
Im Mai 2015 lief die Kickstarter-Kampagne an, und das Rare-Revival in Form eines 3D Jump’n Runs hat es nun im April 2017 auf die Konsolen geschafft. Das Duo heißt nun nicht mehr Banjo und Kazooie, sondern Yooka und Laylee. Wir haben das Spiel ausgiebig getestet und sagen euch in unserem Review, wieso es genial ist und wo es dann doch kleine Schwächen hat.
Die Sache mit dem Springen und Laufen
Nachdem man sich ein Introvideo angeschaut hat, das den Storyrahmen etwas erklärt hat (Obermotz „Capital B“ möchte alle Bücher der Welt klauen und ihr müsst dies natürlich verhindern), geht es auch gleich los. Von der ersten Minute an fühlt sich alles so familiär und gleichzeitig wieder so erfrischend neu an. Ein Jump’n Run in dieser Form gab es zuletzt vor über 10 Jahren, nur Nintendo hat zwischenzeitlich immer wieder mit solchen Spielen aufgetrumpft (z.B. Super Mario Galaxy).
Wir bewegen uns durch eine quietschbunte Welt mit unserem Charakterpaar der besonderen Klasse: Eine Eidechse und eine Fledermaus. Das Duo funktioniert aber sehr gut: Der quirlige Charakter der Fledermaus und das gute, rationale Gewissen der Eidechse.
Nachdem man sich durch die Tutorials durchgekämpft, die ersten Sammelobjekte gefunden und sich so langsam zurechtgefunden hat, kann Yooka-Laylee auftrumpfen. Wer die klassischen Jump’n Runs mag, wird auch mit Yooka-Laylee einen Heidenspaß haben. Wir müssen von Plattform zu Plattform springen, seltsame Rätsel lösen, rollen, gleiten, fliegen, schwimmen, alles immer um an die wertvollen Sammelobjekte zu kommen. Und der gibt es zu Hauf. Jede Welt beinhaltet 200 Federn (Quills) und 25 Pagies, verlorene Seiten des goldenen Buches. Diese sind stets die Belohnung und fungieren wie bei Mario die Sterne oder Banjo-Kazooie die Puzzleteile. Mit ihnen schaltet man neue Welten frei und sie sind das Hauptziel.
Quirlig, bunt, etwas für Sammler!
Mein Herz ging beim Spielen auf. Es ist so schön, sich gleich wieder zuhause zu fühlen und doch irgendwie neue Dinge zu entdecken. Die Welten sind sehr beeindruckend, haben eine sehr schöne Optik und vor allem das Charakterdesign ist einzigartig. Unsere Hauptprotagonisten wirken absolut authentisch und die vielen Nebencharaktere sind ebenfalls schön entworfen. Das Gameplay ist insgesamt auch sehr abwechslungsreich: Mit neuen Fähigkeiten können wir neue Rätsel lösen, es gibt viele Sprung- und Timing-Passagen, und ohne zu viel zu spoilern kann man sagen: Es gibt einiges an sehr kniffligen Passagen, die man mehr als einmal probieren muss, um sie zu schaffen.
Die Level scheinen anfangs etwas leer zu sein, das muss man zugeben (leider auch nur fünf an der Zahl…). Das Leveldesign ist aber ganz bewusst so groß und teilweise mit großen Distanzen, da man späterhin Fähigkeiten erlangt, die das Ganze kompensieren (ich sage nur: hoch in die Lüfte…). Gleichzeitig entsteht durch die große Welt das, was den Reiz ausmacht: Ohne Minimap, ohne Richtungsanzeige, wohin ich gehen muss, ohne konkrete Aufgabenstellung, macht das Erforschen der Umgebung, der einzelnen Ecken im Level und das Sammeln der schier unendlichen Sammelobjekte deutlich mehr Spaß! Ich habe bestimmt einige Stunden damit verbracht, die letzten paar „Quills“ zu finden, die sich irgendwo noch versteckt hielten... Das macht den Reiz aus: Da hilft kein Internetguide, sondern nur eigenes Spielen! (gleiches gilt für schwere Sprung- oder Hüpfpassagen) Es bleibt allerdings dabei, dass viele der Welten etwas „auseinandergezogen“ scheinen und durch ein kompakteres Design würde die Welten nicht so leer wirken lassen. Dass es nur fünf sind, ist ebenfalls etwas schade, allerdings sind die einzelnen Welten so groß und es gibt so viel zu tun, dass dafür kompensiert wird. Es war wohl eine Sache des Budgets…
Fazit
Aus dem Kickstarter-Projekt Yooka-Laylee ist in meinen Augen das geworden, was ich mir vorgestellt hatte: Ein richtig gutes Jump’n Run, das einen unglaublich großen Nostalgiefaktor beinhaltet. Alles ist Retro und das könnte dem ein oder anderen aber dann wieder aufstoßen… So ist lediglich die Grafik gut und aktuell, aber das gesamte Gameplay, der Aufbau der Welten, die Dialoge, die fehlende Synchronisation, all dies sind Elemente, die voller Retrocharme stecken. Wer Banjo-Kazooie mochte, der wird Yooka-Laylee sicher auch mögen. Es wird dem Titel des „Nachfolger im Geiste“ sicherlich gerecht.
Wirklich vorwerfen kann man Yooka-Laylee eigentlich deshalb nur zwei Dinge: Zum einen wirkt die Story zwar gut durchdacht, aber die einzelnen Charaktere und Handlungsstränge sind zu zusammenhanglos und wirken wie einfach so ins Spiel geklatscht. Jeder Protagonist und jeder Charakter hat seinen eigenen Charme – doch fehlt der rote Faden und der Sinn hinter dem Ganzen. Das andere, was man dem Spiel vorwerfen kann, ist, dass es lediglich fünf große, aber nicht wirklich kompakte Welten beinhaltet, die man recht schnell erkundschaftet hat. Auch wenn man lange dafür braucht, das letzte Sammelobjekt zu finden, so wäre hier doch noch etwas mehr wünschenswert gewesen. Aber: Aus Fehlern lernt man. Das Spiel polarisiert sicherlich, ich persönlich habe sehr, sehr viel Spaß mit dem Titel und hoffe auf einen noch genialeren zweiten Teil! … Wenn ich denn ich endlich das letzte Pagie gefunden habe… Wie bekommt man das da nur aus seinem Käfig raus…
Bewertung
Pro
- Optisch sehr schön (super Charakerdesign)
- Guter Oldschool-Soundtrack
- Sehr gute Jump'n Run Aufgaben
- Viele witzige Spielideen
- Enorm großer Nostalgiefaktor (Banjo-Kazooie...)
- Grandioses Revival des Genres auf der Xbox
- Trotz "kleinem" Umfangs sind locker 20 Stunden Spielzeit möglich
Contra
- Ab und an Kameraprobleme (Patch hilft)
- Welten wirken nicht kompakt genug
- Story und Charakteren mangelt es rotem Faden
- Retroanspielungen nicht jedermanns Sache
- Alte Spiele in dem Genre waren deutlich umfangreicher
- Fehlende Synchronisation wirkt altbacken
- Gegen Ende hin zu leicht


1 Kommentar
XBU MrHyde Mi, 19.04.2017, 12:12 Uhr
Ich finde es gut, dass dieses Genre wiederbelebt wird und hoffe, es finden viele XBoxUser Gefallen daran. Dein Test klingt ja sehr positiv (y)