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Dann doch ein Walking Simulator...? Die Story im Fokus, Interaktivität zweitrangig.

In typischer DON'T NOD-Manier liegt der Fokus stark auf der Erzählung, und das Gameplay bleibt dementsprechend minimalistisch. Man bewegt sich durch kleine Umgebungen, interagiert mit Objekten und führt Dialoge, deren Entscheidungen zumindest teilweise Einfluss auf spätere Ereignisse haben sollen. Verglichen mit Life is Strange oder Tell Me Why fühlt sich Lost Records allerdings noch passiver an. Entscheidungsfreiheit ist vorhanden, aber nicht in einem Maße, das wirklich das Gefühl vermittelt, die Geschichte aktiv zu lenken. Wer ein interaktives Drama erwartet, wird hier zufrieden sein; wer sich mehr spielerische Elemente wünscht, könnte enttäuscht werden. Letztlich bleibt es ein etwas besserer Walking Simulator, bei der man keinen großen Einfluss auf den Ausgang der Story hat.

Ein interessanter Aspekt ist die Art, wie das Spiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt. Diese Struktur bringt Dynamik in die Erzählung. Allerdings hätte man diese Mechanik noch besser nutzen können, um Entscheidungen aus der Vergangenheit deutlicher in der Gegenwart nachhallen zu lassen. Zeitreisen bringen aber natürlich auch ganz andere Probleme damit, deswegen wundert es dann auch nicht, dass die Entwickler lieber von zu viel Interaktion zwischen den beiden Zeiten abgesehen haben.

Technische Umsetzung: Glanz und Schatten

So viel Atmosphäre Lost Records: Bloom & Rage auch versprüht – technisch läuft nicht alles rund. Besonders auffällig sind gelegentliche Performance-Probleme, darunter Framerate-Einbrüche, Audioglitches und kleine Grafikfehler. Zwar zerstören diese Bugs nicht das gesamte Spielerlebnis, aber sie hinterlassen den Eindruck, dass das Spiel noch etwas Feinschliff vertragen hätte.

Dazu kommt ein Problem mit dem Pacing: Während die Charaktere und ihre Beziehungen mit viel Detail aufgebaut werden, zieht sich der Anfang teilweise in die Länge. Gerade Spieler*innen, die auf den Mystery-Aspekt gespannt sind, müssen Geduld mitbringen, da sich der eigentliche Konflikt erst spät herauskristallisiert. Bleibt abzuwarten, wie sich dann Tape 2 spielen wird und ob hier dann ein wenig mehr aufs Gaspedal gedrückt wird, um eine spannende Fortsetzung aufzubauen.

Positiv hervorzuheben ist dagegen der Soundtrack, der mit perfekt gewählten Tracks aus den 90ern punktet und so das nostalgische Gefühl weiter verstärkt. DON'T NOD beweist hier wieder einmal sein Gespür für musikalische Untermalung.

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Fazit

Lost Records: Bloom & Rage – Tape 1 überzeugt mit einer emotionalen Geschichte, einer stimmigen 90er-Jahre-Atmosphäre und liebevoll geschriebenen Charakteren. Die narrative Tiefe und die visuelle Nostalgie sind zweifellos die Stärken des Spiels.

Gleichzeitig gibt es aber auch Schwächen: Die Animationen könnten geschmeidiger sein, das Gameplay bietet wenig Interaktivität, und technische Probleme beeinträchtigen das Gesamterlebnis. Wer sich auf eine langsam erzählte Geschichte mit starker Charakterentwicklung einlassen kann, wird hier dennoch auf seine Kosten kommen. Letztendlich bleibt abzuwarten, wie sich die nächsten Episoden entwickeln. Sollte DON'T NOD die technischen Mängel beheben und die erzählerische Spannung weiter steigern, könnte Lost Records: Bloom & Rage eines der erinnerungswürdigsten narrativen Games seit langem werden. Bis dahin bleibt es ein vielversprechender, aber noch nicht vollends überzeugender Auftakt.


Bewertung

Pro

  • Authentische 90er-Atmosphäre
  • Starke Charakterzeichnung
  • Emotionales Storytelling
  • Hervorragender Soundtrack
  • Schöne Umgebungen

Contra

  • Sehr wenig Interaktivität
  • Technische Probleme
  • Lahmes Pacing, Einstieg zieht sich
  • Schwache Animationen der Charaktere

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 9 von 10
9/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Spielspaß 7 von 10
7/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 6 von 10
6/10
7

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