
Leer, einfalls- und zusammenhanglos?
Ein Vorwurf, den bereits viele schnelle Tester und eifrige Reviewschreiber dem Spiel machen, ist, dass der Spiele-HUB zu altmodisch und unübersichtlich und das Gameplay insgesamt zu zusammenhanglos ist. Ich habe mittlerweile über 20 Stunden gespielt und kann dazu Folgendes sagen: Der Spiele-HUB, „Hivory Tower“, ist an sich ein eigenes Level und nicht wirklich ein "Menü". Das ist klar Retro, macht aber den Charme aus und lässt einen rätseln und suchen, bis man denn ENDLICH den einen Tunnel gefunden hat und weiterkommt! Das Spiel versucht eben es einem nicht zu leicht zu machen.
Letzten Endes muss ich aber denjenigen Recht geben, die Yooka-Laylee vorwerfen zu viele Elemente gleichzeitig reinzuwerfen und das ohne erkennbaren Zusammenhang. Frühere Spiele waren nicht viel besser in so etwas, aber es wirkt einfach komisch: Warum gerade eine Echse und eine Fledermaus? Warum sind die Protagonisten eine Schlange, ein Polygon-T-Rex, eine Wissenschaftlerin die halb aus einem Tintenfisch besteht usw.? Es sind nette Figuren, gute Ideen, aber es fehlt an einer Hintergrundgeschichte, die diese skurrilen Charaktere zusammenhält. So wirkt es, als ob ein paar Assets zusammengeklatscht wurden.
Ebenfalls schade ist, dass das Spiel ZU sehr von Banjo-Kazooie inspiriert ist und viele Moves und Gameplay-Elemente für Alteingesessene nichts Neues sind. Es gibt ein paar neue Elemente, alles in allem aber ist der Kern der gleiche wie vor 20 Jahren. Aber, um das nochmal zu betonen: Trotz alledem bleibt das Spiel unglaublich unterhaltsam!
Die volle Portion Nostalgie: Pro und Contra
Wer meine erste Folge des „Let’s Play“ zu Yooka-Laylee gesehen hat, der sieht, wie sehr ich mich freue an dem riesigen Nostalgiefaktor des Spiels. Es schreit nach „Banjo-Kazooie“ durch und durch. Das Menü, die Schriftart, die Sounds, das Charakterdesign, der Levelaufbau, die Musik, das Gameplay, die Moves, einfach ALLES ist dem Spiel abgekupfert. Das ist auch okay so. Ich persönlich habe deswegen auch die Kickstarterkampagne unterstützt und wollte die goldene Zeit aufleben lassen. In meinen Augen ist Yooka-Laylee tatsächlich aber eher ein „Banjo-Threeie“, als ein echtes, eigenes Spiel.
Und das ist wohl das Hauptproblem des Spiels… Alle diejenigen, die diese Spiele nie gespielt haben, werden die vielen Retroanspielungen nicht verstehen und erkennen nichts wieder. Ihnen fehlt die rosarote Nostalgie-Brille und sie sehen plötzlich, dass das Spiel zumindest grafisch ganz gut aussieht, aber in vielen Sachen etwas zu oldschool ist. So versprüht es für mich Charme, wenn Charaktere in Dialogen quaken, quieken, krächzen und blubbern, aber heutzutage wirkt ein Spiel, welches seine Dialoge dadurch nur rein textlich vermittelt, etwas altbacken. Eine gute Synchronisation wäre nicht verkehrt gewesen und hätte den Charakteren allesamt deutlich mehr Persönlichkeit eingehaucht. Besonders die vielen Witze, die doch vom Spiel so genial in den Dialogen verpackt sind, wären mit einer richtigen Synchronisation besser zur Geltung gekommen.
Auch die Menüführung an sich ist etwas zu retro und unpraktisch. Auch darf man nicht vergessen, dass es zwar wunderbar ist, dass man Couch-Co-Op und Multiplayer mit geteiltem Bildschirm unterstützt, es gleichzeitig aber an jeglichem Online-Multiplayer fehlt. Wäre doch cool, kooperativ AUCH über Xbox Live spielen zu können, z.B. mit einem guten Freund?!
Etwas, was ich letztlich noch anzumerken habe: Gegen Ende hin (vor allem die letzte Welt) wird das Spiel zu leicht. Aufgrund der Fähigkeiten, die man hat, "ercheatet" man sich schnell einige Pagies in früheren Welten und die letzte Welt an sich ist ebenfalls von der Aufgabenstellung her zu leicht. Die meisten Aufgaben sind nämlich letztlich nur kleine Rätsel, die man meist nur mit allen Fähigkeiten lösen kann. Aber die Umsetzung, das "Schaffen" des Rätsels ist unglaublich leicht. Das Spiel wird also gegen Ende hin nicht tendentiell schwerer, sondern tendentiell deutlich einfacher. Ich hätte mir noch ein paar schwere Hüpfpassagen gewünscht, in denen vielleicht das Fliegen nicht erlaubt wäre o.Ä.. Man muss zum Schluss nicht mehr wirklich viel Können aufweisen, sondern sich schlicht und einfach an alle Moves erinnern und diese ausprobieren (teilweise geben Charaktere einem sogar noch Tipps!!).
Mich persönlich versetzt Yooka-Laylee wieder in die Kindheit und ich finde die volle Ladung Nostalgie perfekt. Ich hoffe, dass die Entwickler das Konzept nun nehmen, weiterentwickeln, etwas Eigenes, Neues draus machen und einen zweiten Teil entwickeln. Genug Anspielungen dazu gab es ja bereits im Spiel selbst…
Wir vergeben deshalb aufgrund des unglaublich toll gelungenen Nostalgie-Faktors den XBoxUser.de-Special-Award!
Fazit
Aus dem Kickstarter-Projekt Yooka-Laylee ist in meinen Augen das geworden, was ich mir vorgestellt hatte: Ein richtig gutes Jump’n Run, das einen unglaublich großen Nostalgiefaktor beinhaltet. Alles ist Retro und das könnte dem ein oder anderen aber dann wieder aufstoßen… So ist lediglich die Grafik gut und aktuell, aber das gesamte Gameplay, der Aufbau der Welten, die Dialoge, die fehlende Synchronisation, all dies sind Elemente, die voller Retrocharme stecken. Wer Banjo-Kazooie mochte, der wird Yooka-Laylee sicher auch mögen. Es wird dem Titel des „Nachfolger im Geiste“ sicherlich gerecht.
Wirklich vorwerfen kann man Yooka-Laylee eigentlich deshalb nur zwei Dinge: Zum einen wirkt die Story zwar gut durchdacht, aber die einzelnen Charaktere und Handlungsstränge sind zu zusammenhanglos und wirken wie einfach so ins Spiel geklatscht. Jeder Protagonist und jeder Charakter hat seinen eigenen Charme – doch fehlt der rote Faden und der Sinn hinter dem Ganzen. Das andere, was man dem Spiel vorwerfen kann, ist, dass es lediglich fünf große, aber nicht wirklich kompakte Welten beinhaltet, die man recht schnell erkundschaftet hat. Auch wenn man lange dafür braucht, das letzte Sammelobjekt zu finden, so wäre hier doch noch etwas mehr wünschenswert gewesen. Aber: Aus Fehlern lernt man. Das Spiel polarisiert sicherlich, ich persönlich habe sehr, sehr viel Spaß mit dem Titel und hoffe auf einen noch genialeren zweiten Teil! … Wenn ich denn ich endlich das letzte Pagie gefunden habe… Wie bekommt man das da nur aus seinem Käfig raus…
Bewertung
Pro
- Optisch sehr schön (super Charakerdesign)
- Guter Oldschool-Soundtrack
- Sehr gute Jump'n Run Aufgaben
- Viele witzige Spielideen
- Enorm großer Nostalgiefaktor (Banjo-Kazooie...)
- Grandioses Revival des Genres auf der Xbox
- Trotz "kleinem" Umfangs sind locker 20 Stunden Spielzeit möglich
Contra
- Ab und an Kameraprobleme (Patch hilft)
- Welten wirken nicht kompakt genug
- Story und Charakteren mangelt es rotem Faden
- Retroanspielungen nicht jedermanns Sache
- Alte Spiele in dem Genre waren deutlich umfangreicher
- Fehlende Synchronisation wirkt altbacken
- Gegen Ende hin zu leicht


1 Kommentar
XBU MrHyde Mi, 19.04.2017, 12:12 Uhr
Ich finde es gut, dass dieses Genre wiederbelebt wird und hoffe, es finden viele XBoxUser Gefallen daran. Dein Test klingt ja sehr positiv (y)