
WWF wird WWE
Den Weg von der Gründung der NWO bis hin zum Kauf der WCW durch die WWF und der damit verbundenen Fusion zu WWE erlebt ihr anhand eines Graphen über die Quoten der Jahre. Bestimmte Abschnitte der Attitude-Ära werden hier Match für Match nachgespielt und in typischer Form für das Wrestling verpackt. Ihr spielt die D-X Kampagne, den Kampf zwischen Austin und der WWF, die Bruderschlacht zwischen dem Undertaker und Kane, so wie die Fehde zwischen Mankind und the Rock inklusive I Quit Match und dem Fight im leeren Stadion. Viele dieser Schlüsselevents werden mit original Videoaufnahmen der damaligen Zeit eingeleitet und auch die Dialoge und Kommentare werden aus den original Tonspuren der Archive zusammengesetzt.
Nicht nur durch diese Einspieler wir das Ganze für Fans der Ära interessant, denn die Matches verfügen über Schlüsselmomente und OMG-Events. Es gibt immer ein Hauptziel- was meist heisst "Gewinne das Match". Darüber hinaus gibt es historische Bonusziele, z.B. als Undertaker Mankind beim Hell in a Cell auf das Kommentatorenpult zu werfen. Wenn ihr alle Ziele erfüllt, schaltet ihr jede menge Boni inklusive neuen Matches frei.
Neu sind dabei auch OMG-Momente: Es gibt bestimmte Stellen in der Arena, an denen ihr einen Finisher nutzen könnt, um extra heftige Aktionen zu starten. Dazu gehört zum Beispiel, den Opponenten durch die Absperrung in das Publikum zu slamen. Das macht alles Spaß, wirkt aber etwas steif und limitiert, da es am Ende eben doch fixe Punkte sind. Die Atmosphäre dieser Kampagne ist aber besser, als es jemals in einem Wrestling Game der Fall war. Das liegt mit an den Kommentatoren, welche aber auch deutlich machen, wie schlecht sie sonst eigentlich waren.
Zu große Kluft zwischen den Kommentatoren
Wenn ihr in der Kampagne ein wichtiges Match spielt, werden original Tonspur und die normalen Kommentare des Spiels gemischt. Hier fällt eindeutig auf, wie schön ein Gespräch mit Wortwitz und Hintergrundinformationen in den Tonspuren des TV Formats geliefert werden und wie öde dagegen die Kommentare des normalen Spiels sind. Ein ,,Oh my god, steel hits the bone" wird auch beim zehnten Mal in einem Hardcore Match nicht interessanter. Es ist ein Weg in die richtige Richtung, macht aber die eigentliche Schwäche der Soundabteilung noch viel offensichtlicher.
Der Soundtrack ist ansonsten mit original Musiken und typischer US HardRock-Musik wieder passend ausgefallen, was man vom Publikum nicht sagen kann. Wer Wrestling aus dem TV kennt, der weiss, dass das Publikum die Stimmung ausmacht und das Matches und Events anhand der Reaktion der Zuschauer geplant werden. In diesem Spiel gibt es quasi nur drei Stufen: Ruhe, Buhhhh und völlige Freude. Hier fehlt einfach das Anheizen der Meute ein wenig, zu dem kommen sogar Rufe aus dem Publikum, wenn ihr mit Mankind in einer leeren Halle gegen The Rock kämpft. Ein grober Schnitzer. Negativ fiel mir auch die zwanghafte Verbannung des Ausdrucks WWF auf. In jedem Dialog, der aus dem TV Format genommen wurde, ist das F in WWF in der Tonspur unterdrückt, in den Untertiteln steht dafür WWE. Wie albern, auf der einen Seite seine Vergangenheit zu feiern, diese aber auf der anderen Seite unsinnig zu leugnen.
Grafisch hat sich kaum Merkbares geändert zum Vorgänger, Bewegungen sind leicht flüssiger geworden, ansonsten bleibt alles beim Alten. Leider auch inklusive einiger Grafikbugs, wie einem Wrestler, der auf dem Boden liegen sollte, aber einige Millimeter darüber schwebt. Es gibt auch Athleten, die wie ein Geist durch die Ringseile den Kampfbereich verlassen. Es ist schade, wenn bestimmte Fehler jedes Jahr wieder passieren.
Wie immer viel Inhalt
Wie jedes Jahr bietet auch WWE '13 viel Inhalt für sein Geld. Um die 100 Wrestler und haufenweise Content freispielen sollten die Fans bei der Stange halten. Darüber gibt es etliche Spielmodi neben der Kampagne, zu denen auch das Inferno Match, TLC, Ladder, Hell in a Cell und mehr gehört. Natürlich ist wieder der Multiplayer mit dabei, welcher immer noch etwas spaßiger ist als gegen die KI zu spielen. Grund hierfür ist das unglückliche Balancing der KI. Die Gegner kontern einfach viel zu viele Griffe, das auch auf leichten Stufen, daher sind Kämpfe oft eher durch Gewalt, als durch Technik zu gewinnen.
Dies lässt sich glücklicherweise etwas beheben, wenn ihr eine der zahllosen Optionen nutzt, in der ihr das KI-Verhalten individuell anpassen könnt, so wie den Schaden diverser Aktionen. Grenzenlos sind natürlich auch wieder die Möglichkeiten, selbst Inhalte zu erstellen. Hier kann man alles und jeden erstellen, was bei den Fans sehr beliebt ist. Hier sollte man sich zum nächsten Jahr, ähnlich wie für alle anderen Optionen auch, eine etwas übersichtlichere Handhabung einfallen lassen.
Fazit
Wer kein WWE besitzt, kann guten Gewissens alle anderen Titel überspringen und erhält hier das kompletteste und beste Paket.
Wem das Game momentan zu teuer ist, wird jedoch auch mit den Vorgängern ein sehr ähnliches Erlebnis erzielen können. Den besten Karriere-Modus über eine der spannendsten Zeiten des US-Wrestling gibt es jedoch nur in der Auflage aus diesem Jahr.
Dafür gibt es sonst - wie immer - leider viel zu wenig Neues und alte Fehler, welche Hardcore-Fans von Wrestlingspielen mittlerweile wohl gar nicht mehr bemerken werden.
WWE '13 begeistert Fans dennoch genauso wie die Vorgänger. Die neue Karriere zeigt, wohin Wrestling Games in Zukunft gehen sollten. Hier wird TV Atmosphäre ganz neu definiert. Schade hingegen, dass der Titel noch an den selben Fehlern leidet, wie es schon in all den Jahren zuvor der Fall war.
Bewertung
Pro
- Einbindung von Tonspur aus dem TV Format erzeugt Atmosphäre
- Attitude Ära bietet super Karriere Modus
Contra
- (Mal wieder) kaum technische Veränderungen
- Kommentatoren abseits der Karriere (noch immer) langweilig

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