Page

Was springt dabei für mich raus?

Nun haben wir gelernt, dass sich Alice an vielen Elementen versucht, das klingt ja primär nach viel Umfang, doch macht das in der Summe wirklich viel Spielzeit und heisst das dann auch viel Spielspaß? Das kann ich nur bedingt mit Ja beantworten. Spielzeit ergibt sich dadurch in jedem Fall. Die sechs Kapitel brauchen selbst bei schnellen Spielern mindestes 12 eher noch 15 Stunden. Wer nun alle versteckten Gegenstände finden möchte, braucht am Ende gerne 20 Stunden.

Als Erstkäufer der Retailversion gibt es noch American McGees als DLC dazu, was den Umfang erneut steigert. Doch man wird nicht über die gesamten 20 Stunden wunderbar unterhalten sein. Die vielen unsichtbaren Plattformen und die versteckten Schlüssellöcher, welche Alice nur geschrumpft sehen kann, nerven ab einem gewissen Zeitpunkt. Da ist man froh, wenn auf dem normalen Wege nur wenige auftauchen. Daher wird der Spieler sich zwei Mal überlegen, ob er auch die geheimen unsichtbaren Wege nimmt.

Auch sonst sind einige Passagen zu lang gezogen, z.B. muss man drei Seemänner befreien, dazu muss man drei Mal den selben Kampf und danach ähnliche Springpassagen über sich ergehen lassen. Da hätte man am Ende auf zwei Spielstunden verzichten können und hätte dadurch ein weniger repetitives Spielerlebnis. Im Großen und Ganzen ist die Spieldauer und der Umfang für ein modernes Single-Player Game aber doch ganz ordentlich.

Technisch altbacken

Bereits in der ersten Sequenz von Alice: Madness Returns fällt dem geneigtem Zocker auf, dass die Grafik nicht sonderlich zeitgemäß ist. Bei jedem Drehen muss die Tür wieder neu nachgerendert werden und das mit starker Verspätung.  Auch sonst sind Figuren und Umgebung eher unsauber dargestellt. Vasen und Uhren auf Schränken sehen matschig aus und Wänden sollte man auch nicht zu Nahe treten. Das ist alles sehr bedauerlich, da die Welten und auch die Figuren so liebevoll und kreativ gestaltet sind, dass jede matschige Textur einfach doppelt schmerzt.

Musikalisch geht es da schon etwas fortschrittlicher zu Werke. Die musikalische Untermalung trifft den Wahnsinn des Spieles und die Emotionen meist sehr gut. Einzig in längeren Sequenzen kann die ständige Dauerschleife der Musik nervig werden. Die Synchronsprecher sind gut und auch die Übersetzung ist sehr treffend. So werden Ausdrücke benutzt, die nicht eins zu eins übersetzt wurden, sondern so gewählt sind, dass es alles in den Ausdruck und die Stimmung eines Wunderland Titels passt. Die deutschen Sprecher machen ihre Arbeit gut. Es macht einfach Spaß, die Sequenzen zu genießen und in die Märchenwelt abzutauchen.

Der kalkulierte Wahnsinn

Bei all den technischen Unzulänglichkeiten und dem fehlendem Mulitplayer-Modus muss noch einmal genau darauf eingegangen werden, wie wunderbar wahnsinnig das Design des Titels ist. Das normale London, also die Welt der Realität, könnte auch aus Tim Burtons Feder stammen. Es fängt bei dem depressivem Mädchen mit der Ringel-Kleidung an und hört bei den alten Verkäufern mit riesigen Nasen auf. Hier scheint jede Figur eine Karikatur zu sein, es wirkt anziehend aber zu gleich unheilsam und abschreckend.

Im Wunderland wird dem sogar noch die Krone aufgesetzt. Es geht über eine bunte Welt in eine eisige Berglandschaft durch Gemälde, über eine Teeparty in einer riesigen Fabrik bis IN ein asiatisches Gemälde. In jedem dieser Szenarien gibt es unglaublich viel zu sehen, seien es Laufräder, die nur von Beinen ohne Torso betrieben werden, oder ein Aufstieg, der nur aus Domino-Steinen und Fächern besteht. Alles ist so absurd, aber trotzdem in sich unglaublich stimmig. Es ist schwer zu beschreiben, was der Spieler in Alice: Madness Returns erlebt. Ich kann an alle Leute mit Fantasie, an alle Zocker mit dem Hang zum Surrealen und an alle Erwachsenen, die ein Märchen ohne ,,es war einmal" erleben wollen, nur appellieren: Seht über die Grafik hinweg und findet die Liebe zum Detail.

Seite

 

Fazit

Alice: Madness Returns ist alleine durch wenig originelles Gameplay und technische Schwächen im Bereich Grafik kein Kandidat auf einen Game of the Year Titel, doch die tiefe und stimmige Story so wie die herrlich absurde Welt der Alice Liddell machen diesen Ausflug zu einem mehr als würdigen Nachfolger des original Alice-Spiels.

Für alle Fans ist die kostenlose Vollversion von American McGees Alice mit enthalten und auch sonst macht der Umfang eine gute Figur.

Wer nicht nur eine gute Grafik will und eine glänzende Mischung aus den Stärken anderer Genre-Vertreter sucht, der sollte unbedingt die Augen fest schließen und hoffen, mit Alice im Wunderland aufzuwachen.


Bewertung

Pro

  • Hoher Umfang
  • Gute Lokalisierung
  • Kreatives Setting

Contra

  • Grafik altbacken
  • Stellenweise monoton

Grafik 6 von 10
6/10
Sound 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

24 Kommentare

XBU Philippe Mi, 10.02.2021, 23:17 Uhr

Ich kram das Ding mal wieder raus... :D FInde das Spiel richtig cool. Jetzt mit EA Play reingeschaut. Ist halt echt oldschool Gameplay, aber das macht mir selbst jetzt 2021 noch Spaß. Von Level zu Level, Geheimnisse entdecken, bisschen Hack'n Slay, bisschen Jump'n Run. Coole Sache. Nur die Musik nervt. Die Endlosschleife geht mir fast immer nach 2 min auf den Keks :D Ansonsten spielt sich das Ding auch jetzt noch gut auf der Series X. Ladezeiten sind gleich Null und Pop-Ups gibt es keine - grafisch also einwandfrei, auch wenn es retro ist und die Texturen weiterhin nicht grandios sind ;)

Obsidika Sa, 09.07.2011, 17:13 Uhr

Hab seit 2 Tagen nun auch endlich die Alice bei mir im Wohnzimmer.

Bisher find ichs wirklich gelungen und bin begeistert

saboteur Di, 21.06.2011, 22:04 Uhr

Habs mir grad geholt :smt003

saboteur Di, 21.06.2011, 14:06 Uhr

Is halt en Spiel, wo man weiss das es gut ist :smt023

Nuxxer Di, 21.06.2011, 13:11 Uhr

YouTube - ‪1 Stunde mit Alice - Madness Returns MTV Game One‬‏

gefällt mir, der Style und die Atmosphäre des spiels :D

Alle Kommentare anzeigen