
Auch das Mittelfeld muss besetzt sein
Technisch kann man schon einen weiten Fortschritt gegenüber den Vorgängern sehen, aber hier ist man deutlich nicht am Ende seiner Reise angekommen. Es gibt Details, die freuen den Tester, so ist es schön, dass daran gedacht wurde, den prasselnden Regen auf dem Rücken von Jacks Lederjacke zu animieren. Auf der anderen Seite war man aber so nachlässig, dass dies nur bei Jack passiert und selbst dort nicht immer. Die Figuren selber sind gut designt, aber wirken sehr emotionslos. Hinzu kommt die Frage, ob sie eingefettet sind, denn hier hat man unter Next-Gen wohl übermäßigen Glanz verstanden.
Das Leveldesign ist im Gegensatz zu den Waffen recht gut gelungen. Es bleibt meist düster, doch gibt es Abwechslung, über Lagerhallen, durch die Kanalisation auf die Dächer und durch ein Polizeilager wieder zurück führt euch der Weg, um eine Verschwörung aufzudecken. Es gibt eine ordentliche Anzahl an Schusswaffen auf dem Weg, doch diese sind alle unrealistisch und wenig stilsicher ausgefallen.
Die Physik des Titels beschränkt sich wie ein 80ger Jahre Actioner darauf, die Bösen bei Explosionen durch die Luft fliegen zu lassen. Lauft ihr gegen Tische oder Stühle passiert nichts, selbst Flaschen könnt ihr nicht von den Tischen schießen. Dafür verhält sich aber Jacks Lederjacke (muss wohl das Lieblingsstück der Design-Fraktion gewesen sein) dynamisch. Werdet ihr häufig getroffen, so bilden sich Blutflecken auf der Jacke und Mr. Slate sieht somit so aus, wie er sich fühlen muss. Ist das Blut wieder vom Dauer-Regen verwaschen, so ist die Jacke, wie der Rest des Spiels -trotz düsterem und dreckigen Setting- zu glänzend und steril.
Das Voice Acting bewegt sich von gut bis durchschnittlich, leider ist zweiteres häufiger der Fall. Besonders die Nebenfiguren sind Meister es Over-Acting, der Schmerz über einen Verlust endet hier in peinlicher Hysterie und auch Wut kommt nicht sehr wütend rüber. Wenn der Protagonist seinen Monolog hält, um die Story voran zu treiben, macht es allerdings stellenweise schon Spaß zu hören, was Jack Slate bewegt.
Was hätte man tun können?
Es gibt leider kaum etwas, was Dead to Rights Retribution von anderen Action-Titeln abhebt, sieht man mal von dem Hund und der übertriebenen Gewalt (Blutfontänen bei einem Genickbruch) ab. Dabei sind viel Dinge, die dem Titel aus dem Mittelfeld geholfen hätten, einfach offensichtlicher und hier sehen wir mal von der technischen Seite ab, denn diese ist immerhin im vorderen Mittelfeld.
Der Hund Shadow hätte weitaus mehr und besser in das Spiel integriert werden können. Anstatt auf Knopfdruck dumme Hunde KI auf noch dümmere Gegner KI zu hetzen, wäre es super gewesen, zu jeder Zeit zwischen Jack und Shadow zu wechseln. Dann gibt es noch die Adrenalin-Anzeige, welche der Bullet-Time aus Max Payne gleicht. Hier hätte mehr rausgeholt werden können. Aktiviert ihr Adrenalin, so verlangsamt sich das Spiel und eure Angriffe sind stärker, doch sonst passiert nichts und dank ungenauer Kollisionsabfrage ist die Zeitlupe bald vorbei. Im Spiel habe ich Adrenalin kaum genutzt, weil es wenig Vorteile bringt und auch einfach keinen Style hat, da hat man sich mehr darauf konzentriert, jeden Gegner-Typ mit einer Sequenz vorzustellen und bei jedem Headshot eine ebenso überflüssige Zeitlupe einzublenden.
Gut gelungen ist dafür die Spielzeit von 6-8 Stunden, je nachdem wir ihr den Titel spielt. Normalerweise würde ich eine so kurze Zeit negativ bewerten, doch hier hat man gemerkt, wann das Gameplay zu eintönig wird und einen rechtzeitigen Schlussstrich gezogen, ohne das es künstliche Längen gibt.
Fazit
Dead to Rights: Retribution ist technisch solide, aber haut niemanden vom Hocker. Schusswechsel und Faustkämpfe wechseln sich ab und trösten darüber hinweg, dass keines von beiden optimal ist.
Die Story und das Setting sind stimmig, nur leider nicht neu, dennoch wird der Spieler gut unterhalten. Die ernste Story wird leider durch peinlich-unangebrachte Gewaltorgien überschattet.
Wer aber das Gesetz in die Hand nehmen will und einen kurzweiligen Third Person Shooter für Zwischendurch sucht, kann ein verregnetes Wochenende mit Dead to Rights: Retribution verbringen und sich danach freuen, die Welt um geschätzte 800 Gangster erleichtert zu haben.
Bewertung
Pro
- Schleichpassagen sorgen für Abwechslung
- Bewaffnete und unbewaffnete Kämpfe ergänzen sich
Contra
- Technisch mittelmäßig
- Unangebrachte Gewaltdarstellung

7 Kommentare
XBU Zwobby So, 03.04.2011, 14:38 Uhr
Musst du auch... und wegen so vielen anderen Sachen
XBU Böhser Onkel Mo, 28.03.2011, 07:45 Uhr
Jetzt fühle ich mich iwi schlecht weil mir das Game gefällt.:D
XBU Zwobby So, 27.03.2011, 23:40 Uhr
Ja, du hast recht , komisch das gerade ich das sage aber :
Ich mag splatter weil ich da immer ein gewisses Augenzwinkern finde.
Oder ich mag Gore weil es benutzt wird um schreckliche Dinge wirklich schrecklich darzustellen.
Bei dem Titel hatte ich nicht das Gefühl einen dieser Punkte erfüllt zu sehen.
Ich fand die Darstellung halt einfach so dass man unbedingt hart sein muss und Gewalt falsch ästhetisiert, ich fand die Gewalt war nur der Gewalt wegen da . Da fehlte mir die Distanz.
Sonst kann's nicht derbe genug sein, dass neue Mortal kombat z. B erwarte ich sehr, da finde ich, gibt es so ein Augenzwinkern.
Mit dem spielmodus weiß ich ehrlich nicht mehr, könnte aber sein das du durch sein musst
XBU Böhser Onkel So, 27.03.2011, 09:32 Uhr
Ich entstaube mal den Thread.
Ich wollte den Titel schon lange mal anspielen und gestern konnte ich dies endlich mal in Angriff nehmen.
Ich hatte wenig erwartet und war dann doch sehr positiv überrascht.
Die Optik ist sehr solide und spielen lässt sich das ganze auch sehr gut.
Die Gewalt ist sehr überzogen aber wundert mich dass ausgerechnet mein Splatterkollege Zwobby genau das als negativ empfindet.
Wie kann man diesen Riot Control Mode zocken?
Wird der nach beenden der Story freigeschaltet?
XBU Zwobby Di, 27.04.2010, 16:04 Uhr
Naja nur weil ich weiss das es etwas gibt ist es deswegen ja nicht positiv, ich weiss auch das viele Eltern ihre Kinder schlagen, das wird dadurch nicht besser...
Was ich sagen will ist einfach das die Gewalt unangebracht übertrieben ist, in meinen Augen ist das ein negativ Punkt, das Review soll ja auch informieren was den Gamer erwartet....
Trotzdem ja kein schlechtes Game... Danke auch für dein Lob, sind ja in der Gesamtwertung recht nah beinander