
Zu einem Taktik-Shooter gehören zweifelsohne auch taktische Elemente mit Deckungssystem und Co. Elemente über die Binary Domain durchaus verfügt. Ihr könnt mit eurem Protagonisten hinter so ziemlich jeder, provokativ in den Weg geräumten Deckung, vorübergehend Schutz suchen. Ihr könnt aus Deckungen heraus schießen, über diese hinwegklettern und vieles mehr. All die taktischen Elemente ändern jedoch nichts daran, dass man den Eindruck vermittelt bekommt, man würde maximal eine technische Alphaversion von Gears of War spielen. Sämtliche Bewegungen wirken wesentlich grobmotorischer, als man es von einem Locust der Neuzeit je gesehen hat.
Die einfach nur andere aber nicht optimal durchdachte Controllerbelegung ist einem flüssigen Gameplay ebenfalls nicht gerade zuträglich. Um eure Waffe nachzuladen, müsst ihr die rechte Schultertaste betätigen. Um eine Granate zu werfen, muss diese hingegen zunächst als Waffe mit dem Steuerkreuz gewählt und dann mit dem rechten Trigger abgefeuert werden. In der Praxis bremst die Controllerbelegung einen flüssigen Spielfluss teilweise aus, so dass man sich zumindest diesbezüglich über ein altbewährtes Setting gefreut hätte.
Neu dabei ist die Steuerung gewisser Aktionen per Sprachbefehl, mit denen ihr mit eurem KI gesteuerten Mitspieler in Kontakt treten dürft. Ihr könnt unter anderem Angriffsbefehle erteilen oder um Deckungsfeuer bitten. Aber eure Meinung ist auch in anderen Situationen gefragt, in denen euer KI-Kollege sich mit konkreteren Fragen an euch wendet. Zumindest in der englischen Sprachversion funktioniert die Spracherkennung anstandslos. Leider hat man darauf verzichtet, bei vorhandenem Kinect-Sensor auch das dort integrierte Mikrofon zu unterstützen. So seid ihr während der Single-Player Kamapgne auf ein Headset angewiesen. Wer jedoch nicht mit zusammenhangslosen Wörtern die Mitbewohner irritieren möchte, der kann das Spiel auch ohne Sprachsteuerung gut bewältigen.
Masse statt Klasse
Euer Weg zum Ziel sorgt in erster Linie für massig Metallschrott, denn wenn es eines aus dem Weg zu räumen gibt, dann sind es widerspenstige Roboterscharen. Man merkt den digitalisierten Roboterfraktionen durchaus an, dass sie weitest gehend gehirnfrei unterwegs sind. Statt euch mit intelligenten Schachzügen das Leben schwer zu machen, treten die feigen Blechhaufen überwiegend in Massen auf. Schüsse auf die Beine bremsen die Blechlawine aus, sie humpeln und kriechen so lange weiter, bis auch die letzte Datenleitung durchtrennt wurde. Gezielte Schüsse ins Oberstübchen irritieren eure Kontrahten hingegen merklich, so dass diese auch schon mal auf die eigenen Leute losgehen..
Trotz der Vielzahl an Mankos ist Binary Domain durchaus in der Lage die, mit ca. 8-10 Stunden recht lange, Singleplayer Kampagne überwiegend abwechslungsreich zu halten. Kaum ist man es leid, es erneut mit einem Trupp an Robotern aufzunehmen, so findet ihr euch beispielsweise in einer heißen Verfolgungsjagd wieder. Ob mit dem Jetski, dem Schnellboot, als Herrscher über einen riesigen Mech oder schwimmend in Tokios Gewässern. Binary Domain sorgt für ausreichend Abwechslung und lässt einen eigentlich geradlinigen und recht monotonen Spielverlauf lebendig erscheinen. Hierzu tragen nicht zu letzt auch die beeindruckenden Bosskämpfe bei, bei denen die Segas Spieleschmiede beeindruckend unter Beweis stellt, wovon man wirklich etwas versteht.
Nicht ganz so gut unterwegs ist man dann in Sachen Vertonung des Binärcodes. Der Soundtrack langweilt bereits nach kurzer Zeit, ohne dabei sich jedoch störend aufdringlich zu werden. Auch die sonstige Soundkulisse vermittelt einen sehr zweckorientierten Eindruck. So kann die Soundkulisse beispielsweise nicht die Gewalt der sonst gut in Szene gesetzten Explosionen unterstützen oder die Durschlagkraft der teils mächtigen Waffen unterstreichen.
Gemeinsam und doch alleine
Es ist schon fast ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein aktueller Shooter ohne einen Multiplayer keinen Platz im Regal des Spielehändlers erhalten wird. So dürft ihr online mit bis zu 10 Spielern gemeinsam in die Schlacht ziehen. In Sachen Spielmodi bietet Binary Domain hier gewohnte aber umfangreiche Hausmannskost. Schade hingegen ist jedoch die Tatsache, dass sich die Singleplayer-Kampagne nicht kooperativ spielen lässt. Das Zeug dazu hätte diese in jedem Fall und hätte dem Spiel garantiert zu noch mehr Abwechslung und einem höheren Widerspielwert verholfen.
Fazit
Mit Binary Domain präsentiert uns Sega eine interessante Story und versucht, mit neuen Elementen frischen Wind in das teils angestaubte Shooter Genre zu bringen. Leider gelingt dies nur bedingt. Optisch ist der Titel alles andere als auf dem aktuellen Stand der Technik und auch in Sachen Technik und Gameplay sind spürbare Defizite zu verzeichnen. Diese kann auch das neue Element der Sprachsteuerung zur Erteilung von Befehlen nicht wirklich wett machen.
Toll in Szene gesetzte Explosionen und Feuereffekte sind hingegen durchaus in der Lage ein wenig Licht in die sonst teils triste Optik zu bringen. Ebenso gestalten sich die actionreichen Spieleinlagen, wie Verfolgungsjaden, die Steuerung übermächtiger Mechs oder die hervorragenden Bosskämpfe, als durchaus abewechlsungsreich. So wird selbst ein eigentlich linearer und überwiegend monotoner Spielverlauf noch aufgewertet und kann bedingt unterhalten.
Online dürft ihr den Kampf gegen die Seelenlosen mit bis zu 10 Spielern aufnehmen und bekommt dabei in Sachen Spielmodi ausreichend Abwechslung geboten. Einziger Wermutstropfen ist hier die Tatsache, dass sich die durchaus dafür geeignete Singleplayer-Kampagne nicht kooperativ spielen lässt.
Binary Domain...ein gute Story mit abwechslungsreichen Elementen, die technisch leider nicht mehr Up-to-Date sind.
Bewertung
Pro
- Hervorragende Bosskämpfe
- Abwechslungsreiche Action-Szenen lockern den Spielfluss
- Toll in Szene gesetzte Explosionen und Feuereffekte
- Gute Storyline
Contra
- Optisch nicht mehr Up-to-date
- Steuerung per Sprachbefehl kann nicht überzeugen
- Technisch teils mangelhaft
- Mäßige Musik- und Soundkulisse
4 Kommentare
DorianL Do, 29.03.2012, 16:03 Uhr
Habe vor kurzem die Demo gezockt und bin positiv überrascht ,ich glaube ich werde es mir kaufen:-k
TheGreenChris Di, 27.03.2012, 09:53 Uhr
Das klingt ja sehr gut. Interessieren tut mich das Spiel nämlich, aber für einen Kauf war es mir noch zu teuer, da es wohl eher ein Singleplayer-Spiel ist. Der MP soll ja so ein wenig angeklatscht wirken und auch Performancetechnisch habe ich schon häufiger über Probleme gelesen.
XBU MrHyde Di, 27.03.2012, 09:49 Uhr
Danke für dein schönes und umfangreiches Feedback :smt023 - Mir hat das Setting immer ganz gut gefallen und damals auf der gamescom fand ich es auch interessant. Das Spiel werde ich mir demnächst selber sicher auch mal anschauen... achja.. wer es noch nicht hat, kann es in Kürze übrigens bei uns gewinnen :D
PR3D4T0R 0NE Di, 27.03.2012, 01:40 Uhr
Jo, also...
Für Binary Domain gab es quasi keine Vorwerbung. Ich ging Spiele kaufen, habe es gesehen und mitgenommen. Zuhause ausprobiert... und ich war positiv überrascht!
Erstmal ist es FSK 16 (vermutlich wegen Roboter-Gegner) und ein 3rd-Person Shooter. Es erinnert sehr an Gears of War 3, vom Gameplay her und auch von der Steuerung. Die Grafik ist völlig okay und die Story ist (finde ich) sehr interessant und umfangreich. Absolut spielenswert.
Die Kampagne ist sehr abwechslungsreich. Zwischen dem typischen herumlaufen-Deckung beziehen usw. Schlachten gegen viele verschiedene Roboter-Feinde kommen immer wieder irgendwelche actionreiche 'Minispiele' vor, z.B. Rutschen, Jetski-Fahren und mehr! Langeweile kommt hier nicht auf. Es gibt viele verschiedene Waffen, die auch im Spiel verbessert werden können.
Im Spiel wird man stets von zwei Leuten begleitet, die KI gesteuert werden. Die Kampagne kann man leider nicht Koop spielen. Die Begleiter leisten aber super Unterstützung und lassen sich sogar Befehle erteilen. Entweder über Controller oder mit Headset. Letzteres klingt ganz cool, ist es aber nicht; vieles wird nicht verstanden und mich hat es dann nur noch genervt. Zum Glück kann man auch ohne diese Befehle spielen.
Der Multiplayer ist ganz interessant: Neben den üblichen Modi gibt es auch einen Horde-Modus, wie bei GoW 3. Das Problem ist nur, dass man hier kaum Mitspieler findet. Ähnlich wie Brink scheitert der Multiplayer hier daran, dass kein Mensch das Spiel spielt. Ein Problem ist irgendwie auch der Server oder die Übersetzung. Ich habe jetzt zwar keine Mega-Verbindung, aber es kommt bei Binary Domain sehr häufig vor, dass die Gegner sich teleportieren, dass das Bild einfriert usw. Stört, hindert aber nicht am Spielen.
Binary Domain ist zwar nicht ganz GoW3-Niveau, aber dennoch ein absolutes Muss für alle Fans von 3rd-Person Action-Shootern.