt also geschickt zu überlegen, wann wer am Zug ist. Das Ganze wird zum Glück dadurch erleichtert, dass man wie in rundenbasierten Spielen üblich eine Anzeigeleiste hat, die per Icon anzeigt, wer wann am Zuge ist.
Ebenfalls gilt es in Betracht zu ziehen, wer welchen Charakter unterstützt. Beispielsweise kann unsere ausgewählte Hexerin unseren Kämpfer verstärken. Mit diesem Buff kann der Kämpfer dann mehr Schaden austeilen. Die Hexerin hat aber noch einen weiteren Vorteil: Sie kann Kreaturen zur Hilfe herbeirufen. Beispielsweise eine Spinne. Und jetzt kommt ein sehr geiles Feature: Ist die Kreatur einmal beschworen, so kann diese komplett gesteuert werden und ist Teil der Initiativenauswahl. Sie ist also auf einmal ein vollwertiges Partymitglied und hat eigene Attacken zur Verfügung.
Noch nicht komplex genug? Keine Sorge, es geht noch mehr. In Divinity ist es besonders wichtig auf seine Umgebung und Standposition zu achten. Man nehme einen Magier, zaubere Wasser unter die Füße der Feinde und setzte diese lustige Fläche unter Strom. Zip-Zap-Rumms, hat man feinstes gegrilltes Orkfleisch. Allerdings sollte man penibelst darauf achten nicht selbst drin zu stehen, sonst wird man Teil des Barbecues. Durch die Komplexität werden Kämpfe so für Taktiker ein reines Fest! Es gibt immer mehrere Wege Situationen zu lösen und auch der Rückzug kann eine valide Option darstellen. Hier gilt: Speichern was das Zeug hält. Vor allem Anfängern sei der Griff zur Schnellspeichern-Funktion dringendst angeraten. mWer neu ist, sollte sich also Zeit lassen alles in Ruhe zu erforschen.
Fazit
Bei Divinity handelt es sich um ein waschechtes Rollenspiel, welches die Herzen aller Pen-And-Paper-Freunde höher schlagen lässt. Doch auch Strategen werden hier fündig werden. Das rundenbasierte Konzept ist eine willkommene Abwechslung zum derzeitigen Echtzeit-Standard. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden gilt es, geschickt zu planen und wohlüberlegt zu handeln.
Genre-Anfänger sollten hier allerdings dringend Probespielen. Divinity ist alles andere als mal eben durchgezockt. Es erwartet die Bereitschaft, sich wirklich einzuarbeiten und vor allem sich Zeit zu nehmen. Echten Rollenspielern wird es leicht fallen, sich in dem System zurecht zu finden, aber Neulinge haben eine relativ hohe Anfangshürde.
Hinzu kommt ein sehr umfangreiches Crafting-System, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Es lädt zum Ausprobieren ein und belohnt die Spieler mit neuen Gegenständen und Rezepten. Der kernige Humor wird zudem dafür sorgen, dass man stets gut unterhalten wird. Stichwort: Die heilige Handgranate!
Die schier endlosen Möglichkeiten, was die Charakterentwicklung und die Kombination von Elementen angeht, als auch die faszinierende Handlungsfreiheit machen diesen Titel zu einem Pflichtkauf für Fans anspruchsvoller Rollenspiele.
Wir vergeben den XBoxUser Special Award weil:
Trotz der kleinen Mängel, die Divinity Original Sin: Enhanced Edition ist nicht nur gut, sondern überragend! Klar, richtet es sich knallhart an die Fans klassischer Rollenspielsysteme. Dies macht es allerdings sehr geschickt und präsentiert uns ein unglaublich detailliertes Spiel, dessen Spielphysik sogar die Kombination unterschiedlicher Elemente zulässt und einem eine Spielewelt präsentiert, die einen garantiert hohen Wiederspielwert besitzt. Hinzu kommt eine echte Herausforderung für die Taktiker unter den Rollenspielern.
Bewertung
Pro
- Hohe Wiederspielbarkeit
- Elemente wie Wasser und Elektrizität lassen sich kombinieren
- Amüsante Nebenaufgaben
- Die Welt lädt zum Erkunden ein
- Schöner Sound
- Riesiger Umfang
- Fast endlose Möglichkeiten, um Situationen zu lösen
- Komplexes Crafting-System
- Sehr taktische Kämpfe
Contra
- Keine Formationen
- Präsentation der Story könnte besser sein
- Inventar ist nicht optimal auf der Konsole
- Hohe Einstiegshürde


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