
Nach zwei Jahren Wartezeit meldet sich Ubisoft mit dem nächsten Teil der Reihe zurück. Assassin's Creed Origins soll gewissermaßen einen neuen Start darstellen und führt einige neue Konzepte ein. Darunter ein komplett neues Quest-System und eine völlig überarbeitete Kampfmechanik. Wir haben den Titel ausgiebig getestet und schreiben euch unsere Meinung dazu.
Verloren in der Weite der Wüste
Gleich zu Beginn des Spiels werden wir mit der neuen Kampfmechanik vertraut gemacht. Dabei geht Ubisoft so einige Wege, die zumindest gewöhnungsbedürftig erscheinen dürften. Da wäre beispielsweise der Druck auf die X-Taste, der nicht wie erwartet in einem Angriff mündet, sondern das Ausweichen triggert. Mit LB lässt sich dann blocken usw. Schnell wird klar, das Kämpfen ist anders aber nicht unbedingt dynamischer als im Vorgänger. Fortwährende Kampfanimationen können beispielsweise nicht unterbrochen werden.
In einem kurzen Abschnitt wird mittels Tutorial vermittelt, wie man die Grundlagen des Kämpfens für sich nutzt und dabei erfährt man auch gleich, worum es im Spiel geht. Bayek, der letzte Medjay, sinnt auf Rache gegen den Kopf der "Schlange". Dies ist eine Vereinigung, die zu politischen Zwecken den Tod seines Sohnes gekostet hat. Bayek macht sich nun auf alle Köpfe der Schlange einzeln zu vernichten, um somit seine Rache vollständig auszuüben und nebenbei die Bruderschaft der Assassinen zu gründen.
Doch nach der Einführung, steht man ziemlich baff da und muss sich zunächst einmal nach möglichen Tätigkeiten umschauen. Man hat zwar die Hauptquest, die sich wie ein roter Faden durch das Spiel zieht, aber man kann diese nicht beliebig fortführen. Fortan braucht man ein bestimmtes Level, um überhaupt eine Chance zu haben, die Quest zu bestehen. Das äußert sich wie folgt: Versucht man einen Gegner per Stealth-Kill auszuschalten, so gelingt dies nur, wenn dieser auf der gleichen Level-Stufe oder darunter liegt. Befindet sich der Feind auf einer höheren Stufe, misslingt der Angriff. Selbiges gilt auch bei deutlich stärkeren Gegnern. Die Option zum Assassinen-Kill wird zwar angeboten, aber bringt im Zweifel nur ganz wenig Schaden und einen Alarm.
Das bedeutet, dass man die Hauptquest solange nicht spielen kann, bis man dementsprechend im Level gewachsen ist. Man wird also gezwungen, die Nebenquests zu spielen. Dies wird einem aber nicht erklärt, sondern das muss man schon selbst herausfinden. Wer offene Welten nicht so mag, wird hier also sehr schnell an seine Grenzen stoßen.
Liebevolle optische Details
Bei der Gestaltung der Welt haben sich die Macher viel Mühe gegeben. Die Texturen sind scharf, die Details sind vielseitig und man kann immer wieder Staunen, mit welcher Kreativität die Entwickler alte ägyptische Städte wie das alte Alexandria zum Leben erweckt haben. Die Animationen sind zumindest in den Cut-Scenes der Hauptquest alle mit Motion-Capturing umgesetzt. Dies führt zu einem sehr authentischen Ablauf und man wird schnell in die Welt gesogen.
Manchmal ist weniger eben mehr
Im Vorfeld gab es immer wieder Stimmen der Entwickler, die vor allem die gewaltige Größe des Spiels betont haben. Und ja, das Spiel ist riesig. Man kann locker über 100 Stunden damit verbringen, sämtliche Nebenquests und versteckte Orte zu finden und lösen. Das Problem hierbei ist allerdings, das nicht alle Nebenquests wirklich spannend sind. Allzu häufig findet man stets das gleiche Muster. "Rette Person X aus Lager Y" ist zum Beispiel ein gerne wiederkehrender Favorit. Der Vorgang bedeutet, dass man ein bestimmtes Lager komplett erobert, oder sich bis zur Person durcharbeitet. Leider muss man die Figur aber danach auch noch den kompletten Weg zurück zu einer anderen Position schleppen. Das ist nervig und macht wenig Spaß.
Das Erobern der Lager selbst, geht auch sehr generisch von statten: Finde den Captain/den Commander, schalte ihn aus und nehme den Schatz mit. Naja, spätestens wenn man das zum fünften Mal gemacht hat, wird es ein wenig eintönig. Hier hatte der Vorgänger schon deutlich mehr zu bieten. Die Einnahme von Gebieten war deutlich abwechslungsreicher.
Vor allem gab es bei Assassin's Creed Syndicate auch einige sehr kreative Missionen. Man erinnere sich mal an die Geisterjagd mit Charles Dickens. Solche Missionen fehlen bislang noch komplett. Versteht mich bitte nicht falsch: Es gibt auch ein paar nette Nebenquests, aber die gehen etwas im Sumpf der vielen anderen unter. Man hätte also einfach mehr Qualität durch eine Reduktion der Quantität erreichen können. Was nutzen mir 100 Missionen bzw. Quests, wenn 60 davon langweilig sind?
Fazit
Assassin's Creed Origins macht einiges anders und vieles neu. Dabei gibt es gute und schlechte Seiten. Wirklich schön ist die große erkundbare Welt und die vielen grafischen Details, die eingepflegt wurden. Nicht so klasse ist hingegen die Flut an Nebenquests, zu denen man durch das Levelsystem gezwungen wird. Origins macht also einen schwierigen Spagat zwischen alter Welt und neuer Rollenspielmechanik, die aber nicht so gut funktioniert. Wenn man Stealth-Kills nicht einsetzen kann, weil das Level nicht passt, ist das in einem Stealth-Spiel schon doof.
Die Nebenquests sind teilweise sehr repetitiv und sind dadurch auch einfach stellenweise langweilig. Hier wären weniger aber dafür hochwertigere Quests deutlich besser gewesen. Trotz aller Kritik: Es handelt sich dabei um einen äußerst soliden Actiontitel mit beeindruckendem Umfang.
Die Hauptstory wird hingegen sehr schön packend erzählt und überzeugt mit einer tollen Präsentation. Wer viel Zeit mit sich bringt, sich nicht an den Mankos stört und Open World-Spiele liebt, kann zugreifen. Alle anderen spielen besser vorher Probe.
Bewertung
Pro
- Tolle Präsentation
- Schicke Grafik
- Frei erkundbare Welt
- Packende Hauptquest
Contra
- Repetitive und langweilige Nebenquests
- Crafting wirkt halbgar
- Level-System zwingt zum Grinden
- Stealth-Kills funktionieren nicht bei höheren Gegnern
- Lager-Räumung ist zu identisch

10 Kommentare
XC ShadowClaw Fr, 17.11.2017, 17:23 Uhr
Ich konnte ohne umstellen einfach mit den Pfeiltasten im Inventar und Menü mich bewegen.
ist ja merkwürdig bei dir!
XBU Buttercup Fr, 17.11.2017, 15:18 Uhr
Geht bei mir definitiv nicht. Keine Ahnung. Sehe auch nicht wo man das umstellem kann. Naja, so isses halt.
XC ShadowClaw Fr, 17.11.2017, 08:14 Uhr
musst du nicht... kannst auch die Pfeiltasten benutzen :D
XBU Buttercup Do, 16.11.2017, 15:41 Uhr
Hm, neee. Im Menü oder beim Aufrüsten der Fähigkeiten hat man doch so eine Art Kreis um die Sachen auszuwählen.
Du musst mit dem Kreis dann hinnavigieren und kannst dann klicken. Find ich etwas nervig.
XBU ringdrossel Do, 16.11.2017, 15:21 Uhr
Das ist auch so - The Witcher ist ein Quantensprung im Vergleich. Die Fülle vs Qualität der Quests habe ich daher auch angeprangert. Es fühlt sich bei vielen Nebenquests einfach total belanglos an und mittlerweile klicke ich die Dialoge einfach weg.
Dennoch macht es, wie du schon sagst, irgendwie Spaß :).
Ich bin jetzt nur nicht sicher was du mit "Mauszeiger" meinst? Meinst du den Falken zur Ziellokalisierung oder was meinst du genau?