
Theorie und Praxis
Soweit die Theorie. Leider sieht die Praxis nicht mehr ganz so gut aus. Auch wenn man sich für die Entwicklung des Spiels offensichtlich fachliche Kompetenz zu Hilfe geholt hat, hätte man den selben Schritt auch bei der technischen Umsetzung gehen sollen. Gut durchdachte Übungen, bei denen man mit Armen schlagen, mit den beiden treten muss oder gar noch komplexere Übungen mit Ellbogen oder/und Knien durchführen soll, sind nur schwer korrekt durchzuführen, wenn die Rückmeldungen des Trainiers auf Grund technischer Mängel alles andere als hilfreich sind. Dank der Kinect-Kamera ist die Xbox 360 zwar durchaus in der Lage eure Bewegungen zu erkennen und zu analysieren, hier hilft es aber wenig, wenn die Software nichts mit den Impulsen der Hardware anzufangen weiß. Das die Technik funktionieren kann, haben wir vielfach bewiesen bekommen. Der UFC Personal Trainer ist hierbei leider kein weiteres Beweismittel.
Übungen, welche mit dem Ellbogen auszuführen sind, können auch durchaus mit den Händen ausgeführt werden. Wenn der virtuelle Trainer dann zu allem Überfluss euch noch für gut ausgeführte Bewegungen lobt, obwohl ihr selbst nicht mehr wisst, wo oben bzw. unten ist, darf man durchaus die Technik als mangelhaft bezeichnen.
Sprachbarriere
Leider gesellen sich zu der technisch mangelhaften Umsetzung auch sprachliche Probleme. Sämtliche Anweisungen eures Trainers sind in englisch. Dies mag für den ein oder anderen von euch ggfs. kein Problem darstellen. Allen anderen ist aber leider auch nicht damit geholfen, dass die deutschen Untertitel schneller über den Bildschirm fliegen, als man sie lesen kann. Nicht zu vergessen, dass man den Anweisungen eigentlich auch noch mit körperlichen Verrenkungen folge leisten sollte.
Wer seine Lieblingsübungen zum X-ten Mal ausgeführt hat, wird zwar irgendwann keine Anweisungen mehr nötig haben. Nichts desto trotz ist dies in Kombination mit der mageren Technik eher ein Frust- als ein Lustspiel. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass alle Trainer offensichtlich den gleichen Sprachkurs mit eingeschränktem Wortschatz belegt haben. Bereits nach einigen Übungen nerven die sich ständig wiederholenden Kommentare deutlich. Daran kann auch die ganz brauchbare, rockige Soundkulisse nichts ändern.
Optischer Fight Club
Auch wenn der Fokus des UFC Personal Trainers auf der Vielzahl der unterschiedlichen Übungen liegt...die Präsentation des Ganzen ähnelt doch stark einem illegalen Studio für Kampfsport in einem versteckten Kellerverlies. Triste Farbtöne und eine insgesamt wenig überzeugenden Optik steigern nicht gerade den sportiven Tatendrang. Im realen Leben hättet ihr in einem solch heruntergekommenen Studio niemals einen Vertrag unterschrieben.
Diesem Motivationsdämpfer kann auch der Multiplayer-Modus nicht mehr wett machen. Zwar habt ihr die Möglichkeit im Bredouille-Modus euch nacheinander zu zeigen, wer der fittere ist oder könnt Seite an Seite auf dem gleichen Bildschirm gegeneinander "kämpfen". Via Xbox Live könnt ihre jederzeit Herausforderungen an eure Freunde verschicken...wirklich überzeugen können diese Features aber nicht.
Vielleicht kann ja wenigstens das Trainingstagebuch, die Statistiken oder der 30 oder gar 60 Tage Trainingsplan, den ein oder anderen mit Durchhalteparolen ausreichend motivieren.
Fazit
THQ präsentiert uns den UFC Personal Trainer, der mit fachlich kompetenter Unterstützung der National Academy of Sports Medicine entwickelt wurde. Insgesamt 70 Übungen mit Warm-Up und Cool-Down Phasen, einige Minispiele, wie der Kampf gegen einen Punchingball oder dem freien Rumgekloppe, ein Multiplayer, Trainingspläne, sowie Statistiken etc. tragen deutlich zu einem hohen Spielumfang bei.
Leider ist die technische Umsetzung mehr als mäßig, so dass die Bewegungserkennung häufig schwächelt. Auch der ausschließlich englischsprachige Trainer und die viel zu schnell über den Bildschirm fliegenden deutschen Untertitel des Personal Trainers tragen nicht gerade zu einem besseren Verständnis der einzelnen Übungen bei.
Optisch gleicht der Personal Trainer einem modernen Fight Club, der sich illegalen Kampfsportaktivitäten im Untergrund gewidmet hat. Ein tristes Erscheinungsbild, welches selbst mit durchschnittlichem Anspruch an einen Kinect-Titel in keiner Weise zu überzeugen vermag.
UFC Personal Trainer, ein sportives Kinect-Spielerlebnis mit gutem Umfang, leider aber auch spürbaren technischen Mängeln, sowie einer wenig überzeugenden Optik. Hier wurde das Potenzial des Spiels leider verschenkt.
Bewertung
Pro
- Statistiken & Tagebuch
- Persönlicher Trainingsplan
- Viele, teils recht unterschiedliche Übungen
Contra
- Schlechte Unterstützung der Kinect-Kamera
- Nur englische und dazu schnell nervende Sprachausgabe
- Optisch absolut kein Meisterwerk
3 Kommentare
XBU Dirty Mi, 27.07.2011, 12:40 Uhr
Ok...muss ich meine These ändern. Selbst in der Steinzeit waren einige davon überzeugt, dass man in einigen tausend Jahren zum Mond fliegen wird.
Es war also durchaus schon ein Astronaut unter den Höhlenmenschen, obwohl die Mehrzahl noch auf der Suche nach dem Feuer war. :twisted:
Oder anders ausgedrückt: Als die ersten Räder noch eckig waren, gab es durchaus schon Exemplare die im Stande waren, einen bis zwei Meter zu rollen. Das Erschreckende daran war, dass die ersten Eck-Räder nur 12 Esel und 73 Ziegenböcke kosteten. Irgendwo von muss ja der Raderfinder nun mal auch leben. Und als Testobjekt und zahlender Probant kann man durchaus auch Spaß an der Erfindung erwerben.
Aber es waren die ersten Räder....immerhin.
Ach lassen wir dass...solange mich noch meine Frau erträgt, brauche ich kein Zappel-Kinect um den Helden zu spielen. :smt003
XBU MrHyde Mi, 27.07.2011, 12:23 Uhr
Da muss ich widersprechen... um bei deinem Beispiel zu bleiben: Kinect bietet das Grundgerüst zur Mondlandung an, letztlich liegt es aber an den Ingenieuren und Programmieren, die Rakete auch lauffähig zu machen und die richtige Route einzuprogrammieren ;)
Es gibt ja Spiele, wo die Erkennung problemlos funktioniert. Das bedeutet im Umkehrschluss, irgendwas muss falsch gelaufen sein, wenn es das bei bestimmten Spielen nicht tut. Wird ggf. durch komplizierte Bewegung zu viel abverlangt oder ist die Anfrage einfach nicht ausreichend implementiert worden.
Man muss ja nur mal Kinect Sports und Motion Sports vergleichen. Bei Ersterem kann man Spielen und Spaß haben, was bei zweitem aufgrund miserabler Erkennung in keinem Fall möglich ist. Der Kinect Sensor ist bei beiden Spielen aber derselbe... ;)
XBU Dirty Mi, 27.07.2011, 10:54 Uhr
Kinect scheint auf dem gleichen technischen Niveau zu sein, wie die Astronauten aus der Steinzeit... :twisted: