
Schwerer Einstieg
Für heutige Verhältnisse ist Tides of Numenera sehr sperrig ausgefallen. Es gibt keine Minimap, das Itemmanagement ist minimalistisch und es gibt kaum Sprachausgabe. Zwar gibt es Tutorial Texte, die Mechaniken des Titels sind aber stellenweise so verzahnt, das durch die Tipp-Boxen nicht immer alles geklärt ist. Zudem sind die Ausrichtung der Figur und der gewählte Weg im Spiel deutlich entscheidender als bei den meisten modernen Spielen. Torment: Tides of Numenera ist einfach nicht so casual, wie viele Spieler es 2017 gewohnt sein dürften.
Bereits bei der Erstellung meiner Figur viel es mir schwer zu entscheiden, ob ich Krieger, Zauberer oder Bandit sein möchte. Als Krieger entschied ich mich dann, die meisten Situationen aggressiv anzugehen und das funktioniert besonders zu Beginn nicht immer. Es gibt wirklich viele Freiheiten, als Spieler kann man weit kommen, ohne gegen andere Menschen zu kämpfen. Ich hingegen wählte immer die Sprache der Faust, schnell bereute ich diese Entscheidung. Fast immer gab es mindestens zwei Wege für mich, ich musste entscheiden welcher Gruppe ich helfe, dies entschied dann welche Figuren sich meiner Party anschlossen und am Ende gab es dann noch die Wahl der Waffen.
Die Kämpfe sind rundenbasiert und besonders am Anfang ohne Waffen und ohne eine große Gruppe kann es schwierig werden. Mein Charakter hat diverse Attribute, welche sich aktiv investieren lassen. Habe ich ein Gespräch vor mir, kann ich sagen wie viel meiner Intelligenz ich dafür aufbringen möchte, je mehr ich investiert, desto wahrscheinlicher ist ein positiver Ausgang. Gleiches gilt zum Beispiel für Kraft, welche im Kampf investieren kann und den Schaden zu erhöhen. Diese Attribute bleiben dauerhaft leer, bis meine Party eine Rast macht, dies oder Items können Kraft, Intelligenz und weitere Attribute wieder füllen. Die Auswahl von Fähigkeiten, Waffen und Figuren ist durchaus vielschichtig und typisch für ein klassisches Advanced Dungeon & Dragons Spiel. Allerdings empfand ich die ersten zwei Stunden als wirklich harten Einstieg. Gerade die Karte, welche komplett mit einem Fog of War bedeckt ist und die fehlenden Indikatoren für den Weg zum Ziel haben mir den Einstieg so schwer gemacht. Nach zwei Stunden wird es besser, so richtig stellt sich der Spielspaß aber erst nach fünf Stunden und mehr ein.
Technisch nicht am Zahn der Zeit
Technisch orientiert sich Torment: Tides of Numenera deutlich an anderen Werken von inXile Entertainment. Am ähnlichsten ist es technisch wohl Wasteland 2. Eine fixe isometrische Perspektive mit Zoom-Funktion bietet das Grundgerüst. Zoome ich weit aus dem Geschehen, so habe ich eine große Übersicht, die Figuren sehen aber sehr seelenlos aus. Zoome ich ganz nah ran, geht die Übersicht flöten und man merkt doch deutlich, wie pixelig alles ist. Die mittlere Zoom-Stufe ist wohl die beste Variante. Die Grafik ist noch so poliert, wie sie sein sollte, dafür ist das Setting sehr kreativ. Die Umwelt ist abgefahren und viele Figuren haben trotz mäßiger grafischer Qualität ihre Eigenheiten, so dass ein Bild von der Welt voller verschiedener Kulturen entsteht.
Die Musik ist verhalten aber passt zu dem ruhigen, dennoch düsteren Setting von Torment. Was mir persönlich fehlt, ist die Sprachausgabe. Es gibt in wenigen Momenten Sprachausgabe, diese aber dann nur auf Englisch. 80% des Spiels verzichtet aber selbst auf die englische Sprachfassung und lässt mich fleißig Texte lesen. Die Story ist zwar interessant und die Figuren haben alle etwas zu sagen, dennoch ist mir das im Jahre 2017 eindeutig zu viel Lesestoff. Selbst Nintendo verpasst seiner Zelda Serie dieses Jahr eine Sprachausgabe, da hätte ich mir das für Torment ebenso gewünscht, da hier die Textpassagen stellenweise sehr lang sind, immerhin sind die Bildschirmtexte deutsch.
Was leider gar nicht akzeptabel ist, auch nicht für ein Kickstarter Projekt, was im Laden 49,99 Euro kostet, sind die Bugs und Framerate Einbrüche. Fangen wir mit den Bugs an, viele Kämpfe waren Fehlerhaft. Plötzlich konnte ich keine Gegner mehr anklicken oder mich nicht mehr bewegen. Am häufigsten war dabei der Fehler, dass ich nach dem Ableben zwar wieder in der Basis war, das HUD aber noch immer im Kampfmodus verweilte. So erwartet das Spiel von mir den nächsten Zug, welchen ich nicht machen konnte, da ja keine Gegner mehr da waren. Da hilft nur einen alten Spieltand zu laden.
Gerade bei Städten in denen etwas mehr los ist, kommt es bei schnelleren Fußläufen immer wieder zu Slow-Downs und Rucklern, dies passiert leider nicht selten und ist somit sehr nervig. Als absoluten Stimmungskiller muss ich die Ladezeiten bezeichnen. Zwar dauern diese „nur“ 30-50 Sekunden, jedoch tauchen sie bei jedem Raumwechsel auf. So wollte ich vom Marktplatz, durch eine Höhle, über ein Geschäft zu einer Leiter auf das Dach. So stellten sich mir hier direkt drei Ladezeiten innerhalb von ebenfalls drei Spielminuten, das ist fast ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Spiel und Ladebildschirmen, das geht wirklich gar nicht.
Fazit
Torment: Tides of Numenera ist etwas für Puristen der alten Schule. Das Spiel bietet ein leider sehr sperriges Gameplay, aber eine wunderbar abgefahrene Story. Spielerisch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, jedoch ist der Einstig dabei verdammt schwierig.
Über grafische Mittelmäßigkeit kann ich hinwegsehen, der Titel kommt dabei aber mit häufigen Bugs und weiteren technischen Unzulänglichkeiten. Hier hätte ich mir etwas mehr Optimierung für die Xbox One gewünscht. Technisch fühlt es sich wie eine Early Access Version an.
Schade, dass Einstieg und Technik das Spiel schlecht dastehen lassen, denn das System und die Geschichte dürfte besonders für Pen and Paper Fans durchaus interessant sein. So kann ich für den Preis von knapp 50 Euro nur eingeschränkt zum Kauf raten.
Bewertung
Pro
- Anspruchsvolles Kampfsystem
- Frische Story
Contra
- Schwieriger Einstieg
- Viele Bildschirmtexte
- Häufige Bugs und Slow-Downs
1 Kommentar
Kellydie0 Mo, 27.03.2017, 20:13 Uhr
Ich glaube das gab es bisher schon besser spiele im dem Genre...Baldurs Gate