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Ein Strategiespiel mit Controller? Geht das?

Während wir uns also durch insgesamt vier Kampagnen plus einen kleinen Zusatz taktieren und dafür rund 20 – 30 Stunden einplanen, ist vor allem die Steuerung und das Gameplay natürlich von Bedeutung.

Die schlechte Nachricht vorweg: Zu diesem Zeitpunkt ist eine Steuerung per Maus und Tastatur noch nicht möglich – hoffentlich wird das noch nachgeliefert. Zur Beruhigung sei aber gesagt, dass auch die Steuerung mit dem Controller größtenteils gelungen ist.

Die Tasten des Controllers sind gut belegt und nach etwas Eingewöhnzeit flutscht die Steuerung gut von der Hand. Dabei ist sie überraschend komplex, wir können beispielweise per Steuerkreuz Einheiten gruppieren oder mit den Triggern Spezialfähigkeiten auslösen und mehrere Aktionen hintereinander reihen.

Zwei Kritikpunkte haben wir aber: Wir hätten uns gewünscht, etwas weiter aus dem Geschehen herauszoomen zu können, um auch große Armeen flott befehligen zu können. Und das Anwählen von eigenen oder feindlichen Truppen ist oft leider etwas zu fummelig. Gerade bei einzelnen Trupps müssen wir fast schon pixelgenau einen der Soldaten anvisieren und anklicken. Im Eifer des Gefechtes laufen wir so gerne mal an Gegnern vorbei, anstatt sie anzugreifen.

Alle Zeit der Welt

Während der letzte Punkt wirklich nervig ist, fällt er aufgrund des Gameplays nicht allzu sehr ins Gewicht. Iron Harvest 1920+ ist nämlich ein eher träges Strategiespiel. Die Mechs und Truppen bewegen sich meist langsam über die Karte, alles läuft gemächlich ab. Die Missionen sind dabei recht unterschiedlich, aber im Grunde auch so, wie man sie erwartet - mal ist man nur mit begrenzten Truppen unterwegs, muss etwas begleiten oder kann frei bauen und vorrücken.

Das meinen wir aber gar nicht so negativ, es passt zum Setting und vor allem auch zu einem Strategiespiel auf Konsolen. Auch passend: Auf Mikromanagement wird nahezu verzichtet, es existieren gerade einmal drei Gebäude im Spiel, um Truppen zu erstellen und Rohstoffe findet man auf der Karte in Kisten, Fässern oder in Minen, die man einnehmen muss.

Einen Kniff des Gameplays finden wir aber sehr lobenswert und wollen ihn erwähnen. Besiegte Truppen lassen ihre Waffen fallen – die wir dann aufnehmen und unsere Truppen quasi auf dem Schlachtfeld ummodeln können. Aus einem Sanitätertrupp wird so im Handumdrehen ein Haufen flammenwerfender Männer und andersherum – eben so, wie wir es in der jeweiligen Situation für richtig halten.

Ansonsten besitzt jede Fraktion ihre eigenen Helden, etwa Polonia Anna, die mit ihrem Bären Wojtek Truppen heilen und dank Sniper einzelne Trupps aus der Distanz ausschalten kann. Die eigentlichen Stars des Spiels sind aber natürlich die Mechs, die eher ein brachiales Vorgehen unterstützen. Mit der Brechstange kommt man auch gut durch, der mittlere Schwierigkeitsgrad sollte erfahrene Strategen nicht allzu sehr fordern.

Band of Brothers

Der Testbericht ist zwar schon ewig lang, den Multiplayer wollen wir aber nicht unerwähnt lassen. Natürlich können wir gegen andere Spieler antreten, das klappte auch direkt auf Anhieb, 1 vs. 1, 2 vs. 2 und 3 gegen 3 waren möglich. Die Partien waren flüssig und unkompliziert, dank des Fokus auf den Kampf und weniger auf das Management der Basis ist kurzweiliger Spaß garantiert.

Richtig spannend ist die Möglichkeit, alle Kampagnen auch mit bis zu drei Spielern im Koop anzugehen. Diese Option finden wir richtig super, denn gemeinsam macht eigentlich alles noch mehr Spaß.

Kleiner Wehrmutstropfen: Sämtliche Einheiten können von allen Spielern gesteuert werden, fest zugewiesene Truppen gibt es nicht. So kann in der Theorie ein einziger Spieler die gesamte Partie durchspielen, während der andere sich zurücklehnt.

In der Praxis teilt man sich natürlich die Einheiten auf – an diesem Punkt ist das Gruppieren der Einheiten Gold wert. Einer der Spieler kann sich aber auch voll auf die Produktion und Verteidigung der Basis konzentrieren, während der oder die anderen Genossen die Karte erkunden.

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Fazit

Ist Iron Harvest 1920+ in der Complete Edition die ultimative Strategiespielerfahrung auf den Konsolen? Vermutlich nicht – gerade Titel wie Halo Wars 2 machen viele Punkte einfach besser.

Auf der anderen Seite sind die Spiele aber trotz Genre kaum vergleichbar – und das ist auch gut so. Wir haben es hier mit einem eher gemächlichen, sehr atmosphärischen Titel zu tun, der eine runde Story erzählt und seine eigenen Stärken auffährt.

Allen voran die Helden und Kampfmaschinen wissen zu überzeugen – da kann man über die kleineren Problemchen bei der Steuerung oder die etwas matschigen Texturen locker hinwegsehen. Ganz stark ist der Koop, der bis zu drei Spieler durch die Kampagnen jagt und einfach Spaß macht.

Genrefans können bedenkenlos zugreifen, Fans des polnischen Künstlers oder Neugierige können aber ebenfalls einen Blick wagen.


Bewertung

Pro

  • Atmosphärische Welt und Geschichte
  • Gute Sprachausgabe (Muttersprache-Option)
  • Flüssiges Kampfgeschehen
  • Großer Umfang
  • Die Möglichkeit, im Koop zu spielen

Contra

  • Etwas matschige Texturen
  • In entscheidenden Momenten zu fummelige Steuerung
  • Übersicht nicht immer gegeben

Setting / Atmosphäre 9 von 10
9/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound / Synchronisation 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Multiplayer & Co-Op 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
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