Review zu Deus Ex: Human Revolution

Cyberpunk durch und durch

Wer einen Moment Ruhe zwischen der schier nicht endenden Story und den vielen Nebenmissionen sucht, der wird sicherlich die schöne Architektur der Umgebung bewundern und die generelle Cyberpunk-Atmosphäre genießen. Die dystopische Gesellschaft ist gekennzeichnet von futuristischer Technik auf der einen Seite (PDAs in rauen Massen, Gesichtserkennungen, modernste Computertechnologien) und heruntergekommenen Slums auf der anderen Seite (Illegale Waffenhändler, Gangbildungen, hohe Zahl an Arbeitslosigkeit und Prostitution). Der grafische Stil von Deus Ex passt hier perfekt in die gewollte Darstellung der Geschichte.

Ein wenig schade ist, dass es ein wenig an Abwechslung und Erkundungsmöglichkeiten fehlt. Die ,,offenen" Städte, in denen man sich zwischen den Missionen befindet, sind zwar mehr oder weniger groß, allerdings gibt es nicht sehr viele Gebäude in die man rein kann. Und wenn, gibt es da meist nicht viel zu erkunden, außer mal ab und zu ein paar Gegenständen wie Munition oder Schmerzmittel, die es zu finden gibt. An Abwechslung fehlt es dann auch sonst ein wenig. Der gelblich-bräunliche Stil, der stets eine Art von verschmutzter und dreckiger Umgebung schafft, langweilt nach einiger Zeit etwas. Wenn alle Städte so entworfen sind, wirkt es nach ein paar Spielstunden eintönig. Auch die NPCs, die Zivilisten und unwichtigen Personen, sind nervig. Man kann meist nur ein-zwei unwichtige Worte aus ihnen herauspressen und sie sehen auch noch alle gleich aus... Schade.

Nichts desto trotz - wenn man sich nicht zu sehr mit diesen Details aufhält, ergibt die Atmosphäre ein passendes Gesamtbild. Die sehr gute deutsche Synchronisation hilft, dass auch sonst alles passt (wobei: ein paar Übersetzungsfehler haben sich auch hier eingeschlichen. Als Deutscher würde man nie so direkt sagen: ,,Ich höre", wenn man jemandem sagen will, dass man zuhört. Das sagt Adam Jensen häufig und wurde etwas zu wörtlich aus dem Englischen ,,I'm listenig" - ich höre dir zu - übersetzt). Auch die Musik unterstreicht das Spiel und die Action (Wechsel bei Alarmbereitschaft von Gegnern usw.) auf eine feine Art, die nie stört oder nervt.

Augmentierungen: Die moderne OP

Das tolle am Gameplay des Spiels ist die Tatsache, dass es hinten raus immer interessanter und spaßiger wird. Am Anfang muss sich der eine oder andere Call-of-Duty-Spieler vielleicht noch an die andere Steuerung und das Deckungssystem gewöhnen. Nach und nach aber schaltet man immer mehr Augmentierungen frei und man wird freier in der Art und Weise, wie man seine Mission abschließt. Apropos Augmentierungen: Die Story hier ist sehr interessant. Sie werden dargestellt als eine Art moderne Schönheitsoperation, die euch und euren Körper ,,verbessert". Schneller laufen, weiter springen, stärker sein, soziale Optimierungen erhalten, gepanzert werden und weitere Fähigkeiten bekommen, die in der normalen Evolution des Menschen eigentlich nicht möglich gewesen wären.

So steht ihr - Story-mäßig jedenfalls - immer zwischen den Fronten. Sollt ihr das jetzt gut finden, dass sich die Menschen so optimieren können? Oder stecken dann doch zu viele Risiken, zu viele moralisch-ethische Probleme und Gefahren in diesen Augmentierungen?

Das Gameplay fordert aber zwangsweise, dass ihr euch mittels Praxispunkten (entweder durch Erfahrung gewonnen, in LIMB-Kliniken gekauft oder durch Missionen errungen) augmentiert, damit ihr euren scheinbar immer stärker werdenden Gegnern entgegen treten könnt. Besonders die Bosskämpfe haben es in sich (ohne zu viel von der Geschichte verraten zu wollen: ihr kämpft gegen andere augmentierte Elite-Soldaten).

Eine kleine Übersicht an Möglichkeiten, die ihr als Augmentierung freischalten könnt: Sozial-Optimierer (seht leichter, wie ihr Personen überredet und das bekommt, was ihr wollt), Hack-Erweiterungen, Tarnsystem (werdet für kurze Zeit unsichtbar), Schleichoptimierer (lautlos laufen/sprinten), Taifun-Sprengsystem (tötet in einem Radius von 8 Metern alles um euch herum mit Kugeln aus eurem Körper), Dermalpanzerung, Kybernethische Arm- und Beinprothesen (stärker werden, größerer Inventar, höher springen usw.), Smart-Vision (eine Art Röntgenblick um durch Mauern zu sehen) und so weiter und so fort... Ihr seht: Es gibt viel zu entdecken.