
Die alte Mensch vs. Natur Geschichte
Die Story in Troll and I ist grundsätzlich ein alter Hut. Wir Menschen sind raffgierig und schätzen die Natur nicht. Wir wollen aus allem, was Mutter Natur uns gegeben hat, nur Profit machen. Die schlimmsten sind dabei die Superreichen. Doch es gibt eine Handvoll Menschen, die von der Gesellschaft verstoßen sind, diese Menschen wissen die Natur zu schätzen und verbünden sich deshalb auch mit dem Fabelwesen, welches von den Industriemächten gejagt wird. Die Geschichte ist wie gesagt nicht neu, gerade in Filmen wurde sie schon oft benutzt, in Games – zumindest in der jüngeren Vergangenheit – jedoch nicht so häufig, als dass sie nicht zumindest etwas frischen Wind in die Spielelandschaft bringen könnte.
Ohnehin ist die Verbindung der beiden Hauptfiguren wichtiger als die Rahmenhandlung. Die Beziehung zwischen Otto und Troll wird schön in Szene gesetzt. Von den Zweifeln über die wachsende Zuneigung bis zu einer Art Freundschaft, kann der Spieler verständlich nachfühlen, wie es den beiden dabei geht. Das Ganze geht dabei aber nicht so tief, wie es gehen könnte. So werden zum Ende des Spieles vermutlich weniger Spieler eine Träne vergießen als sich die Entwickler von Spiral House wohl gewünscht haben.
Zwar klappt es gut, dass wir die einseitig nonverbale Kommunikation zwischen Troll und Otto immer verstehen, doch die Immersion will nicht ganz gelingen. Zu viele technische Unzulänglichkeiten sorgen dafür, dass wir als Spieler nicht gänzlich abtauchen können und somit auch nie den Gedanken verlieren, hier nur zwei programmierte Wesen zu sehen.
Technisch schwach
Natürlich muss man immer bedenken, dass es sich bei den Entwicklern von Spiral House um ein Indie-Studio handelt und das hier nicht die Ressourcen zur Verfügung stehen wie bei anderen Projekten, dennoch muss ich sehr an der Performance des Titels meckern. Das Spiel fängt solide an, klar fällt sofort bei der ersten Nahaufnahme von Ottos Gesicht auf, das die Grafikleistung aller höchstens auf Xbox 360 Niveau ist, doch das Gesamtbild ist erstmal nicht störend. Leider fällt nach einer Stunde Spielzeit aber auf, dass viele Texturen nicht nur matschig sind, sondern auch zigmal verwendet werden. Langeweile stellt sich ein. Auch die Gesichtsanimationen, besonders die von Troll, sehen stellenweise einfach grausig aus. Troll ist traurig, doch sieht aus wie E.T. nach einer Botox-Behandlung. Emotionen kommen dabei beim Spieler nicht hoch.
Was dem Spiel aber wirklich schadet, sind die vielen grafischen Fehler. Clipping Fehler stehen an der Tagesordnung, Otto verschwindet gerne zur Hälfte in Wänden und manchmal versinkt sogar die ganze Spielfigur im Boden und kann nur noch durch Troll wieder rausgezogen werden, das betrifft dann sogar effektiv das Gameplay. Hinzu kommen die massiven Pop-Ups. Läuft man über eine längere gerade Strecke so kann man zusehen, wie bei jedem Schritt neues Gras wächst. Das Ganze sieht aus wie ein Zeitraffer-Video von neu gepflanztem Rasen, absolut surreal.
Der Soundtrack ist dafür recht schön gelungen, doch leider setzt viel zu selten Musik ein. Die Sprachausgabe ist Englisch und oberer Durchschnitt. Sound ist also nicht Weltklasse aber bei weitem nicht das Problem des Titels.
Zu fast keinem Zeitpunkt konnten wir in die Spielwelt eintauchen, weil alle Bugs deutlich machen, dass es sich hier um ein Game handelt. Das Spiel hätte noch mindestens sechs Monate Fine-Tuning vertragen können.
Ganz schön steif für einen jungen Kerl
Wer jetzt denkt, die Grafik ist das große Problem von Troll and I, hat definitiv noch nicht selber Hand an den Titel legen können. Die Steuerung ist unglaublich schwammig. Wer unser Let’s Play gesehen hat, hat sicher die schnellen Kameradrehungen bemerkt. Man kann die Sensibilität der Kamera nicht verstellen und zusätzlich hat die Eingabe zur Drehung auch noch ein spürbares Delay. Das fühlt sich sehr strange an. In der ersten Stunde unseres Testes waren wir guter Hoffnung, man könnte sich daran gewöhnen, doch nach zwei und mehr Stunden Spielzeit bringt die Steuerung jeden Gamer an den Rand der Verzweiflung.
Die Kämpfe mit Gegnern sind unglaublich steif, es ist nicht möglich, Gegner anzuvisieren, und das Ausweichen ist reine Glückssache. Die Kämpfe sind so holprig, dass man sich im Spiel freut, wenn ein Rätsel oder eine Kletterpassage kommt. Die Rätsel sind cool und unterstützen das Teamwork der beiden Figuren. Besonders im Couch-Coop machen diese Abschnitte Spaß, doch auch alleine sind die Puzzle das Highlight des Titels. Alle Aufgaben haben einen niedrigen Schwierigkeitsgrad, so dass jeder Spieler damit zurechtkommt, dennoch ist Troll and I nicht ganz einfach. Das liegt daran, dass der Spieler nicht an die Hand genommen wird.
Die meiste Zeit im Spiel verbringt man damit, das nächste Rätsel oder den nächsten Weg zu suchen. Hinweise darauf, wie es weiter geht, gibt es äußerst selten. Oft weiß der Spieler einfach nicht, wonach er suchen muss, mehr oder wenige zufällig stolpert man dann über den Auslöser für das nächste Rätsel. So passierte es sogar in unserem Test, dass wir nur durch Clipping-Fehler auf eine höhere Plattform kamen. Erst in einem Walkthrough konnten wir den eigentlichen Weg dann nachempfinden. Hinzu kommt, dass die Checkpoints so gelegt sind, dass sowohl nervige Kämpfe, als auch looten und craften wiederholt werden müssen, das trifft einen dann nochmal doppelt.
Die Kombination aus schwacher Grafik und sehr holpriger Steuerung macht es zu einer schwierigen Aufgabe, die sechs bis acht Stunden Spiel durchzuhalten.
Fazit
Troll and I ist ein Spiel, welches wir wirklich gut finden möchten. Das Setting der skandinavischen Wildnis und das Team aus Otto und Troll sind Dinge, die grundsätzlich Spaß machen.
Die Entwicklung der Figuren passt und auch die Geschichte ist unterhaltsam, wenn auch nicht übermäßig kreativ. Doch technisch hapert es an allen Ecken in Troll and I. Die Grafik ist schwach und zusätzlich voller Bugs, die wirklich stark auffallen.
Der Killer ist dann aber die Steuerung, welche einfach grundlegende Funktionen vermissen lässt und dank Eingabeverzögerung auch noch unnötig schwerfällig ist. Spiral House zeigen, dass sie eine Vision haben, doch leider konnte diese hier nicht umgesetzt werden.
Mit etwas mehr Zeit hoffen wir auf ein besseres Ergebnis beim nächsten Mal. Bei der aktuellen Performance kann man leider keinem Spieler raten, rund 50 Euro für Troll and I zu investieren.
Bewertung
Pro
- Couch-Coop
Contra
- Schwache Technik
- Holprige Steuerung
- Viele Bugs
3 Kommentare
rosalieana1234 Di, 23.05.2017, 00:38 Uhr
dachte vor dem test, das würde mein nächstes spiel werden.. aber gut. ich warte noch ^^ danke
XC ShadowClaw Do, 20.04.2017, 10:57 Uhr
na klasse also nichts für mich. Danke für den Bericht! hatte mir vom Spiel selbst mehr erhofft.
Amani HT Di, 04.04.2017, 08:23 Uhr
Danke für den Test und hilft mir bei einer Kaufentscheidung