
Wie spielt es sich denn nun?
Durch das Radar kommt wie beschrieben etwas Spannung auf und man wartet gespannt auf die nächsten Gegner. Leider aber sind die Aliens alles andere als furchteinflößend. Das liegt an verschiedenen Aspekten. Zum einen sehen die Aliens nicht gruselig aus, zum anderen wirkt sich die miese Grafik auch auf das Ambiente aus. Hinzu kommt das Verhalten der Aliens. In den Filmen strotzen die Xenos vor Einfallsreichtum und Intelligenz. Das kann man von den Xenos in dem Spiel leider nicht behaupten. Sie rennen einem meist entspannt vor die Flinte, oder hocken viel zu lange an einer Stelle. Dazu kommt, das sie relativ wenig Schaden austeilen und man recht früh schon sehr mächtige Waffen bekommt. Beispielsweise die Shotgun, die mit Laserpräzision durch den gesamten Raum schießt und nicht selten auf Entfernung One-Shot-Kills erlaubt. Sowohl die Aliens als auch die Söldner haben keinerlei taktisches Vorgehen. Man wird nicht eingekesselt, nicht flankiert und so gut wie nie überrascht.
Da hätte man sich als Entwickler / Designer ruhig mal Zeit nehmen sollen und Dead Space 1 spielen müssen. Vieles wird hier wesentlich sinnvoller gestaltet. Von schlauem Ansatz das HUD des Spielers auf dem Rücken des Anzugs zu platzieren, bis hin zu wirklich furchteinflößenden Momenten bietet dieses Jahre alte Spiel in vielfacher Hinsicht mehr als Aliens: Colonial Marines.
Das Raumdesign langweilt schon in der zweiten Mission. Es sieht aufgrund der extrem reduzierten Texturen fast alles gleich aus.
Das übliche Kisten-Spiel nimmt seinen Lauf, sobald man auf gegnerische Einheiten trifft. Auf den Gener schießen, hinter der Kiste ducken und weiter den schlauchartigen Level vorgehen. Hinzu kommen auch ein paar Geschütze, die es zu umgehen gilt. Hin und wieder taucht eine gepanzerte Einheit auf, der man mit Feuer und besagter Shotgun schnell den Gar ausmachen kann.
Dies soll doch ein Aliens Spiel sein - oder? Warum muss man sich dann ewig lang auf Standard-Gefechte mit Söldnern einlassen? Wäre es nicht viel spannender gewesen, mit weniger Waffen gegen viel schlauere Aliens zu kämpfen und das Raumdesign so anzupassen, dass man auch mal überrascht wird?
Der Bezug zum Film
Das Spiel ist mit Sicherheit etwas für Fans der Filme, die die mangelhafte Optik übersehen können. Der Grund: Aliens: Colonial Marines ist vollgestopft mit Film-Referenzen und Andeutungen. Selbst Erfolge werden bei dem ein oder anderen Fan ein dickes Grinsen auf das Gesicht zaubern. Beispielsweise der Erfolg "Liebe auf den ersten Blick". Das erste Mal das man auf einen Facehugger trifft und seinen Angriff überlebt, bekommt man diesen Erfolg. In dem Film Aliens: Die Rückkehr schaut sich Burke den Tankbehälter mit einem Facehugger an und rückt dabei nah an die Scheibe. Der Facehugger springt schlagartig an die Scheibe und lässt Burke zurückschrecken. Hicks der Soldat grinst und sagt "Das sieht für mich nach Liebe auf den ersten Blick aus".
Das Game ist voll mit solchen Momenten. Wer sich also mit den Filmen auskennt, wird hier viel entdecken und wertschätzen. Man muss dafür die Räume erkunden und anschauen, was wo herumliegt. Nicht selten findet man bereits genannte Audiologs oder andere interessante Dinge.
Look and Feel
Der Look ist wie bereits beschrieben nicht auf der Höhe der Zeit und hat nach neuester Erkenntnis sogar hervorgebracht, dass die Spieler hier regelrecht hinters Licht geführt wurden. Wie wir bereits in einer Video-News berichtet haben, wurde die Demo verschönert und entspricht nicht dem Endprodukt. Das ist harter Tobak und ein Skandal, den ich persönlich in meiner gesamten Spielekarriere so noch nicht erlebt habe. Die Demo hatte dynamische Lichter, hochauflösende Texturen, andere Charaktere und sogar komplett anders gestaltete Umgebungen. Über die Qualität, die dabei herausgekommen ist, habe ich bereits berichtet. Übrigens geben auch die Screenshots eine viel höhere Qualität wieder und führen ebenfalls in die Irre.
Schade ist halt, dass sich der Look in dem Falle auch massiv auf das gefühlte Gameplay auswirkt. Das Ambiente stimmt einfach nicht. Wäre das Spiel wie die Demo geworden, wäre man zumindest optisch in das Spiel hineingezogen worden. So aber fühlt sich das Spiel an, wie als wäre es noch in einer frühen Entwicklungsphase, bei der man erst später mit echten Texturen und aufwendigeren Effekten arbeitet.
Die Soundkulisse ist hingegen nicht schlecht, aber auch nicht berauschend. Die Waffen klingen einfach nicht authentisch und satt. Die Explosionen hingegen sind zumindest akustisch okay, hauen einen aber ebenfalls nicht vom Hocker. Die deutsche Synchro ist allerdings wirklich schlecht geraten. Im Gegensatz zu den englischen wirken die deutschen Sprecher eher gelangweilt und unmotiviert. Hinzu kommt die teilweise schlechte Übersetzung: "Waldmanns Heil Marines!". Das sorgt zwar für Lacher, aber nicht für gute Atmosphäre. Wer gut Englisch kann, sollte unbedingt die Sprache umstellen.
Gemeinsames Spielvergnügen
Wer sich nicht an der Optik stört, bekommt einen gut spielbaren Mehrspielpart geboten. Hierbei hat man entweder die Möglichkeit, die Kampagne kooperativ zu spielen oder im Multiplayer-Modus gegeneinander anzutreten. Die Spielmodi bieten hierbei klassische Varianten wie beispielsweise Team-Deatmach aber auch eine neue Variante, bei der man Marines gegen Xenomorphs antreten lässt.
Der letztere ist der interessantere Modus und erinnert stark an die Left 4 Dead-Variante. Die Fähigkeiten als Xeno unterscheiden sich dabei drastisch von den Marines. Coole Sachen wie an Wänden herumklettern oder Säure spucken sind mit dabei. Dennoch fühlen sich die Marines überlegen an. Eventuell ist hier noch Feintuning zu leisten, aber der Modus macht auf jeden Fall Spaß. Auch hier gibt es aber einen Wehrmutstropfen: Derzeit sind nur zwei Karten verfügbar! Damit dieser Modus überlebt und damit auch der gesamte Multiplayer, müssen hier schleunigst weitere Karten her. Ansonsten stirbt der Mehrspielpart, bevor er überhaupt richtig angefangen hat.
Fazit
Das Spiel hat durchaus ein paar nette Ansätze. Mangelhafte KI, durchwachsenes Leveldesign, lanweiliger Alien-Look und die miese Grafik trüben den Spielspaß allerdings. Wer über diese Dinge hinwegsehen kann, bekommt aber einen soliden Shooter, der durchaus auch Spaß machen kann. Alle anderen Gamer sollten unbedingt vorher Probespielen. Die Kampagne enthält einiges für Aliens Fans bereit und bietet viele Referenzen zu den Filmen.
Der Multiplayer kann für Langzeitmotivation sorgen, denn er bietet durchaus mal eine nette Abwechslung zu den militärischen Varianten. Wichtig wäre hier allerdings, dass die Entwickler schnell für Content-Nachschub sorgen, denn sonst besteht das Risiko, das keiner mehr spielt.
Der geradlinige Shooter eignet sich ebenfalls für Anfänger, da der Schwierigkeitsgrad wirklich leicht ist. Dies führt allerdings dazu, dass sich Veteranen auch mal schnell unterfordert fühlen können. Experten sollten den Schwierigkeitsgrad ruhig zu Beginn schon höher wählen.
Bewertung
Pro
- Multiplayer ist nett gestaltet
- Viele Referenzen zum Film
- Für Anfänger geeignet
Contra
- Grafik ist für heutige Verhältnisse mangelhaft
- KI ist relativ dumm
- Leveldesign ist stellenweise langweilig
- Schlechte deutsche Synchro
- Multiplayer hat zu wenig Karten
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