Page

Bethesda hat mit Fallout 4 seinen neuesten Streich zur Rollenspielewelt im postnuklearen Zeitalter beigetragen. Wenngleich nicht der Begründer des Genres, so ist diese Reihe mit Sicherheit eine der Populärsten, die es überhaupt gibt. Der Hersteller verspricht eine noch umfangreichere Welt, ein völlig neues System, um Siedlungen zu bauen, und eine Überarbeitung des bisherigen Ego-Shooter-Parts. Schauen wir doch mal auf der Xbox One, was dahinter steckt.

Die Welt in Flammen


Wir beginnen das Spiel in der noch heilen Welt vor dem nuklearen Krieg. Wir haben ein nettes zu Hause in einer Siedlung, die frisch aus der Serie Desperate Housewives entsprungen sein könnte. Na gut, die Vorkriegs-Version davon. Alles ist gehegt und gepflegt und Sonneschein strahlt durch die Fenster. Wir befinden uns zu Hause und lernen unseren Hausroboter Codsworth kennen, drehen an dem Mobilé, damit der kleine Junge Ruhe gibt, und unterhalten uns mit der Ehefrau.

Doch wie schauen wir selbst überhaupt aus? Diese Frage wird gleich zu Anfang vom Spieler selbst beantwortet, wenn wir ein neues Spiel beginnen. Dort muss man sich dann zunächst der Frage stellen, ob man lieber einen Mann oder eine Frau spielen möchte. Beides spielt sich zwar vom Gameplay her gleich, hat aber unterschiedliche Auswirkungen auf die Welt. Eine Frau kann zum Beispiel mit bestimmten Perks punkten, die ,,Mann" nicht hat. Zudem gibt es wiederum unterschiedliche Dialogoptionen.

Wir entscheiden uns für einen Mann. Die Customisierungsoptionen können sich wahrhaft sehen lassen. Von den Augen bis hin zum Hauttypus lässt sich so ungefähr alles festlegen. Hinzu kommt noch die Option, sich einen Bart wachsen zu lassen und diesen ebenfalls unterschiedlich zu trimmen. Wer will, kann hier auch wahrhaft hässliche Charaktere erschaffen. Pickelgesicht? Kein Problem. Der Editor ist so umfangreich, dass im Internet sogar schon Videos kursieren, indem unterschiedliche Darsteller erschaffen wurden. Bis hin zu den Comicfiguren Beavis und Butthead. Alleine diesen Editor ausgiebig zu beschreiben, kann ganze Seiten füllen. Daher lasst euch gesagt sein: Das Ding kann was.

Doch zurück zur heilen Welt. Wir flanieren durch unser Wohnzimmer, als es an der Tür klingelt. ,,Schatz, kannst du bitte mal an die Tür gehen?". Nachdem trotz ausgiebiger Ignorierversuche die Frau keine Ruhe gibt, wie im realen Leben also, begeben wir uns an die Tür. Wir werden gefragt, wie es denn bezüglich unseres Vault-Einzugs ausschaut. Hmm, gerade jetzt? Ist das überhaupt wichtig? Gleich geht doch die Sportschau los. Ok, wir wimmeln den Herrn recht zügig ab. Zurück zum Fernsehen.

Da wird gerade etwas Wichtiges ausgestrahlt. Oh, die Sache mit dem Bunker ist doch nicht so verkehrt, da wir gerade erfahren, dass ein atomarer Anschlag bevorsteht. Wie gewonnen, so zerronnen. Also nix wie raus aus der Bude und auf geht's. An der Straße entlang werden wir zur Eile gerufen. Auf einmal ist alles in heller Aufruhr. Sirenen schreien, Leute rennen umher und Militär ist präsent. So viel zum entspannten Sonntag. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig in den Bunker, als wir schon einen der berühmt, berüchtigten Atompilze sehen. Zu lange wollen wir uns an dem Anblick allerdings nicht erfreuen, da wir keinen dritten Arm auf dem Rücken haben wollen. Wobei, vielleicht hat man dann ja auch einen gewissen Vorteil davon?

An dieser Stelle wollen wir die Ereignisse im Bunker nicht spoilern. Daher nur so viel: Wir werden eingefroren, ein paar Dinge laufen ein bisschen schief und wir wachen 200 Jahre später wieder auf.

Die ersten Schritte im Vault 101


So, jetzt sind wir zunächst einmal im Bunker unterwegs. Nicht wirklich in guter Gesellschaft, da sich radioaktive Ratten um uns kümmern wollen. So tierlieb sind wir dann allerdings doch nicht, also verbratzen wir den lieben Wesen eins auf den Schädel. In einem einfachen Tutorial lernen wir die grundlegende Steuerung des Spiels kennen. Wie machen wir im Nahkampf besonders effiziente Angriffe, wie Schleichen wir am besten etc.

Der Bunker an sich ist von Leichen, genauer gesagt von Skeletten übersäht. Kein Wunder, 200 Jahre hat noch kein Mensch überlebt. Doch gleich zu Anfang finden wir schon allerhand nützliche Sachen. Darunter die ersten Stimpaks, welche einem Gesundheit wiedergeben. Dann haben wir noch Nahrung und oh sauberes Wasser! Das ist klasse, denn Wassertrinken füllt die Gesundheitsleiste wieder auf. Allerdings nur dann vollständig, wenn es nicht radioaktiv verseucht ist. Kommen wir mit radioaktiven Dingen oder auch Lebewesen in Kontakt bzw. konsumieren diese, erhalten wir zwar etwas Gesundheit zurück, doch bekommen Rads verpasst. Rads ist die radioaktive Verseuchung, die sich unser Körper dann unterziehen muss. Das bedeutet im Klartext: Je mehr wir verstrahlt sind, desto weniger füllt sich unsere Lebensanzeige auf. Auch ein Stimpak füllt nur zu dieser neuen Grenze auf. Zum Glück gibt es ,,RAD-Away". Das ist ein tolles Zeug, das die Strahlung mal eben so reduziert.

Nun kommen wir an unseren ersten Terminal. Die Terminals sind sehr nützlich, denn sie bieten allerhand interessante Informationen und können Türen öffnen oder auch Geschütztürme deaktivieren. Wir erfahren dadurch, was sich tatsächlich im Vault zugetragen hat und begeben uns zur Schaltzentrale der schweren Vault-Tür des Ausgangs. Wir wollen ebenfalls nach draußen und ah, was ist das? Vor dem Ausgang liegt ein PipBoy. Ein sehr cooles Gerät.

Dieses schnallen wir uns um und haben ab sofort einen umfangreichen Zugriff auf alle wesentlichen Features des Spiels. Unter anderem auch mehreren Spielen im Spiel. Denn der PipBoy kann nicht nur AudioTapes abspielen, sondern auch Arcadegames laden. Die sind dann im Stile von Donkey Kong oder auch Missile Command. Grundsätzlich aber verwaltet man über dieses Gerät das Inventar, die Ausrüstung, das Leveln, die Quests und auch die Karte. Diesmal hat sich Bethesda etwas Besonderes einfallen lassen und ermöglicht es allen Spielern, die über ein Smartphone verfügen, sich mit dem PipBoy zu verbinden. Das funktioniert erstaunlich gut und hilft einem direkt mal einen Sender zu wechseln oder auch das Inventar zu verwalten, ohne das Spielgeschehen zu verlassen. Der Weg nach draußen ist frei und wir kommen endlich raus aus unserem Gefängnis.

Seite

 

Fazit

Kann Fallout 4 halten, was es verspricht? Absolut und darüber hinaus komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Klar hat es ein paar kleinere Defizite, doch was Bethesda da erschaffen hat, macht so schnell keiner nach. Es ist eine konsequente und wirklich fühlbare Weiterentwicklung der Vorläufer.

Es gibt nicht nur ähnlich den Vorgängern eine große Vielfalt an Objekten in der Welt, jetzt machen diese dank dem komplett überarbeiteten Ressourcen- und Craftingsystem Sinn. Vorbei der Müll im Rucksack, alles kann verwertet werden. Dazu kommt die Möglichkeit, Tausende von Waffen und ganze Siedlungen zu bauen. Die ganze Welt wirkt zudem wesentlich lebendiger als vorher und zudem sieht das neue Fallout erheblich schicker aus.

Das Storytelling wurde massiv verbessert. Vorbei die langweiligen frontalen Textkonversationen. Jetzt wird jeder Dialog in einer schicken Cut-Scene animiert und der Protagonist hat endlich sprechen gelernt. Der Charakter selbst kann durch satte 275 Perks verändert werden und das wiederum hat wesentliche Auswirkung auf das Gameplay. Ein hoher Wiederspieltwert ist hier garantiert.

Die Welt ist wirklich riesig und es gibt verdammt viel zu entdecken. Es sind allerdings keine leeren Hüllen, sondern es wurde mit enorm viel Liebe zum Detail gearbeitet. So sind laut dem Hersteller über 400 Stunden Spielzeit durchaus möglich und wir stimmen dem zu. Wer Spaß an Endzeit-Rollenspielen hat, kommt einfach an diesem genialen Titel nicht vorbei. Mein Urteil: Überragend!

Wir vergeben den XBoxUser Special Award, weil Fallout 4 trotz kleiner Mäkel das umfassendste Rollenspiel ist, welches sich für Xbox One auf dem Markt befindet. Kein Vorgänger und auch kein anderes auf dem Markt existierende Rollenspiel, kommt an diese Vielfalt der Möglichkeiten auch nur annähernd heran. Hinzu kommt eine riesige Menge an Inhalt und eine fantastische exotische Vielfalt an Orten und Wesen, die es zu entdecken gilt.


Bewertung

Pro

  • Coole Sidequests
  • Mächtiger Siedlungseditor
  • Die Power Armor rockt das Haus
  • Echt cooles Radio
  • Cut-Scenes in Dialogen
  • Ein Umfang, der seinesgleichen sucht

Contra

  • Läuft meist um die 20fps
  • Shooter-Part könnte flüssiger sein
  • Wenig Hilfestellung für Neulinge

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 10 von 10
10/10
Story 10 von 10
10/10
Umfang 10 von 10
10/10
Spielspaß 10 von 10
10/10
Gameplay 10 von 10
10/10
XBU-Gold-Award
10
XBU-Special-Award

11 Kommentare

InselKind2904 Mi, 17.02.2016, 16:07 Uhr

Moin,

seitdem ich ich die Xbox habe, habe ich bereits mehrere Hunderter aus dem Fenster geworfen. Bisher haben mich nur 5 Spiele begeistert, darunter auch Fallout 4. womit ich zwar nicht warm werde ist der Siedlungsbau (was aber nur an mir liegt, da ich meine Vorstellungen nicht umsetzen kann), alles andere wie Story, Quests,, Atmosphäre - einfach nur toll. Eintönig sind zwar auf Dauer die immerwiederkehrenden selben Gegnertypen, doch insgesamt tut dies dem Spiel keinen Abbruch. Für Motivation sorgte bei mir die Charentwicklung und das Farmen von legendären Gegnern, für Itemupgrades.

Die Vorgänger kannte ich nur vom Namen her, also wer Fallout bisher nicht gespielt hat, der wird in kein Storyloch fallen.

Vg Frank

K3M0H Mo, 04.01.2016, 14:45 Uhr

An sich ganz gut das Spiel.... einige haben recht mit der Story wo einfach irgendwo anfängt... dazu hätte ich mir mehr Gegner gewünscht wie die üblichen...echt Schade!

Naja ich denke auch eher das Fallout 4 zum Test eines MMORPG gemacht wurde.. alleine wegen den Ganzen Mods und anderen sachen.. Ich bin gespannt was da von Bethesda noch kommen wird!

TheGreenChris Fr, 20.11.2015, 10:51 Uhr

Jupp hast du recht, mit einer Werkbank geht das besser. Das Problem mit den verschwindenden Sachen bleibt aber bestehen. Schließlich ist in Fallout 4 alles "nützlich" und das Inventar begrenzt bzw. die Schnellreisefähigkeit.
Schmeiß ich mir nun also ein paar Sachen auf den Boden um sie später abzuholen, sind die mir auch schon mehrfach dadurch gefallen. Insbesondere in Sanctuary scheint der Boden besonders "durchlässig" zu sein :/

Na ja unterm Strich wie gesagt, kein schlechtes Spiel. Ich persönlich würde es aber im unteren 80er Bereich ansiedeln, weil die Gameplayneuerungen (insbesondere Shooterlastigeres Gameplay und das Dialogsystem) mir absolut missfallen und für mich nicht von der Atmosphäre aufgefangen werden können. Auch die Story haut mich bisher nicht so aus den Latschen und die vielen Kleinigkeiten, welche ich als störend empfinde tuen ihr Übriges.

XBU H3tf1eld Fr, 20.11.2015, 10:02 Uhr

TheGreenChris schrieb:
[...]

    [*]Für das Zerlegen muss man Items aus dem inventar werfen. Hin und wieder bleiben sie in der Luft hängen, oder fallen gar durch den Boden und werden so unnutzbar.

[...]

Also einige Punkte die du nennst kann ich Nachvollziehen, aber der von mir oben zitierte Punkt stimmt so nicht ;). Du kannst dir das Ganze nämlich sparen. Lege die Junk-Items einfach so in die Werkbank wie sie sind. Und wenn du was bauen willst, was zum Beispiel drei mal Klebstoff benötigt, zerlegt das Spiel automatisch die entspr. Items die Klebstoff enthalten um die benötigte Menge zu liefern.

XBU Dirty Fr, 20.11.2015, 09:31 Uhr

Klasse Game, sehr gutes Review und die Wertung geht für mich völlig in Ordnung. Kein Game wird jemals jeden Gamer zufrieden stellen bzw. es werden immer Kritikpunkte zu finden sein.

Für meinen Geschmack ist Fallout 4 ein echtes Meisterwerk!

Alle Kommentare anzeigen