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Hinter dem Namen versteckt sich ein Remaster, jaja, liebe Freunde der Sonnecs, äh, Freunde des Sonics. Sonic Colours kommt in einer „ultimativen“ Version von der Wii (von 2010) auf die Xbox One/Series. Wir haben uns den blauen Igel angeschaut und sagen euch in unserem Review, warum Sonic sich weiterhin schwertut.

Aufpoliert und schön gemacht

Eines der Schlüsselelemente des Remasters von Sonic Colours ist die Anpassung auf 4K und 60fps. Und ja, das Spiel sieht zeitweise echt richtig gut aus. Man sollte einen großen Fernseher besitzen, da oftmals die Kamera von sehr weit weg ist und die Auflösung wirklich zutrage kommt. Das Spiel läuft auch weitestgehend flüssig, allerdings haben wir trotzdem noch 1-2 Ruckler feststellen können.

Optisch ist das Spiel auch recht abwechslungsreich. Die kunterbunten Level sind ein Hingucker und es explodiert, funkelt und glänzt überall. Teilweise weiß man gar nicht, wohin man schauen soll, um nichts zu verpassen.

Nicht aufpoliert wurden hingegen die Zwischensequenzen, diese wirken auf einem großen, hochauflösenden Bildschirm schon recht pixelig und veraltet. Abgesehen davon zeugt das Spiel von einer etwas schwierigeren Sonic-Ära, in welcher man versuchte, eine „witzige“ Story einzubauen. Das scheitert allerdings grandios. Neuerdings gibt es in Ultimate auch eine deutsche Sprachausgabe, aber tut es euch bitte nicht an. Überspringt die Zwischensequenzen, denn sie sind einfach nur cringy, unwitzig und langweilig.

Gameplay wie gehabt: Mittelmäßige Sonic-Vibes

Ich erzähle Sonic-Fans nichts Neues, wenn ich sage, dass Sonic den Sprung von 2D zu 3D nie reibungslos hinbekommen hat. Super Mario hat erstaunlich gut funktioniert, aber Sega hat es bei der dreidimensionalen Umsetzung des blauen Igels nie geschafft, ein in sich zusammenhängendes und funktionierendes Gameplay zu entwickeln. Auch in Sonic Colours läuft man prinzipiell auf einer Bahn entlang des Levels. Das Ganze funktioniert, wenn Sonic schnell sein kann, ein Hindernis nach dem nächsten überwindet und elegant auf Rails gleitet. Das Problem hierbei ist, dass es nur cool ist, wenn ihr auch reaktionsschnell seid – denn einmal den Boost aufgebraucht, wirkt Sonic lahm, es gibt kein „Aufladen“ und explosionsartiges Beschleunigen wie in den Original-2D-Teilen. Auch ein abrupter Knall gegen eine Mauer bremst euch aus und lässt den Igel wieder irgendwie tollpatschig wirken, auch wenn es theoretisch gesehen unser eigener Fehler war.

Und prinzipiell sind die meisten schnellen und coolen Passagen Selbstläufer, d.h. hier müsst ihr überhaupt nicht interagieren. Viele gescriptete Sprints, Loopings und Sprünge vermitteln ein gutes Geschwindigkeitsgefühl – man fühlt sich aber nicht so, als ob man eingreifen würde.

Ganz grausig und gruselig wird es dann bei fummeligen Sprungpassagen. Meist sind diese Passagen aus der 2D-Perspektive (Sonic wechselt ständig zwischen 3D und 2D), aber selbst, wenn es dadurch sozusagen „originalgetreu“ daherkommt, gibt es nichts, was die Stimmung mehr trübt als ungenaue Sprünge, rutschige Plattformen und ein gebremster Spielverlauf. Warum muss ich als Sonic sekundenlang auf einem Knopf stehen, damit eine Plattform kommt, auf die ich aufspringen muss? Verpasse ich den Sprung, darf ich danach NOCH länger warten. Diese komplette Entschleunigung ist ein Genickbruch für das Spiel und man hat sofort keine Lust mehr, weiterzuspielen.

Abwechslung durch Neuerungen?

Das heißt eben, dass, wie erwähnt, das gesamte Gameplay irgendwie cringy, angestrengt wirkt. Nicht zuletzt, weil irgendwie einerseits Kinder angesprochen werden sollen, andererseits Sonic aber häufig von Erwachsenen gespielt wird.

Sonic Colours bietet im Gameplay noch ein wenig Abwechslung durch so genannte „Wisps“, kleine bunte Figuren, die einen kleinen Alien-Touch haben, und mit denen man spezielle Moves ausführen kann. So gibt es einen Wisp, mit dem man an bestimmten Stellen sich durchs Level bohren kann, ein anderer lässt einen schnell durch Diamanten im Zick-Zack laufen, ein anderer schießt einen wie eine Rakete in die Luft. Die Features sind ganz lustig, aber auch irgendwie unnütz und anstrengend. I.d.R. helfen die Wisps das Level schneller zu absolvieren oder führen einen zu Sammelobjekten. Das Problem dabei: Man schaltet sie erst nach und nach frei, während aber bereits in den ersten Leveln solche Passagen enthalten sind. D.h. um eine gute Zeit und eine gute Bewertung für einen Level zu bekommen, muss man sie eigentlich nach dem Freischalten aller Wisps alle nochmal spielen… Ganz schön anstrengend und untypisch für ein Sonic-Game.

In der Ultimate-Version gibt es übrigens noch ein-zwei Neuerungen, die man hinzugefügt hat. Zum einen wäre da der Ghost Wisp, mit dem man Wände durchschreitet. Gut ist der allerdings nicht, denn er verlangsamt uns erneut in einem Spiel, das eigentlich von einer hohen Geschwindigkeit profitieren sollte. Dann gibt es noch die Möglichkeiten einige Items, Artworks und Soundtracks freizuschalten, sowie ein paar kleine Customize-Fähigkeiten, bei denen ihr Sonic lediglich ein neues Paar Handschuhe (eine andere Farbe) oder Schuhe verpassen könnt. Auch der „Rivals Mode“, der nichts anderes als ein glorifiziertes Zeitrennen ist, ist nicht der Rede wert. Ihr versucht hier Metal Sonic in einem Wettrennen in den verschiedenen Level zu schlagen – lauft aber im Prinzip immer nur gegen die Uhr.

Fazit

Vielleicht sollte man alte Sonic-Teile doch nicht wiederbeleben und die Ära der Sonic-Games, die mit seltsamen Kombinationen aus 3D- und 2D-Gameplay weder in dem einen noch dem anderen brillieren, ruhen lassen. Denn auch Sonic Colours bietet dieses anstrengenden Unterbrechungen des Gameflusses mit unpräzisen Jump’n-Run-Passagen und seltsamen Fähigkeiten, die eigentlich niemand direkt benötigt und die auch nicht clever oder vielseitig einsetzbar sind. Hinzu kommen eine fade, witzlose Story mit unglaublich peinlichen Zwischensequenzen.

Ja, Sonic Colours: Ultimate bietet 4K, 60fps, ein paar kleine nette Neuerungen und stellenweise ganz cooles Gameplay. Aber was den Grundkern des Spiels angeht, so ist es immer noch ein Sonic, das zu viele Dinge gleichzeitig zu schaffen versucht. Wer Sonic-Fan ist, kann hier zwar gerne einmal reinschauen, wir empfehlen aber eher Sonic Generations (oder für Fans des richtigen Retro-Gameplays Sonic Mania), welches die Kunst, wie man ein Remaster zu machen hat, deutlich besser verstanden hat.


Bewertung

Pro

  • Aufgebesserte Optik mit 4K und 60fps
  • Stellenweise cooles, schnelles Gameplay
  • Netter Soundtrack
  • Einige, kleine Neuerungen

Contra

  • Zwischensequenzen cringy und pixelig
  • Story ein schlechter Witz
  • Gameplay hat zu viele Unterbrechungen und viele schlechte Jump'n-Run-Passagen
  • Neuerungen und Änderungen kein Remaster wert

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 2 von 10
2/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Neuerungen 6 von 10
6/10
6

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